Dominik Lodde

Endless Fantasy

Kapitel 1

Die Wolken hingen träge am Himmel, schoben sich schwerfällig vor den Mond. Er saß noch an seinem Schreibtisch, über seinen Zeichnungen. Sein Blick fiel auf die Uhr und er rieb sich die Augen. "Verdammt, ist es wirklich schon so spät?" Er legte seine Utensilien zur Seite und schob sich langsam vom Schreibtisch weg. "So Theo, nun wird es aber Zeit fürs Bett..." sprach er zu sich selbst. Mühselig erhob er sich von seinem Stuhl und ging gedankenverloren ins Bad.
Er zog sich langsam aus, wobei er nicht sonderlich darauf achtete wo seine Sachen überall landeten.
Frisch gewaschen verließ er das Bad, seine Gedanken kreisten immer noch um die unfertigen Bilder in seinem Kopf, die er noch unbedingt zu Papier bringen wollte, als er sich ins Bett legte und seine Augen dazu zwang sich zu schließen.
Nach einigen letzten Gedanken an seine unvollendeten Kunstwerke schlief er langsam ein...

* * *

Der kleine Goblin rannte so schnell ihn seine kurzen Beine tragen konnten, die Angst saß ihm im Genick. Die geifernde Bestie, von deren **** ätzender Schleim tropfte, bracht durch die mächtigen Bäume. Ihr bulliger Körper, der dem eines Hundes sehr ähnelte, jedoch kein Fell besaß und aus deren Rücken dicke knochige Auswüchse ragten, bebte unter jedem ihrer Schritte. Auf der Jagd nach dem kleinen Goblin zog diese eine Scheiße der Zerstörung durch den Wald und holte mit jedem Schritt weiter auf.
Das Geräusch der berstenden Bäume ließ den kleinen Goblin noch panischer rennen. Er schloss schon mit seinem Leben ab, als er den heißen Atem der Bestie schon in seinem Nacken spürte.
Als die Kreatur ihr furchteregendes **** öffnete um sich den kleinen Goblin einzuverleiben, liefen dem Kleinen schon Tränen der Angst seitlich das Gesicht entlang.
Ein Pfeil sirrte knapp über den Kopf des Goblins hinweg und die Bestie stieß einen lauten hasserfüllten Schmerzensschrei heraus und verharrte an Ort und Stelle. Der Goblin rannte noch etwa hundert Meter panisch weiter, ehe er stolperte und der Länge nach hinfiel. Erst jetzt wendet er seinen Blick um, er sah die Bestie, wie sie ihren Kopf wütend hin und her warf. Der Pfeil steckte direkt zwischen ihren Augen im Schädel der Kreatur. Sie brüllte vor Wut und Schmerz, während ihre Kraft sie langsam verließ.
Die Kreatur brüllte ein letztes Mal auf, bevor sie auf die Seite kippte und noch einige Sekunden lang zuckte.
Der kleine Goblin erhob sich langsam und ging ganz langsam auf die niedergestreckte Kreatur zu. Er keuchte und schnaufte und jeder Schritt schien ihm eine Qual gewesen zu sein, doch wollte er wissen, was die Kreatur getötet hatte. Als er nur noch wenige Schritte von der Kreatur entfernt war sah er den Pfeil, seine Augen weiteten sich und die Angst kehrte in ihn zurück. "Wer hat Pfeil auf Hundedämon abgefeuert, he?" meint er leise als er sich nervös umschaut.
Ein leises Kichern dringt aus dem Blätterdach des Waldes und scheint von überall gleichzeitig zu kommen. Der kleine Goblin wurde nervöser, da er nicht bestimmen konnte woher das Gekicher kam. "Wo bist du, he?" rieft er, wobei die Nervosität in seiner Stimme mitschwang. Die Blätter in den obersten Bereichen der Bäume raschelten kurz, als eine kleine zierliche Gestallt dort heraussprang und dicht vor den Goblin grazil landete. Die kleine Dryade erhob sich langsam und ihr Haar, das aus dünnen Ranken bestand, wehte ihr aus dem Gesicht. Sie grinste den Goblin breit an. "Was bist du denn?" kam kichernd aus ihr hervor, als sie den Kleinen umrundete und ihn dabei eingehend musterte. Der Goblin blieb stocksteif stehen und betrachtete die Dryade, deren grüne Haut mit kleinen Dornen besetzt war und nur schwer vom Hintergrund auszumachen war. "Krark ist... ist... ein Goblin." bringt er stotternd hervor. Die Dryade lachte glockenhell auf, als sie sich vor Krark hockte. "Und Krark ist hier ganz alleine unterwegs?" fragt sie ihn grinsend.
Krark nicht leicht. Sie lacht erneut. "Das ist aber sehr gefährlich für einen Goblin. Ohne Waffen, ohne Rüstung und mit einem Bullrog im Nacken durch den Wald zu rennen." Krark lief der Schweiß die Stirn herunter, während sein kleines Hirn schon jede Möglichkeit zur Flucht durchging.
Die Dryade erhob sich wieder... "Was will ein Goblin eigentlich hier im Wald von Selmik?" ...fragte sie ihn, mit einem warmen lächeln auf den giftgrünen Lippen.
"Krark... Krark... sucht neue Heimat..." stammelt er nervös. Er ließ die Dryade nicht aus den Augen, wusste er ja nicht, ob sie ihn nur täuschte mit ihrem lächeln.
Als die Dryade sich zu ihm hinhockte, war das Lächeln zur Gänze verschwunden... "Du kannst hier nicht bleiben! Der Wald gehört den Dryaden und nicht den Goblins!"... sie erhob sich wieder und wandte sich von Krark ab... "Du solltest nun gehen." ihr Tonfall war gereizt, schon fast wütend. Krark stand etwas irritiert da und schaute sich kurz um. "Und wohin soll Krark gehen, he? Krark weiß ja nicht einmal wo Krark überhaupt ist!" Die Dryade wand sich nicht um, sie klag genervt, als sie sprach. "Folge mir, Goblin." Sie ging durch das dichte Strauchwerk und verschmolz förmlich mit ihm. Krark watschelte ihr zügig nach, um sie nicht aus den Augen zu verlieren...

* * *

"Theo? THEO! Wach auf!" brüllte sie ihn an. Theo schreckte hoch als er so forsch geweckt wurde. "Wie was?" Sie packte seinen Arm und zog ihn aus dem Bett. "Du hast schon wieder verschlafen!" Sie warf ihm seine Klamotten vor die Füße. "Was? Was hast du gesagt Anna?" Er sah sie ratlos an, als er sich in seine Hose zwängte. "Es ist schon fast 10 Uhr! Du musst in 30 Minuten im Rathaus sein! Hast du das etwa schon wieder vergessen?" Sie sah ihn grimmig und entnervt an. Theo zwängte sich in sein Hemd und fummelte hastig an der Krawatte herum, wollte ihm der Knoten doch nicht recht gelingen. "Nein, nein, ich hab’s nicht vergessen. Ich hatte nur gestern Abend..." Sie packte die Krawatte und band sie ihm zügig um. "Du hast mal wieder über deinen Zeichnungen gesessen, stimmt ´s?" Er nickte nur resigniert und zog sich schnell Socken und Schuhe an. Sie hielt ihm die Türe auf und reichte ihm seine Tasche. Er griff sich die Tasche und drückte ihr einen Kuss auf die Wange. "Du hast was gut bei mir, Anna." meinte er, als er den Flur hinunter stürmte und Kurs auf das Treppenhaus nahm.
Er nahm immer mehrere Stufen auf einmal und rannte die Treppe so in einem mörderischen Tempo hinab. Als er nun schon fast zwei Stockwerke in diesem Tempo zurückgelegt hatte, passierte es. Er stolperte und die Zeit schien sich für einen quälend langen Augenblick zu einer Ewigkeit zu verzerren. Er sah die Stufen, wie sie sich ihm langsam näherten und Schwärze erfüllte langsam sein Blickfeld. Dunkelheit umfing ihn und nahm ihn sanft zu sich in ihre kalte Umarmung...

