Arno Erol

SUPERBJÖRN XV - Die Quarkbällchen Invasion

Superbjörn XV - Die Quarkbällchen Invasion

 
„... und so war ihr trauriges Schicksal besiegelt. Bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt lagen ihre Überreste verstreut und zertreten auf dem einsamen Bürgersteig, schutzlos den gierigen Vögeln und Autos ausgesetzt. Ein kalter Regenschauer prasselte nieder und riss die letzten Krummen mit sich ins dunkle Ungewisse. Selbst des Himmels Weinen konnte ihnen keine Rettung bringen, nur einen linderen Tod des matschigen Aufweichens, besser als der in den Klauen und Schnäbeln wilder Küken. Die Dämmerung zog symbolisch auf und bald kam die Nacht, während die letzten Spuren zweier trauriger Dasein ebenso wie die letzten Sonnenstrahlen verblassten.“
Björni kullerten dicke Tränen über die Wangen und bildeten eine Lache in seinem Schoss, in der Goldfisch Harry fröhlich seine Kreise schwamm. Björni schniefte sein achtundvierundzwanzigstes Taschentuch voll, als er von einem weiteren Heulkrampf geschüttelt wurde. Das war ja soo traurig!
Mit lautem Tröten putzte er sich erneut die Nase. Dieser Fernsehbericht hatte ihn emotionell total mitgenommen, er war völlig aufgelöst von der Dokumentation über „Das einsame, grausame Schicksal zweier halber verlorener Quarkbällchen“.
 
In einer anderen Dimension...
Auch wenn der interdimensionale Fernsehempfang über transdimensionale Relaisstationen und kreuzdimensionale Umleitungsbojen nur einen eher dürftigen Bild- und Tonempfang ermöglichte, so reichten die Fragmente dieses Berichts völlig aus, um einen wahren Orkan fassungsloser Empörung  auszulösen, der durch die heiligen Hallen des königlichen Palastes fegte. Selbst die hartgebackenen glassierten Ehrenwachen an den Toren des Palastes erzitterten unter dem quarkerschütternden Wüten der Königin.
Niemals! Niemals zuvor hatte es eine solche Ungeheuerlichkeit gegeben, hatte sie von einem solch grausamen, elenden und entwürdigendem Ende eines Quarkbällchen gehört (obwohl sie selbst höchstpersönlich schon einige wirklich scheussliche Methoden entwickelt hatte, um fehlgeleitete Untertanen zu maßregeln). Das war untragbar! Was dachten sich diese ungesüßten, unförmigen Wesen dabei, die nicht mal den gerinsten Anteil von Hefeteig enthielten? Diese unterentwickelten Kreaturen durften mit so einem Verbrechen nicht davonkommen!
Nein! Sie würde dafür Sorge tragen, dass nicht eine einzige dieser minderwertigen Fehlentwicklungen mit ihrem kümmerlichen Leben weiter existierte. Die Menschheit war dem Untergang geweiht und sie, die Queen of Quarkballs würde ihr Verhängnis sein!
 
Währendessen...
Die Stimme Boris Bäckers ertönte von Björnis Briefschlitz: „Sie haben Post“. Björni sprang sofort auf, schliesslich bekam er, abgesehen der Lastwagenladungen voll unbezahlter Rechnungen, Mahnungen und Drohungen, eigentlich nie Post (selbst die Werbebeilagen mieden ihn).
Eine „e-m@il für Dich“. Björni  freute sich über die elektronische Post, öffnete den Umschlag und bekam einen elektrischen Schlag.
 
Die Queen of Quarkballs stand auf ihrem herrschaftlichen Balkon des herrschaftlichen königlichen Palastes und überblickte den gigantischen herrschaftichen Paradehof, auf dem die mobilisierten furchteinflößenden herrschaftlichen Truppen vorbeizogen. Zuerst marschierten ganze Heerscharen einfacher Quarkbällchen-Infantrie im Knetschritt am Balkon vorbei über riesige Laderampen ins Innere titanischer Transportraumschiffe, die dem Design nach handelsüblichen ABC-Backöfen glichen. Danach folgten die gezuckerten Kavallerie-Quarkbällchen, die auf zugerittenen Schlachtbananen ritten, die Marmelade- und Musgefüllten Bomberbällchen und übergroßen Belagerungs-Quarkballbrote, bis hin zu den absolut tödlichen Elitetruppen der königlichen Leibgarde, den zuckerglasierten Quarkbällchen, die ohne Zweifel zu den schrecklichsten Kriegern des gesamten Universums zählten. Alle Einheiten waren mit der neuesten Entwicklung einer wahrlich schreckenerregenden geheimen Strahlenwaffe ausgerüstet, die der Menschheit das sichere Ende bereiten würde. Ein quarkerschütterndes Gelächter erschallte vom Balkon.
 
