Catharina Ferro

Das Haus

Eine Gänsehaut überkam mich, als ich zögernd den Weg zu dem Anwesen einschlug. Auch meinem Pferd war die Sache wohl nicht ganz geheuer. Nervös trippelte es zwischen den alten, dunklen Obstbäumen hin und her. Ich wäre am liebsten wieder umgekehrt, aber dieses Haus war meine einzige Hoffnung, hatte ich mich doch total verirrt. Dieser Weg schien gar kein Ende zu nehmen und langsam kroch eiskalte Panik in mir auf. Es war kaum zu glauben, ritt ich eben noch im strahlendem Sonnenschein, so tauchten diese Bäume doch alles in Dunkelheit. Und obwohl ich Angst hatte, vor dem was mich am Ende des Weges erwartete, trieb ich mein Tier zu einem schnellen Trab an, Hauptsache raus aus dieser tageszeitlichen Nacht.

Eigentlich sollte es ja nur ein harmloser Ausritt werden, doch als plötzlich auf uns geschossen wurde, verlor ich nicht nur die Kontrolle über mein Pferd, sondern auch die Orientierung. Und schließlich nach langer Zeit des Herumirrens, fand ich mich vor dem Schild wieder, das auf dieses Haus hinwies.

Plötzlich tauchte vor uns, wie aus dem Nichts, ein riesiges Haus auf.

Erschrocken bäumte sich mein Pferd auf. Der sonst so gelassene Hengst geriet in wilde Panik. Eigentlich konnte ich ihm das auch nicht wirklich verübeln, schließlich war mir selbst eiskalt und heiß vor Angst. Ich wollte auch gerade umkehren, da bemerkte ich, dass die Tür sperrangelweit offen stand.

Ich versuchte an meine Vernunft zu appellieren, doch es klappte nicht. Irgendwie zog mich das Haus in seinen Bann. Und ohne es wirklich zu wollen, schwang ich mich aus dem Sattel, band mein Pferd fest und betrat vorsichtig die morsche Veranda.

Ich wollte rufen, ob jemand da sei, aber aus meiner Kehle kam nur ein tonloses Krächzen. Plötzlich war es so, als stünde jemand hinter mir. Panisch drehte ich mich um. Nichts. Mein Blick wanderte durch den Garten, wenn man es überhaupt so nennen konnte. Überall wucherten Brombeersträucher und das Gras stand meterhoch. Meine Augen blieben an dem kleinen See hängen, an dessen Ufer ein kleines, zertrümmertes Boot schaukelte. Komisch, obwohl der Weg direkt daran vorbei führt, war er mir auf dem Hinweg gar nicht aufgefallen.

Ich drehte mich wieder um und konzentrierte meine Gedanken nur auf die offene Tür. Langsam näherte ich mich dem Türrahmen und klopfte zaghaft an den geschlossenen Türflügel. Nichts. Keine Antwort. Keine Schritte. Auf einmal fiel mir auf wie still es hier war: kein Rauschen des Windes, kein Singen der Vögel. Welcher Vögel auch? Wie es schien, waren wir die einzigen Lebewesen hier.

Aber vielleicht würde ich im Haus wenigstens ein Telefon finden. Also nahm ich meinen ganzen Mut zusammen und trat über die Schwelle. Im Haus roch es muffig und irgendwie nach Verwesung.

Plötzlich hörte ich Stimmen. Zögernd trat ich die Tür zu, hinter der ich die Stimmen vernahm. Ich klopfte. Wieder keine Antwort. Langsam drückte ich die Klinke hinunter, öffnete einen Spalt und spähte hindurch. Niemand zu sehen. Aber der Fernseher lief. Verwundert wollte ich schon wieder umkehren, als mein Name fiel. Erstaunt blickte ich zum Fernseher. Hinter dem Tagesschausprecher war plötzlich ein Bild von mir aufgetaucht. Ich trat näher und was ich dann sah, raubte mir den Atem. Ich lag auf einem Feld, blutverschmiert, mein Tier nur ein paar Meter weiter, reglos.

Wie konnte das sein? Stand ich nicht in einem fremden, unheimlichen Haus vor dem Fernseher?

Irritiert blickte ich an mir hinunter. Mein weißes T-Shirt war rot verfärbt. “Erschossen!” Die Worte des Sprechers hallten wie ein Echo in meinem Kopf. Ich sah in den Spiegel neben der Tür. Nichts. Nur der Schrank hinter mir war zu Sehen. Panisch rannte ich zurück zur Tür. Doch sie war zu! Verzweifelt rüttelte ich an ihr, doch sie blieb verschlossen!

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 11.12.2007. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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