Sylvia Knitel
Das Wunder aus der Bonbondose
Das Wunder aus der Bonbondose
Eines Tages und ganz leise
spazierte auf unbeschwerte Weise
ein kleines Mädchen unbefangen
auf einen kleinen Pfad, dem langen.
Plötzlich kam ein leises Pochen
an des Mädchens Ohr gekrochen.
Verwundert blickte sie umher
In dem grünen Gräsermeer.
Tief im Grase lag versteckt
und bis dato unentdeckt
eine Dose, glänzend bunt,
auf dem feuchten Wiesengrund.
Wie das silberne Besteck,
in Oma Trudes Schrank versteckt,
glitzerte und glänzte sie so fein.
Wem wird sie wohl eigen sein?
„Eine Dose. Ach, wie schön.
Die soll sogleich auch Mama sehen.“
So sprach sie und packte sacht
die Dose in ein Rucksackfach.
Durch staunen und Gesinge
sie alsbald sich dann verfinge
mit dem Riemchen ihres Schuh
an einem Ast im Nu.
Sie purzelte den steilen Hang hinunter,
doch blieb klein Gretchen - puh - putzmunter.
Also Kinder, keine Bange.
In ihrem Haar hielt selbst die Spange.
Etwas verdutzt, doch heil und froh
saß sie dort auf ihrem Po.
Nur ihr Kleidchen war verschmutzt
bemerkte sie noch recht verdutzt.
Nanu! Leises Klagen drang an ihr Ohr.
Aus dem verlorenen Rucksack kam's hervor.
Ganz leise schlich sie ihm entgegen,
beinahe ängstlich, sich zu bewegen.
Doch die Neugierde von klein Gretchen
siegte und sie öffnete die Fädchen
ihres bunten Rucksacks klein.
Mit großen Äuglein blickte sie hinein.
Ohne Furcht griff sie die Dose
machte alsdann den Deckel lose
und darin saß - man wird’s nicht glauben -
ein Männlein und begann zu schnauben.
Ein kleines Etwas mit grüner Mütze
das sich auf ein Bonbon stützte.
Nun Kinder, was wird es wohl gewesen sein?
Ihr habt Recht. Ein Zwerglein klein.
Eine große Beule rieb es am Köpfchen
und blickte zu dem Kind mit Zöpfchen.
„Bitterböse bist du und gemein!
Kannst du denn nicht achtsam sein?“
Gretchen suchte ihre Stimme
und fand sie nicht, das war das Schlimme.
Der Zwerg hingegen schimpfte weiter.
Doch stimmte das klein Gretchen heiter.
„Du bist ja ein lustiger Wicht
und der rote Bart in deinem Gesicht“,
sprach sie und lächelte von Ohr zu Ohr.
Das kam dem Zwerg doch frech nun vor.
Er sprach beleidigt und mit Wut:
„Du bist ein rechter Tunichtgut.
Stiehlst mein Haus und lässt es fallen -
da muss man ja die Fäuste ballen.
Was fällt dir ein, du böses Kind.
Weißt du nicht, was Wichte sind?
Wir zaubern Naschwerk für die Braven.
Die Schlechten sollen wir bestrafen!“
„Böse? Nein, das war ich nicht“,
sprach das Gretchen zu dem Wicht.
Als dann dicke Tränen über rote Wangen rannen
kam dem Wicht gar fürchterliches Bangen.
„Nun hör schon auf du kleines Kind“,
rief der Zwerg nun bald geschwind.
„Dein Klagen ist ja fürchterlich
da werden taub die Ohren - sicherlich.“
Weich wurde da des Wichtels Herz,
er fühlte schon gar bitt'ren Schmerz
und zog dann aus der kleinen Hose
sein Taschentuch - das große.
„Mein Kind, nun putz dir mal die Nase“,
sagte er und sprang ins hohe Grase.
Tappste hinüber auf den kleinen Beinen
und setzte sich auf den größten von drei Steinen.
Da saß er nun, ganz verdrossen
ihm fast schon Tränen ins Aug' geschossen.
„Nun nimm das Tuch, mein liebes Kind
Du weißt doch wie wir Zwerge sind.“
„Wir haben so viel Plag' und Pflicht.
Den ganzen Tag – Ach, fürchterlich.
Renne kreuz und renne quer,
manchmal mag auch ich nicht mehr.“
„Am Kopf hab ich jetzt auch noch eine Beule.“
Doch dann ward Schluss mit dem Geheule.
Gretchen lachte ihn nun an
da freute sich der kleine Mann.
©SylviaK. alias ChastityW.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 12.12.2007.
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