Sylvia Knitel

Gedanken aus meiner Welt

"Wieder ein leeres Stück Papier das vor mir liegt. Es starrt mich an und wartet auf Tinte", sagte ich so bei mir und deckte es zu. Ich deckte es zu mit Büchern. Einen ganzen Stapel packte ich drauf. Deprimiert ging ich in die Küche und machte mir einen heißen Kaffee um mich an ihm wärmen zu können. Die Kälte war um diese Zeit schon recht ungewöhnlich und ich grübelte nach dem Wieso und Warum. Meine Haare standen zu Berge und mein Magen fuhr Achterbahn, da eine schlechte Nachricht nach der anderen eintudelte. Nach der finanziellen Situation war ich ein wahrhaftiger Poet und Schriftsteller. Meine Schritte brachten mich zurück ins Wohnzimmer zu dem Blatt Papier, das mich immer noch anstarrte - irgendwie. Ein kleiner Zipfel weiss schaute noch hervor. Es ließ mich nicht in Ruhe und ich musste stetig hinschauen als wollte es sagen: "Fülle mich!"

Im Fernsehen liefen die üblichen Sendungen, die man sich eben so anschaut, wenn man zu hause ist und keinen Elan hat auch nur einen Finger zu regen. Da saß ich nun und erinnerte wohl mehr an Johnny Depp in dem Film "Das geheime Fenster" - bis auf den Bademantel. So einen besaß ich noch nicht. Mit Betonung auf noch.

Das Tageslicht machte auch keinen Unterschied welche Tageszeit gerade war. Es war dunkel. Schlichtweg grau in grau, und so kroch ich noch tiefer unter meine Decke. Ich hörte nur leicht den Stimmen zu, die aus dem Fernsehen drangen. Wieder irgend eine Streiterei.

So langsam wurde es dunkler als nur "nur dunkel". Ich setzte mich wie üblich vor den Computer, öffnete ein Dokument und starrte wieder auf ein leeres Blatt. Warum tat ich dies nur? Ich hatte doch eh keine Gedanken, die ich zu Papier hätte bringen können. Die Aussicht war aber dennoch schön und verführte einen zum "Träumespinnen". Der Haken an der Sache war nur, dass mein Kopf leer war. So starrte ich einfach ohne Sinn aus dem Fenster, auf die einzige Brücke, die zu meinem Dorf führte.

Langsam fing ich an mir so manchen Gedanken über Menschen zu machen, schaute in diesem und jenem Chat mal und bemerkte viele Menschen, die sich im Bad fotografieren. Warum fotografiert man sich im Badezimmer? Ist dies eine neue Mode, die ich verpasst hatte? Die Mode der komischen, schiefen Haarschnitte ging ja schon an mir irgendwie vorbei. Ich meine diese, bei denen man denkt: „Oh Gott, welchen Lehrling haben sie da rangelassen?“ Noch eine neue Mode war die von mir bezeichnete "pseudo" Schizophrenie, bei der man einfach mehrere Profile anmeldet. So recht verstehe ich manche Menschen nicht, wenn ich so auf sie blicke. Wenn ich mich in dieser Welt nicht wirklich mehr zurecht finde, mit all den Richtungen die man einschlagen kann, wie sollen es dann Kinder können oder viel mehr die heranwachsenden Jugendlichen? Für meine Generation war die Pubertät schon verwirrend genug, das plötzliche "Erwachsensein". Man wird mal eben in die Richtung geschuppst und bekommt gesagt: "So, nun bist du auf dich gestellt. Sieh zu, dass aus dir etwas wird!" Das "Muss" und "Sollen" wurden dann immer lauter im Rücken, wie wenn man einem Vogel plötzlich das schwimmen beibringen wollte.

Die Brücke, auf die ich starrte, versank nun langsam im Dunkel der Nacht und das Neonlicht nahm seinen Platz ein. Ich nahm mir vor trotz Kälte etwas an die frische Luft zu gehen, eine Runde durch den Park konnte ja nicht schädlich sein. Der Garten war da gefährlicher - nach den Scherzen meines Vaters zu urteilen. Der Salat schießt, die Bäume schlagen aus und so weiter.

Ich hatte ein breites Grinsen auf dem Gesicht als ich mich anzog um in die Frühlingsnacht zu stapfen. Ein eisiger Windhauch empfing mich und ich wich zurück, aber ich setzte meinen Weg fort wie geplant. Eine Runde durch den Park.

