Klaus Georg

Hallo mein Junge, wie geht es dir?

Es war wieder einmal spät geworden gestern, sehr spät sogar. Die Konferenz hatte sich endlos hingezogen und war schließlich, ohne greifbares Ergebnis, abgebrochen worden.
Ich hasse solche Konferenzen, besonders wenn schon nach wenigen Minuten feststeht, dass, wie hier, nichts dabei heraus kommt.
Und warum wir ausgerechnet noch am Samstag Nachmittag zusammen getrommelt werden mussten war mir auch mehr als schleierhaft.
Aber ich will Sie nicht mit meinen beruflichen Nebensächlichkeiten langweilen, es gibt wichtigeres zu berichten.
Von meinem Sohn Jens zum Beispiel, den ich seit Tagen kaum gesehen habe. Was er tagsüber so treibt weiß ich mittlerweile überhaupt nicht mehr und abends liegt er nur noch in seinem Bett und schläft. Gut, er ist 18 Jahre alt und entscheidet  selbst wie und mit wem er seine Zeit verbringt, aber er steht kurz vor dem Abitur und ich möchte schon wissen wenn etwas nicht in Ordnung ist.
Früher haben wir uns immer prächtig verstanden und konnten stundenlang über alles mögliche diskutieren, aber seit dem tragischen Unfalltod meiner Frau und meiner damals 16 jährigen Tochter hat sich nicht nur unser Leben, sondern auch unser persönliches Verhältnis grundlegend geändert.
Die Polizei hatte übrigens damals festgestellt, dass der Unfall gar kein Unfall war sondern eigentlich  Mord. Jemand hatte nämlich die Bremsschläuche durchlöchert.
Für Jens und mich waren das damals unfassbar traurige und niederschmetternde  Tage gewesen die wir wie in Trance durchlebt haben.
Anfangs waren sogar wir beide verdächtig gewesen, aber Jens wusste gar nicht dass es Bremsschläuche überhaupt gibt und ich selbst war damals auf einer längeren Dienstreise in den USA und musste in Detroit benachrichtigt werden.
 
Aber das sei nur am Rande und der Vollständigkeit halber erzählt, denn der eigentliche Grund für diese Geschichte liegt wo ganz anders.
 
In unserer kleinen Stadt spielen sich nämlich im Augenblick wahrhaft weltbewegende Dinge ab.
Zumindest für uns.
Und während ich noch damit beschäftigt bin alles möglichst genau zu notieren und nieder zu schreiben ohne meiner Phantasie allzu freien Lauf zu lassen, ist die Geschichte noch gar nicht zu Ende.
Sie hat gerade erst angefangen, jedenfalls nach meiner festen Überzeugung.
In unserer kleinen beschaulichen Stadt ist nämlich jemand ermordet worden !
Sie lesen richtig, ein Mord ist geschehen !
Ein richtiger Mord ! Genau genommen sogar zwei Morde !
In unserer kleinen Stadt !
Unfassbar.
Gut, auch bei uns gibt es verrufene Ecken in der Stadt. Gleich hinter der Kirche ist so eine Ecke, da treibt sich schon ab und zu die eine oder andere zwielichtige Gestalt herum.
Und in der Diskothek ein paar Straßen weiter soll es auch nicht mit rechten Dingen zugehen. Man munkelt, dass hier sogar mit Drogen gehandelt wird, aber der Polizei fehlen wohl die Beweise. Sagt man.
 
Übrigens ist auch Kommissar Glockner der Meinung, dass mit diesen Morden die Sache noch lange nicht gegessen ist, wie er sich ausdrückte.
‚Einer fehlt noch’ hat er mir hinter vorgehaltener Hand gesagt ‚Sie werden sehen.’
Was er damit meinte wollte er mir nicht verraten, vermutlich konnte er es auch nicht, denn bei der Frage nach dem Wer und Warum tappt er, wie wir alle übrigens, noch völlig im Dunkeln.
Wobei man hinzufügen muss, dass die Morde erst gestern und vorgestern verübt wurden. Es wäre also schon ein mittleres Wunder wenn er in der kurzen Zeit schon etwas Wesentliches herausgefunden hätte.
 