Björni stand am Fenster, schaute in seinen Garten, der mehr einem wüsten Urwald glich, hinab und bohrte sich ausdruckslos in der Nase.
Björnis Hirnzelle malte sich dabei gerade das Abenteuer des „Jägers des verlorenen Popels“ aus, als eine bunte Sulfatfliege vor dem offenen Fenster ihre ganze Aufmerksamkeit auf sich zog. Björni mit einem Finger immer noch in seiner Nase steckend versuchte reflexartig mit der anderen Hand das bunte flatternde Etwas zu fangen, schaffte es aber nur, sein Gleichgeweicht zu verlieren und im hohen Bogen schreiend aus dem Fenster in die wilden Erdnusssträucher zu stürzen..
 
Eine Welle nach der anderen startete in präziser Paradeformation und begab sich in den Orbit, wo das Überdimensionale Dimensionstor im schwarzen, leeren Raum mit leuchtenden Zuckerspitzen und sich drehenden Glasurantennen an zwei kaum sichtbaren Klavierseiten hing.
Schliesslich, nachdem alle Kriegsschiffe gestartet waren, hob auch die elegante königliche Yacht in Form eines silberfarbenen Nudelholzes in Richtung Sprungtor ab. Die Queen of Quarkballs liess es sich nicht nehmen, persönlich diesen Rachefeldzug, diesen heiligen Kreuzzug zur Ausrottung dieser niederen Spezies genannt Mensch zu führen.
Begleitet von einem farbenprächtigen Blitz schoss die riesige Invasionsflotte durch das Quarkgate.
 
Eine Sulfatfliege nach der anderen landete auf Björni und schleckte genüsslich den Erdnusssaft von seinem Gesicht, während er völlig benommen mit einem Finger in der Nase in einem Erdnussstrauch sitzend zu sich kam und versuchte herauszufinden, ob er all die bunten Punkte auf ihm wirklich sah oder es sich um eine Folge seines Sturzes handelte, als eine schwergewichtige und äusserst missgelaunte Hornfliebasse (ihr Vetter 24. Grades hatte sie mit einer Sumpfdrohne aus einem absolut niveaulosen Stock betrogen) des Weges flog, diesen dämlichen Menschen völlig ratlos und verwahrlost, bedeckt von bunten Sulfatfliegen, in verkümmerten Erdnusssträuchern stecken sah und sich entschied diesem Volltrottel gehörig gründlichst in die Nase zu stechen.
Björni schrie gellend auf und schlug verzweifelt wild um sich, als die Hornfliebasse heulend wie ein Stuka auf ihn zuschoss und ihm ihren fünfundzweizig Zentimeter langen Stachel punktgenau in die Nase rammte.
Mit einer farbenprächtig angelaufenen und vierfach angeschwollenen Nase stolperte Björni jaulend durch sein Gartentor ins Haus.
 
