Andreas Rüdig
Die brennende Wohnung
Es ist kalt in dieser Wohnung. Sehr kalt sogar. Und der Grund dafür ist einfach. Die Heizung ist nämlich komplett ausgefallen.
Schuld
dafür ist nur meine Frau. Meine Frau ist klein und fest - 140 Kilo bei
1,70 Meter Körpergröße. Körperlich ist Griseldis also ein
Schwergewicht. Als das Telefon gestern klingelte, machte meine Frau
das, was Frauen am besten können. Sie nahm den Telefonhörer ab und
begann das Gespräch.
Leider liegt der
Heizkörper im Wohnzimmer nicht unter einer Fensterbank versteckt,
sondern steht frei unter dem Fenster. Unbedacht, wie meine Frau nun
einmal ist, setzt sie sich prompt auf den Heizkörper. Das erste
knackende Geräusch beachtete sie nicht. Doch als sie eine Minute später
mit einem lauten krachenden Geräusch auf dem Fußboden saß, war es zu
spät.
Ich mußte schnell handeln. Also stellte
ich die Heizung komplett ab. Es ist Weihnachten. Der 23. Dezember ist
ein Samstag; also fällt Heiligabend auf einen Samstag und Weihnachten
auf Montag und Dienstag. Einen Sanitär - Notdienst erreiche ich
nirgends.
Ich werde ein kleines Feuer
anzünden müssen. Ah ja, die beiden Säcke da drüben. Sie sind voller
alter, ausrangierter Kleidung. Komisch, wie schwer diese Wäsche doch
ist. Uff - die Arbeit wäre geschafft. Die beiden Säcke sind in dem
Kamin gelandet. Schnell zu den Streichhölzern greifen, eines angezündet
und in den Kamin geworfen - sobald das Feuer lustig brennt, wird es in
der Wohnung auch schon wieder warm.
"Fridolin!"
Oh Gott! Das ist Griseldis! "Ja, mein Schatz? Was gibt`s?" - "Hast du
die Brosche mit dem Rubin gesehen?" Brosche? Welche Brosche? Und
welcher Rubin? Ich wußte gar nicht, daß wir so reich sind. Schnell
stellt sich heraus, daß diese Brosche an einer lindgrünen Bluse
steckte; diese Bluse muß wohl in einem der brennenden Säcke stecken.
Als
meine Frau zu ihrem berühmt - berüchtigten rechten Schwinger ausholt,
reagiere ich zu spät. Mit einem "Plumps" lande ich auf meinem
Hosenboden - und zwar im Kamin. Als meine Benommenheit verflogen ist,
ist meine Hose auch schon angekokelt. Ob es wohl nutzt, wenn ich den
Schwelbrand auf der Couch lösche? Schnell setze ich mich hin. Ein
kurzer, stechender Schmerz durchzuckt mein Gesäß. Doch das zänkische
Gekeife lenkt mich für kurze Zeit ab. Als die Couch, Teppich und
Gardine dahinter in hellen Flammen stehen, fahre ich mti einem Schrei
auf. Irgendwie muß ich diese Einrichtungsgegenstände in Brand gesetzt
haben.
In meiner Wohnung wird es nie mehr
kalt sein. Als die Feuerwehr eintraf, stand der ganze Häuserblock in
Flammen. Als das Feuer gelöscht war, waren die meisten Wohnungen
unbewohnbar. Ich bin bei meiner Schwester untergekommen. Sie besitzt
ein kleines Appartement am Rande der Stadt...
Vorheriger TitelNächster Titel
Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Andreas Rüdig).
Der Beitrag wurde von Andreas Rüdig auf e-Stories.de eingesendet.
Die Betreiber von e-Stories.de übernehmen keine Haftung für den Beitrag oder vom Autoren verlinkte Inhalte.
Veröffentlicht auf e-Stories.de am 28.12.2007.
- Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).