Julia Schmidt

Ruhe

„Ach, was ist das nur für eine herrliche Ruhe hier!“ Manfred streckte sich und sog genussvoll die frische Luft ein.
 Seit 3 Tagen sind sie hier in den Bergen und er wollte eigentlich nie wieder weg. Wie jeden vergangenen Morgen frühstückten er und seine Frau Anne auf der Terrasse des Ferienhauses.
 „Hier gibt’s keine Nachbarn die einen schon Früh nerven. Nur die Vögel!“
 „Mhm“ kam die abwesende Antwort von Anne. Sie nutze die Ruhe um endlich ihr Buch fertig zu lesen. Zu Hause kam sie einfach zu nichts. Seitdem sie beide in Rente waren, waren sie immer unterwegs, trafen sich mit Freunden oder Anne hatte im Haushalt zutun. Manfred hatte es da leichter, normalerweise saß er schon zum Frühstück mit der Morgenzeitung vor dem Gesicht und war nicht ansprechbar. Hier gab es keine Morgenzeitung.
 „Schau dich doch nur mal um wie grün die Wälder sind. Bei uns in der Stadt sind die Bäume alle grau vor Dreck!“
 Manfred drehte wie ein Gockel auf dem Mist seinen Kopf in alle Richtungen und beobachtete die Gegend. Hier am Steilhang hatte man einen wunderbar weiten Blick ins Tal hinunter.
 „Hör nur Anne, hier ist völlige Stille. Nicht mal ein Auto kann man hören.“
 „Ja, Manfred ich höre es!“ Mittlerweile war Anne etwas genervt. Sie wollte doch nur ihr Buch lesen. Manfred erzählte ihr nun schon seit 3 Tagen wie still es hier ist und riss sie damit immer wieder aus ihrer spannenden Geschichte.
 „Aber Anne, wer wird an diesem friedlichen Ort so zickig sein?“
 „Ich will einfach nur mal eine halbe Stunde ruhe Manfred. Ich will doch nur mal 10 Seiten durchweg lesen.“
 „So etwas kannst du doch zuhause tun! Unser erster Urlaub seit Jahren und du genießt ihn nicht mal“
 „Ja du hast Recht!“ Anne war mittlerweile so genervt, dass sie zu allem Ja gesagt hätte nur damit Manfred sie in Ruhe lässt.
 Aber Anne hatte sich getäuscht. Manfred wurde gerade erst warm. Sein Mangel an Unterhaltungen mit seinen Freunden und 3 Tage ohne seine Zeitung hatten ihn Gesprächig gemacht.
 Eine geschlagene Stunde erzählte Manfred die Vorzüge einer so stillen Gegend, von entspannendem Urlaub, von Großstadt-Smog und alles was ihm gerade alles dazu einfiel.
 Manfred bemerkte nicht einmal dass Anne ihm seit einer halben Stunde gar nicht mehr antwortete. Am Anfang hatte sie wenigstens noch Ja gesagt.
 „Entschuldige mich kurz“ unterbrach Anne ihren Mann und beendte damit ersteinmal seinen Redeschwall.
 
Manfred schaute sich die Wälder an und sinnierte grade wieder darüber nach wie still hier doch alles ist, als ihn ein kurzer aber sehr schmerzhafter Hieb im Nacken traf. Überrascht und vor Schmerz aufstöhnend drehte er sich in seinem Stuhl um.
 „Was…was soll das?

RUMMS

Die Axt zerschmetterte seinen Kopf genau in der Mitte.  Die scharfe Axt ging zwar ohne Probleme rein, aber nur sehr zäh wieder raus. Um die Axt aus seinem Schädel zubekommen, wurde Manfreds toter Körper hin und her geschüttelt. Er fiel vom Stuhl und blieb auf dem Rücken, mit nach oben gerichteten – und ziemlich weit auseinander stehenden – Augen liegen.

RUMMS

Die Axt teilte Kopf und Körper voneinander.
Der Körper wurde achtlos von der Terrasse zum Steilhang herunter geschoben und verschwand dort im Wald.
 Der Kopf wurde gepackt und in die Mitte des Frühstückstisches gelegt. Vom Brotmesser – das vorhin noch im Sonnenaufgang glänzte- tropfte Blut. Es säbelte sich durch die Zunge und zerschnitt sie dann in kleine Teile.
Nun landete auch der Kopf am Rande des Steilhangs. Langsam wurde er immer näher an den Abgrund gerollt. Als er den Kontakt mit dem Boden verlor kullerte er langsam in den Wald hinein. Die Teile der Zunge flogen im weiten Bogen hinterher.

Anne wischte sich die Hände an ihrem T-Shirt ab, setze sich an den Tisch und nahm ihr Buch zur Hand.
„Endlich Ruhe!“ 
 

Bitte habt Nachsicht mit mir, dies ist meine erste Kurzgeschichte.
Ich freue mich über jedes Kommentar, also haltet mit eurer Meinung nicht hinterm Berg. Ich werde jede Kritik als Anreiz nehmen um mich zuverbessern oder jedes Lob um mein Selbstbewusstsein nach der Kritik wieder aufzubauen :-D
Julia Schmidt, Anmerkung zur Geschichte

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 18.01.2008. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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