Der Captain des Flagschiffs, ein kampferprobtes Glasur-Quarkbällchen, salutierte zuckerig, als sein gepuderter Adjudant den Sichtschirm aktivierte und die Queen of Quarkballs majestätisch erschien.
„Alle Einheiten wie befohlen auf ihren zugewiesenen Koordinaten positioniert und zum Einsatz bereit, eure erhabene Backwarlichkeit.“
Die Königin lehnte sich sichtlich zufrieden in ihrem prunkvollen mit feinstem Backpapier ausgelegten Thron zurück und lächelte.
„Ich denke es ist an der Zeit diese elenden Geschöpfe mit unserer vernichtenden Geheimwaffe bekannt zu machen. Beginnen sie die Invasion mit unseren „wahnsinnigen Wahnsinnsstrahlen“!“
Unverzüglich lösten sich die Landungsbote von der Flotte und gingen überall auf der Welt an allen bedeutenden Punkten nieder, an denen sich die Menschen versammelten, Marktplätze, Fußballstadien, Supermärkte, Tankstellen wurden besetzt, selbst überfüllte Chat-Räume durch Cyber-Quarkbällchen (sogenannte „cookies“). Sofort bauten Pioniertruppen an jedem dieser Orte eine große 3D-Leinwand inmitten der Menge staunender Menschen auf, um kurz darauf eine Live-Übertragung des Captains der Garde, der ebenfalls auf einem der Marktplätze stand, zu zeigen.
„Meine Damen und Herren, wenn ich sie um ihre geschätzte Aufmerksamkeit bitten dürfte. Es wird nur einen kurzen (und womöglich letzten) Augenblick ihrer Zeit in Anspruch nehmen. Hiermit möchte ich sie mit unserer geheimen Geheimwaffe bekannt machen, mit der wir gedenken ihre Spezies auszurotten.“
Ein fasziniertes Raunen ging durch die Menge. Ausserirdische waren gelandet und wollten sie an den Errungenschaften ihrer weit überlegenen Waffentechnologie teilhaben lassen. Ein denkwürdiger Tag für die Menschheit!
„Wenn ich ihnen das zur Veranschaulichung einmal vorführen dürfte..“
Der Captain holte ein Gerät hervor, das einem Mixer mit zwei Teig-Knetaufsätzen nicht unähnlich war.
„Für die Demonstration benötige ich einen Freiwilligen. Wäre jemand von ihnen so freundlich?“
Wild schrieen die ersten zehn Reihen der Anwesenden wie wild: „ICH! ICH! ICH!“ Willd.
Das kommandierende Quarkbällchen wählte einen etwas dicklichen, friedlich und harmlos dreinschauenden Herren aus und bat ihn zu ihm herauf zu kommen. Während der Mann glücklich lächelnd und winkend auf das Podest und in den Bildausschnitt der 3D-Kameras trat, ging ein enttäuschtes Raunen durch die restlichen ersten zehn Reihen.
Das Quarkbällchen winkte beschwichtigend: „Keine Sorge. Ihrer werden wir uns auch noch früh genug annehmen. Bis auf den Letzten!“
Die Menge jubelte.
Der Mann auf dem Podest lächelte verlegen in die Kameralinse aus Zuckerguss: „Darf ich noch jemanden grüßen?“
„Aber sicher. Ein letzter persönlicher Gruß macht das ganze noch wesentlich betroffener und wirkungsvoller.“
„Also, äh, als erstes grüße ich meine Mutti Hilde. Hallo Mutti! Hänsken is im Fernsän Mutti!“ Dämlich grinsend winkte der Mann freudig, wie ein Dackel mit seinem Schwanz, den man nach zehn Tagen zum ersten Mal wieder an einen Baum lässt, ins Objektiv. „Und dann natürlich meine Groß-Mutti Gertrud. Halloo! Und, und vor allem Ur-Omis Silke und Riecke. Hallo, Hallo! Ausserdem äh, noch alle die mich kennen. Hallo, Winke Winke! ...Und auch alle die mich nicht kennen ..und äh ich grüße alle die mich nicht kennen, und, und alle auf dieser Welt, und, äh falls da irgendwelche Ausserirdischen sind, die natürlich auch. Hallo, oder äh vielleicht eher , Lebenslang und in Kisten oder so ähnlich? Naja, und wenn da noch mehr in dem Universum sind die auch alle und äh...“
Das Bild wurde wieder auf den Kommandanten der Quarkbällchen Invasion geschaltet, während man im Hintergrund noch immer den Kanidaten, der weiter in die abgeschaltete Kamera plapperte, sehen konnte.
„Wenn ich dann nun zur Demonstration schreiten dürfte...“
Die Backware zog einen Hebel am Gerät zurück und drückte einen Schalter, als sich zwischen den Teig-Knetaufsätzen eine violette Kaskade Licht sammelte und schliesslich ein einem hell gleissenden  Strahl explodierte und den weiterhin redenden Freiwilligen traf, der auf der Stelle verstummte, wie auch die zusehende Menschenmenge.
Allmählich stahl sich den bislang so friedlich stumpfsinnigen Ausdruck seiner Augen ein unheilvolles, grausames Glitzern.
Seine Gesichtszüge änderten sich von harmlos blöd immer mehr zu einer brutalen, blutrünstigen Grimasse, als der Probant plötzlich mit wildem Knurren und Brüllen in die Menge sprang und dem erstbesten den Oberkörper abbiss. Noch einige verloren den Kopf, bevor die Menge, in die sich die nun wütende Bestie geworfen hatte, panisch genug war, um zu fliehen versuchen. Die andere Hälfte der Zuschauer auf der gegenüberliegenden Seite des Podestes hingegen raunte erstaunt und verfolgte begeistert und erwartungsvoll das Geschehen auf dem Bildschirm.
„Wie sie hervorragend beobachten können, verwandeln unsere Wahnsinnigen Wahnsinnsstrahlen jedes noch so harmlose und friedliebende Wesen in eine reissende Bestie,“ Zur Bestätigung flogen ein paar undefinierbare Fetzen von Körperteilen von der anderen Seite herüber. „...indem sie die niedersten Instinkte stimuliert, wie Aggressivität, Destruktivität, Mordlust und ähnliche nützliche Eigenschaften, um sich selbst auszurotten, die der Mensch im Überfluss besitzt.“
Die Masse war fasziniert.
„Und natürlich werden wir sie alle an ihrer Selbstzerstörung teilhaben lassen.“
Die Menge jubelte frenetisch. Allgemeine Glückseligkeit griff um sich. Die Menschen umarmten und küssten sich gegenseitig und selbst, lagen einander fröhlich in den Armen, um sich im nächsten Augenblick gegenseitig die Köpfe abzureissen, als die übrigen Quarkbällchen begannen ziellos in die Menge zu strahlen.
Ein wildes Gemetzel erhob sich, wie es bei der Menschheit so alle paar Jahre üblich ist. Köpfe, Arme, Tentakel, Beine, Hufe und halbe Eier rollten über die Bühne und segelten durch die Luft.
Der mörderische Wahnsinn breitete sich unaufhaltsam aus. Die Erde war verloren!
 
