Heinrich Hahn

Die Ampel

 
Ich stehe hier an einer Ampel in einer kalten, dunkeln Nacht, drücke den Sender und warte bis es Grün wird. Ich erhebe meinen Kopf und sehe auf die andere Straßenseite die Menschen, es sind nur wenige, die ich dort sehe schauen alle wirr durch die Gegend. Sie sehen aus wie Heilige unter der hell leuchtenden Laterne. Mein Blick schweift weiter durch die Masse von neben an und bleibt bei einer Person stehen, die nicht durch die Gegend schaut, sondern nur den Boden konsequent anstarrt. Sie sieht nicht aus wie eine Heilige, denn die Schatten der anderen umhüllt Sie. Ihre zarten, süßen und kindlichen Bewegungen beflügelte meine Phantasie. Ich habe mir Vorgestellt wie sie wohl in einem Hellrotem Kleid auf einem Ball mit mir Tanzen würde und dann alle anderen in den Schatten stehen lässt, wie es die Masse grade mir ihr macht. Sie würde ein süßes lächeln auf Ihren Mund zaubern und mich somit verzaubern.
 
Ein leises brummen hat mich aus meiner Trance geholt, ich schüttele mein Kopf sehe mich um und sehe wie sich alles beweget. Mein Blick konzentriert sich wieder auf dieses sonderbare Geschöpf, kein Augenblick wende ich meine Augen von ihr ab, um nur ein Mal ihr Gesicht zu sehen, doch dieser Wunsch blieb mir verwehrt. Seit jenem Tage stehe ich immer um dieselbe Zeit an derselben Ampel und drücke auf den Sender, um nur noch ein Mal das zu sehen was ich begehre, ihr Gesicht.
 
Meine Gebete wurden erhört ich sehe diese zarten, süßen und kindlichen Bewegungen wieder auf der anderen Straßenseite. Dieses mal geht alles sehr schnell die Ampel springt auf Grün alle gehen los, alle außer ich. Sie geht an mir vorbei und ein leiser schwerer Atem kommt aus Ihr raus. Ich nehme all mein Mut zusammen drehe mich um, fasse leicht auf ihre Schulter und wollte sie ansprechen, doch sie geht ohne jegliche Reaktion weiter. Mein Mut den ich hatte verliert langsam seine Wirkung, ich drehe mich langsam um, starre auf den Boden und stehe nun in Ihrem Schatten. Ich wende nun ganz mein Blick von ihr und gehe langsam über die Straße, obwohl die Ampel Rot leuchtet. Auf der anderen Seite sehe ich noch einmal zurück und ich sehe sie, wieder an der Ampel stehen.
 

Ich sehe wie sie auf den Sender drückt und auf das Grüne licht wartet das Ihr Gesicht beleuchtet. Nun stehe ich auf der dieser Seite der Straße, nun bin ich es der, der nicht wie ein Heiliger unter der Laterne steht sondern im Schatten der Masse stehe, nun ist mein Blick konsequent auf den Boden gerichtet und ich habe nun diesen leisen schweren Atem.

 

 

  
Heinrich Hahn

 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 16.01.2008. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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