 
 
In der Diskothek herrschte an diesem Samstag Abend Hochbetrieb. Die Tanzfläche war völlig überfüllt, und selbst zwischen den Tischen standen die Jugendlichen, hielten ihr Getränk in der Hand und versuchten, sich wenigstens halbwegs im Rhythmus der Musik zu bewegen. Aus Platzmangel waren die meisten Paare notgedrungen zum ‚Nahkampf’ übergegangen, was aber natürlich niemanden wirklich zu stören schien. Der Begriff ‚Nahkampf’ stammt übrigens nicht von mir, sondern von meinem Sohn. Meine jäh erwachte Neugierde übersah er damals geflissentlich und verweigerte weitergehende Auskünfte.
 
In einer kleinen, vom lauten Rest etwas abgetrennten Nische sitzt Richard Darenhoff und redet lautstark und mit großen Gesten auf zwei etwa 18 jährige junge Männer ein. Beide wirken blass und eingeschüchtert, nicken nur ab und zu mit dem Kopf oder zucken mit den Schultern. Sie haben Angst, das ist deutlich zu sehen.
‚Ich weiß doch auch nicht was hier los ist, Richard.’ sagt der eine. ‚Aber wohl ist mir bei der Sache nicht, das kannst du mir glauben.’
 
‚Mir ist verdammt egal wie euch zu Mute ist, verstanden?  Hier mischt sich jemand in mein Geschäft ein, und das mag ich nicht. Da werde ich sogar richtig sauer. Und meine Leute lasse ich mir auch nicht so einfach abknallen.’
Richard Darenhoff greift in die Innentasche seiner Jacke und lässt dabei die beiden, wie zufällig, einen Blick auf sein Schulterhalfter mit der großkalibrigen Pistole werfen.
‚Ihr werdet den Job von Peter und Boris ab sofort übernehmen.’ Und mit Blick in ihre unsicheren und ängstlichen Gesichter fügt er hinzu ‚für den doppelten Anteil, ok? Und keine Sorge, wer auch immer die beiden umgebracht hat ist schon so gut wie tot. Darum kümmere ich mich selbst.’
 
Damit öffnet er einen bereitstehenden Aktenkoffer, greift hinein, holt zwei  Päckchen heraus und gibt jedem der beiden eines.
‚Hier ist genug für die nächsten Tage. Wenn ihr mehr braucht lasst es mich wissen. Noch Fragen ? Dann los, haut ab.’
Nachdem die beiden jungen Männer gegangen sind steht Richard Darenhoff auf, geht zur Bar, redet kurz mit dem Besitzer der Diskothek und wendet sich dann dem Ausgang zu.
Draußen geht er quer über den Parkplatz zu einer alten, verlassenen Scheune in der er, wie immer, sein Motorrad abgestellt hat.
Richard Darenhoff hat den Schuppen kaum betreten da weiß er, dass er nicht alleine ist.
‚Hallo Richard’ flüstert eine Stimme aus dem Dunkel vor ihm.
Zur Salzsäule erstarrt bleibt er stehen, bemüht sich verzweifelt, das Dunkel vor ihm zu durchdringen.
Vergeblich.
Aufkommende Panik jagt seinen Adrenalinspiegel in die Höhe, trocknet seinen Mund aus.
‚Was’ würgt er mühsam heraus ‚was wollen Sie von mir?’
‚Nur mit dir reden, Richard. Nur mit dir reden.’
‚Und, ahem, und worüber wollen Sie mit mir reden?’
Leises Lachen drang zu ihm hinüber.
‚Genau genommen will ich gar nicht mit dir reden, mein Freund. Du sollst mir nur eine Frage beantworten. Übrigens muss ich dir ein Kompliment machen, wie du eben mit den zwei Jungs umgesprungen bist war schon große Klasse. Ich bin ehrlich beeindruckt.’
Die Stimme des Fremden klang ruhig und sanft, aber völlig teilnahmslos.
‚Welche äh, ich meine, was für eine...’
‚Wie die Frage lautet willst du wissen? Aber aber Richard, warum denn so eilig, wir haben doch Zeit, oder nicht? Und außerdem ist es mehr als nur eine Frage, fällt mir gerade ein. Und wenn du mir die letzte Frage beantwortet hast kannst du gehen. Ist das nicht ein faires Angebot ?’
 
