HINWEIS:
Mein Reisebericht wurde seinerzeit so ähnlich - aber nicht so ausführlich - auch in der Presse veröffentlicht. Da hieß es dann z.B.:
- Mit dem Auto von Düren bis Kalkutta /Teil 1
Zwei junge Männer aus dem Kreis Düren ein halbes Jahr lang unterwegs
- Donnernd in die Große Salzwüste (Great Salt Desert) /Teil 2
- Eine Armee von 20 000 Arbeitern baute die schönste Moschee der Welt /Teil 3
Harry Schloßmacher berichtet wie folgt:
Etc..
IIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIII
" Wo ich auch bin, seh' ich Dein Bild vor mir... "
(Halbjähriges ASIEN-ABENTEUER and the thing called L O V E)
Endlich war es soweit. Der Startschuß zu einer 15 000 km langen Fahrt ins Ungewisse war gefallen. Abwechselnd würden mein Freund Peter Kastenholz und ich fortan hinter dem Steuer des "Käfers" sitzen. Bestrebt sein, unser Ziel - Kalkutta in Indien - möglichst sicher zu erreichen.
Zunächst wollten wir zu viert gefahren sein - aber zwei Leute sprangen im letzten Moment ab. Trotzdem haben Peter und ich "das Ding" dann noch voll durchgezogen.
Fast aber wäre die Mammut-Tour - kaum daß sie begonnen hatte -, bereits an einer defekten Kupplung und einer bezaubernden jungen Frau, an Rosi, gescheitert:
Wir hatten eine große Autoinspektion am Käfer vornehmen lassen. Dies war schon ratsam, wenn die Asienfahrt über rund 15.000 km gehen sollte. So fuhren wir beruhigt drauflos; zunächst auf der Autobahn Düren - Köln. Als hinter Köln der Käfer kaum noch Steigungen hochkam, war das Erstaunen groß. Eine Generalinspektion und dann das! Kupplung defekt...Asien adieu?
Peter rief in einem Weinort Nähe Königswinter seinen Vater an. Dieser
hatte als Personalchef der Hauptpost Düren sagenhafte Postwohnheim-Kontakte
quer durch die Republik. Dies kam auch für uns jetzt wie gerufen.
Abends gegen 22.00 Uhr 'landeten' wir mit dem bereits sehr defekten Käfer am
Bahnhof Stuttgart. Fast ein Ehrenbahnhof: Zwei Postwohnheim-Leiterinnen, dar-
unter Esther, und ein Heimleiter-Kollege holten uns ab.
Im Postwohnheim Stuttgart-Leuschnerstraße gab es dann Gespräche, gute flüssige
und feste Stärkung und viel Freundlichkeit. Übernachten konnten wir dort aber nicht.
Esther residierte in Stuttgart-Schmieden. Ihre Wohnung mit den Türbögen war
echt gemütlich. Esther, um einiges älter als wir, mollig, recht sympa-
thisch und gesprächig. Zudem ebenfalls gastfreundlich.
Eigentlich ist dies Peter's Lovestory; doch ich war auch ganz schön
betroffen. Weil...
...Trotz bestimmter fraulicher Angelegenheit fanden sich in dieser Nacht Esther
und Peter erstaunlich intensiv. Ausgeprägtes Stöhnen und Lustschreie
wechselten einander ab. Ein Liebespaar so ganz in seinem herrlichen Element.
Und dies bis zum frühen Morgen. Wie gerne hätte ich anstelle von Peter
oder zu dritt...
Auf meine Befürchtungen ;-) hin, teilte Peter am anderen Tag sein Motto
mit: 'Ein guter Seemann watet eben auch durch's Rote Meer!'
Besagte Nacht aber wurde nicht nur für Peter zu einer der längsten. Ich
ärmster bekam kein Auge mehr zu, weil aus dem Nebenraum fast unentwegt ty-
pische 'Verkehrsgeräusche' an meine Ohren drangen. Konnte mich drehen und
wenden, wie ich auch wollte. Genügend Zeit, um Ärger und Neid zu entwickeln.
Am anderen Tag wurden wir wieder gut bewirtet. Mittags gab es reichlich wohl-
schmeckendes Spätzle.
Esther und ihre nette Kollegin wie Freundin aus der Leuschnerstraße zeigten
Peter und mir noch vieles in Stuttgart.
Hoch hinaus ging es auf den Top des Fernsehturms. Cafébesuch dort. Klasse
Ausblick. Dann zum Schloßrestaurant. Klönen; etwas 'Sehen und gesehen werden'.
Wir hatten ohnehin eine Woche Zeit. Streiften mehrmals
bergauf-bergab durch Stuttgart, lernten hier noch dieses und jenes kennen.
