Andreas Rüdig

Besuch beim Buchhändler

Schock deine Eltern und lies' ein Buch. Ob dieser Werbespruch eine gute Einleitung für einen Bericht über den Beruf des Buchhändlers ist? Keine Ahnung.
Es ist Mittwochnachmittag. So gegen 13 Uhr betrete ich die Buchhandlugn Hermann in der Duisburger Innenstadt. Ich bin dort mit Herrn Perlick verabredet. Eigentlich war vorgesehen, daß er mir etwas über den Beruf des Buchhändlers erzählt. Der Text hätte dann in einem Wirtschaftsjournal (den "WirtschaftsNachrichten") veröffentlicht werden sollen.
Doch es sollte anders kommen. Als ich ankam, kam der erste Rückschlag. Herr Perlick bedeutete mir, er sei etwas in Zeitnot; bedingt durch einen Fall von Diebstahl müsse er zur Polizei. Nein, nein, kein akuter Fall von Ladendiebstahl. Soweit ich es behalten habe, sollte sich Herr Perlick eher irgendwelche Fotos ansehen.
Und sein Kollege, der an diesem Mittwochnachmittag in dem Ladenlokal anwesen war? Seinen Namen weiß ich nicht. Er bedeutete mir jedenfalls, daß er nicht zu einem Interview bereit ist. Man verlasse sich eher auf die Mund - zu - Mund - Propaganda, statt auf diese (wenn auch kostenlose) Werbung zurückzugreifen.
So geschehen am Mittwoch, dem 7. November 2007, um 13 Uhr.

Ein paar grundsätzliche Gedanken schießen mir bei der Nachbereitung dieses mißlungenen (?) Termins durch den Kopf. "Wie wird der Buchhandel der Zukunft aussehen," lautet dabei die grundsätzlichste Frage. Verschiedene Antworten schießen mir durch den Kopf; diese Gedanken zu strukturieren, ist wesentlich schwieriger.
"In welcher Form wird es in Zukunft Bücher geben," lautet so eine Frage. Meine berufliche Frage zeigt mir: Bücher, Zeitungen und Zeitschriften gibt es immer mehr in digitalisierter Form. Printmedien verwandeln sich in eine Kombination aus Print- und Digitalmedien. Neugründungen erscheinen gar nicht mehr in gedruckter Form.
Texte können so (tages-)zeitunabhängig und bedarfsgerecht aufgerufen und gelesen werden. Ob wir irgendwann in einer bücherlosen Zeit leben werden, sei einmal dahingestellt. Es ist für mich aber durchaus vorstellbar, daß Hörbücher und CD - Roms noch stärker an Bedeutung gewinnen werden. Führt eine Buchhandlugn sie nicht verstärkt in ihrem Sortiment, schränkt sie sich viel zu sehr ein. In meiner Phantasie sehe ich jedenfalls schon die erste Buchhandlung nur für elektronische Bücher.
Datenbanken wie "Gedichte.com", "Poetenladen", "e - stories.de" oder "duisburgweb" gibt es nur im Internet und also nur in elektronischer Form. Tagesaktuelle Nachrichten, aber auch Literatur (Poesie, Prosa) bekommt ich hier nur im Computer zu lesen. Ich brauche keinen Buch- und Zeitschriftenhandel, um sie nutzen zu können. Wie der Buchhandel in Zukuifnt damit umgehen wird, weiß nur er selbst.
Der Versandbuchhandel ist schon seit langer Zeit eine starke Konkurrenz zum Buchhandel; Buchclubs kommen hinzu. Insbesondere das Internet eröffnete sehr individuellere, direktere Vertriebswege, die den Buchhandel fast schon überflüssig machen. Der Kontakt Kunde - Verlag reduziert sich so auf Sekundenschnelle.
Rabattaktionen alleine werden Buchhandlungen nicht auf Dauer retten. Autorenlesungen, modernes und klassisches Antiquariat, literaturbezogene Vortragsveranstaltungen, Workshops in kreativem Schreiben, ein Bringedienst für bestellte Bücher, die Präsenz im Lokalradio, unter Umständen sogar eigene Präsentationsformen im Internet - mir schießen viele Ideen durch den Kopf, wie Buchhandlungen ihre Existenz sichern können. In meiner Phantasie sehe ich Buchhändler, die kleine Werbefilme und Radiobeiträge für "ihre" Bücher herstellen. Wie der Name schon sagt: Auch der Buchhandel betreibt Handel. Da Klappern bekanntlich zum Geschäft gehört, bin ich gespannt, wie in Zukunft Bücher beworben werden.

Vorheriger TitelNächster Titel
 

Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Andreas Rüdig).
Der Beitrag wurde von Andreas Rüdig auf e-Stories.de eingesendet.
Die Betreiber von e-Stories.de übernehmen keine Haftung für den Beitrag oder vom Autoren verlinkte Inhalte.
Veröffentlicht auf e-Stories.de am 12.11.2007. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

Der Autor:

  Andreas Rüdig als Lieblingsautor markieren

Bücher unserer Autoren:

cover

Oma Dorfhexe - Eine kleine Geschichte vom Niederrhein von Wolfgang Scholmanns



Anna und Frank ziehen mit ihren Eltern in ein kleines Dorf am Niederrhein, wo sie die alte Dame kennen lernen, die die Dorfkinder oftmals mit dem Namen "Oma Dorfhexe" betiteln.

Bei ihr lernen sie, wie man mit Reusen fischt und die Fische räuchert, sie gehen mit ihr Pilze sammeln und lernen sogar, wie man mit Heilkräutern umgeht.

Möchtest Du Dein eigenes Buch hier vorstellen?
Weitere Infos!

Leserkommentare (1)

Alle Kommentare anzeigen

Deine Meinung:

Deine Meinung ist uns und den Autoren wichtig!
Diese sollte jedoch sachlich sein und nicht die Autoren persönlich beleidigen. Wir behalten uns das Recht vor diese Einträge zu löschen!

Dein Kommentar erscheint öffentlich auf der Homepage - Für private Kommentare sende eine Mail an den Autoren!

Navigation

Vorheriger Titel Nächster Titel

Beschwerde an die Redaktion

Autor: Änderungen kannst Du im Mitgliedsbereich vornehmen!

Mehr aus der Kategorie "Alltag" (Kurzgeschichten)

Weitere Beiträge von Andreas Rüdig

Hat Dir dieser Beitrag gefallen?
Dann schau Dir doch mal diese Vorschläge an:

Bruckhausen liegt auch in Duisburg von Andreas Rüdig (Reiseberichte)
Gott von Julia Russau (Alltag)
Drei Minuten nach Fünf von Klaus-D. Heid (Satire)

Diesen Beitrag empfehlen:

Mit eigenem Mail-Programm empfehlen