Georg Klinkhammer

Herr Hallo und Frau Jabitte

Sollten Sie oder vielleicht auch Sie sich in dieser kleinen Geschichte wiedererkennen, so bitte ich nicht um Verzeihung. Natürlich kenne ich Sie nicht persönlich, liebe Leserin und lieber Leser. Und doch habe ich schon oft mit Ihnen oder Ihrer Namensverwandtschaft gesprochen. Am Telefon, ohne Blickkontakt und immer unfreiwillig, wollte ich doch eigentlich jemand ganz anderen sprechen. Da ich also nicht weiß, wie Sie aussehen, brauchen Sie sich nach der Lektüre dieser Geschichte auch nicht zu verstecken oder zu verkleiden. Sie könnten mir auf der Straße begegnen ohne Angst haben zu müssen, dass ich mit dem Finger auf Sie zeige. Wüsste ich, wie Sie aussehen, wäre die Sache ein wenig anders. Denn ich kann Sie – das muss ich offen gestehen – nicht allzu gut leiden.

Das mag auch ein wenig an mir liegen. An mir und meiner Schusseligkeit. Ich verwähle mich oft und dann nehmen Sie den Hörer am anderen Ende der Leitung ab. Aber unzweifelhaft tragen Sie eine Mitschuld. Nicht mal über die Telefonauskunft kann ich feststellen, woher Sie kommen. Zwar stehen ganz wenige Personen mit Ihrem Namen im Telefonbuch, aber die Rufnummern sind gänzlich andere, als ich gewählt habe. Das lässt den Schluss zu, dass Sie sich nicht eintragen lassen, quasi anonym bleiben wollten. Nicht wahr, Herr Hallo?

Völlig im Dunkeln tappe ich jedoch, wenn ich Frau Jabitte suche, die ich eben fälschlicherweise angerufen habe. Kein einziger Eintrag in ganz Deutschland mit diesem Namen vorhanden. Sehr mysteriös, gibt es doch tausende mit Ihrem Namen. Schämen Sie sich möglicherweise, einen solchen Namen zu tragen? Das ist doch nicht nötig, denn da gibt’s schlimmere.

Habe ich mich verwählt, gestaltet sich die anschließende Unterhaltung recht holprig. Auch das liegt in aller Regel an Ihnen, denn ich versuche stets freundlich zu sein. Beispiel gefällig? Gerne.

Tuut... tuut...
„Jabitte?“
„Guten Tag Frau Jabitte. Entschuldigen Sie, ich habe mich verwählt.“
„Äh, Franz? Bist Du's?“
Nein, nein. Meine Name ist Klinkhammer. Ich wollte eine Frau Müller sprechen. Aber wie gesagt, habe mich verwählt. Entschuldigen Sie nochmals die Störung. Auf Wiedersehen.“
„Hallo G...“
Und schon habe ich wieder aufgelegt.

Interessant ist in diesem Zusammenhang jedoch, dass die gewählte Nummer unzweifelhaft die meiner Cousine ist. Vielleicht hat Sie den Anschluss gewechselt und die Telefongesellschaft hat die alte Nummer gleich wieder vergeben. An Frau Jabitte oder oft auch an Herrn Hallo.

Etwas ganz anderes, nur eine Idee: Es gibt zum Beispiel Klassentreffen oder Chatter-Treffen. Treffen Sie sich auch manchmal? So einmal im Jahr irgendwo? Der ganze Hallo-Clan an einem Ort. Das wäre eine lustige Begrüßungsorgie. Beim Jabitte-Clan sieht die Sache allerdings anders aus. Sie müssten sich wohl mit dem jeweiligen Vornamen vorstellen. Im anderen Fall würden neutrale Beobachter der Szenerie schnell die Jungs in den weißen Jacken bestellen und die würden die ganze Bagage auf Anstalten in Deutschland verteilen.

Hätte den Vorteil, dass ich nicht mehr so oft den falschen Gesprächspartner an der Strippe hätte.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 19.03.2008. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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