Schließlich war unser Käfer wieder repariert und fahrbereit. Der Abschied von
Stuttgart fiel mir jedoch besonders schwer. Fast wäre ich bereits hier klebengeblieben
(Das Wieso in den nachfolgenden Passagen über 'Rosi' ! ).
Später, auf der eigentlichen Asienfahrt und weit weg von Stuttgart, kamen die
beiden Weltenbummler - also wir ;-) - nochmals auf Esther zu sprechen. Ich sagte Peter
direkt, daß ich in jener Nacht lieber mitgemischt als nicht geschlafen
hätte. Darauf mein Freund Peter: Warum nur hast du damals keinen Ton davon ge-
sagt, wir hätten bestimmt nichts dagegen gehabt!?... (Schmerzlich, schmerzlich...wieder eine meiner 100 verpaßten
Chancen!! Selbsterkenntnis: Tja, was so ein richtiger Trottel ist...)
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EXKURS:
Monate nach dem Ende der Asienfahrt besuchte ich erneut Stuttgart. Dies-
mal alleine, aber mit einem Haufen Dias von dem Asien-Abenteuer und dem großen
Wunsch, die netten Bekannten dort wiederzusehen. Bekam Gelegenheit, die
Dias einer beachtlichen Schar junger Leute in einem großen Raum des
Postwohnheimes Leuschnerstraße vorzuführen.
Esther sah ich dort leider nur über Tag. Dummheit, Ungeduld gepaart mit etwas
infantiler Sturheit ließen mich einen Tag zu früh abbrechen. Erneut ein glattes
Eigentor!
Und wieder typisch 'Harry'. Hatte mich einerseits über Episoden/Affären mit dem
weiblichen Geschlecht nicht zu beklagen. Andererseits verbuchte ich vielleicht
genau soviele verpatzte Gelegenheiten!
Daß ich mir auch im Falle Esther eine wahrscheinliche Nacht mit ihr verbaut
hatte, erfuhr ich später wieder durch Peter: Esther habe seinerzeit ge-
fragt, warum ich sie am anderen Tage nicht besucht hätte ?!? ... (Bitter, bitter...denn immerhin war es ja noch die AIDSfreie Zeit
- Sex ohne tödliches Risiko !! ;-) )
Auch Rosi, Postbedienstete, eine ebenfalls bemerkenswerte Bekannte dort,
hatte zu meinem Pech ihre Unterkunft nicht mehr in der Nähe des Postwohnheims...
(Nachfolgend mehr über Sie und die Beinahe-Lovestory)
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Noch immer Stuttgart, aber wieder zurück zum Asien-Trip:
Zunächst war der unfreiwillige Aufenthalt durch den Autoschaden mehr ärgerlich. Allmählich aber
wendete sich das Blatt...
Im Postwohnheim Stuttgart-Leuschnerstraße wurden wir Asienfahrer in
spe nicht nur nett empfangen und gut bewirtet. Auch an ansehnlichen
jungen Damen war hier wahrlich kein Mangel.
Dies ließ uns natürlich nicht kalt. Nur: Peter war durch seine Flamme Esther so gut wie aus dem
Rennen.
Und mir war klar: nach der verlorenen Nacht im Postwohnheim SCHMIEDEN, würde
ich so - in passivleidender Form - dort keine mehr verbringen! Zunächst
nur eine Schnapsidee; vielleicht würde sie mir aber aus dem Notstand ;-)
heraushelfen: Einfach irgendwo anders übernachten - und, vielleicht etwas
dreist - wenn es nicht anders geht, gerne bei der Rosi... ;-)
Die Rosi - ein Synonym für 'Liebe auf den ersten Blick'.
Nur eine kurze Begegnung im Postwohnheim genügte und ich wußte, diese Frau
ist fantastisch!
Rosi - große grüngraue Augen; hübsches Gesicht von fülligem dunklem Haar
weit umrahmt; sinnlicher Mund; wohlproportioniert; sympathische
Ausstrahlung. Dazu eine angenehme Stimme und den schönsten bayerischen
Dialekt, den ich je gehört hatte. Soweit Optik und Akkustik.
Hoffentlich würde ich auch ausreichend Gelegenheit bekommen, ihre bestimmt
auch interessanten Inneren Werte kennenzulernen. An mir sollte es da
wirklich nicht liegen. Jedoch das Schicksal (oder auch Fügung durch
Freundinnen?)...
Nun gehörte Rosi zwar zum 'Clan' des Postwohnheimes; hatte jedoch als
etwas ältere Jüngere ;-) gemeinsam mit einer ähnlichaltrigen Postfreundin
bereits eine Extrawohnung.
Esther versuchte zu vermitteln. Und zu meiner Riesenfreude gelang das
Unglaubliche: Ich konnte tatsächlich bei Rosi übernachten! Schnell verdrängte
die Vorfreude die frustrierende Vornacht in Stuttgart-SCHMIEDEN...