* * *

Das ungleiche Paar wanderte bis in die späten Abendstunden unaufhaltsam durch den Wald. Goblin hinter Dryade. Der Goblin schien mit jedem Schritt langsamer zu werden und versuchte verzweifelt seine müden Beine zur Hast anzutreiben, um mit der Dryade schritt halten zu können. "Krark hat Hunger, Krark ist müde und Krark hat keine Lust mehr." Die Dryade hielt inne und wendete sich langsam zum dem kleinen Goblin um. "Ich verstehe, wir werden hier rasten." Sie setzte sich an den Stamm eines mächtigen Baumes und musterte Krark, wie er langsam auf sie zu stolperte. Er ließ sich erschöpft vor ihr auf dem lehmigen Boden nieder und sah sich suchend um. Sie folgte seinem Blick und versuchte heraus zu finden, was er suchte. "Sag mal... Krark, richtig? Was suchst du eigentlich?" Er hielt sich den Bauch, welcher wie aufs Stichwort knurrte. "Krark sucht etwas, was er sich in den Mund stopfen kann." Die kleine Dryade grinste etwas und lachte dann herzhaft. "Ich verstehe, warte einen Moment." Sie er hob sich und kletterte grazil den Baum hinauf, an dem sie grade eben noch saß. Er schaute ihr etwas verwundert nach und kratzte sich etwas am Kopf.
Eine menschliche Gestallt raste durch die Äste des Baumes und scheuchte dabei allerlei Getier auf. Der Mensch fiel ohne Gegenwehr durch die Äste und direkt auf Krark zu. Krark versuchte sich noch zur Seite zuwerfen, doch versagtem ihm seine geschundenen Beine den Dienst. Der Mensch landete hart auf dem kleinen Goblin und dieser quiekte schmerzerfüllt auf.
Die Dryade trat aus dem Blätterdach auf einen breiten Ast hinaus und schaute ziemlich verwirrt auf die Beiden Kreaturen doch auf dem Waldboden.
Der Mensch rührte sich kein Stück und hielt den Goblin mit seinem Gewicht am Boden. Krark versuchte panisch sich unter dem ihm unbekannten Fremdkörper hervor zu ziehen.
Die Dryade sprang herab und landete elegant neben den beiden, ein grinsen konnte sie sich nun wirklich nicht verkeifen. Sie beugte sich herab und rollte den bewusstlosen Menschen von Krark. Krark stand langsam auf und grummelte missmutig. "Was fällt Kerl auf Krark, he? Kerl ist doch kein Vogel!" Die Dryade hockte sich vor den Menschen und musterte ihn eingehend. "Krark, glaubst du nicht, das er es vielleicht selbst gar nicht wollte?" Sie deutete auf den Menschen und wand ihren Kopf zu Krark um. "Hast du so etwas schon mal gesehen? Der sieht doch irgendwie sehr merkwürdig aus." Krark prustet los. "Pflanzenmädchen kennt Menschen nicht? Krark kennt viele Menschen, die sind immer so hässlich." Er nickt sich selbst zustimmend zu. Sie sah Krark finster an. "Erstens nenn mich nicht Pflanzenmädchen, ich heiße Riane, merk dir das!" Sie wand ihren Kopf wieder zu dem bewusstlosen Menschen um. " Und zweitens, ich kenne auch viele Menschen, aber die die ich kenne haben sich niemals in solche Stoffe gehüllt." Sie zupfte etwas an der Krawatte des Menschen und ließ ihre Hand über das Hemd gleiten. Krark watschelte langsam etwas näher an den Menschen heran und hockte sich neben Riane. "Da kann Pflanz... ähh Riane Recht haben, Krark hat auch noch nie Menschen in solchen Dingern gesehen." Er rüttelte etwas an den Schuhen, die der Mensch trug.

* * *

Als der sengende Schmerz sich langsam wieder verzog und ihm die Sinne langsam wieder eigen wurden, hörte Theo einige Stimmen. "...hat auch noch nie Menschen in solchen Dingern gesehen." Er spürte wie jemand an seinem Fuß rüttelte und öffnete langsam die Augen.
Die Riane beugte sich etwas zu Krark herüber und tippte ihm auf die Schulter, mit der anderen Hand deutete sie auf das Gesicht des Menschen, als dieser langsam die Augen öffnete. Krark grinste etwas und nickte Riane zu. Krark krabbelte an Riane vorbei und beugte sich grinsend über das Gesicht des Menschen.
Als sich Theos Sicht langsam klärte sah er auf eine Reihe gelber, spitzer Zähne, die in einem sehr deformierten **** ihren Halt fanden. Er schrie auf und versuchte sich rücklings krabbelnd in Sicherheit zubringen. Krark lachte laut und richtete sich langsam zu voller Größe auf, nicht höher als ein sechsjähriges Kind. Er plusterte sich auf, um noch etwas größer zu wirken und watschelt etwas auf den Menschen zu. "Krark ist großer, starker Krieger. In Staub mit dir!" Ein breites Grinsen konnte sich der Goblin nur mit mühe verkneifen.
Theo rutschte bis an den Stamm eines Baumes heran, wobei die beiden Wesen nicht aus den Augen ließ.
Riane sah kichernd Krark zu, wie er sich so auf den verängstigen Menschen zu bewegte. Wer hat schon Angst vor einem Goblin? fragte sie sich. Sie beobachtete weiter belustigt das Geschehen. Krark zuckten schon die Mundwinkel, als er weiter sprach. "Krark..." Er begann zu lachen und setzte sich auf seinen Hintern. "... kann einfach nicht mehr. Mensch hat Angst vor Krark..." Krark liefen vor lachen die Tränen und auch Riane fiel mit ein.
Theo sah verwundert, skeptisch und zutiefst verwirrt auf die beiden, den Goblin und die Dryade. Als er das Wort ergriff lag ein zittern in seiner Stimme. "Was seid ihr? Wo bin ich hier?" Er setzte kurz aus und sah sich etwas um, doch nur soweit, dass er die beiden noch aus dem Augenwinkel heraus beobachten konnte. "Und wie komme ich hier her?"
Krark war der Erste, der das Wort ergriff. "Bist aus Baum gefallen und auf Krark gelandet! Nicht nett, nicht nett..." Riane fasste sich langsam wieder, schaute Krark an und schüttelte den Kopf. Der kleine Goblin nickte kaum merklich und hielt die Klappe, da er diesen Blick wortlos verstand. Riane erhob sich und ging auf Theo zu. ""Ich glaube deine Frage hätte nicht " Was seid ihr?" sondern " Wer seid ihr?" heißen sollen."" Sie reichte ihm eine Hand um ihm auf die Beine zu helfen und fuhr dann fort. "Also ich bin Riane von den Selmik-Dryaden und der Kleine da ist Krark, er ist ein Goblin. Und du bist hier im Wald von Selmik. Wie du hier her kamst weiß ich auch nicht so genau, ich weiß nur eins, du bist ziemlich tief gefallen."
Theo nahm ihre Hand und erhob sich langsam auf die Beine. Er mustere die Dryade, unter anderen Umständen hätte man sie als attraktiv bezeichnen können, wären da nicht die grüne Haut und die zahlreichen spitzen Dornen auf dieser.
"Goblin? Dryade? Selmik?" Er machte seiner Verwirrung Luft und rieb sich die Schläfen.
Krark und Riane schauten sich kurz an und zuckten mit den Schultern. Krarks Magen brach das kurze Schweigen mit einem lauten Knurren. "Also, Krark hat noch immer Hunger. Krark brauch was zu essen!" Theo schaute den kleinen Goblin etwas verwundert an und griff dann in seine Tasche. "Warte Goblin, Anna hat mir sicherlich etwas eingepackt..." Er wühlte in seiner Tasche herum und beförderte einen Apfel daraus hervor. Er warf ihn vorsichtig zu Krark rüber. "Hier, bitte sehr." meinte er zögerlich.
Krark fing den Apfel und betrachtete in skeptisch. "Was ist das, he?"
"Das ist ein Apfel. Hast du noch nie einen Apfel gesehen?" Theo besah sich den etwas verwirrten Goblin, wie dieser so den Apfel musterte.
Riane griff sich den Apfel aus Krarks Händen und wiegte ihn in Händen. "Meiner Meinung nach müsste es sich hierbei um eine Frucht handeln. Gehe ich recht in dieser Annahme?"
Theo schien noch verwirrter als zuvor. "Ja, es ist eine Frucht. Aber kennt ihr denn keine Äpfel?"
Krark und Riane schauten sich erst kurz an, ehe sie sich Kopf schüttelnd zu Theo um drehten. Die Verwirrung war unübersehbar auf ihren Gesichtern eingebrannt.
Theo setzte sich wieder hin, irgendwie war das alles etwas zuviel für ihn. "Wo bin ich hier nur gelandet...?"

* * *

Anna schloss die Tür zu Theos Wohnung ab und ging wieder zu ihrer. Sie schüttelte grinsend den Kopf und rieb sich sanft die Wange. "Ach Theo, was würdest du nur ohne mich machen?" Sie schloss ihre Wohnungstür auf und blieb wie angewurzelt stehen.
"Was machen sie in meiner Wohnung?" Sie musterte sie Person, die wartend in ihrem Flur stand. Eine lange Kutte verdeckte jede Form des Körpers, die tief gezogene Kapuze verdeckte ebenso das Gesicht. Anstatt auf die Frage zu antworten stand sie einfach nur da, mit dem Gesicht zu Anna gewandt. Anna griff langsam in ihre Hosentasche nach ihrem Handy. Jetzt regte sich die Person und sprang nach vorn, auf Anna zu.
Sie schrie auf als die vermummte Person sie packte und mit sich riss...

* * *

Als die Nacht hereinbrach macht Riane sich auf etwas Essbares zu finden, Krark wiederum kümmerte sich um das Feuer und Theo kritzelte mit einem Bleistift etwas auf seinem Block herum, den er aus seiner Tasche hervor geholt hatte.
Riane kehrte nach kurzer Zeit zurück, die arme voller seltsamer Früchte beladen. Sie legte ihre "Beute" neben das Feuer, auf ein paar große, breite Blätter. Krark stocherte weiter mit dem Finger in der Glut herum und Theo zeichnete ihn dabei.
"So, meine Herren, ich hab uns etwas zusammen gesucht. Etwas Besseres werdet ihr hier niemals finden." Sie setzte sich lächelnd neben Krark, Theo gegenüber.
Theo sah von seiner Zeichnung auf und betrachtete die Früchte misstrauisch. "Das kann man essen?" Er stieß eine mit grünem Schleim überzogene Frucht mit seinem Bleistift an.
Krark packte die Frucht und stopfte sie sich im Ganzen in den Mund. Riane lachte etwas, als sie das sah. Sie nickte Theo zu und reichte ihm eine violette Frucht die in ihrer Form einer Banane nicht unähnlich sah. Theo zuckte mit den Schultern und biss in die, mit einem leichten Flaum überzogene, Frucht. Er kaute auf dem Stück herum und seine Mundwinkel zogen sich langsam in die Höhe. "Dasch schmeckt schehr gut..."
Entgegen allem, was man ihm zum Thema sprechen mit vollem Mund beigebracht hatte, tat er es in diesem Fall doch.
Alle aßen reichlich und saßen gesättigt um das Feuer herum. Theo rieb sich den Bauch und schaute zu Riane. "Sag mal Riane, wo bin ich hier genau." Die Ruhe die er mit seinen Worten vermittelte füllte alles um ihn herum aus.
"Wie meinst du das?" Die Ruhe die er verströmte griff langsam auf sie über, doch etwas Verwirrung schwang in ihrer Stimme mit. Er lehnte sich etwas zurück und schaute in den besternten Himmel und dessen zwei Monde. "Ich bin nicht mehr auf der Erde, oder?"
Er klang weder besorgt noch traurig, doch irgendetwas regte sich in ihm, dies war nicht der Ort an den er gehörte.
Sie wandte ihren Blick kurz zu Krark, der schon tief und fest schlief, ehe sie ebenfalls gen Himmel blickte. "Erde? Nein, hier bist du auf Sarrangah."
"Sarrangah also..." Die Ruhe die er anfangs verströmt hatte, verwandelte sich langsam aber sicher in Müdigkeit um. "Riane?"
"Ja?"
"Gibt es eine Stadt hier in der nähe?"
"Ja, warum fragst du?"
"Ach, nur so." Seine Augen fielen ihm langsam zu. "Schlaf gut Riane." Er legte sich hin, das alles konnte auch bis Morgen warten.
"Schlaf ebenfalls gut Theo."