Von meinem Pech verfolgt, fing es auf halben Weg auch noch an zu regnen. Was für ein Wunder. Es rieselte in großen Tropfen auf mich nieder. Nicht in Hunden zu rechnen, nein, das waren eher schon Kälber. Meine Laune aber hätte gar nicht mehr mieser werden können. Wenn man sie als grüne, riechende Masse betrachtet hätte, hätte meine Laune wohl Gott sauer gemacht - von dem Gestank her.

Auf meinem Weg kam ich wie immer an unserem Dorf eigenen Schloss vorbei, das ich mir immer gern genauer betrachtete. Heute jedoch hielt ich nicht inne und setzte meinen weg hastig fort. Mein Häuschen war schon zu sehen. Es war trocken. Genau das was ich jetzt brauchte. Ich stürmte hinein und schüttelte mich erstmal  wie ein nasser Hund, zog die nassen Sachen aus und machte Schnur strax erstmal Feuer. Ganz nah setzte ich mich an den Ofen um auch ja jeden Wärmestrahl zu erhaschen unter meiner Wolldecke.

So ging wieder einmal ein Tag rum, ein erfolgloser Tag. Wieder nichts geschrieben und wieder einmal nichts zu Papier gebracht.

Von dem folgenden Tag erwartete ich auch nicht viel mehr. So ging ich schlafen.

Ein wilder Traum hetzte den anderen, letztendlich fand ich mich auf den Fußboden wieder. Schweißgebadet wankte ich in die Küche und setzte Kaffee an. Der nächste Weg war natürlich zum Computer um in einigen Foren für Gedichte und Geschichten etwas zu lesen, sie zu durchstöbern.

Ein Forum hatte ich besonders gern. Wie sie sich auf ihre intelligente Art und Weise stritten. Als ob es niemand anderes verstehen sollte. Kleine Gemeinheiten versteckten sie in ihren Texten und taten so als wenn sie die Klugheit mit Löffeln gegessen hätten. Ich empfand es immer als sehr amüsant und die richtige Lektüre um den Tag zu beginnen. Ich selbst hatte mich einmal angemeldet an diesem Ort um einfach mal zu sehen, wie sie auf so manches reagieren. Auf Lob reagieren sie ganz schlecht. Wenn jemand gelobt wird, dann scheint das was der Schreiber geschrieben hatte, furchtbar schlecht zu sein. So entstand ein neues Forum extra nach meiner Anwesenheit, wie man wohl am besten und am normgetreusten dichtet. Was wiederum einige andere Gedanken aufwirft.

Sind diese Regeln nicht erst nach den "großen" Dichtern und Denkern entstanden? Wenn sich so manche Wissenschaftler irren, kann es nicht auch sein, dass sich diese Regeln irren? Man sollte, meiner Meinung nach, seinem Rhythmus folgen, wenn man ein Gedicht schreibt. Seinen Gefühlen und Gedanken freien Lauf lassen, sie nicht anketten und zwanghaft auf Form achten. Auch wenn wir keinen sichtbaren Pinsel in unseren Händen halten, erschaffen wir auch Kunst. Wir malen Bilder mit Worten in die Köpfe der Leser, regen die Fantasie an und üben eine Art Magie aus. Wie viele von euch sich wohl in diesem Moment vorstellen wie ich aussehe oder schreibend vor dem PC sitze.

Wie viele wohl lachend oder nickend über diesen Zeilen sitzen und meinen Gedanken folgen. Vielleicht ist sogar einer dabei der denkt, dass er in einen "Spiegel" schaut. Einer, der sich genau damit identifizieren kann.


Meine Gedanken entflohen immer weiter. Träumend und weit ab der Realität saß ich da und starrte aus dem Fenster. Ein schrilles Läuten riss mich aus meinen Gedanken, das von meinem Telefon her kam. Meine Freundin war am anderen Ende und wir verabredeten uns auf eine Tasse - wie soll es auch sein - Kaffee. Hiermit schließe ich nun erst einmal meine Gedanken, meine Worte, meine Zeilen und wünsche euch einen farbenfrohen Tag, wo auch immer ihr wohnt.

Bis zu einem nächsten Mal, hoffe ich.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 22.02.2008. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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