Am Montag früh rief Thomas an.
„Hallo, meine Ex, wie wäre es mit Sex?“ schallte seine Stimme aus dem Hörer.
„Tun wir es gleich oder gedulden wir uns bis zum Abend?“ erkundigte sich Alexa.
„Ich kann es kaum erwarten, hechel. Nein, aber mal im Ernst. Sehen wir uns heute Abend, meine süße Ali?“
So nannten sie eigentlich nur ihre Eltern und Kathrin, die Freundin in Neuseeland, mit der sie seit dem Kindergarten befreundet war.
„Wie jetzt, kein Sex mit dem Ex? Oder willst du wieder mit mir anbandeln?“ frozzelte sie lachend.
„So weit waren wir doch schon, oder?“ spielte Thomas auf die Nächte an, die sie nach ihrer Affäre miteinander verbracht hatten.
„Halte es mir vor. Um deine Frage zu beantworten und vom Thema abzulenken, ich habe durchaus Zeit und Lust.....“
„Auf mich?“
„Depp, arbeitest du eigentlich auch noch?“
„Na klar, mein Schatz, ich sitze an meinem Schreibtisch und lasse mich gerade von dir inspirieren“ schleimte Thomas in den Hörer. Er schrieb Drehbücher für TV - Soaps.
„Das glaube ich dir sofort. Hol mich heute Abend um acht Uhr bei mir zu Hause ab, wir gehen essen. Ich lade dich ein.“ bestimmte Alexa.
„Yes, Mam. Bis dann. Ich freue mich!“
Als Alexa kurze Zeit nach dem Telefonat aus der Haustür trat, entdeckte sie auf der anderen Straßenseite Petra, die gerade im Begriff war in ihr Auto zu steigen.
„Hallo!“ winkte Alexa herüber.
„Guten Morgen“ rief sie zurück, „Ach, gut, dass ich dich treffe, hast du heute Abend Zeit? Ich wollte noch was wegen deinem Neuseeland-Trip mit dir besprechen.“
„Ist gut, ich muss auch mit dir reden, aber heute Abend gehe ich mit Thomas essen. Machen wir das lieber morgen am Nachmittag, so gegen fünf, wenn es dir recht ist“ schrie Alexa durch den Straßenlärm.
„Alte Liebe rostet nicht, wie? Morgen um fünf ist okay, aber später habe dann ich ein Date mit dem Typ von vorgestern. Du, ich muss fahren, die Arbeit ruft.“ Sie stieg ins Auto, winkte und fuhr davon.
Alexa schüttelte den Kopf.
Dieser Jüngling, der hat doch gerade erst Abitur gemacht. Was will sie bloß mit dem?
Den jungen Mann, der sich in dem Moment von der Hauswand löste und mit zufriedenem Grinsen hinter der nächsten Ecke verschwand, bemerkte sie nicht.
Nachmittags begann sie mit den Vorbereitungen für den Abend. Alexa beschlich das Gefühl, dass Thomas nach dem Essen noch mit in ihre Wohnung kommen würde.
Sie stellte eine Flasche Sekt kalt und Kerzen bereit.
Man kann ja nie wissen!
Sie legte vorsichtshalber eine Kuschelrock-CD ein, so brauchte sie sich später nicht den Kopf zu zerbrechen, welche Musik passte.
Dann duschte sie, zog sich an und schminkte sich.
Pünktlich um zehn nach acht, seine übliche Verspätung, klingelte Thomas.
„Traumhaft siehst du aus, alles nur für mich?“ er küsste sich leicht auf die Wange. „Mmh, du duftest gut.“
„Nur das beste für den Ex“ gab sie zurück.
Der Abend war lustig, sie flirteten auf Teufel komm raus und es war abzusehen, wie der Abend endete.
Den Sekt brauchten sie gar nicht an, auch die Kerzen blieben aus. Alexa und Thomas schafften es nicht einmal mehr ins Schlafzimmer, schon im Flur fielen sie übereinander her.
Am anderen Morgen, Thomas bereitete in der Küche das Frühstück wie in alten Zeiten, schaltete Alexa den CD-Player ein und schrak zusammen. Laut dröhnte Tracy Chapman durch den Raum.
Die habe ich doch gar nicht eingelegt.
„Thomas, warst du an der Stereo-Anlage?“
„Nein, warum?“
„Ach, nur so.“
Habe ich die falsche Hülle erwischt? Nein, da liegt ja noch die Kuschelrock. Die CD ist in der Hülle. Das gibt es doch nicht.
Nachdenklich schlenderte Alexa in die Küche hinüber.
„Du warst sicher nicht an der Anlage?“ wiederholte sie.
„Nein, das sage ich doch, was ist denn los? Du siehst aus als hättest du einen Geist gesehen!“ Thomas reichte ihr kopfschüttelnd den Tee.
„Ach, vergiss es, nicht so wichtig. Ich glaube, ich brauche einfach mal Urlaub.“
„Es sind ja nur noch ein paar Wochen bis du zu Kathrin fährst. Ich werde dich vermissen“ er grinste. „Und die Möglichkeit, einen solchen Abend zu erleben, werde ich ebenfalls vermissen!“
„Du bist unverbesserlich. Frauen könntest du haben...... Aber du kommst ja nicht von mir los.“
„Tja, meine holde Gelegenheitsgeliebte, so unkompliziert wie du sind die meisten Frauen leider nicht“ erklärte er kauend.
„Wie wäre es denn mal mit einer Beziehung, die länger als eine Nacht dauert. Ich meine mit Gefühl und Alltag und Romantik, miteinander einschlafen und aufwachen und so weiter, .....aua,“ Alexa verbrannte sich den Mund am heißen Tee, „findest du nicht, dass du langsam bereit bist dafür?“
„Ach, Ali. Du weißt doch, ich tauge nicht für Beziehungen“ wehrte Thomas ab und klopfte sein Ei auf.
„Du bist bloß zu feige, um ehrliche, dauerhafte Gefühle zuzulassen.“
„Mir reicht mein dauerhaftes Gefühl für dich“ scherzte er.
„Das hat nichts mit dauerhaft zu tun, das ist triebhaft“ versicherte sie und warf ein Brötchen nach ihm.
„Man wirft nicht mit Essen“ wies er sie lachend zurecht, während er sich nach dem Brötchen bückte. „Ich weiß, es stimmt schon, was du sagst. Ich habe wirklich die Hosen voll, wenn ich daran denke, mich auf eine Frau richtig einzulassen. Im Übrigen, du bist auch nicht besser“ versetzte er ernst.
„Ich warte noch immer.“ Alexa sah ihn ebenso ernst an.
„Auf Mr. Right?“ fragte er. „Der Mann, der dich Alltag und Romantik ertragen lässt, mit dem du über alles reden kannst, der für dich Freundin und Lover zugleich bedeutet? Eine Beziehung, die dich überwältigt? Glaubst du, so etwas gibt es?“
„Ich hoffe es.“
„Ach weißt du, ich glaube ja nicht an solche Beziehungen, aber ich hoffe, dass auch wir vielleicht doch mal den richtigen Partner erwischen bevor am Ende noch wir beide uns gegenseitig die dritten Zähne in Corega Tabs legen.“
„Scheußliche Vorstellung“ meinte Alexa nachdenklich.
„Welche? Die mit den dritten Zähnen oder dass am Ende wir beide...?“ neckte Thomas.
„Irgendwie beides!“ Alexa lachte als er mit einem Croissant nach ihr warf. „Man wirft nicht mit Essen, habe ich mir sagen lassen.“