Andreas Rüdig
Beruf: Zweiradmechaniker
Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen. Behauptet
zumindest der Volksmund. "Wer bei uns Fahrräder kauft, braucht es zum
Einkaufen. Cityräder, Radwanderräder und Tourenräder verkaufen sich
ganz gut. Mountainbikes und Rennräder sind Ladenhüter," berichtet
Dieter Lata, seines Zeichens Zweiradmechanikermeister, Inhaber eines
eigenen Fahrradgeschäfts in Homberg und Innungsobermeister der
Duisburger Zweiradmechanikerinnung.
"Zweiradmechaniker der
Fachrichtung Fahrradtechnik halten nichtmotorisierte Zwei- oder
Mehrradfahrzeuge wie z.B. Mountainbikes, Rennräder, Tourenräder,
Liegeräder oder Lastenräder instand und bauen sie um. In
Industriebetrieben stellen sie auch Fahrräder her. Im Handwerk pflegen
und warten sie sämtliche Bauteile und Komponenten dieser Fahrzeuge. Bei
der Herstellung wenden sie manuelle, in der Industrie auch maschinelle
Metallbearbeitungstechniken wie Fügen, Trennen und Umformen an. Einen
wichtigen Bereich stellen Kundenberatung, Präsentation und Verkauf von
Produkten und Dienstleistungen dar.
Fahrräder erfreuen sich seit
Jahren ungebrochener Beliebtheit. Nicht nur Kostengründe wie hohe
Benzinpreise oder gestiegenes Umweltbewusstsein sind hierfür
ausschlaggebend, sondern auch der Fitness-, Sport- und Freizeitaspekt.
Die Vielfalt der Beweggründe findet ihren Niederschlag in einem schier
unerschöpflichen Angebot, das vom Alltagsrad aus der
Großserienproduktion bis zum kostspieligen Hightech-Produkt mit
Hydraulikbremsen und Vollfederung reicht. Individuelle
Konstruktionslösungen, der Umgang mit neuen Materialien und
Systemkomponenten sowie die Möglichkeit, Fahrräder individuell nach
Kundenwunsch zusammenzustellen, bestimmen den Bedarf an Wartungs-,
Service- und Reparaturleistungen und somit auch die Anforderungen an
Zweiradmechaniker/innen der Fachrichtung Fahrradtechnik.
Zweiradmechaniker
der Fachrichtung Motorradtechnik warten und reparieren motorisierte
Zwei-, Mehrrad- sowie Spezialfahrzeuge des Zweiradbereiches, bauen sie
um oder rüsten sie mit Zubehör und Zusatzeinrichtungen aus. Sie warten
und prüfen Motoren und setzen sie ggf. instand.
Die
Zulassungszahlen von motorisierten Zweirädern sind in den letzten
Jahren permanent gestiegen. Motorradfahren erfreut sich immer größerer
Beliebtheit, das Bild vom Motorrad hat sich vom Gebrauchsfahrzeug hin
zum Freizeitprodukt gewandelt. Ebenso schnell ist die technologische
Entwicklung fortgeschritten. Immer wieder kommen neue, innovative
Techniken wie Antiblockiersysteme (ABS) oder wartungsfreie
Kardanantriebe zum Einsatz, die den Kundenwünschen, etwa nach mehr
Sicherheit und Komfort, Rechnung tragen. Daneben bestimmen die Zunahme
an Serviceleistungen und der Wunsch nach individuellen,
"maßgeschneiderten" Produkten die heutigen Anforderungen an
Zweiradmechaniker der Fachrichtung Motorradtechnik.
Mit
Handwerkzeugen wie Schraubendrehern, Sechskantschlüsseln und
Fühlerlehren sowie mit handbetriebenen Geräten öffnen sie z.B. den
Ventildeckel, stellen das Ventilspiel ein und wechseln die Zündkerzen
aus. Sie kontrollieren, ob alle Seilzüge in Ordnung sind, ob die
Kettenspannung einwandfrei ist und ob der Reifendruck stimmt. Außerdem
prüfen sie, ob Öldruck und -stand noch korrekt sind oder ein Ölwechsel
durchgeführt werden muss," beschreibt die Arbeitsverwaltung den Beruf.
"In
den beiden ersten Lehrjahren werden die Zweiradmechanikier noch
gemeinsam ausgebildet. Die Spezialisierung erfolgt dann in den
folgenden eineinhalb Jahren," ergänzt Lata. "Der Fahrradmonteur ist ein
Beruf für lernschwache Jugendliche, die auch einen Ausbildungsabschluß
erhalten sollen. Der Fahrradmonteur darf die Fahrräder im Grunde aber
nur auspacken."
Der Beruf gehört erst seit 20 Jahren zum
Vollhandwerk, berichtet Lata, selbst ein ausgebildeter
Fernmeldemonteur. Da die Schwiegereltern schon einen alteingesessenen
Laden besaßen, war es für Lata selbstverständlich, umzuschulen und den
Laden zu übernehmen.
"Wer heute den Beruf erlernen möchte, sollte in
den Hauptfächern Mathe, Deutsch und Englisch gut sein. Die preußischen
Kardinalstugenden wie Fleiß, Sauberkeit, Freundlichkeit, Ordentlichkeit
und Pünktlichkeit sind auch wichtig. Ideal ist auch ein
Schülerpraktikum. Dann weiß ich nämlich, ob mir der Beruf liegt," rät
der Homberger den Nachwuchskräften.
Sich nur auf den Verkauf von
Fahrrädern zu konzentrieren sei sinnlos, berichtet Lata. Wer auch
Ersatzteile verkauft und eine Reparaturwerkstatt betreibt, erhöht die
Kundenbindung. "Bei uns in der Region gibt es nur wenige Liegeräder.
Hätte ich einen größeren Laden, würde ich diese Marktlücke schließen.
Fahrräder mit Hilfsmotor konnten sich nicht durchsetzen," beschreibt
Lata einige Exoten unter den Zweirädern.
Rund 150 Fahrradläden gibt
es im Innungsbezirk, der auch Städte wie Dinslaken und Oberhausen
umfaßt. Das Thema Unternehmensnachfolge ist hier ein Gesprächsthema.
Setzte die Euro - Umstellung dem Handwerk schon zu, tut das mangelnde
Interesse des Nachwuchs sein übriges. "Es ist nicht mehr
selbstverständlich, den Betrieb der Eltern zu übernehmen. Die
Jugendlichen verfolgen heute schon ihre eigenen Interessen," konnte
Lata beobachten. "In ihren beruflichen Planungen spielt der Betrieb der
Eltern nicht mehr unbedingt eine Rolle." Sorgen um den Beruf brauchen
wir uns aber nicht zu machen. Solange Regionen wie der Niederrhein mit
Radwanderungen u. ä. werben, wird es auch eine Zukuft für die Drahtesel
geben.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 21.01.2008.
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