* * *

Riane öffnete weit vor Sonnenaufgang die Augen, ein unbehagliches Gefühl umklammerte sie.
Sie schaute nach Theo, dieser schlief allerdings noch weiter tief und fest. Ihr Blick wanderte langsam weiter zu Krark.
Jedenfalls zu der Stelle, an der der kleine Goblin hätte liegen müssen. Sie stand auf und sah sich etwas um. "Krark?" Ihre Stimme glich einem Flüstern.
Ein Schatten huschte an ihr vorbei, sie drehte ihren Kopf um dem Schatten zu folgen.
Zu spät erkannte sie die Falle, das Seil, das sich blitzschnell um ihren Hals zog und ihr die Luft raubte.
Sie wollte Theo noch warnen, bekam jedoch keinen Ton heraus.
Langsam wurde alles Dunkel um sie herum und das Knistern des Feuers immer leiser.

* * *

Als Krark langsam die Augen öffnete, war das Gebrüll der Mengen ohrenbetäubend.
Der Geruch von verbranntem Fleisch und Blut kroch ihm langsam in die Nase. Er stand langsam auf, richtete etwas seine verstaubte Kleidung und versuchte krampfhaft irgendetwas zu erkennen.
"He?" Er tastete sich langsam an einer steinernen Wand entlang, bis seine Finger schließlich etwas hölzernes berührten. Ein leichtes Grinsen bildete sich auf seinen Lippen.
Krark kratzte etwas an dem Holz herum, doch dies erwies sich härter als erwartet.
Ein dünner streifen gleißenden Lichts bildete sich neben ihm und schwoll zusehends an.
Krark hielt eine Hand vor sein Gesicht, um das Licht daran zu hindern in seine Augen zu scheinen. Das Gebrüll der Mengen wuchs mit dem Licht langsam immer weiter an.
Er taumelte geblendet auf den weißen Sand hinaus, doch seine Augen gewöhnten sich nur zögernd an das Sonnenlicht, das hier so allgegenwärtig schien.
Als er langsam erste Konturen erkennen konnte verstummte die Menge fast vollkommen, sodass Krark das quietschen schwerer Eisenscharniere hören konnte.
Die magisch verstärkte Stimme des Kommentators erhob sich in dieser Stille.
"Meine sehr verehrten Damen und Herren.
Sehen sie nun den Kampf zwischen einem Goblin, dem Ungeziefer der Berge, und einem unserer Champions, Kamahl!
Machen Sie Ihre Einsätze! Wer wird gewinnen? Wer weiß das schon? Die Wetten stehen 1:100 für das Ungeziefer! Setzen Sie auf den Goblin und machen Sie ein Vermögen, sollte er gewinnen! Oder setzten Sie auf unseren Champion Kamahl und verdoppeln Ihren Einsatz!"

* * *
Das Gold floss in Strömen über die Tische. Die Massen setzten auf den Champion, nichts war für sie so sicher, wie das.
Nur ein einzelner Mann setzte auf den Goblin. "10.000.000 auf den Goblin."
Die Massen verstummte für einen Augen blick und schaute auf den geflügelten Mann, ehe die meisten in schallendes Gelächter ausbrachen und weiter ihren Geschäften nachgingen.
Der Schlangenmensch schaute den Geflügelten eingehend an. "Issst keine ssschlaue Idee. Goblin wird verlieren."
"10.000.000! Sofort, Schlange!"
Der Schlangenmensch weitete die Augen und tat wie ihn so forsch gehießen. Er notierte den Einsatz auf einem Brett und schaute dann wieder auf. "Und wie issst Euer Name Sssir?"
Der Geflügelte beute sich über den Tisch zu der Schlange hinüber. "Nennt mich Mortis."
Er wandte sich um und begab sich die Reihen von Bänken hinab, bis zur ersten Reihe.
"Mach mich reich, kleiner Stinker." flüsterte er leise, als er zu dem Goblin hinab schaute.

* * *

Krark rieb sich etwas die Augen, seine Sicht war zwar noch erheblich eingeschränkt, doch war er bereits in der Lage das Gröbste zu erkennen.
Sein Blick fiel auf den Sand zu seinen Füßen und die allgegenwärtigen Blutflecken.
Er schluckte schwer und schaute sich um. Dort, auf der anderen Seite der Arena, sah er eine gewaltige, massive Holzpforte.
Als die gewaltigen Flügel der Pforte nach außen aufschwangen begann Krark rückwärts zugehen. Die Angst saß ihm im Nacken und noch war er nicht gewillt sich dieser Angst zu stellen.
Die Pforte gewährte den Blick auf eine finstere Kammer, nicht schien auf einen Gegner hinzu deuten.
Krark hielt inne und versuchte krampfhaft etwas zu erkennen, nur ein winziges Licht leuchtete dort in der Dunkelheit. Der kleine Lichtpunkt schwoll quälend langsam an.
Der Lichtpunkt schoss aus dem Dunkel heraus und direkt auf Krark zu, dieser warf sich allerdings im letzen Moment zur Seite. Krark klopfte sich auf den Ärmel seiner angesengten Kleidung, um die noch vorhandene Glut zu ersticken.
Der winzige Feuerball raste in die steinerne Wand und pulverisierte einen Teil davon.
Ein muskulöser Mann, mit aschfahler Haut trat aus dem Dunkel hervor in den Sand der Arena. Sein Lachen hätte nicht beschämender sein können. Er schritt langsam auf Krark zu, wobei seine schwere Plattenrüstung schwerfällig schepperte.
"Nun Goblin! Nun wirst du sterben!"

* * *

Er seufzte schwer, als er den Goblin dort so hilflos sah. "Dann werde ich den kleinen Stinker mal etwas in Form bringen." Er gestikulierte etwas vor sich und murmelte etwas Unverständliches. Seine Hände begannen zu glühen und verblassten schon im darauf folgenden Augenblick.
Er sah hinab zu dem Goblin und dem leuchtenden Symbol auf dessen rechter Schulter.
"Ich will doch nicht umsonst soviel auf den kleinen Stinker gesetzt haben." Er grinste breit und beobachtete weiter den Goblin, mit einer alles verzehrenden Ungeduld.

* * *

Theo erwachte langsam und schaute sich in der Dunkelheit um, jedoch konnte er nichts erkennen.
"Na, wird ja auch Zeit mein Lieber. Krark muss grade da draußen um sein Leben kämpfen"
Er schaute sich etwas verwirrt um, um ausmachen zu können, woher Rianes Stimme kam. Er krabbelte langsam auf den Punkt zu, an dem er Riane vermutete.
"Wie meinst du das? Wo kämpft Krark? Und warum?"
"Langsam, langsam, wir können ihm nicht mehr helfen."
Sie klang resigniert, hatte mit dem Kleinen schon abgeschlossen.
"WAS?!" Er stand wütend auf und stieß sich sofort an etwas hölzernem den Kopf an.
"Und wir werden auch nicht mehr lange Leben, mein Lieber."
Sie packte seine Schulter und zog ihn wieder in den sandigen Boden herunter.
"Die Sata haben uns. Wir sind in der Stadt, in die du wolltest."
Er ließ sich wieder in den Sand fallen, noch Unwillens zu glauben, was er da hörte.
"Also, fassen wir mal zusammen..." begann er "... wir sind verschleppt worden, Krark kämpft um sein Leben und wir sind auch bald dran? Gut, sehen wir mal zu, das wir hier wieder raus kommen."
Er klang von seinen Worten ziemlich überzeugt, dachte Riane bei sich.
"Und wie willst du das anstellen? Du kannst ja noch nicht einmal etwas sehen, Theo."
"Aber du siehst doch, oder?" Er wusste dass sie es tat, sonst hätte sie niemals seine Schulter so schnell packen können.
"Ja... naja und? Wir sind Waffenlos eingesperrt! Und sobald Krark in kleine Stücke gehackt worden ist, werden wir in die Arena geworfen, um das selbe Schicksal zu teilen."
Er schaute in die Richtung aus der die Stimme kam und grinste kalt.
"Du wirst für mich sehen und ich mach den Rest."