Richard Darenhoff nahm all seinen Mut zusammen und ging in die Offensive.
 
‚ Hören Sie, ich weiß nicht was sie von mir wollen. Aber Sie scheinen nicht zu wissen wer ich bin und dass Sie morgen tot sein werden wenn das hier zu Ende ist. Wenn es also Geld oder Stoff ist was Sie wollen, dann nehmen Sie was ich habe und verschwinden Sie.’
 
Der Fremde zögerte einen Augenblick und schien nachzudenken.
So etwas wie Hoffnung keimte auf.
‚Du enttäuscht mich, Richard.’ sagte die Stimme dann ‚Du enttäuschst mich sogar sehr. Aber immerhin, deine beiden - wie soll ich sagen - Mitarbeiter waren nicht so mutig. Und vielleicht sollte ich ja auch wirklich auf meine Fragen verzichten und dir einfach eine Kugel in deinen hübschen Kopf jagen.’
Ein metallisches Klicken war zu hören, der Fremde hatte den Abzug gespannt.
 
‚Um Himmels willen nein,’ rief Richard hastig ‚stellen Sie Ihre Fragen. Ich will versuchen alle zu beantworten. Ehrlich.’
Richard Darenhoff brach der kalte Schweiß aus. Zum ersten Mal in seinem Leben hatte er Angst.
Todesangst.
‚Also gut, mein Freund. Du sollst deine Chance haben. Aber vorher solltest du wissen dass ich die Wahrheit hören will, nichts als die Wahrheit. Und ich werde wissen wenn du lügst. Merk es dir.’
Der Fremde machte eine kurze Pause und trat einen Schritt nach vorn. Das aus dem in Kopfhöhe angebrachten Fenster einfallende Licht zeigte eine schwarz gekleidete Gestalt mit ebenfalls schwarzer Maske.
Und einen mattschwarzen Revolver mit Schalldämpfer der auf Richards Mitte gerichtet war.
‚Am Gymnasium hier wird Heroin verteilt und du bist der Lieferant, stimmt das?’
‚Woher... wer hat...’
Plopp
Blitzschnell hatte der Fremde die Waffe nach unten gesenkt und abgedrückt.
Dicht neben Richards rechtem Fuß schlug die Kugel auf dem Boden auf und surrte mit einem hässlichen Geräusch in den nächsten Holzbalken.
‚Du solltest jetzt wirklich davon ausgehen dass meine Geduld zu Ende ist, mein Freund. Und jetzt antworte !’
‚Es...es stimmt, das Heroin ist von mir.’
‚Dann bist du auch derjenige, der es mit Chemikalien versetzt und streckt ?’
‚Ja, aber...’
‚Kein aber, mein Freund. Wo dein Labor liegt und wer dein Lieferant ist weiß ich schon. Kommen wir also zur letzten Frage.’
‚Woher wissen Sie das alles ?’
‚Ich hatte genug Zeit dich zu beobachten, Richard. Mehr als genug Zeit. Und die letzte Frage lautet : wie sieht es in der Hölle aus ?’
Richard Darenhoff stockte der Atem. Er überlegte fieberhaft. Was sollte das ?
‚In der Hölle ? Woher soll ich...?’
Plötzlich begriff er, sie hatten Katz und Maus gespielt.
Und er war die Maus gewesen.
Flucht, sagte sein Instinkt. Aber wohin ?
Kämpfen.
Zu spät.
Die Kugel traf ihn mitten in die Stirn. Richard Darenhoff war tot bevor er zusammenbrach.
‚Schade’ sagte der Fremde leise ‚ich dachte wirklich du wüsstest das. Aber vielleicht weißt du es ja jetzt.’
 
 
 
So oder so ähnlich könnte der letzte Mord geschehen sein. Könnte ich mir jedenfalls vorstellen.
Nun ja, ich gebe zu dass bei der Schilderung meine Phantasie gehörig mit von der Partie gewesen ist, aber davor hatte ich Sie ja gewarnt, nicht wahr ?.
 