Björni irrte bereits seit zwei Tagen in seinem Haus umher. Seine Nase war derart angeschwollen, dass er kaum an ihr vorbeisehen konnte und so ständig gegen Türrahmen, Pfosten und Säulen rannte oder an Türklinken, Notizheftern und Fliesentoastern hängen blieb. Er entdeckte auch nicht die Gummibärchen, die gerade seinen Weg kreuzten, rutschte prompt auf ihnen aus, segelte durch die Klappe des Müllabfuhrschachtes und rutschte die engen, verschmierten Rohre in die Tiefe, dem Schlund der Hochleistungsmüllverbrennungsanlage entgegen. Der Björni war verloren!
 
...Schaaatzilaain, Du musst nich traauurig sein... ...Jungä, komm bald wiedä, bald wiiiedä, nach Hauus... ...neunundneunzig Luftballongs... ...ja, ja so lauf, lauf, lauf Lütze Enziaaan...
 
Schluchzend weinten die Überlebenden, Angehörigen und Zurückgebliebenen um die grausam zertretenen Überreste derer, die nicht das Glück gehabt hatten, Björnis Pantoffel entgangen zu sein. Tränen voller Wein rannen über ihre Gummigesichter als sie süßlich ihren Verlust betrauerten. Ein knappes Dutzend ihrer Artgenossen war auf grässlichste Weise tragisch dem gummigen Leben entrissen worden, nur weil sie ihrem Montagsspaziergang gefolgt waren. Aber ihr Tod sollte nicht ungesühnt bleiben. Ihr vorzeitiges Dahinschmieren würde gerächt werden. Irgendwann, schworen sich die Hinterbliebenen, und wenn es noch so lange dauerte, würde der Tag der Vergeltung kommen!
 