* * *

Krark duckte sich gerade rechtzeitig unter den Schwerthieb hinweg und rannte drauf los. Ungewöhnlich flott ist Krark heute. Mehr brachte sei Hirn nicht mehr zustande, bevor er unter einem Feuerball abtauchte. Er packte ein Stück Eisen, das wohl einst mal ein Teil von einem Schwert gewesen war und warf es den aschfahlen Hünen.
Das Stückmetall verließ die Hand mit einer enormen Geschwindigkeit und raste auf den Barbaren zu.
"Oh?!" Krark schaute überrascht zu dem Barbaren der sich in letzter Sekunde in Sicherheit brachte. Zweifelnd schaut er auf seine Hände. "Kleines Nickerchen in dunklem Zimmer hat wunder gewirkt." Meinte er leise zu sich selbst.
Er streckte der johlenden Menge eine Faust entgegen und brüllte.
"Krark der große macht Kerl fertig!" Seine Stimme übertönte die magisch verstärkte Stimme des Kommentators. Sein Brüllen brachte die Menge zum Schweigen, noch konnte er es selbst kaum glauben, als er auch das Schwert wieder auf sich zurasen sah. Er warf sich zu Boden, das Schwert zischte über seinem Kopf hinweg.
Krark ballte die kleine Hand zur Faust, sprang auf die Beine und ehe der Barbar sein Schwert erneut heben konnte rammte er ihm die Faust in die Magengrube.
Kamahl verzog schmerzerfüllt das Gesicht, das Knirschen der gebrochenen Rippen drang ihm in die Ohren. Er taumelte von Krark zurück, doch der kleine Goblin drang weiter auf ihn ein. Er hieb weiter auf den Barbaren ein, bis dieser zusammen sackte und reglos im Sand liegen blieb.
Die Menge raunte in einem Chor aus tausenden Stimmen.
Als sich der Barbar wieder auf die Beine gehievt hatte und die Hand zur Aufgabe hob, holte Krark tief Luft. Er stieß dem Barbaren die Stichflamme entgegen und die Luft erfüllte sich schlagartig mit dem beißenden Geruch von verbranntem Fleisch.
"Jetzt wirst du sterben Kerl!" brüllte der kleine Goblin Kamahl entgegen.

* * *

Die Dryade und der Mensch fuhren erschrocken zusammen und unbewusst klammerte sich Riane an Theo.
"War das Krark?!"
Entfuhr es den beiden zeitgleich. Theo ließ von der hölzernen Stange des Käfigs ab, zu sehr war er erstaunt, verängstigt und der Fassung beraubt. Riane klammerte sich weiter an ihn, ihre Angst war auch für ihn spürbar. War das wirklich gerade Krark, der kleine Krark? Das war doch unmöglich! Auch ohne ein Wort zu sagen wussten beide was der andere dachte.
Der Gebrüll der Menge drang weiter von draußen auf sie ein und die Zeit schien einen knick um sie zu machen. Riane hörte Theos Herz, wie es langsam immer unregelmäßiger zuschlagen schien. Er legte seinen Arm um sie und das Gebrüll der Mengen verstummte.
Rianes Augen weiteten sich, sie sah etwas, das es nicht geben konnte, was es nicht geben durfte! Sie wusste nicht mehr, ob sie Theo noch umschlossen hielt, oder nicht. Sie drückte sich dichter an ihn heran und schaute in sein Gesicht, das ausdruckslos vor sich in die Dunkelheit starrte. Vollkommen abwesend.
Die hölzernen Gitter des Käfigs wurden langsam morsch und zerfielen unter ihrem eigenen Gewicht. Langsam rieselte der Mulch auf die Beiden herab.
Theo saß weiter geistesabwesend da und Riane klammerte sich an ihn...

* * *

Der Barbar brüllte wutentbrannt und schmerzerfüllt. Krark packte den Plattenpanzer des Barbaren an den Schulterplatten. Kamahl wurde ruckartig fortgeschleudert. Von einem Goblin?! Krark rannte seinem lebenden Geschoß hinterher, die Mordlust stand ihm ins Gesicht geschrieben. Der Ausdruck in den Augen des kleinen Goblins ließ keinen Zweifel zu, er war wahnsinnig geworden.
Er packte den Barbaren noch im Flug und versetzte ihm neuen Schwung. Der Barbar flog mit tödlicher Geschwindigkeit auf ein hölzernes Tor zu, nichts konnte ihn noch abbremsen.
Nichts konnte ihn retten...

* * *

Der Geflügelte lehnte sich zufrieden zurück, ja zufrieden war der richtige Ausdruck. Er wandte seinen Kopf um und sah zu dem Schlangenmenschen hinter dem Tisch. Irgendwie sah er ziemlich nervös aus, so wie er auf seine Bretter schaute.
Mortis horchte etwas genauer hin, was die Schlange vor sich hin zischelte und konnte tatsächlich noch über das Gebrüll der Mengen hinweg etwas aufschnappen.
" ...100:1 .... 10.000.000 Goldssstücke ... macht 1.000.000.000 Glodssstücke ... werde ssselbst in die Arena geworfen... nicht gut ... nicht gut ...“
Mortis grinste etwas, nun wurde er unermesslich Reich, jetzt konnte er die Stadt der Sata endlich hinter sich lassen.
Nun konnte er endlich wieder Heim, wieder zurück...

* * *

Mit einem alles übertönenden Krachen zersplitterte die massive Holzpforte. Splitter, Staub und gleißendes Licht drangen auf die ein, die umgeben von Mulch kauerten.
Ein Barbar schoss über ihre Köpfe hinweg und verschwand in einem erneuten Aufprall in der steinernen Mauer, auf der gegenüber liegenden Seite der Zelle.
Ein Goblin sprang durch das gleißende Licht in die Zelle, das rote Symbol auf seiner Schulter setzte sich deutlich gegen das Tageslicht ab.
"Kerl! Zeig dich! Krark ist noch lange nicht fertig mit dir!"
Krark stampfte Wut entbrannt, wie von Sinnen durch die Zelle, bis er abrupt stehen blieb. Er schaute erst etwas verwirrt, dann aber freudig.
"Riane?! Theo?!" seine Verwirrung konnte er nicht verhehlen.
Theo erwachte langsam aus der seiner Starre und schaute auf die kleinen, schiefen, gelben Zähne die ihn anlächelten. Erschrocken wich er ein kleines Stück zurück, ehe er erleichtert ausatmete. "Krark?! Wie kann das sein?" er wandte sich zu Riane, die sich weiterhin an ihn gedrückt hielt. "Du hast doch gesagt, das Krark ..." er beendete seinen Satz nie.
Riane schüttelte langsam den Schleier des Wahnsinns von sich, der langsam drohte sie zu übermannen. Sie starrte Krark an und wandt sich dann zu Theo um.
"Schnell!"
Sie griff sich Krark und packte Theo bei der Hand, als sie aufsprang und ins Licht rannte...

* * *

Mortis grinste selbstzufrieden, ja er hatte es geschafft.
"Dieses verdammte Ungeziefer!" Brüllte ein aufgebrachter Zuschauer neben ihm und fuchtelte wild mit den Armen herum. Wagte diese Kreatur etwa, ihm seinen Triumph zu versalzen? Eine der wilden Hände verirrte sich etwas zunahe an Mortis heran. Er packte das Handgelenkt und brach es mit einem kräftigen Druck seiner Hand. Der Zuschauer brüllte vor Schmerz auf und schlug panisch auf die Hand ein, die sein zermalmtes Handgelenk umschloss.
Mortis grinste und zog den brüllenden Menschen-Mann zu sich herab. "Na, wie sieht’s aus. beruhigen wir uns wieder?"
"Du verdammter Sohn eines Orcs, du ...." der Rest des Fluches blieb ihm im Halse stecken. Mortis hatte den Mann hoch in die Luft geschleudert. Er flog über die Arena hinweg, etwa 15 Meter hoch in der Luft. Der Mann brüllte angsterfüllt, als sich sein Flug nach unten verlagerte und er auf den Boden der Arena zuschoss.
Einige aufgebrachte Kreaturen um ihm herum brüllten ihn an, doch er warf ihnen einen Blick zu, der sie sofort zur Ruhe brachte. Der Mensch klatschte auf den Boden der Arena auf und hinterließ einen Fleck auf matschigem Fleischbrei. Mortis grinste, als er sah, wie grade in dem Moment drei Kreaturen aus dem Loch, das der Barbar bei seinem Aufprall riss, in die Arena sprangen.
"Jetzt wird’s ja doch noch richtig interessant. Der kleine Stinker hat Verstärkung mitgebracht."
Er machte eine ausholende Geste, wobei er den Goblin im Blick behielt. Das Symbol auf dessen Schulter verblasste zügig. "Das braucht er dann ja wohl nicht mehr."
Der geflügelte Mann lehnte sich in seinem Sitz zurück und schaute erwartungsvoll hinab in die Arena.
 
 
 
