Diana Wetzestein

Zwiegespräch

Sie: „Was ist jetzt? Wollen wir?“ (Sie stellt zwei Stühle mitten in den Raum.)

Er: „Was?“

Sie: „Reden!“

Er: „Du und reden?“

Sie: „Weil du nie was sagst.“

(Er setzt sich auf einen Stuhl.)

Sie: „Sag doch mal was.“

Er: „Was denn?“

Sie: „Irgendwas. Du sagst ja nie was!“

Er: „Du übertreibst.“

Sie: „Tu ich nicht.“

Er: „Es gibt Worte, die ich langsam nicht mehr hören kann.“

Sie: „Welche denn?“ (Sie setzt sich auf den anderen Stuhl.)

Er: „Nie, immer und sowieso.“

Sie: „Wie soll ich dich denn sonst dazu bringen, deinen Mund aufzumachen?“

Er: „Mit ganz normaler Konversation vielleicht?“

Sie: „Das hab ich doch versucht, hat aber noch nie funktioniert.“

Er: „Na klar.“

Sie: „Nie wirst du konkret!“

Er: „Da, schon wieder nie.“

Sie: „Wem der Schuh passt!“

Er: „Konkret gesagt nervt mich deine Art, wie du mich aufs Korn nimmst, sobald ich dir über den Weg laufe.“

Sie: „Ha!“

(Er schweigt.)

Sie: „Wann sonst sollte ich mit dir reden? Du bist ja nie da!“

Er: „Du und reden?“

Sie: „Ja!“

Er: „Einreden!“

Sie: „Einreden?“

Er: „Mir ein schlechtes Gewissen einreden.“

Sie: „Du könntest sowieso auch mal von selbst drauf kommen.“

Er: „Worauf denn?“

Sie: „Der Müll, der Garten, das kaputte Fahrrad, das Schlafzimmer streichen! Immer muss ich dir das sagen.“

Er: „Ja, das Schlafzimmer streichen, am besten noch während ich auf dir liege.“

Sie: „Nein, bitte doch lieber gleich, sonst wird’s gar nix mehr.“

Er: „Befehle, schlechtes Gewissen und in den unmöglichsten Situationen die unmöglichsten Wünsche.“

Sie: „Ich versuche nur, dich daran zu erinnern, wofür du eigentlich da bist.“

Er: „Das weiß ich mittlerweile.“

Sie: „Es ist sowieso schon egal, ob du’s jetzt noch machst oder später.“

Er: „Was ist sowieso schon egal?“

Sie: „Ob du das Schlafzimmer streichst oder nicht.“

Er: „Erst machst du so’n Stress und jetzt das?“

Sie. „Willst du `nen Kaffee?“

Er: „Du hast mir noch nie einen Kaffee angeboten.“

Sie: „Wie trinkst du ihn?“

Er: „Milch und Zucker.“

Sie: „Wir haben jetzt sowieso mehr Zeit als früher.“

Er: „Warum?“

Sie: „Weil mein Mann mich verlassen hat.“

Er: „Und was ist mit meinem Hausmeisterjob?“

Sie: „Gestrichen. Jedenfalls gibt’s kein Geld mehr von ihm. Aber wir können ja trotzdem weitermachen wie bisher. Ich hab sowieso immer lieber mit dir geschlafen.“

Er: „Also, wenn’s nie mehr Geld dafür gibt, kannst du das mit dem Kaffee auch für immer vergessen.“

(Er geht, sie bleibt sprachlos zurück.)

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