Aber kommen wir zurück zu meiner Geschichte.
Der Mord muss sehr schnell entdeckt worden sein denn die Polizei wurde bereits gegen 21.45 Uhr gerufen und war 15 Minuten später am Tatort.
 
Auch die Presse war informiert worden, allerdings wusste nachher niemand mehr von wem.
Jedenfalls war sie da und schon am nächsten Morgen, obwohl Sonntag, gab der MERKUR eine Sonderausgabe heraus.
Nun sitze ich also am Sonntag Morgen in der Küche, frühstücke, schreibe auf was ich weiß oder zu wissen glaube und höre, wie der Botenjunge die Zeitung in den Briefkasten steckt.
 
Jens ist vermutlich auf seinem Zimmer und schläft noch.
Neugierig und auch ein wenig überrascht hole ich die Zeitung herein und beginne zu lesen.
Ich will Ihnen die Einzelheiten des Artikels ersparen, schließlich wissen Sie ja schon was geschehen ist. Aber auf der dritten Seite ist ein Foto des Ermordeten zu sehen, und da bin ich dann doch überrascht.
Den Mann der hier abgebildet ist kenne ich nämlich, jedenfalls glaube ich ihn zu kennen. So genau kann man das bei diesen Fotos ja nie sagen, aber ich bin mir ziemlich sicher zu wissen, wer das ist.
Mein Entschluss steht sofort fest, ich muss zur Polizei. Unter dem Bild steht nämlich dass man sich sofort bei Kommissar Glockner melden soll wenn man glaubt, den Toten zu kennen.
 
Auf dem Weg ins Bad klopfe ich an Jens’ Tür. Als ich keine Antwort bekomme öffne ich leise die Tür und sehe ihn in seinem Bett liegen.
‚Hallo mein Junge, wie geht es dir?’ frage ich leise, aber er schläft wahrscheinlich tief und fest und hat weder mein Klopfen noch meine Worte  gehört. Ich überlege einen Augenblick ob ich ihn wecken soll, immerhin ist es schon 10.30 Uhr und das Chaos in seinem Zimmer schreit nach Beseitigung.
Aber dann siegt meine Gutmütigkeit und ich lasse ihn schlafen. Wer weiß wie anstrengend die Nacht gewesen sein mag.
 
‚Sie glauben also zu wissen wer der Tote ist?’ fragt mich der Kommissar wenig später. Er machte einen müden und übernächtigten Eindruck.
‚Ja, ich denke schon. Das Foto ist etwas unscharf, wissen Sie. Aber Sie können das doch sicher sehr schnell heraus finden. Aber wenn mich nicht alles täuscht ist das Richard Darenhoff.’
Glockner und der neben ihm sitzende Inspektor sahen sich überrascht an.
‚Das haben wir schon getan, Herr Winter. Und Sie haben Recht, der Mann ist in der Tat Richard Darenhoff. Oder besser gesagt, er war es.’
‚Oh’ sage ich ‚dann hätte ich mir den Weg ja sparen können. Wenn Sie ohnehin schon alles wissen kann ich ja...’
‚Aber nein, Herr Winter, so war das nicht gemeint. Wir wären Ihnen schon sehr dankbar wenn Sie uns ein paar Fragen beantworten könnten.’
‚Nun, dazu bin ich ja hier. Also fragen Sie. Aber vorher sagen Sie mir doch noch, ob Sie schon einen Verdacht haben wer es gewesen sein könnte.’
‚Nun ja’ sagte der Kommissar mit ernstem Gesichtsausdruck ‚wir haben nicht nur einen Verdacht, wir wissen sogar sehr genau wer die Morde begangen hat!’
Jetzt ist es an mir überrascht zu sein.
‚Meine Hochachtung Herr Kommissar, kann ich da nur sagen. Und wie haben Sie ihn so schnell gefunden ?’
‚Ganz einfach’ begann er ‚wir beobachten Richard Darenhoff schon seit Jahren, allerdings ohne ihm konkret etwas nachweisen zu können. Aber wir haben im Laufe der Zeit ein umfangreiches Dossier über ihn zusammengetragen. Da steht alles drin was wir über ihn wissen, von der Geburt über die Schule, Berufsausbildung bis zu seinen heutigen Kontakten. Und da taucht zu meiner Überraschung zwei Mal ein ganz bestimmter Name auf.’
Hier macht der Kommissar eine Pause und schenkt sich eine Tasse Kaffee ein.
‚Ja und’ frage ich neugierig ‚welcher Name ist das?’
‚Nur Geduld’ lächelt er vielsagend ‚möchten Sie auch eine Tasse Kaffee?’
Nein, sage ich, ich möchte keinen Kaffee. Seine aufgesetzte Gelassenheit beginnt mir auf die Nerven zu gehen.
‚Wir haben uns die ganze Nacht die Liste seiner Kontakte angesehen und uns gefragt, wer es gewesen sein könnte. Zuerst dachten wir natürlich an jemanden aus seinem Milieu, aber die hätten sofort ihn und nicht erst seine Vorderleute umgebracht. Es musste also jemand sein der noch eine alte Rechnung mit ihm offen hatte, sie aber aus irgend einem Grund bis jetzt nicht begleichen konnte.
Wissen Sie übrigens dass Ihr Sohn seit einer Woche nicht mehr zur Schule gegangen ist ?’
 
