Mara Krovecs

Café in Blankenese

Er erzählte es in seiner typischen Art, den rechten Mundwinkel spöttisch
nach oben gezogen, die dunklen Augenbrauen arbeiteten wie eine Tonleiter rauf und runter ,
die Augen rahmend , die Nasenflügel weiteten sich zwischendrin oder schnurrten leicht zusammen , vor allem wenn er besonders glaubte im Recht und ein guter Junge zu sein.
Er liebte es als besonders intellektuell zu gelten und in der Tat wusste er spannend zu erzählen , alles mit viel Hintergrund und stets mit dem Besonderen.
Er rrrrollte das „ R „ zum Teil sogar drrrramatisch und feilte an allem und jedem herum.
Aber seine Geschichte von Blankenese war wirklich klasse .Ich habe sie schon hundertmal erzählt und werde nicht müde es immer wieder zu tun .
Es war ein besonders schöner Frühsommertag .Vassil wollte durch Blankenese spazieren und
dort Eindrücke und Motive für seine Grafiken und Malereien sammeln. Er ging die bergigen kleinen Treppen und Gänge hinauf ,schaute sich träumend ,die schönen Pflanzen an , die in Beeten , auf Fensterbänken , an Hauswänden und auf Treppen standen oder hingen .Erste Schmetterlinge und Bienen zeigten sich und summten in der Blumenpracht herum .Vassil
entdeckte ein verborgenes Café das einladend ein kleines Tischchen ,zwei Stühle und
eine blitzweiße Tischdecke auf dem Tischchen präsentierte .Neben dem Tischchen
stand eine Tafel, auf der :“Guten Morgen „ mit schwungvoller Schrift , weiß
auf schwarz , geschrieben stand. Vassil saß kaum , da trat auch schon der Kellner an den Tisch und reichte meinem Freund , der sich eine Zigarette angezündet hatte , dienstfertig einen Aschenbecher. Er bestellte eine Tasse Kaffe und ein Mineralwasser .Dann lehnte er sich zurück und genoss diese wunderbare Atmosphäre .Keines dieser Häuschen konnte gerade Wände vorweisen .Schief und krumm standen sie da , die ehemaligen Fischerhäuschen an der Elbe .Sie waren mit schönen Farben gestrichen und viele hatten Fensterläden und weiße Sprossenfenster .In dem Fenster des Hauses gegenüber , stand ein Vogelkäfig , mit einem gelben Kanarienvogel darin , eine Katze putzte sich vor der Haustür , die angelehnt war, die Pfoten , und es schien meinem Freund so , dass sie den armen gelben Vogel aus den Augenwinkeln heraus beobachtete. Vassil war fest davon überzeugt , dass der Kanarienvogel ihn flehend ansah und sprach den Kellner , der gerade seine Bestellung brachte ,an.“ Wäre es nicht besser , wenn man die Haustür schließen würde? Der arme Vogel hätte ja gar keine Chance gegen die gierige Katze.“ Der junge Mann blickte auf die Szenerie vor dem Haus gegenüber und meinte: „ Machen sie sich keine Sorgen , die kennen sich , die Katze wohnt auch da.““ Wie sie meinen“ , antwortete mein Freund , der eine sehr empfindliche Seele war , leicht pikiert.“ Ach , hätten sie vielleicht noch eine Zeitung von heute?,“ fragte er dann und der Kellner nickte und verschwand in der Tür .Die Katze legte sich schließlich in die Sonne
und Vassil beruhigte sich wieder. Als er seine Zeitung bekam , fiel ihm ein , dass er auch Hunger hatte und fragte nach frischen Brötchen und Marmelade .Die Sonne war schon ein Stück höher geklettert und angenehme Wärme breitete sich aus. Vassil überdachte einige Aufträge und nahm sich vor seine eigenen Vorstellungen in dem Werbeauftrag stärker mit einzubringen. Er lobte den jungen Kellner für seine besonders frischen Brötchen und bat ihn ,ihm noch eine Schachtel Zigaretten zu ziehen. Der Mann , ca. dreißig Jahre alt ,mit blonden Locken , sicher ein Frauentyp , kam mit der gewünschten Schachtel in der Hand zurück.
Während Vassil die Folie entfernte , begann er ein Gespräch mit dem Kellner „.Sie haben sich ein schönes Plätzchen ausgesucht“ , begann er und der so Angesprochene nickte zustimmend.
