Yvonne Asch

10 Jahre ist es her

Ihr Mann  schaute ihr noch einmal in ihre blauen Augen, er lächelte sie sanft an und strich ihr eine Strähne aus dem Gesicht. Er versuchte zu verbergen das ihre Nächtlichenschreie ihm doch selber angst ein jagten, und noch dazu das was sie erzählte, was sie jede und jede Nacht träumte, seit einer Woche.  „Ich bin wirklich okay“, sagte sie wieder einmal etwas abweisend, sie redete in letzter Zeit nicht gerne mit ihm, über ihre Probleme, über ihre Ängste und vor allem über ihren Traum. Der sie jede Nacht Schweiß gebadet auf wachen ließ.

„Gut, wenn du wirklich meinst…“, er druckste etwas rum, warum verriet sie ihn nicht einfach was sie so sehr an diesen Traum bedrückte? „dann kann ich ja auch das Licht wieder ausmachen oder? Ich meine bist du…“, sie unterbrach ihn mit ihrer schönen, zarten Stimme: „Ja, mein Schatz, ich möchte schlafen und du musst Morgen früh hoch!“. Sie lächelte ihn sanft an, aber irgendwie wusste er dass es eines ihrer gespielten Lächeln war. Aber er gab nach und machte das Licht aus.

 

 

 

Als er am diesen Tag von der Arbeit nach Hause kam, spürte er schon als er die Haustür öffnete das etwas nicht stimmte, sofort als er das Haus betrat rief er ihren Namen, aber seine junge Frau antwortete ihn nicht. War ihr etwas passiert? Schon wieder stellte er sich bildlich ihren Traum vor: ein 10 Jähriges Mädchen nackt und bleich stand vor ihrem Ehebett, das Mädchen starrte seiner Frau in die Augen, lebelose hellblaue Augen, in der Hand hielt sie eine verwelkte Blume. Seine Frau sagte nichts, starrte nur zurück, konnte nichts sagen, aus irgendeinem Grund konnte sie nur starren. Dann lächelte das junge Mädchen und öffnete ihre schmalen Lippen, leise flüsterte sie der Frau im Bett zu: „10, 10 Jahre, 10 Jahre wäre ich alt! 10 Jahre dürfte ich nun leben. Dürfte die Tage erleben, dürfte Liebe und Freiheit spüren…

 

10 Jahre wäre ich!“…

und an dieser Stelle schrak Chantal immer hoch, schrie, zitterte und manch einmal weinte sie. er rannte die Treppen hoch, schrie ihren Namen aber es kam keine Antwort, wo war sie nur? Doch dann grade als er am Badezimmer vorbei gehen wollte hörte er sie weinen, leise  und bemüht nicht gehört zu werden. Er öffnete die Tür, sah sie auf den kalten Fliesen, neben der Badewanne sitzen und sah wie rot und geschwollen ihre Augen schon vom weinen waren.

Er seufzte, sie sah zu ihm hoch, fast wie ein scheues Reh sah sie ihn an. „Chantal, was ist nur geschehen?“, fragte er sie zärtlich und hockte sich zu ihr hin unter um sie in seinem Arm zu schließen, sie weinte, sie weinte sicherlich eine Ewigkeit und er konnte nichts tun als sie fest zu halten und sanft ihren Rücken zu streicheln.

Bis sie aufhörte, ihn durch ihre gereizten Augen ansah und versuchte zu lächeln. Er erwiderte ihren Blick, aber er konnte nicht lächeln, nicht wenn er wusste das sie ihn doch etwas verschwieg. „Was ist nur los Chantal? Warum belastet dich dieser Traum so sehr?“, fragte er nun fordernd, fordernd nach einer Antwort. Sie schluckte schwer, sah ihn fast flehend an. „Jake, du, du hast mich nicht verdient, nicht mal ein bisschen!“, ihre Stimme zitterte, er drückte sie an sich, ganz fest und flüsterte ihr ins Ohr: „Wie kommst du darauf? Du bist doch das Beste was mir passieren konnte, hör auf so was zu sagen!“ wieder bebte ihr Körper, wieder rannen Tränen von ihren hübschen Gesicht hinab, er streichelte ihr sanft durch ihr welliges, braunes Haar. „Ich kann dir, nie eine Familie geben, nie die, die du dir doch so sehr wünschst. Ich bin eine Frau, die keine Frau ist!“, ihre Stimme klang verzweifelt.