Tiefer unten, irgendwo in den Eingeweiden von Björnis Wänden schrillte ein Sensor auf und befand den hilf-, rat- und ahnungslos durch die Abfuhrrohre dahinschliddernden Björni zu seinem Glück als größtenteils Bioabfall und aktivierte eine Umleitung, die Björni nicht in den ultraheissen Verbrennungshochofen sortierte, sondern in hohem Bogen auf den stinkenden Komposthaufen im Garten beförderte. Mit einem Platschen landete er kopfüber in dem feuchten, faulenden Haufen der Überbleibsel seiner Existenz.. Nur mühsam gelang es ihm sich wieder  an die Oberfläche zu graben. Obwohl er immer noch nicht einmal ansatzweise wusste, was passiert war, war vor lauter Schreck sogar seine Nase wieder auf (björnisches) Normalmaß geschrumpft.
Übelriechend und torftriefend wie Björni dastand, hielt er ein kurzes Bad im Gartenteich für eine überaus gute Idee. Mit panikgeweiteten Augen beobachtete der Goldfisch Harry den müllverseuchten Bjöni auf seinen sauberen Heimteich zu taumeln. Wenn Björni baden ging, würde Harry sich einen neuen bewohnbaren Teich suchen müssen...
Plötzlich drängte sich Björni der Gedanke auf, dass er eigentlich gar keine Lust mehr verspürte baden zu wollen. Er wunderte sich vielmehr, woher überhaupt der Gedanke an ein Bad, dies überhaupt in Betracht zu ziehen, überhaupt gekommen war. Viel lieber wollte er doch in die Stadt gehen. Er verspürte den unsäglichen Drang einen Einkaufsbummel unternehmen zu wollen.
Wie eine Marionette blieb Björni abrupt stehen, wandte sich vom Teich ab und marschierte straks in Richtung Stadt, während der telepathisch veranlagte Goldfisch Harry breit grinsend seine Runden in seinem Teich zog.
 