„Wohnen sie auch hier“, fragte Vassil dann und der Mann stimmte erneut zu. Sein Lächeln wurde breiter und zwischen vollen sinnlichen Lippen leuchteten weiße Zähnreihen hervor.
Wenn ich die Kohle hätte , sagte mein Freund frei heraus , wie er nun mal war , würde ich mir ein kleines gemütliches Fischerhäuschen kaufen und ein Atelier einrichten. Hier lässt es sich bestimmt sehr gut arbeiten .Ich mag diese Gegend .Der Blonde nickte erneut und setzte sich nun zu meinem Freund an den Tisch .Die Katze , die bis eben noch ein Nickerchen gehalten hatte , war gerade erwacht , dehnte sich und stolzierte auf die Haustür zu und verschwand auch darin .Vassil sah den Kellner vorwurfsvoll an .Dieser seufzte einmal laut , erhob sich jedoch dann und verschwand ebenfalls in der Tür , kam aber einige Sekunden später wieder , mit der schnurrenden Katze auf dem Arm. Er sprach leise und zärtlich mit ihr und kraulte ihr den Nacken .Vassil war sehr zufrieden , mit dem ausgezeichneten Service , dem wirklich
ausgesprochen freundlichen und aufmerksamen Kellner und dem Wetter , das seine Sonnenstrahlen verschwenderisch über Blankenese regnen ließ .Der Blonde hatte sich wieder
an den Tisch gesetzt , die dunkelgraue Katze noch auf dem Arm. Vassil lehnte sich in den Stuhl zurück , die Arme hinter dem Kopf verschränkt.“ Ihr Café ist ein echter Geheimtipp ,ich werde sie auf jeden Fall weiter empfehlen, so ein Service ist selten , die meisten legen anscheinend keinen Wert auf treue Kunden.“ Der Kellner lächelte geschmeichelt und Vassil fand das nur angemessen.“ So , ich muss nun weiter , bitte bringen sie mir die Rechnung,“ fuhr mein erfreuter Freund fort. Die Katze sprang nun vom Schoß des netten Kellners , aber er machte keine Anstalten sich zu erheben .Sein Lächeln wurde , wenn möglich noch breiter und jetzt zum ersten Mal , merkte Vassil , dass hier irgendetwas nicht stimmte .Natürlich war er irritiert , als der Blonde ihm sagte , dass er die Rechnung nicht holen werde ,dass er sich vielmehr freue , dass mein Freund sein Gast gewesen sei. Und dass er ihn auf gar keinen Fall weiter empfehlen dürfe .Es wurde ihm geradezu unheimlich , als er zudem gefragt wurde , ob er noch einen abschließenden Wunsch habe. „ Was ist los? „, fragte er , „ habe ich heute Geburtstag , oder bin ich der tausendste Besucher ihres Cafés? Ist das überhaupt ihr Café , oder sind sie angestellt?“ Der Blonde konnte nun nicht mehr an sich halten und lachte in
tiefen warmen Tönen so laut , dass einige Fenster und Türen in der Nähe auf gingen.
„ Nein , so was ,es ist alles in Ordnung ,ich bin nicht angestellt und das alles gehört mir , es ist nur..........ha ha ha ha ho ho , er prustete , seine Augen wurden zu schmalen Schlitzen ,es ist nur , das hier ist kein Café.!“ Jetzt war es heraus. Mein Freund verstand nicht gleich die vollständige Bedeutung des Gesagten , „ Sie meinen , dass alles hier , ich meine was ich bestellt habe ,
Oh mein Gott , wie peinlich , nein das glaub ich nicht..............“
„ Ho ho ho , doch , genauso wars.“
“ Ja aber warum haben sie denn nichts…..”
„Es war so perfekt , es hat so viel Spaß...........“
„Ja, und die Tafel?“
„ Ho ho ho , war für meinen Freund , wir waren verabredet , wenn ich dem das erzähle“
Das Lachen der beiden , flog in den schönen Tag hinein und die Fenster und Türen gingen nach einer Weile beruhigt wieder zu.

Ich schwöre , das hat mein Freund wirklich erlebt , auch wenn es so ähnlich klingt , wie diese Werbung , die so endet : „ Isch habe gar kein Auto“.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 18.10.2002. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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