Gaby Schumacher

Ich fliege allein!


 
 
Es war soweit. Ich fühlte mich großartig, beinahe wie eine Heldin.
"Viel Spaß, Mama!", riefen meine Töchter hinter mir her.
Ich strahlte.

Kurz darauf saß ich in der S-Bahn, tat gelassen und schwitzte mich dagegen vor Aufregung halb kaputt.
"Hoffentlich verlauf`ich mich dort nicht! Was ist, wenn ich in die falsche ... ?"
Dass dies mit der ´falschen` gar nicht möglich war, ahnte ich da leider nicht.

Die S-Bahn erreichte ihr Ziel. Jetzt stand ich da mit meinem Talent. Das Einzige, dessen ich mir sicher war und dies vermochte mich ein wenig zu trösten, war der Name meines Reisezieles.
"Also: ganz blöd biste nicht. Das immerhin steht fest!"
Stolz trug ich meinen Kopf ein wenig höher.

Mit dem Bus ging es weiter zum Flughafen. Neben mir saß ein recht sympathisch wirkender Herr in meinem Alter. Wir kamen ins Gespräch, was in dieser Situation für mich beinahe einer Lebensrettung gleich kam.
 
Vor Nervösität schnatterte ich wie ein Buch und war dem äusgesprochen dankbar, dass er sich klaglos und ohne mich zu unterbrechen, meine Bedenken und Überlegungen betreffs meines ersten Alleinfluges ohne meine Familie anhörte.

"Ich begleite Sie bis zum Schalter. Übrigens, da können Sie überhaupt nichts falsch machen!", behauptete er lächelnd. "Fliegen Sie eigentlich auch nach London?"
"Aha!", dachte ich. "Deshalb so nett ... !"
"Nein, ich will nach Berlin zur Eröffnung einer Kunstausstellung!"
"Schaade!", meinte er doch tatsächlich.

Trotzdem noch blieb er an meiner Seite, bis ich mein Gepäck abgeliefert hatte und sorgte auch dafür, dass ich nicht im falschen Warteraum landete. Ich kam mir denn doch ziemlich doof vor, lächelte verlegen und bedankte dann nett für seine Hilfe. Zum Abschied winkte er mir noch einmal fröhlich zu.

Nun saß ich immerhin zwischen denen, die ebenfalls nach Berlin wollten. So weit, so gut. Aber noch war ich nicht in der Maschine, die mich dorthin bringen sollte. Es sollte ein sehr kleines Flugzeug sein.
"Das werd`ich ja wohl noch erkennen!", sprach ich mir Mut zu.

Wir warteten und warteten. Endlich kam dann die Durchsage:
"Achtung, die Passagiere der XXY bitte an Bord!"
Ich schnappte mir mein Handgepäck und trottete mit leicht wackelnden Beinen hinter den Anderen her. Leider standen dort direkt nebeneinander zwei kleine Maschinen.
"Und jetzt?", fragte ich mich und kam mir noch dämlicher vor.

Ich fasste mir ein Herz und hangelte mich am Geländer das Treppchen hoch. Oben begrüßte mich strahlenden Lächelns die Stewardess. Mein Herz pumpte wie verrückt.
"Was wird bloß, falls ... ?"
Meine Nerven spielten nicht mehr mit. Mit zittriger Stimme fragte ich sie:
"Fliegt diese Maschine auch wirklich nach Berlin?"
Deren Grinsen werde ich nie vergessen.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 31.12.2007. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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