 
2. Kapitel


Krark schaute sich etwas um und rannte vorne weg auf die Mitte der Arena zu. Theo und Riane liefen Krark Hand in Hand hinterher. Hinter ihnen schwoll der Lärm an und neuer Staub stieg aus dem gewaltigem Loch auf. Kamahl sprang aus dem Loch hervor und brüllte vor Wut und Schmerz. Sein Körper war über und über mit kleinen Wunden übersät, doch das war nicht der Grund für seinen Schmerz. Nein, gewiss nicht, aus seinem linken Arm ragten an mehreren Stellen Knochensplitter hervor.
"GOBLIN!" Sein ruft ließ die Mengen erstarren und ungläubig in die Arena hinab schauen. Erst nach einigen Sekunden der Furcht und Verwunderung erklangen wieder die ersten Rufe. Die Menge liebte ihn, er ihr Gladiator, ihr Unbezwingbarer.
"Die drei blieben wie angewurzelt stehen und wandten sich blitzschnell um. Krark trat zwischen seine Freunde und den Barbaren. "Krark macht das schon, lasst Krark das mal machen."
Er ballte die kleinen Hände zu Fäusten und rannte auf den Barbaren zu. Angriff war die beste Verteidigung. Er holte im Sprint zum Schlag aus und sprang im letzten Moment auf den Barbaren zu, um seinem Schlag noch mehr Wucht zu verleihen.
Kamahl nahm eine defensive Haltung ein, doch der Hieb des Goblins traf ihn mit voller Wucht. Krark fiel von ihm ab und blieb geschockt im Sand liegen, doch Kamahl stand weiter da, hatte sich keinen Deut bewegt. "Hat dich deine Kraft verlassen Goblin?" verhöhnte er den kleinen vor sich liegenden Goblin, Krark schluckte schwer, sprang auf die Beine und gab Fersengeld. Er rannte zu den beiden andern zurück und versteckte sich hinter ihnen.
"Ach, Krark macht das, ja?!" Theo schaute auf den Kleinen herab, der hinter Riane hockte. "Krark weiß nicht, was los ist. Kraft hat Krark verlassen." Er trat hinter Theo und stieß ihn ein Stück vor. "Los komischer Mensch, mach großen Kerl fertig!" Im selben Augenblick versteckte er sich auch schon wieder hinter Riane.
Theo´s Augen wurden schlagartig groß. "Bitte, ich soll was?!" Er sah sich etwas um und blickte den Barbaren an, der etwa 100 Fuß entfernt stand und sie verhöhnend angrinste. Sein Blick fiel auf das Breitschwert, das auf dem Arenaboden lag.
"Vergiss es du Gerippe! Das gehört mir!" Kamahl hatte den Blick des kleinen Menschen bemerkt und rannte auch schon los zu seinem Schwert. Theo preschte vor. Er wusste nicht, warum er das tat, er wusste nur, das es keine gute Idee war. Sie hatten in etwa den selben Abstand zum Schwert, der dürre Mensch und der, der schier nur aus Muskeln zu bestehen schien.
Kamahl packte den Griff des Schwertes, einen Bruchteil, bevor Theo ihn auch nur erreicht hatte. Theo krachte gegen den Barbaren, da er nicht mehr in der Lage war seinen Schwung auch nur im Geringsten ab zu bremsen. Kamahl wurde von der Wucht des Aufpralls aus dem Gleichgewicht gebracht und strauchelte etwas durch den Sand der Arena.
Die Mengen brüllten und jubelten. Nun bekamen sie doch noch etwas für ihr Geld zusehen.
Der Kommentator versuchte über die Jubelrufe hinweg sich verständlich zumachen.
"Meine sehr verehrten Damen und Herren! Der Kampf hat ganz neue Formen angenommen. Die Wettschalter sind wieder offen, setzten sie auf die ungleiche Gruppe, einen Goblin, einen merkwürdigen Menschen und eine Dryade. Die Wetten stehen 1:50. Oder setzten Sie auf unseren Champion Kamahl. Den ungeschlagenen Champion dieser Arena und verdreifachen sie ihren Einsatz!"

* * *

Der geflügelte Mann grinste zufrieden, was sollte er auch sonst machen. Er hatte gerade alles gesetzt, was er hatte und die Dinge standen gut, das er unermesslich Reich werden würde. Er wendete sich um brüllte zu der Schlage hinter dem Wetttisch. "Hey Schlage! Nochmal 10.000.000! Auf das ungleiche Gesindel!"
Die Schlage schluckte schwer, als die den Ruf bemerkte und nickte Mortis zögerlich zu.
Sie schüttelte den Kopf. "Wasss sssoll ich nur machen... der Tod issst mir sssicher...."
murmelte die Schlage vor sich hin und notierte den Einsatz.

* * *

Kamahl wirbelte herum und zog einen glatten Schnitt durch die Luft, nur knapp entging Theo dem Hieb, der ihm den Kopf gekostet hätte. Theo sprang vor, auf den Barbaren zu und klammerte sich an dessen Seite fest. Ja, so weit so gut, dachte er sich. Doch was nun?
Er biss dem Barbaren in die Schulter und umschloss dessen Hals mit deinen Händen. Kamahl hielt inne, rammte das Schwert in den Boden und umschloss Theos Kopf mit seiner klobigen Hand. Er riss Theo von sich los, wobei dieser ihm ein großes Stück Haut aus der Schulter riss. Er hielt ihn hoch vor sich und grinste ihm überlegen an.
"So Kleiner, genug gespielt." Er presste Theos Kopf in seiner Hand zusammen und betrachtet triumphierend dessen qualvollen Gesichtsausdruck. Theo brüllte schmerzerfüllte auf, als der Barbar seinen Kopf wie eine überreife Melone zu zerquetschen drohte und entließ das Hautstück damit seine Zähnen.

* * *

Kamahl hielt inne, als sich tausende Dornen in seinen Hals und Rücken bohrten. Riane hielt sich mit aller Kraft am Hals des Barbaren fest und versuchte diesen zu würgen. Kamahl brüllte auf, als sich Krark in dessen Arm verbiss, an dem Theo noch immer hing. Die kleinen, gelben Zähne rissen ein großes Stück Fleisch heraus, Krark spuckte, das Stück auf den Arenaboden und Theo fiel hinterher, da der Griff des Barbaren sich nun so weit gelockert hatte, das er Theo nicht länger halten konnte. Theo kniete nieder, da er seines Körpers noch nicht soweit mächtig war, um wieder aufzustehen. Krark riss weiter gewaltsam kleine Fleischfetzen aus dem Arm des Barbaren und Riane versuchte weiter diesen zu würgen, doch ihre Hände umschlossen noch nicht einmal ganz den Hals.
Kamahl schüttelte wütend seinen Arm und schlug damit heftig auf den Boden, wobei Krark nicht nur einmal, dazwischen geriet. Als Krark endlich bewusstlos und schwer lädiert abgefallen war, griff er hinter sich und packte Riane bei der Kehle.
"So, das hat ja alles Spaß gemacht, meine Kleinen, aber irgendwann endet..."
Die vom Blut getränkte Schwertspitze durchschlug die Haut auf dem Rücken des Barbaren. Kamahl hustete und spuckte Blut, er sackte langsam zusammen und Riane fiel ihm keuchend aus der Hand. Sie landete hart auf Theos Rücken, der immer noch den Griff des Schwertes fest umschlossen hielt.
Kamahl schaute ihm tief in die Augen und grinste etwas. "Ungeziefer..." Er krachte vorn über auf Theo und begrub ihn zur Hälfte unter seinem bulligem Körper.

* * *

Der Kommentator brüllte in Ekstase, mit seiner magisch verstärkten Stimme durch die Arena und über all die Trehbühnen.
"Wir haben einen Gewinner! Ach, was sage ich da?! Wir haben drei! Meine lieben Damen und Herren, schon lange hatten wir keinen so interessanten Kampf mehr!"
Die Mengen brüllten, Teils vor Erstaunen, Teils vor Freude und viele vor Wut. Viele hatten ihren gesamten Besitz verwettet. Viele stürmten auf die Wetttische zu und brüllten den Sata hinter den Tischen ihre Namen zu.
Die Schlangenmenschen schauten verzweifelt auf ihre Bretter, mit den Wetteinsätzen.
"Nieder mit euch!" erscholl die Stimme des Kommentators.
Aus einer steinernen Pforte, aus edlem Obsidian trat ein Schlangenwesen, ähnlich deren hinter den Tischen saßen. Die grünlich braune Haut schimmerte sanft im Sonnenlicht, die dünnen Beine schienen sich schwer daran zu tun den fülligen Körper in einer Aufrechten Position zu halten. Spindeldürre lange Arme hielten einen Umhang aus feinem Stoff um die Schultern.
"Kniet nieder vor der Brutmutter!" Der Großteil der Mengen gehorchte blind und fiel vor der Schlangenkreatur auf die Knie. Die restlichen Kreaturen die dem Befehl nicht folge leisteten wurde sofort den Prozess gemacht. Einer nach dem anderen wurden sie durch gezielte Dolchstiche nieder gestreckt. Sie schritt langsam auf die Brüstung zu und schaute durch ihre gespaltenen Augen hinab in die Arena. Dort wo der Mensch sich gerade dem Körper des Barbaren entledigt hatte und sich ein kleiner verängstigter Goblin an die Hand einer Dryade drückte.
"Ihr ssseid frei. Verssschwindet ausss meiner Ssstadt. Für euren Sssieg werdet ihr reich entlohnt werden. Doch verlasssst unverzzzüglich meine Ssstadt." Sie sprach zwar leise, doch da alle anderen Geräusche verstummt waren, konnte jeder ihre Worte hören. Sie wandte sich ohne ein weiteres Wort ab und stritt langsam wieder auf die Obsidianpforte zu. Niemand wagte es seinen blick zu ihr zu erheben. Zu sehr waren sie von Angst erfüllt.

