Eleonore Görges

Wolkenkinder, Erstes Gewitter

  Die beiden Wolkenkinder Nele und Stina tanzten mal wieder quietschvergnügt am blauen Himmel und freuten sich ihres Lebens. Ihre Eltern verweilten gemächlich in ihrer Nähe und schauten ihnen zu, passten auf, dass sie sie nicht aus den Augen verlieren.  Andere kleine Wolkenkinder gesellten sich ab und zu dazu, tanzten und spielten mit Nele und Stina. 
Die Sonne stand am Himmel und schickte ihre Strahlen auf die Erde, um die dort spielenden Menschenkinder zu wärmen und zu erfreuen, aber auch die Wolkenkinder lieben die Wärme der Sonne und freuen sich immer, wenn sie am Himmel steht und mit ihrem Lachen alles erhellt.
Irgendwann waren Nele und Stina müde geworden, so lange hatten sie gespielt, sind herumgehüpft, haben getanzt - jetzt aber kehrte die Müdigkeit ein und sie gingen zu ihren Eltern.
"Mama, ich bin müde - und Nele auch" sagte Stina, das jüngere Wolkenmädchen zu ihrer Mutter. "Dürfen wir uns ein wenig in deinen Schoß kuscheln und schlafen?" "Aber ja meine Kleinen" sagte die Mutter, "es ist gut, wenn ihr ein wenig ausruht, denn wir müssen auch bald wieder weiter reisen. Kommt und schlaft ein bisschen, dann seid ihr wieder fit nachher und wir können uns zusammen auf den Weg machen." Schon nahmen sie die Mutter beim Wort und kuschelten sich so richtig gemütlich in ihren Schoß, Mama legte noch die Arme um sie und da schliefen sie auch schon ein.
Die Wolkeneltern dösten auch vor sich hin, wollten noch etwas ausruhen, bevor es weiter ging, da spürte der Wolkenpapa auf einmal, wie sich ein Wind näherte, ganz schnell sogar. Er schüttelte die Wolkenmama ganz vorsichtig - da Nele und Stina noch immer in ihrem Schoße schliefen - und sagte zu ihr, dass sie sich wohl besser auf den Weg machen sollten. Dieser Wind gefiel ihm gar nicht, zu schnell kam er auf sie zu - und siehe da, da sah er auch schon in der Ferne eine große, dunkle Wolke. "Wecke bitte die Kinder auf" sagte er zur Wolkenmama, "ich glaube da kommt ein Gewitter auf uns zu, wir müssen uns ganz schnell auf den Weg machen, sonst schaffen wir das nicht mehr. Ich möchte nicht in eine Gewitterfront geraten und evtl. noch einen Blitz abbekommen - und unsere Kinder hätten sicher Angst, denn sie haben noch nie ein Gewitter erlebt."
"Ach, jetzt wäre ich doch beinahe eingeschlafen" sagte die Mama, da spürte sie auch schon den Wind und sah die dunkle Wolke. "Nele, Stina - ihr müsst wach werden" sagte die Mama zu ihren Kindern. Sie stieß sie ganz vorsichtig an und sagte ihnen, dass sie schnell weiter ziehen müssen, weil ein Gewitter naht.
Die beiden Kinder öffneten ihre Augen und waren noch ganz verschlafen, sie blinzelten in den noch blauen Himmel, rieben sich die Augen und wollten gar nicht so recht wach werden. "Schnell Stina und Nele" sagte da der Vater - "wir müssen ganz schnell aufbrechen, sonst kommen wir in die Gewitterfront und das wäre nicht schön für uns, es könnte gar gefährlich werden."
Da spürten auch die Kinder den Wind, der immer stärker wurde und die ersten kleinen dunklen Wolken setzten sich vor die Sonne und hielten ihre Strahlen gefangen. Es wurde kühler und düster.
Schnell sprangen die beiden jetzt aus Mutter's Schoß und alle vier machten sich auf, um den dunklen Wolken, die wirklich böse drein schauten und dem Gewitter zu entkommen.
"Papa, was ist ein Gewitter?" fragte Nele. "Wieso sind diese Wolken so dunkel und schauen so böse?"
"Nun,  das sind Gewitterwolken und sie entstehen durch aufsteigende, feuchtwarme Luftmassen, sie sind vollgesogen mit Wasser und deswegen auch so dunkel. Sie sind ganz schwer. Erinnert ihr euch daran, als wir über das Meer flogen? Da habt auch ihr euch voll mit Wasser gesogen und seid ganz schwer geworden" - antwortete der Vater.  „Ja“ sagte Nele, „daran kann ich mich noch gut erinnern und auch daran, wie wir das viele Wasser dann als Regen auf die Erde geschickt haben, das war schön, denn alle Blumen und Bäume freuten sich darüber. Waren wir damals auch Gewitterwolken?“ – fragte Stina ihren Papa.
„Nein, mein Kind, wir waren nur freundliche Regenwolken und haben der Natur unser Wasser geschenkt. Gewitterwolken schauen ganz furchterregend aus und sie ziehen mit Blitz und Donner um die Erde.“
„Wer sind Blitz und Donner?“ – fragten die Wolkenkinder. „Können wir mit denen auch spielen?“ „Oh nein“ – antwortete der Vater – „mit Blitz und Donner kann man nicht spielen, der Blitz zerstört alles, was er trifft, denn er ist elektrisch geladen und der Donner schimpft und grollt ganz fürchterlich.“
 
„Hörst du den Donner schon?“ – fragte die Mama – „er ist schon im Anmarsch, sein lautes Schimpfen eilt ihm voraus.“ Kaum hatte die Mutter das gesagt, sahen Nele und Stina ihren ersten Blitz. Ganz fürchterlich zuckte er grell und mit vielen Armen über den Himmel, erhellte für einen kurzen Moment sein ganzes Umfeld und auch die Erde. Der Blitz schlug in einen Baum ein und spaltete diesen mit einem lauten Krachen in der Mitte durch. Der Donner grollte ganz laut danach, so als würde er mit dem Blitz schimpfen.
Die beiden Wolkenkinder bekamen große Angst und zitterten am ganzen Körper, Stina fing gar an zu weinen. „Du musst nicht weinen, mein Kind“ – sagte die Mama – „wir sind schneller als das Gewitter, sie holen uns nicht mehr ein, aber in Zukunft müsst ihr immer aufpassen. Wenn ihr ein Gewitter nahen hört, dann müsst ihr euch ganz schnell aus dem Staube machen, denn Blitze sind sehr gefährlich.“
 
Da nahmen sie sich alle vier an den Händen und stoben immer schneller davon – bis sie außer Sichtweite des Gewitter waren.
Jetzt waren sie alle sehr, sehr müde, denn sie mussten schnell und weit rennen, um der Gefahr zu entkommen.
„Für heute waren wir genug unterwegs, jetzt werden wir uns für den Rest des Tages ausruhen“ – sagte der Wolkenvater und suchte einen schönen Ruheplatz für alle. Den fanden sie über einer kleinen Bergspitze, dort standen vier wunderschöne, große Bäume, in deren Äste sie sich fallen lassen und schlafen konnten.
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Eleonore Görges

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 29.11.2007. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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