Er seufzte nun verstand er was ihre Ängste waren, sie hatte Angst, er würde sie nicht als Frau ansehen, weil sie keine Kinder bekommen konnte, weil sie nie gemeinsam Kinder haben würden. Aber in Wirklichkeit verstand er gar nichts, dass sie ihn belogen hatte, dass sie sein Vertrauen missbraucht hatte, das wusste er nicht. „Schatz, hör auf! Ich liebe dich, ich bin glücklich dass wir uns haben und ich möchte nichts anderes als mit dir zusammen zu sein. Klar, ich wollte Kinder, aber hör zu, du, du bist das Einzige was ich nie, niemals verlieren möchte. Weil ich dich vom ganzen Herzen liebe.“ Er küsste zärtlich und fordernd ihre Lippen, bis sie ihre Augen schloss, bis sie seine Zunge zärtlich und gierig mit der ihren empfing. Und bis sie seinen rücken hinab streichelte, bis er spürte, wusste, das seine Liebe ihr gut tat und bis er spürte das sie ihn wollte.

 

 

 

Wieder stand das junge Mädchen vor ihrem Bett und sah sie an, starrte Chantal wieder in die Augen und lächelte sie dann wieder an. „10 und ein Tag, ein Tag den ich niemals erleben darf. Warum? Mama, warum? Was habe ich dir getan?“, fragte das junge Mädchen mit Tränen in den Augen, das Zimmer war dunkel wieso sah sie das Mädchen denn  noch so deutlich vor ihren Bett stehen. Und dann sagte sie etwas, Chantal viel es schwer aber sie öffnete den Mund: „Ich wollte doch nur, nur meine Ausbildung beenden, ich war doch nicht bereit für diese Verantwortung!“ das junge Mädchen senkte ihren Blick, dann flüsterte sie: „Weis Papa von mir? Weis er dass er eine Tochter hätte? Weis er das…“ noch bevor sie zu Ende sprach, schrie Chantal aus voller Kehle, schrie und strampelte sich wach. Ihr Stimme halte laut und unüberhörbar durch den Raum: „Ich hab doch nur abgetrieben! Nur eine Abtreibung! Gott, hat mich doch schon genug dafür bestraft, ich kann keine Kinder mehr bekommen! Nur eine Abtreibung“ immer wieder schrie sie im Schlaf, im Kampf wach zu werden, in purer Verzweiflung, das Wort Abtreibung. Jake war von ihren Schreien aufgewacht, hatte das Licht angemacht und sah nun zu seiner Frau, die schlecht träumte, doch er weckte sie nicht, sondern lauschte ihren Worten und spürte wie ihn schlecht wurde.

Sie hatte sein Kind getötet, ohne was zu sagen, wieso? Er liebte sie, er wusste sie liebte ihn, aber wie sollte er damit umgehen? Nun wusste er warum sie keine

Kinder mehr bekommen konnte.

 

Vorheriger TitelNächster Titel
 

Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Yvonne Asch).
Der Beitrag wurde von Yvonne Asch auf e-Stories.de eingesendet.
Die Betreiber von e-Stories.de übernehmen keine Haftung für den Beitrag oder vom Autoren verlinkte Inhalte.
Veröffentlicht auf e-Stories.de am 24.02.2008. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

Die Autorin:

  Yvonne Asch als Lieblingsautorin markieren

Bücher unserer Autoren:

cover

Nicht nur seelenverwandt: Kurzgeschichten in Episoden von Regina Elfryda Braunsdorf



Kurzgeschichten in zwei Abschnitten.
Im Abschnitt: die 12 heiligen oder rauen Nächte werden 12
Tages-Episoden von 12 Leuten aus diesem Zeitfenster erzählt.
Im zweiten Abschnitt trifft Elly ihre nervigenFreund:innen - eine Woche lang.

Möchtest Du Dein eigenes Buch hier vorstellen?
Weitere Infos!

Leserkommentare (0)


Deine Meinung:

Deine Meinung ist uns und den Autoren wichtig!
Diese sollte jedoch sachlich sein und nicht die Autoren persönlich beleidigen. Wir behalten uns das Recht vor diese Einträge zu löschen!

Dein Kommentar erscheint öffentlich auf der Homepage - Für private Kommentare sende eine Mail an den Autoren!

Navigation

Vorheriger Titel Nächster Titel

Beschwerde an die Redaktion

Autor: Änderungen kannst Du im Mitgliedsbereich vornehmen!

Mehr aus der Kategorie "Sonstige" (Kurzgeschichten)

Weitere Beiträge von Yvonne Asch

Hat Dir dieser Beitrag gefallen?
Dann schau Dir doch mal diese Vorschläge an:

Gefährliche Liebe____hinterhältiger Plan 9 von Yvonne Asch (Liebesgeschichten)
MANCHMAL GIBT ES NOCH KLEINE WUNDER von Christine Wolny (Sonstige)
... und jetzt tue ich euch weh... von Christine Ruf (Trauriges / Verzweiflung)

Diesen Beitrag empfehlen:

Mit eigenem Mail-Programm empfehlen