Stefan Hell

Die Schuldenfalle

Wieder hockt Jens in seiner ärmlichen Küche und schaut den großen Wolken des tristen Herbsttages hinterher. Er versucht seine Sorgen, ja auch sich selbst hinter den kahlen Bäumen zu verstecken. Aber dann holt ihn die Realität wieder ein. Er schaut auf den Küchentisch. Ein Berg von Rechnungen, Mahnungen, Inkassobriefen türmt sich dort auf. Der Mahnbrief von Herrn Markus Christ für die Lieferung der Elektrogeräte macht ihn am meisten sorgen. Als es an der Türe läutet mutiert seine Ratlosigkeit zu Panik. Ein großer Mann steht vor der Tür: „Hallo ich bin G/gläubiger Christ! Wir bekommen noch Geld von Ihnen!“. Jens schlägt sofort die robuste Türe zu und flüchtet in das Wohnzimmer. Die Rufe des Geldeintreibers ignoriert er indem er die Stereoanlage bis zum Anschlag aufdreht. Müde von den Panikattacken der vergangenen Tagen schläft er ein und versucht den Ursprung des Übels zu rekonstruieren. Er erinnert sich an jenen Tag. Weil er seiner Freundin ein Auto zum Geburtstag schenken wollte lief er zur Bank. Alles war so einfach. Er ging einfach zum Banker und fragte nach einem Darlehen in Höhe von 25.000€. Nach einer halben Stunde waren die Formalitäten geklärt und der Banker sagte nur noch: „Holen sie sich ihr Geld an der Hypo-Theke ab!“. Seine Freundin war begeistert von dem pompösen Beweis seiner Liebe. Doch dann ging alles den Bach hinunter. Er kassierte ein Strafgeld in Höhe von 3000 € weil er mit einem A3 auf der A8 unterwegs war. In seinem unermesslichen Pech hat das Gesundheitsamt in der Küche seines kleinen Restaurants eine SchlammAssel gefunden. Dann hat auch noch ein Angestellter der Bundeswehr mit seinem Geschäfts-Panzer aus Versehen ein Loch in den Essensraum des geschlossenen Restaurants geschossen, sodass Jens sich schwer tat das ohnehin baufällige Gebäude zu verkaufen. Auch die Beschreibung „mit eingebauter Klimaanlage“ trug nicht dazu bei, die Attraktivität des Objekts zu steigern. Als er schließlich seine Freundin darum bat den Kleinwagen doch wieder zu verkaufen, da er finanzielle Probleme hätte, war auch sie weg. Frauen sind halt wie Computer. Das Zubehör kostet am meisten! Dann kamen noch offene Rechnungen für Strom und Wasser hinzu. Immer wieder haben ihn die Inkassobeauftragten der Gläubiger heimgesucht. Die rabiaten Muskelprotze haben ihm schon mehrmals die Knochen gebrochen. Seitdem meidet er dunkle Ecken und vermutet hinter jedem Stein einen Geldeintreiber, der ihm nach seinen Leben trachtet. Erst am letzten Montag seine schlimmste Panikattacken: Als er an einer Grundschule vorbeiging befürchtete er von ABC-Schützen niedergestreckt zu werden. Wieder der Albtraum, der ihn schon seit Tagen verfolgt: Gefangen in einem riesigen Wasserbecken, mit einer offenen, blutenden Wunde, um ihn herum 20 Kredithaie, die sich an seinem Fleisch satt fressen wollen. Jens wacht auf und hört wiederum die Türklingel läuten. Vorsichtig tastet er sich an den Wänden entlang in den Eingangsbereich seines 20 Quadratmeter-Appartments. Er öffnet die Türe, ein Muskelprotz steht vor ihm und schaut ihn finster an: „Ich komme im Auftrag von Herrn Christ. Wir haben da noch eine Rechnung offen. Ich hab schon jeden „überzeugen“ können!“ Er zieht eine Waffe heraus und streift über den Halfter: „Wissen sie was ich mit denen gemacht habe, die nicht zahlen wollten? Achim, Bert, Claudius, alle liegen jetzt in einem kühlen Grab mit einem Loch im Kopf!“ Jens gerät in Panik –Ach du Scheiße, ein ABC-Schütze. An Flucht ist nicht zu denken, da der grimmige Kerl einen Fuß in der Türe vorsorglich postiert hat. Doch dann die Rettung: Als der eiskalte Vollstrecker das Klingelschild mit der Aufschrift seines Namens liest, fragt dieser nur verwundert: „Sie heißen Jens mit Vornamen?“. Jens nickt eingeschüchtert. „Das ist jetzt aber blöd, ich bin doch erst bei H !“. Der Vollstrecker dreht sich um und geht.
Erleichtert robbt sich Jens in die Wohnung zurück um sich erneut in seiner Not vergraben zu können.
(all gags made by me)
 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 09.12.2007. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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