* * *

Schlangenmenschen schleiften Kamahl aus der Arena, während Theo, Riane und Krark durch ein weiteres Tor aus der Arena geleitet wurden. Krark hielt sich weiter an Rianes Hand fest, s wie ein kleines verängstigtes Kind. Theo humpelte hinter ihnen her und presste dabei seine Hände auf seine linke Seite. Bei jedem Schritt fuhr er vor Schmerz zusammen, es waren mindestens 2 Rippen angebrochen, doch das wollte er sich so gut es ging nicht anmerken lassen. Sie wurden durch ein dunkles, kompliziertes Netzwerk von Tunneln geführt und gelangen schließlich in einen großen Raum. Gefüllt mit Kreaturen der verschiedensten Arten. Oger, Zentauren, Elfen, Amphibienwesen, Echsenkrieger und allerlei andere, kaum beschreibbare Kreaturen bildeten lange Schlangen vor dem Eingang zum Tunnelsystem. Jedes dieser Wesen trug eine Kachel mit einem Symbol darauf mit sich. Das einer Engelskreatur fiel Theo besonders auf. Auf der Kachel waren zwei Flügel in Ketten abgebildet, sehr filigran gearbeitet. Im Gegensatz zu den anderen Kreaturen, trug dieser "Engel" fein gearbeitete Stoffe, wirkte adlig.
Die Wesen sprachen kaum ein Wort mit einander, außer sich gegenseitig an zu brüllen und begutachteten noch einmal ihre Waffen. Einer nach dem anderen wurden sie von einem Sata in die Tunnel geleitet.
"Sind das ... alles Gladiatoren?" keuchte er schwer hervor. Der Schmerz war zu groß, als das er hätte etwas lauter sprechen können, doch jemand schien es zu verstehen.
"Ja, sie sind hier um das Preisgeld zu gewinnen. Doch ich bin nur zum Spaß an der Freude hier." Theo drehte sich zügig um, um der Stimme zu folgen, die da gerade mit ihm sprach. Theo blickte in goldfarbene Augen und mit einem Mal empfand er die Stimme, die gerade zu ihm sprach als sehr angenehm.
Der "Engel" lächelte Theo an, wobei sich in ihm ein warmes Gefühl ausbreitete.
Theo war im ersten Moment unfähig zusprechen, oder zu denken. nie hatte er eine Stimme gehört und ein Lächeln gesehen, das ihn so berührte. Riane packte Theos Schulter, zog ihn zu sich herum und verpasste ihm eine Ohrfeige, die sich gewaschen hatte. "Pass auf, das ist ein Boros. Sie spannen Feinde in ein Netz aus Gefühlen ein und machen sie sich so Untertan, oder lassen sie quälen. Du darfst ihnen niemals in die Augen blicken!"
Theo rieb sich die Wange und nickte Riane zu. "Verstanden..." Er sah noch einmal zu dem "Egel", ohne ihm direkt in die Augen zuschauen und drehte sich zügig wieder um.
Ein Sata kam ihnen entgegen und warf Riane einen schweren Sack vor die Füße, als dieser auf dem staubigen Boden auftraf erscholl ein lautes Geklimper.
"Ssso, dasss sssoll ich euch zzzukommen lassssen. Ausssserdem sssoll ich euch sssagen, dassss ihr bisss Sssonnenuntergang die Ssstadt verlassssen haben müsssst."
Die Schlage drehte sich herum und ging etwas unbeholfen wieder durch die Nebentür aus dem Raum, durch die sie herein gekommen war.

* * *

Mortis grinste breit und machte sich langsam zu den Wetttischen auf. Die Massen verließen gerade die Trehbühnen, oder drängten sich vor den Tischen herum. Wobei doch der Großteil dabei war das Gebäude zu verlassen, viele hatten alles auf den Barbaren gesetzt und verloren. Nur wenige hatten etwas auf den Goblin und später auf ihn und seine Begleiter gesetzt. Doch Mortis wusste, wie es enden würde, hatte er ja auch selbst seine Finger mit im Spiel gehabt. Der Goblin wäre in der Luft zerrissen worden und Mortis hätte eine Unsumme verloren. Doch er hatte es ja so geplant und sein Plan war vollkommen aufgegangen.
Er bahnte sich einen Weg durch die Massen an Kreaturen, die wild ihren Namen den Schlangen entgegen brüllten und darauf warteten, dass sie ihren Gewinn bekamen. Mortis schob einen nach dem Anderen zur Seite und wurde dafür mit Flüchen und Beschimpfungen der verschiedensten Sprachen überhäuft, doch das kümmerte ihn kaum. Sollten diese niederen Wesen sich doch heiser brüllen, ihn störte es nicht.
Er schlug mit der Faust auf den Tisch und die Schlange sah von ihren Brettern zu ihm auf. Kalter Schweiß bildete sich auf ihrer flachen, schuppigen Stirn.
"Oh, der Herr, wasss kann ich für sssie tun?"
Er packte die Schlange an Kragen ihrer spärlichen Robe und hob sie von ihrem Stuhl.
"Was du für ich tun kannst, fragst du?" Ein kaltes Lächeln überzog seine grauen Lippen.
"Du könntest so freundlich sein und mir meinen Gewinn auszahlen..."
"Aber Sssir ich..."
"Sofort!" Er stieß die Schlange wieder auf ihren Stuhl und wandte sich von ihr ab.
"Ich werde am Haupteingang warten und wenn du nicht unverzüglich dort mit meinem Gewinn aufkreuzt, werde ich dich häuten und mir ein paar Schuhe aus dir machen. Verstanden?"
Der Sata schluckte schwer, heute war wirklich nicht der beste Tag für ihn.

* * *

Die unwirkliche Truppe hatte sich vor die Stadttore begeben und dort auf einer Wiese niedergelassen.
Krark raffte sich den Sack und öffnete ihn zügig. "Krark ist reich, Krark ist stink-reich!" Er füllte seine Hände mit den goldenen Münzen und ließ sie wieder in den Sack fallen. Riane warf einen kurzen Blick auf die Münzen und sah dann zu Theo herüber. Er hielt sich weiterhin die Seite und verzog das Gesicht bei jedem Atemzug. Sie hockte sich neben ihn und sah wieder zu Krark herüber der weiterhin mit den Goldmünzen spielte.
Sie beide waren weit genug von ihm entfernt, das er sie wohl nicht hören konnte.
"Es ist wohl doch kein Traum..." Presste er zwischen den Zähnen hindurch und fixierte seinen Augen einen imaginären Punkt in weiter Ferne.
"Ich verstehe nicht ganz..." Sie sah ihn an und folgte seinem Blick.
"Na ... ich treffe einen Goblin und eine Dryade, werde von Schlangen entführt und landete in einer Arena..."
Sein Blick ruhte weiter in der Ferne, seine Augen wirkten glasig. Riane blickte ihn wieder an und legte ihm eine Hand auf die Schulter. "Ja, es ist schon etwas ungewöhnlich, aber..."
"Aber? Ich gehöre hier nicht hin! Das alles..." Er machte mit seiner Rechten eine Ausholende Bewegung, wobei er die gesamte Umgebung einschloß. "...hier kann doch nicht real sein! Da wo ich herkomme gibt es keine Schlangenwesen, Goblins, Dryaden, oder andere Kreaturen! ich weiß nicht wie ich hier gekommen ..."
Riane zog ihn zu sich heran und drückte ihre Lippen gegen seine. Sie hatte die Augen geschlossen uns hielt ihn sanft an sich gedrückt. Er war verwirrt und doch genoss er den Kuss.
So unverhofft wie er kam endete er auch wieder. Sie löste sich von ihm und sah ihm in die Augen, wobei Theo schlagartig rot wurde.
Er wusste nicht, was er sagen sollte, selbst seine Gedanken waren nun chaotisch und ungeordnet.
"Und, war das real genug für dich?"
Er stammelte etwas unkontrolliert und langsam kam er wieder zu Verstand.
Krark hopste zwischen die beiden und hielt den Sack fest umschlossen n sie gepresst.
"Krark will ja nicht stören. Aber wollen wir nicht weiter, he? Krark hat Hunger und Krark will schlafen. Hat Mensch nicht auch Hunger und ist Pflanzenmädchen nicht auch müde, he?"
Riane sah den kleinen Goblin böse an. "Nenn mich nie wieder Pflanz..."
"Ja, lasst uns weiter gehen..." Theo fiel ihr ins Wort und beendete so den aufkommenden Streit gleich in der Entstehungsphase.
Riane sah ihn noch kurz an, ehe sie sich erhob und ihm eine Hand reichte. Ein sanftes Lächeln füllte ihr Gesicht, als sie ihn ansah.
Theo sah ihr kurz in die Augen, doch brachte er kein Wort heraus. Krark watschelte den Goldsack umklammernd voraus, als die Sonne langsam über den Baumwipfeln verschwand, in den Wald hinein...

* * *

Eine vermummte Gestalt stand über ihr und sah auf sie herab, als sie langsam die Augen öffnete. Qualvoll drückte sie sich vom harten Boden hoch, in eine sitzende Position.
Noch sah sie alles verschwommen, doch die vermummte Person sah sie recht deutlich.
Ihre innere Stimme brüllte sie an, sie solle schnell fortlaufen, sich nicht umwenden, doch irgendwie schien sie sich nicht rühren zu können.
"Anna..." Die Stimme war ein Ächzen, ein Knarren, kaum mehr.
Sie fuhr zusammen und sah hinauf, um der Person ins Gesicht sehen zu können, doch unter der Kapuze war nichts außer Schwärze zu erkennen.
"Ja... ja...?" Sie klang unsicher, von Angst erfüllt und verwirrt.
Die vermummte Gestalt hatte sich nicht bewegt und doch schien sie ihr immer näher zukommen. "ANNA...!"
Ein unbeschreiblicher Schmerz erfüllte ihre Ohren und drang tiefer ein. Er setzte sich in ihrem Kopf fest und peinigte sie.
Der Schrei verstummte, doch der Schmerz blieb.
Anna schrie unter Schmerzen, als sich ihr Sichtfeld immer weiter verengte. Der Schmerz raubte ihr die Sinne, nahm ihr alles und war alles was ihr blieb, als sie wieder das Bewusstsein verlor...

