Astrid Jovanovic
Geschmeichelt?!
Jede Frau fühlt sich doch geschmeichelt, wenn ein netter Mann sich für sie interessiert oder?
Hm, es geschah mir vor einigen Jahren. Ich war mit dem Auto unterwegs und eigentlich grad so gar nicht auf gestylt oder in Flirtlaune. Die Musik im Radio war klasse und dementsprechend laut im Auto aufgedreht. Oh, ich liebe es! Allein Auto fahren, tolle und vor allem laute Musik hören, dabei sitzend tanzen und voller Innbrunst mit zu singen. Genau, gerade wegen Letzterem fahre ich gern allein. Ich mag es einfach nicht, wenn der Beifahrer während der Fahrt die Tür öffnet und lieber den Tod in Kauf nimmt, als auch nur noch eine einzige Sekunde, mit mir im Auto zu verbringen. Ich bin da halt recht rücksichtsvoll und verschone meine Mitfahrer, vor allem aber wenn sie hinter mir sitzen. Ihr müsst wissen, ich fahre einen Zweitürer, die Personen die hinten sitzen haben also keine Möglichkeit, den Wagen zu verlassen und ich hege keinerlei Ambitionen, die Rückbank zu reinigen oder einen warmen Erguss in den Nacken zu bekommen. Also heißt es für mich, wenn ich Mitfahrer habe, nicht singen. Auf gar keinen Fall und unter keinen Umständen dazu hinreißen lassen.
Ups, nun bin ich aber ganz vom Thema abgeschweift. Also wie schon gesagt, allein im Auto, sitzend tanzend zur Radio Musik und lauthals, eher schreiend als melodisch, mitsingend , stehe ich da an der Ampel und bin völlig versunken und glücklich mit mir selbst, da klopft jemand an die Fahrerscheibe. Ich schnell die Musik leiser und Scheibe runter gedreht. Dachte doch da braucht jemand meine Hilfe. Oh mein Gott, wie peinlich, der hat mich garantiert gehört, schoss es mir noch durch meinen Kopf, als ich in ein freundlich, lächelndes Gesicht blickte. Ich spürte, wie die Röte langsam von unten nach oben in mein Gesicht stieg und versuchte mit einem Lächeln und einem breiten, jaaaaaaaa bitte, dies zu überspielen. Da drückte mir der junge Mann – junge Mann, wie sich das anhört, ich war doch selber jung … damals – seine Visitenkarte in die Hand und meinte, mit einem unheimlich kecken Blick und einem gewissen Funkeln in den Augen: „Ich würde mich freuen, wenn du mich mal anrufst“. Völlig verdattert und automatisch nahm ich die Visitenkarte und während sich so ca. 30.000 Gedanken in meinem Hirn breitmachten, hörte ich noch ein, bis bald dann und weg war er. Da sprang die Ampel dann auch schon auf grün um und die Visitenkarte landete unverrichteter Dinge in einer der Ablagen. Ja, was für ein toller Tag! Ich fühlte mich jetzt noch besser und die Musik und alles um mich herum war plötzlich noch fantastischer als zuvor. Frauen werden dieses Gefühl kennen.
Zuhause angekommen griff ich, bevor ich aus dem Auto stieg, noch schnell in die Ablage, denn ich musste mir die besagte Karte doch noch genauer anschauen. Pure Neugier, schließlich möchte man doch wissen, wer da so offen sein Interesse an einem bekundet. Bei dem Blick auf die Karte entfuhr mir erst ein langes „ihhhhh“ und dann ein ironisches „na klasse“. Warum? Na, der Text und die Bilder waren daran schuld. Auf der Karte stand folgendes, Schädlingsbekämpfung, wir befreien sie von Ungeziefer, dann noch Name, Anschrift und Telefon. Das Schlimmste war aber, das die Karte noch mit Bildchen von ach, so niedlichen Kakerlaken versehen war.
Tja, da stellte sich mir wirklich die Frage, ob ich mich nun geschmeichelt fühlen soll oder nicht?
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 06.03.2008.
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