Gaby Schumacher

Wie nur??


 
 
Mein schlaues Gesundheitsbuch riet mir:
„Bei einem Wurzelreizsyndrom L5/S1 lagern Sie Ihr Bein stufig ...“

Es beeindruckte mich zutiefst. Ich schnappte mir die nächst beste Kiste, hievte sie auf mein Bett, danach mich selber und ´stufigte` mein krankes Bein oben drauf.

„Nee, wenn ich so die ganze Nacht liegen soll, krieg` ich zuviel!“
Das gesagte Buch konnte mich mal ... , die Kiste landete auf dem Boden und mein Bein endlich auf dem weichen Laken. Ich atmete auf. Aber der geforderte 90-Grad-Winkel marterte meine Gehirnwindungen:
„Rechter Winkel ... rechter Winkel ...“

Ich ließ mir etwas einfallen. Ich angelte ich mir mein Geo-Dreieck, positionierte es hinten an meiner Kniekehle und klebte es, wie ich dachte, dann unlösbar, mit beinahe einer ganzen Rolle Tesafilm fest. Einmal rum, zweimal rum und zur Sicherheit ein drittes Mal.

Damit war die mathematisch-korrekte Ausrichtung meines unkorrekten Körperteiles gesichert. Kniekehle und Tesafilm boten den Anblick eines innig vereinten Liebespaares.
„Exakter geht`s nimmer! Und das, obwohl ich in Geometrie ...“
Wie es weiter lauten muss, können Sie sich ja wohl denken.

Ich legte mich auf die Seite, mein Stufenbein halb übers gesunde, war zufrieden und schlummerte ein. Im Traum wanderte ich übermütig durch romantische Wiesen und Felder -und mit mir mein Bein.

Denn es verblieb mitnichten in stufiger Anwinklung, so dass sich seine stramme Klebfilmkette lockerte und mein Bein dann munter mit mir durchs Gras hopste. Ich Dussel achtete nicht mehr des Weges und machte infolge die pieksende Bekanntschaft eines Igels.

Prompt wurde ich wach und entfernte dann vor mich hin meckernd vorsichtig die Rechte-Winkel-Spitze des Geo-Dreiecks aus meiner Kniekehle. Es blutete.

Schaden machte schlau ... Sogar dann mich.

Um mein armes Bein nicht noch mehr zu kränken – es war wahrlich krank genug – bediente ich mich am nächsten Abend einer eher sanften Methode. Ich wickelte mir einen Wollfaden aus meinem Nähkasten um die Hüfte, umgarnte damit fest das rechte Fußgelenk und verknotete oben an der Hüfte Fadenanfang und –ende miteinander.

Davon extrem gefesselt, winkelte mein Bein sich wie fast von alleine. Selbstverständlich war ich wegen dieser tollen Idee des Eigenlobes voll und schlief mehr als zufrieden ein.

Mich erwartete ein turbulenter, sehr aufregender Traum. Ich fand mich in der Wildnis wieder, überall um mich herum gefährliche Tiere. Ein Löwe fühlte sich wohl gestört, pirschte sich immer näher an mich heran, riss seine mächtigen Kiefer auf und ...

Vor Panik spürte ich ungeahnte Kräfte, wie desgleichen auch mein Bein. Da hielt es nichts mehr zurück, schon gar nicht der Faden. Der segelte zerrissen zur Erde. Ich holte weit aus und versetzte dem Untier einen solchen Tritt, dass es brüllend das Weite suchte.

Leider heulte dann nicht nur jener Löwe ... Ich wachte auf und rieb mir meinen schmerzenden Knöchel. Während des Mensch/Löwen-Kampfes war ich aus dem Bett geplumpst.

Frustriert beschloss ich, die darauf folgende Nacht besser zu durchwachen. Nur so konnte ich mein Bein wirklich unter Kontrolle halten. Zum Glück besaß ich einen Fernseher mit Fernbedienung ...
 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 17.03.2008. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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