* * *

Eine Ratte huschte durch die Zelle und beschnupperte kurz das Bein des augenscheinlich Toten. Sie zuckte zurück und flitze in die Dunkelheit hin fort.
Viel war ihm nicht geblieben. Demütigung, Schmerz, Verachtung und Rachegelüste.
Quälend langsam drückte er sich vom kalten feuchten Boden hoch. Es war ein Wunder, das er noch lebte. "Ja, wie habe ich das überlebt?" dachte er bei sich und sah sich gemächlich um. Eine schwere Holztür, eine modrige Holzbank, ein Topf voller Exkremente und eine kleine gitterbesetzte Öffnung, durch die spärlich das fahle Licht zweier Monde fiel.
"So weit, so gut." dachte er bei sich und strich sich über den Bauch. Die Bandagen juckten und zwickten fürchterlich, doch sie erfüllten ihren Zweck.
Noch lebte er, doch warum hatten ihn die Sata am Leben gelassen?
Warum hatten sie ihm eine medizinische Versorgung zukommen gelassen?
Fragen über Fragen, doch irgendwie konnte er sich keinen Reim auf das alles machen.
Viele Jahre war er nun in der Arena, hatte viele Kreaturen kommen und gehen gesehen. Viele mächtige Kreaturen hatte er kennen gelernt und ihren Fall miterlebt. Doch nie hatte auch nur eine der Wesen je eine Salbe, oder geschweige denn einen Verband hier gesehen. Oben in der Arena wurden sie von den Zuschauern gefeiert, geliebt. Doch hier unten in den Quartieren sah alles ganz anders aus, niemals sahen die Massen die Bedingungen, unter denen die Gladiatoren hausen mussten. Selbst das einfachste Stück Seife war hier unten mehr als das zehnfache seines Gewichtes in Gold wert. Wer hier ein Leib Brot besaß, der war, so lange er es verteidigen konnte, ein sehr reicher Mann.
Mehr als zehn Jahre lang aß er nun schon das was ihm die Sata täglich vorwarfen, eine Suppe, gekocht aus den Kreaturen, die in der Arena ihrem Gegner unterlagen.
Warum war er heute nicht in der Suppe? Warum war er am Leben? Und warum war er nicht wie gewöhnlich in dem Gruppenquartier?
Er hasse es zwar, sich einen zehn mal zehn Fuß großen Raum mit neun anderen stinken Kreaturen zuteilen und doch wünschte er sich jetzt dorthin zurück.
Denn ein einzelnes Quartier zu bekommen, war entweder ein gutes, oder ein verdammt schlechtes Zeichen.
Hinter ihm wurde die schwere Tür aus den Angeln gerissen und in die Gänge geschleudert.
Noch bevor er genau erkennen konnte, wer die Tür geöffnet hatte, packte ihn auch schon die gewaltige Hand eines Ogers und warf ihn aus der Zelle an die Wand des Ganges.
"Brutmutter sagt: Hol Kamahl..." Der Oger packte den Barbaren und warf ihn wie einen Sack Getreide über seine Schulter. "Bratus holt Kamahl, Bratus bringt Kamahl zur Brutmutter..." Er stampfte schwerfällig den Dunklen Gang entlang und nach mehreren Abzweigungen fügte der Oger hinzu. " Kamahl bitte nicht böse auf Bratus sein. Bratus nur macht was Schlange ihm gesagt. Noch will Bratus nicht sterben."
"Nein, ich bin dir nicht böse mein Kleiner..." Der Oger und der Barbar kannten sich schon seid vielen Jahren. Der noch sehr junge Oger war damals von den Sata in die Arena entführt worden und in Kamahls Quartier gesperrt worden. Es dauerte nicht lange, bis Bratus in Kamahl eine Art Ersatz-Vater gesehen hatte und alles versuchte mit ihm zuteilen. Bis der Oger zur persönlichen Scherge der Brutmutter versetzt wurde und nur noch sehr selten mal einen Fuß in die Quartiere setzte.
"... aber weißt du, warum die Brutmutter will, das du mich holst?"
Der Oger verlangsamte etwas seinen Gang und sprach erst, als er sich ganz sicher war, das niemand anderes in der nähe war.
"Nein, weiß Bratus nicht. Aber Brutmutter hat gesagt: Sssprich kein Wort mit dem Barbaren! Hassst du verssstanden, du Misssgeburt?" Bratus grunzt etwas, ehe er weiter sprach und die Trauer in seinem Tonfall war nicht zu überhören. "Bratus redet mit Kamahl, wie Bratus es will! Schlange ist gemein zu Bratus, haut Bratus und wirft mir Dinge an den Kopf..."
Kamahl konnte sich denken, das sie den Oger nicht gerade mit Samthandschuhen anfassen, aber diese Behandlung hatte dieses Kind nicht verdient.
Er war vielleicht nur ein Oger. Hässlich, stinkend und geistig unterentwickelt, aber er hatte ein großes Herz.
"Bratus mein Kleiner, sind sie wirklich so böse zu dir?" fragte Kamahl vorsichtig, doch wohl darauf bedacht wie er sich ausdrückte. Denn nichts war schlimmer als ein emotional aufgewühlter Oger, das hatte er schon gelernt, in der Zeit mit Bratus.
Als Bratus schwer nickte, fiel ihm Kamahl doch glatt von der Schulter und landete hart auf dem steinernen Boden des Ganges. Schnell drehte sich das Oger-Kind herum und half dem Barbaren auf die Beine.
"Ja, sie tun Bratus ganz oft weh..." Bratus hob seinen Unterarm vor Kamahls Gesicht und deutete mit der anderen Hand auf eine lange, eiternde Wunde. "..., da haben sie mich gestern gehauen. Tut ganz doll weh!"
Das hatte selbst ein Oger nicht verdient! Selbst diese Kreaturen empfanden etwas, auch wenn sie selbst sehr grob motorisch veranlagt waren.
"Bratus, mein Kleiner, willst du dir das länger von diesen bösen Schlangen gefallen lassen?"
Das Oger-Kind wandte sich etwas ab. "Bratus hat angst vor Schlangen..."
"Bratus ist ein großer Junge und die Schlangen haben viel mehr angst vor dir, als du vor ihnen!"
Ein Lächeln bahnte sich auf das Gesicht des jungen Ogers, als er sich zu Kamahl um wandte.
"Hilfst du Bratus Schlangen zu verhauen?"
Kamahl nickte leicht und grinste etwas. Das war seine Fahrkarte aus der Arena! Er wusste, das sein Kleiner ihm irgendwann mal nützlich sein würde, nun war der Tag gekommen.
"Ja Bratus, nun werden wir die Schlangen mal verhauen! Aber vorher brauche ich noch einige Sachen, verstehst du?" Bratus nickte nur stumm.
"Also, ich sag dir jetzt, wie wir das machen. Als erstes bringst du mich zur Brutmutter...."

* * *

Unweit der Stadt der Sata hatten sie ihr Lager aufgeschlagen und sich zur Nacht fertig gemacht. Krark hatte ein Feuer entzündet und legte hin und wieder etwas Holz nach, Riane war aufgebrochen um etwas Essbares zu finden und Theo versorgte seine angebrochenen Rippen notdürftig.
Er riebt einen Kräuterbrei, den Riane ihm angerührt hatte, auf die schmerzenden Stellen. Zu seiner Überraschung ließ der Schmerz tatsächlich langsam etwas nach.
Riane kehrte nach einer kleinen Ewigkeit mit leeren Händen zurück. Ohne ein Wort zu sagen ließ sich sich am Feuer nieder und starrte hinein.
Krark sah kurz zu Riane auf und verzog etwas das Gesicht. "Nichts gefunden, he?"
Sie sah nicht zu ihm auf, doch antwortete sie ihm. "Nein, ich habe nichts gefunden. Im Umkreis von mindestens tausend Schritten gibt es hier rein gar nichts."
Theo erhob sich etwas schwerfällig und gesellte sich zu den anderen. "Es ist ziemlich ruhig..." stellte er fest und setzte sich nieder.
Krark nickte leicht und deutete nach oben. "Tiere haben Angst. Angst vor kleinem Mond."
Riane nickte zustimmend. "Ja, sobald Erahn am Himmel zusehen ist, verschwinden die Tiere."
"Wirklich? Warum?" Theo sah nun in den dunklen, wolkenlosen Himmel hinauf. Zwei Monde, ein kleiner rötlicher und ein großer, weißer wie auf der Erde.
Krark schüttelte nur den Kopf und Riane sah genau so ratlos aus.
"Das war schon immer so." meinte sie resigniert.
"Aber warum? Es muss doch einen Grund haben!" Er sah immer noch fasziniert zum Himmel hinauf.
"Bei uns sagt man: Die Tiere fürchten Erahn. Denn als die Sieben verschwanden hinterließen sie die drei Monde. Erahn, den Unhold. Allarat, den Wächter und Siervam, den Herrscher. Allarat schenkt der Welt sein helles Licht, damit niemand alleine ist. Erahn wirft sein Licht auf die Welt um all die dunklen Gestalten zu nähren und Siervam wirft sein Leuchten auf uns nieder, damit wir nie derer vergessen, die uns eine zweite Chance gegeben haben."
Sie machte eine kurze Pause und sah hinauf zum Himmel. "So erzählt man es sich schon seid ewigen Zeiten bei uns. Ich glaube zwar nicht daran, aber ich finde die Monde faszinierend."
"Erahn ist der kleine rote, richtig? Und dann ist Allarat der weiße, oder?"
Riane nickte leicht. "Ja und Siervam wird in zwei Tagen sein blaues Leuchten auf die Welt werfen."
"Der Unhold, der Wächter und der Herrscher... Erzählt man es sich auch bei euch so, Krark?" Fragte er beiläufig, ohne zu dem kleinen Goblin zuschauen.
Dieser prustete etwas und lachte herzlich. "Geschichte ist gaaanz falsch!" meinte er lachen und setzte sich zwischen die beiden. Er legte seine Arme um die beiden und sah selbst zum Himmel hinauf.
"Erahn ist das Böse, Allarat ist das Gute und Siervam ist das dazwischen. Gut und Böse sind immer zusammen, he? Deswegen sind auch roter und weißer Mond immer zusammen zusehen. Und der Blaue ist immer alleine, weil er keinen der anderen beiden braucht."
Er zog die beiden etwas an sich heran. "Sooo sagen das die Goblins! Und wie sagen die Menschen das, he?"
Theo schüttelte etwas den Kopf. "Bei uns gibt es nur einen Mond... Bei uns gibt es auch keine Goblins, Dryaden, Zentauren, oder dergleichen... Nur die Menschen, Tiere und Pflanzen..." Etwas Wehmut schwang in seiner Stimme mit, während er an seine Heimat dachte. An seine Wohnung, seine Zeichnungen und ... Anna. Er hatte zwar nicht viel. Keine Familie, keine Freunde... aber er hatte sie. Sein Blick wanderte vom Himmel herab zu Riane und Krark.
Er wusste nicht, wie er es sagen sollte, doch die beiden verstanden ihn auch wortlos.
"Theo, ich weiß zwar nicht wie wir es schaffen wollen, aber ich werde dir helfen zurück zukehren. Krark, was ist mit dir? Begleitest du uns?" fragte sie, obwohl sie sich die Antwort hätte denken können.
Krark schloss seine Arme fester um die beiden und zog sie dabei weiter an sich heran. "Krark darf mitkommen? Dann kommt Krark auch mit!" rief der kleine Goblin in die Dunkelheit hinaus.
Die Klänge schwerer Schritte und berstenden Holzes näherten sich ihnen und übertönten Krarks freudiges Gekicher. Krark zuckte kurz mit den Ohren und sprang gleich darauf auf die Beine. "He?!"
Überrascht sahen die drei auf das dichte Unterholz vor ihnen, langsam zog Riane ihren Bogen und Krark einen Holzknüppel. Zum Angriff bereit wartenden sie ab, während Theo sich etwas abseits in Deckung begab.