‚Wie bitte’ frage ich entgeistert ‚mein Sohn ist volljährig, bitte schön. Und was hat sein Fehlen in der Schule mit den Morden zu tun?’
‚Eine ganze Menge, glauben wir. Der Name auf der eben von mir erwähnten Liste ist nämlich Ihr Name, Herr Winter. Richard Darenhoff war Ihr Klassenkamerad auf dem Gymnasium, und vor etwa 4 Jahren haben Sie ihn zwei Mal angezeigt, ein Mal wegen Handel mit Rauschgift und das zweite Mal weil er Ihre Frau und Ihre Tochter auf dem Gewissen hätte. Nur beweisen ließ sich das damals nicht.
 
Der Kommissar machte eine Pause und sah mich durchdringend an.
‚Aber gewesen ist er es doch, nicht war Herr Winter ?’
Ich weiß nicht was ich sagen soll, minutenlang starre ich ihn an und kämpfe gegen meine Wut und aufkommende Tränen.
‚Ja, Sie haben Recht.’ sage ich tonlos ‚er war es.’
Und dann hatte ich das Gefühl, ein Damm sei gebrochen. Eine Fassade brach zusammen und hinterließ ein Nichts.
‚Als ich ihn auf dem Klassentreffen vor 4 Jahren beim Handel mit Heroin erwischte, drohte ich ihm mit der Polizei. Und er drohte mir mit dem Hinweis auf meine Familie. Eine Woche später sah ich ihn in der Nähe der Schule in die meine Kinder gingen. Da habe ich ihn angezeigt, mir blieb keine Wahl dachte ich damals. Aber es war ihm wieder nichts nachzuweisen. Und dann hat er seine Drohung wahr gemacht.’
Das Telefon auf seinem Schreibtisch klingelt, Glockner hebt ab, nickt ein paar Mal und legt wieder auf.
Gedankenverloren starre ich aus dem Fenster und denke an die Familie die ich einmal hatte. Mir ist alles gleichgültig geworden.
‚Sie hätten ihn am liebsten damals schon erledigt, nicht wahr?' setzt Glockner meine Geschichte fort. ‚Aber da war ja noch Jens, um dessen Leben Sie fürchteten. Und deshalb haben Sie noch nichts unternommen.’
Einen Augenblick hält er inne und sieht mich fast verständnisvoll an.
‚Ich wusste Sie würden kommen, Herr Winter. Wir haben in der Zwischenzeit mit richterlicher Genehmigung Ihr Haus durchsucht und wir haben Ihren Sohn in seinem Bett gefunden. Der Mediziner sagt, er sei bereits vor etwa einer Woche verstorben. An einer Überdosis Heroin wahrscheinlich.’
Es ist alles gesagt, denke ich. Aber erleichtert fühle ich mich nicht. Möchte nur noch meine Ruhe haben und die Leere ausfüllen die in mir ist.
Irgendwie.
Ein metallisches Klicken stört meine Gedanken und Glockner gibt dem hinter mir stehenden Polizisten einen Wink.
‚Ich denke die brauchen wir nicht’ sagt er leise.
 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 12.11.2007. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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