Breit grinsend ihre Runden über den Erdglobus ziehend begutachtete die Queen of Quarkballs von ihrer königlichen Yacht aus ihre Werk. Überall, wo ihre backgehärteten Truppen ihre wahnsinnigen Wahnsinnsstrahlen einsetzten, verfiel die eklig unförmige Erdbevölkerung chaotischem Chaos sich selbst auslöschend. Amüsiert verfolgte sie durch die Glasurlinsen des hoheitlichen MarkoQuarkoskops, wie ein Opa seinen drei kleinen Enkeln die Geschichte vom bösen Wolf erzählte, um sie im nächsten Moment selbst zu zerfleischen, bevor er von einem blutrünstig geifernden Säugling dahingerafft wurde, oder wie während einer Andacht statt der Oblaten der Prediger gebrochen und verzehrt wurde, während nur einige zig Kilometer weiter eine Frau, deren Kopf schon jemand abgebissen hatte, in kopfloser Rage ein blutiges Massaker in einem Seniorenheim für ausgediente Mumiendarsteller anrichtete.
Dann stiess sie auf ein weiteres dümmlich dreinschauendes Lebewesen, das auf seinem Weg in die Stadt geradewegs ihren Truppen in die Krümel lief. Sie freute sich bösartig kichernd bereits auf das Ergebnis, als einer ihrer Soldaten seine Strahlenwaffe auf dieses Individuum richtete. Doch was dann geschah verblüffte die mächtige Queen of Quarkballs über alle Kuchen. Das war unmöglich!
Der arme gepuderte Quarkbällchen Infanterist hingegen hatte gar nicht mehr die Chance verblüfft zu sein, ehe er sich mit einem Bissen des Erdlings, der niemand höheres war als Björni, in dessen Magen wiederfand.
Die Queen of Quarkballs hüpfte vor Wut wild auf ihrem Thron umher und zerfetzte das ausgelegte feine Backpapier. So eine Panne war unverzeihlich und würde hart bestraft werden. Sofort kontaktierte sie den Captain, der unverzüglich weitere Einheiten gegen Björni entsandte, doch auch sie wurden schneller vertilgt, als die Schlachtbananen in Panik davon galoppieren konnten, was wiederum mehreren Wissenschaftsquarkbällchendie Exekution in ihre Einzelzutaten bescherte.
Trotz der aufgefahrenen superschweren Strahlenwaffen, die Björni mit einer Dosis beschossen, die jeden anderen sich unverzüglich selbst zerfleischen lassen würde, war das Subjekt nicht aufzuhalten, sondern schien eher noch zu einer noch schnelleren Aufessung der eigenen Regimenter zu führen.
Zum Glück für die Menschheit verfügten die Quarkbällchen bei der Entwicklung ihrer wahnsinnigen Wahnsinnsstrahlen nicht über die Ergebnisse aus der Björnforschung: Denn während beim durchschnittlichen erdbewohnenden Menschen die Destruktivität der ausgeprägteste der niederen Reize ist, so handelt es sich bei einem Björn unbestreitbar um die Fresslust.
Eine extreme Stimulierung dieses Reizes inmitten einer von süßen Backwaren verseuchten Umgebung, mag dem Björn einem Schlaraffenland gleichkommen.
Bereits fünfundneunvierzig Prozent der gesamten Invasionsarmee waren dem björnschen Appetit zum Opfer gefallen, als der verbliebene wissenschaftliche Stab der Queen of Quarkballs (motiviert durch einige weitere sehr überzeugende „ermunternden“ Vorführung an ein paar unglücklichen Kollegen) zu den selben Schlussfolgerungen wie die Björnforschung kam und die einzige Lösung der Queen of Quarkballs unterbreitete: „Bei der Dosis, die der Björn inzwischen erhalten hat, dürfte nur noch eine allgemeine umgekehrte Bestrahlung aus dem Orbit ausreichen, um den für unsere Streitmacht verheerenden Effekt im Björn wieder zu verrückgängeln, das hieße allerdings ..ähem auch..“, das vortragende Quarkbällchen zitterte vor Angst, dass er überall seinen Zucker verstreute, während ihm die schmelzende Glasur an den Seiten entlang ran, „...dass dies eine Normalisierung der restlichen Erdbevölkerung zur Folge ha...“ Bevor er seinen Satz vollenden konnte, hatte ihn die Queen of Quarkballs wutentbrannt in kleine Krümel zerrissen: „Die Vernichtung dieser nutzlosen unverschämten Spezies aufgeben?“ brüllte sie, dass selbst den hartgebackenen Glasurbällchen der Zuckerguss zersprang, „NIEMALS!!!
Nur der Captain der königlichen Garde wagte sich zu räuspern: „Eure großaufgegangene Backwarlichkeit, an einen Sieg ist nicht mehr zu denken. Angesichts der unaufhaltsamen Fressmaschine sind wir machtlos. Es gilt nur noch so viele unserer Divisionen wie möglich zu retten, um zu einem späteren Zeitpunkt zurückschlagen zu können. Sonst sind unsere gesamten Streitkräfte innerhalb weniger Minuten dem Auffraß geweiht.“
Zuckerknirschend fügte sich die Queen of Quarkballs dem Rat des Captains und gab den Befehl zum vollständigen Rückzug unter dem Schutz der umgepolten Bestrahlung aus dem Orbit. Ausserdem orderte sie in der königlichen Bäckerei ein Dutzend speziell zubereiteter besonders wehleidiger Quarkbällchen und wollte die nächste Stunde in ihrem Quartier nicht gestört werden.
 
Die Erde war gerettet!
Während die Queen of Quarkballs sich in ihren Privatgemächern an den georderten frischgebackenen Quarkbällchen abreagierte und der Menschheit, insbesondere aber dem Björn, ewige Rache schwor, setzte auf der Erde langsam die Wirkung der umgedrehten wahnsinnigen Wahnsinnsstrahlen ein
 
Björni kaute noch auf einem halben Belagerungsquarkbrot herum, als sich langsam der Schleier der Fresslust lichtete. Er hatte zwar nicht die geringste Ahnung (wie sonst auch), was vorgegangen war und wieso er müllbesudelt stinkend auf der Straße stand, aber ein sehr seltsames Gefühl hatte ihn erfasst.
Etwas, was er noch nie zuvor erfahren hatte, das ihm so fremd war, wie das Ergebnis von zwei plus zwei, aber nach dem er sich instinktiv stets gesehnt hatte.
Zum ersten Mal in seinem bedeutungslosen Leben fühlte er sich ...satt.
 
©Arno Erol  21032002-21082003 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 04.02.2008. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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