* * *

Bratus rannte stampfen durch das dichte Unterholz und schleuderte ganze Bäume mit seiner gewaltigen Faust zur Seite. Kamahl hielt sich fest auf Bratus Rücken, obwohl er viele Wunden trug hatte er doch noch ausreichend Kraft nicht abgeworfen zu werden.
Einige Schlangen-Krieger folgten ihnen noch immer, doch die wenigen die ihnen noch auf den Fersen waren stellten wohl kaum eine ernst zu nehmende Bedrohung dar. Ein Dutzend, oder vielleicht noch einige mehr könnten es sein, vermutete der Barbar.
"Bratus! Schau, da vorne!" Kamahl sah ein fahles Licht einige hundert Fuß vor ihnen scheinen. Er hoffte, das dort eine Lichtung war, denn hier im dichten Buschwerk standen ihre Chancen sehr schlecht, die Schlangen besiegen zu können und Bratus konnte auch nicht ewig weiter rennen.
Bratus schnaufte weiter, während er Kamahl antwortete. "Licht! Licht gut!"
Bevor er aus den Unterholz hervor brach, riss er einen kleinen Baum samt Wurzel heraus. Er sprang durch die letzten Äste und landete mit einem kleinen Beben auf der Lichtung. Kamahl riss es von dem Rücken des Ogers, zwar war er verletzt, doch hatte er noch genug Kraft um sich gekonnt ab zu rollen.
Dicht auf dicht folgten ihnen die Schlangen-Krieger. Weißliches Gift tropfte von ihren langen Zähnen und die Klingen ihrer gebogenen Schwerter glänzten im fahlen Schein des Feuers.
Bratus schwang den kleinen Baum wie eine Keule, zwar machte so ein ausgerissener Baum nicht viel her, und doch erfüllte er seinen Zweck mehr als gut.
Ein Pfeil surrte knapp an Kamahls Gesicht vorbei. konnte der Schütze nicht mit Pfeil und Bogen umgehen, oder warum verfehlte er einen bewegungslosen Mann?
Nein, der Pfeil hatte sein Ziel nicht verfehlt! Ein toter Sata klatschte neben Kamahl auf den trockenen Boden, der Pfeil steckte tief in seiner Brust.
Kamahl sah sich schnell nach dem Schützen um, dem er gerade sein Leben zu verdanken hatte. Er sah die Dryade, die gerade schon ein weiteres mal den Bogen spannte und augenscheinlich auf Bratus zu Zielen schien. Noch ehe er ein Wort sagen konnte surrte der Pfeil auch schon geradewegs auf seinen Kleinen los! Doch, kurz bevor der Pfeil in Bratus sein Ziel finden konnte, steckte er auch schon im Hinterkopf eines heran springenden Sata. Keine Sekunde zu früh, wie Kamahl bemerkte. Er stemmte sich auf die Beine und hob seine mächtige Klinge hoch. Auch wenn er jetzt Hilfe hatte, so wollte es sein Stolz ihm doch nicht gestatten tatenlos dabei zuzusehen.
Die drei verbliebenen Sata drängten Bratus immer weiter zurück und hatten schnell gelernt, nicht in die reich weite des Baumstammes zukommen. Sie bedrängten ihn von unterschiedlichen Seiten und umrundeten ihn dabei langsam. Bratus schwang seine behelfsmäßige Waffe in einem weiten Kreis um sich herum, um die Schlangen auf Distanz zuhalten, doch dabei konnte er sich immer nur auf höchstens zwei konzentrieren. Die dritte presste immer wieder vor und hieb mit ihrem gekrümmten Schwert in den dicken, fleischigen Rücken des jungen Ogers.
Bratus brüllte vor Wut und Schmerz. Zwei Schlangen sprangen mit vor Entsetzen geweiteten Augen zurück.
Die dritte Schlange sackte langsam zusammen, aus ihrer Stirn ragte noch immer die Spitze des Breitschwertes. Als die Schlange nun langsam zu Boden sackte glitt die Klinge langsam, geräuschvoll aus dem Kopf der Schlange. Ein Schmatzendes Geräusch erklang, als die Spitze der Klinge langsam aus dem Kopf glitt.
"Nun seid ihr dran..." brummte der Barbar, wobei er ein wenig Schlangenblut von der Klinge leckte. Er schnaufte zwar, doch hielt er sich wacker auf den Beinen. Er hob die schwere Klinge vor sich und schwankte langsam auf die Schlangen zu. Bratus sah nur unfähig zu begreifen auf seinen Freund herab, seine Keule ruhte locker in seiner mächtigen Hand.
Mit hoch erhobenen Knüppel ließ sich der Kleine Goblin auf einen Schlangen-Krieger herab fallen. Ein widerliches, knirschendes Geräusch erklang, als sich der Knüppel in den Schädel der Schlange presste und ihn wie eine überreife Melone zerplatzen ließ.
Der zweiten Schlange blieb der Anblick seines Kameraden erspart. Kein Schrei entfuhr ihr, keine Reaktion auf den Pfeil, der nun ihren Brustkorb zierte.
Riane hatte gut gezielt, der Pfeil steckte tief. Er hatte sich ohne Umwege durch die Rippen ins Herz der Schlange gebohrt. Sie fiel vorn über ins flache Gras, ohne eine weitere Regung.
Sechzehn tote Schlangenmenschen lagen mehr oder weniger verstümmelt in Gras.
Riane hatte ihren Bogen wieder gespannt und fixierte den Kopf des Ogers. Krark hockte auf einem Ast unweit hinter Kamahl und machte sich bereit zuspringen. Nur Theo hielt sich weiterhin im Hintergrund, hatte er doch keine Kampferfahrung. Keiner Regte sich, ehe Riane das Wort ergriff.
"Waffen fallen lassen, oder der Große hat einen Pfeil im Schädel!"
Kamahl hatte keine Zweifel daran, dass die zierliche Dryade ihre Drohung nicht wahr machen würde und warf sein Schwert vor sich ins Gras. Nur Bratus hielt den Stamm noch fest, doch er wandte seinen Kopf langsam zu dem Barbaren herum. "Ich mag die nicht Kamahl, die ist böse."
"Lass deinen Baumstamm einfach fallen, dann wird uns auch nichts passieren, mein Kleiner"
versprach Kamahl seinem noch sehr jungen Freund. Zwar war er sich selbst nicht sicher, ob sie wirklich sicher waren, wenn sie waffenlos waren, aber es war für den Anfang sicherer zu tun, was sie wollten.

* * *

Die Brutmutter war außer sich vor Wut. Nicht nur, das sie heute ein Vermögen aus ihren Schatzkammern verloren hatten, zu allem Überfluss sind auch noch zwei Sklaven geflohen!
Mit einer einzigen Handbewegung fegte sie den vor ihr stehenden Tisch leer. Das Kristallbesteck, sowie die Speisen flogen quer durch den Raum.
"Wie konnte dasss passssieren?!" blaffte sie ein recht klein geratenes Männchen an, wobei ihm einige Tropfen ihres ätzenden Giftes ins Gesicht flogen. Er wagte es nicht die Tropfen weg zu wischen, auch wenn sie ihn quälten, als sie sich zwischen seinen dichten Schuppen hindurch in seine Haut fraßen.
"Beruhige dich Mutter, wir werden sssie finden und zzzurück ssschaffen, damit du sssie bessstrafen lassssen kannssst."
"Beruhigen sssoll ich mich?! Wasss glaubssst du wer du bissst?!" Anstatt sich zu beruhigen stachelten die Worte ihre Wut nur noch mehr an.
Das nun sehr nervöse Männchen versuchte nun eine andere Methode die Brutmutter etwas weniger zornig zu stimmen.
"Werte Brutmutter, ich entssschuldige mich für meine freie Aussssprache. Ich weissss, dasss Ihr mir dasss Leben gessschenkt habt und esss mir genau ssso wieder nehmen könnt. Doch bevor Ihr mich für meine Unverfrorenheit tötet, ssso lasssst mich Euch noch sssagen, dassss einige meiner Krieger ihnen bereitsss auf den Fersssen sssind."
Ein tiefes Seufzen kündete davon, dass sich die Brutmutter zu beruhigen schien. Ihr langer geschmeidiger Hals wandte sich nach dem Männchen um. Ohne ihn direkt anzusehen, sprach sie in einem schon fast lieblichen Ton.
"Fünf Tage und nicht eine Minute länger. Hassst du dassss verssstanden, Allasss?"
Das Männchen schluckte schwer und nickte, als sich langsam der Schweiß auf seiner Stirn bildete. Er wusste nur zu gut, was es bedeutete zu versagen.
"Ja wohl! Ich werde euch nicht enttäussschen werte Mutter..."
Mit diesen Worten wandte er sich um und ging zügig aus dem Privatgemach der Brutmutter. Er musste die entflohenen Sklaven so schnell es ging finden. Egal was da komme..

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 03.02.2008. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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