Gaby Schumacher

Bärentraum, 2. u. 3. Kapitel (Version für die Kleinsten)

 

2. Kapitel
Es geht auf die Reise

 

 

 

„Sofie, ich hab` dich ganz doll lieb!“

 

Sofie hatte noch fest geschlafen. Erschrocken fuhr sie hoch, wischte sich, noch gar nicht richtig wach, mit der Hand benommen durchs Gesicht, gähnte kurz und blinzelte angestrengt ins Dunkle. Unheimlich wurde es ihr. Hatte da gerade irgendwer mit ihr gesprochen?

 

 

 

„Keine Bange!“, brummelte Benjamin ihr ins Ohr.

 

Verblüfft starrte Sofie den Teddy an:

 

„Du bist doch ein Stofftier. Wieso kannst du denn plötzlich was sagen?“

 

„Glaubst du an den lieben Gott?!“

 

Tapfer schluckte Sofie ein paar aufsteigende Tränen hinunter und nickte eifrig.

 

„Der liebe Gott will, dass du endlich wieder froh wirst. – Übrigens möchte ich das auch und werde alles tun, um dir zu helfen!“, versprach Benjamin.

 

 

 

„Aber, wie soll ich denn?“, stotterte Sofie geknickt. „Außer dir ist niemand richtig für mich da. Mama ist so böse und Papa hat fast nie Zeit.“

 

Schon wieder wurden die Kinderaugen feucht.

 

„Nicht weinen, Sofie! Warte ab ...“

 

Benjamin lächelte nur. Das Mädchen drückte ihn eng an sich. Seine lieben Worte trösteten es bereits ein bisschen.

 

 

 

Ein wenig später forderte ihr Teddy sie auf:

 

„Sofie, gib mir deine Hand und halt meine Tatze ganz fest. Lass sie aber nicht wieder los, ja?“

 

Ohne weiter zu fragen, gehorchte Sofie. Mit Benjamin an der Hand fühlte sie sich gleich noch etwas wohler.

 

„Und jetzt mach` die Augen zu!“

 

Sofie war zwar sehr aufgeregt, doch Benjamin war ihr Freund und deshalb folgte sie auch da.

 

 

 

Nanu, was war denn das?

 

Von ferne erklang ein lustiges Kinderlied.

 

„Das kenn` ich doch aus dem Kindergarten!“, freute sich Sofie.

 

Vor kurzem hatte sie noch geweint, aber jetzt lächelte sie sogar. Lächeln konnte sie ja auch mit geschlossenen Augen.

 

„So gefällst du mir schon viel besser!“, meinte Benjamin zufrieden.

 

 

 

Auf einmal fühlte sich Sofie leicht wie eine Feder. Verwundert klappte sie die Augen wieder auf und schaute verblüfft umher.

 

„Wir fliegen ja!!“

 

Weder Sofies Elternhaus noch der schöne Garten mit der Schaukel waren noch zu sehen, sondern nur der weite, nachtschwarze Himmel. An dem aber blinkten unzählige größere und kleinere Sterne. Alles sah wie verzaubert aus.

 

 

 

Sofie wusste gar nicht, wo sie zuerst hin sehen sollte..

 

„Wohin fliegen wir denn?“

 

„Zu mir nachhause, zur Teddybärenstadt!“, erwiderte Benjamin.

 

„Ihr habt eine eigene Stadt?“

 

 

„Die wird dir gefallen. Übrigens sind meine Verwandten schon ganz gespannt darauf, dich kennen zu lernen.“

 

 
Sofies Herz klopfte heftig.

 

´Da freut sich jemand auf mich!`

 

Das war ein wunderschönes Gefühl.

 

„Wie weit ist es denn noch?“

 

Fröhlich entgegnete Benjamin:

 

„Nicht mehr lange, dann sind wir da!“

 

Sofie beschloss, geduldig zu warten. Er gab ihr bestimmt rechtzeitig Bescheid.

 

 

 

3. Kapitel

 

Die Sternschnuppe

 

 

 

Schweigend schwebten sie weiter. Ab und zu schielte Sofie zu Benjamin.

 

„Der denkt an etwas ganz anderes. Gar nicht an die blitzenden Sterne. Na ja, er kennt das ja auch alles schon!“

 

Sie dagegen guckte begeistert ringsumher.

 

 

 

Plötzlich erschrak sie fürchterlich. Irgendetwas blendend Helles sauste auf sie zu.

 

„Pass auf, Benjamin. Dahaah ... !!“

 

Der Bär hatte vor sich hin geträumt. Mit weit aufgerissenen Augen starrte er nun entsetzt auf jenen Himmelskörper. Der näherte sich gefährlich rasch. Gerade noch rechtzeitig zog Benjamin den Kopf ein und schon zischte jenes Etwas knapp über die Beiden hinweg.

 

 

 

„W...Was war d...das?“

 

Bange sah Sofie ihren Teddy an. Benjamin war sehr weiß um die Nasenspitze herum und in seinem braunen Fell wimmelte es auf einmal von komischen, weißen Flecken. Zudem schlotterten ihm sichtlich die Beine.

 

„Benjamin ... ?“

 

„Ääh, ja, das war eine Sternschnuppe!“

 

„Aber die sind doch schön! Papa sagt immer: Sieht man eine Sternschnuppe, darf man sich was wünschen.“

 

„Stimmt, aber kommt man denen hier oben zu nahe ... – Wenn du mich nicht g...gewarnt hättest, wären wir vielleicht gerade g...gekocht worden!“

 

„G...gekocht??“

 

„Ja, denn Sterne sind unheimlich heiß!“

 

 

 

In Gedanken sah Sofie sich und ihren Teddy in einem an einer Sternenzacke baumelnden Kessel hocken. Vor dem standen Mama Stern und neben der zwei gierige Sternenkinder:

 

„Mama, sind die endlich gar? Wir haben Hunger!“

 

Sofie grauste es.
 
Zusätzlich machte sie sich Sorgen um ihren Teddy:

 

„Der hat gerade furchtbar Angst gehabt. Armer Benjamin!“

 

Weiter grübelte sie:

 

„Er sieht mit dem ´Weiß im Fell` fast so aus wie die Hunde mit den dunklen Tupfen, nur eben genau andersrum. Ob es wohl wieder weg geht?“

 

Das hoffte Sofie allerdings sehr.

 

 

 

Als Benjamin sich wieder etwas beruhigt hatte, drückte er fest Sofies Hand:

 

„Danke für eben. Wahrscheinlich Du hast uns sogar das Leben gerettet. Bist ein tolles Mädchen!“

 

Sofie strahlte. Wie sie in den nächsten Minuten beobachtete, wurden nach und nach die weißen Flecken immer blasser und Benjamins Fell war wieder braun wie Schokolade.

 

 

 

Immer noch weiter ging es durch das glitzernde Himmelsmeer. Wieder einmal warf Sofie ihrem Bären einen kurzen Blick zu.

 

„Huch!“, entfuhr es ihr.

 

Sie hielt nämlich nicht länger die Tatze eines kleinen Teddys, sondern die eines riesigen Bären.

 

„Benjamin ... ? Wieso bist du denn plötzlich so groß??“

 

Benjamin lächelte:

 

„Sofie, klein sind wir Teddys nur auf der Erde. In unserer Welt sind wir so groß wie die Braunbären in euren Zoos.“

 

„Dann seid ihr bei uns so klein, damit wir euch tragen und mit ins Bett nehmen können, stimmt` s?“

 

„Genau!!“, bestätigte Benjamin.

 

 

 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 17.11.2007. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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