...Nach einem Weiterkennenlern-Gespräch war es dann soweit. Aus dem Raume
NÜRNBERG stammte Sie. Ihre Arbeit beim Fernmeldedienst sollte nur ein
Zwischenspiel sein; denn Katechetin wollte sie letztlich werden. Aha und
oho! Das signalisierte wohl kein leichtes Spiel für mich.
Rosi schlief in dem einen, meine Wenigkeit wurde sanft ins andere Bett dirigiert.
Überlegte, ob ich noch rhetorisch oder einfach unumwunden körperliche
Nähe zu Rosi anbahnen bzw. suchen könne.
Es konnte doch nicht wahr sein: Das Glück lag nicht nur sprichwörtlich so
nah und doch bewegte sich nichts. Sollte es auch hier wieder eine schlaflose
Nacht geben? So sehr ich mich mental und verbal auch mühte, Rosi liebte wohl
mehr die Distanz... Womöglich war ich auch wieder zu forsch?
Das ungewisse, unentschiedene Hin und Her wurde schließlich beendet.
Rosis Freundin und Mitbewohnerin tauchte plötzlich auf und Sie legte
sich zu ihr. Da ein Zweier jetzt wohl passé war, brachte ich einen
Sex-Dreier ins Gespräch. Es wurde darüber nur geredet und zerredet, aber
noch mehr gelacht - aus der Traum für diese Nacht!
Es gab noch einige Treffs mit Rosi. War nach wie vor riesig verknallt
in sie. Tagelang hielten sich der Wunsch bei ihr zu bleiben oder - wie
langfristig geplant und vorbereitet, mit Peter weiter nach KALKUTTA/Indien
zu fahren - die Waage.
Als schließlich unser Käfer die Werkstatt verließ und ich mich entscheiden
mußte, fuhr ich schweren Herzens mit. Auch der Wettergott schien meinen
Abschiedsschmerz auszudrücken: Es regnete kräftig und der Himmel war mit
großen Wolken verhangen. Alles wirkte grau und trostlos, als wir Stuttgart wieder verließen.
Rosi bekam noch einen Wangenkuß und den damaligen Plattenrenner,
MAXI-Vorläufer und Melancholie-Song 'Geh nicht vorbei...' (Interpret
Christian Anders) von mir geschenkt: 'Wo ich auch bin, seh ich dein Bild
vor mir...'
Stuttgart - ÖSTERREICH. In KEMATEN/Innsbruck machten wir
Globetrotter in spe wieder 5/6 Tage Rast, bei der Schwester von Peter. Mittlerweile
war es Anfang November. Der Winter kündigte sich in den Bergen der Umgebung
bereits mit Kühle und Schneebelag an.
In der Nähe des Goldenen Dacherl in INNSBRUCK, gab es in einer Kneipe einen
kleinen Umtrunk. Ich kämpfte tapfer gegen die frische Abschiedswunde Rosi
an. 'Wo ich auch bin, seh ich dein Bild vor mir...'.
Verdammt, so genau war es!
"Komm Peter, ich muß wieder etwas anderes
sehen. Sonst werde ich noch verrückt oder fahre tatsächlich noch zu ihr
zurück. Fürchte, ich komme nicht mehr von ihr los.
Links weite saftig-grüne Wiesen; vereinzelte auch mit mehr oder weniger
glücklichen Kühen - rechts schlängelte sich der INN vor dem gigantischen Massiv
des Kaisergebirges. Ein durchaus bemerkenswerter Anblick. Doch das
Abendbier und die lustige Gesellschaft (Darunter auch Peters Schwester
und ihr Mann) in einer gemütlichen KEMATEN-Kneipe, lenkten mich schon mehr
ab.
Erneut Abschied.
Unser Weg führte zunächst an der "Europabrücke" bei Innsbruck vorbei in Rich-
tung Venedig. Abends Übernachtung in MESTRE, der großen Nachbarstadt.
Im Käfer zu zweit zu schlafen war nicht problemlos. Eine Zeitlang suchten
wir eine geeignete Außenstelle.
Notgedrungen legten wir uns schließlich mit den Schlafsäcken auf einen
Acker. Wir hätten auch glatt durchgeschlafen, wenn starker Regen uns nicht
inmitten der Nacht überraschte. Schnell wieder ins Auto.
Am nächsten Tag verirrten wir uns fast im Labyrinth der
Gassen und Gäßchen VENEDIGS. Eine interessante, beeindruckende weil
einzigartige Stadt.
'Wo ich auch bin, seh ich dein Bild vor mir...' Wie gerne wäre ich jetzt
mit Rosi im Arm in einer Gondel...sich durch die Kanäle steuern lassen.
Hätten verliebt und verträumt auch an Land die Romantik der Stadt genossen.
Unterwegs habe ich noch viele liebe Briefe von Rosi erhalten. Überall dort, wo
wir in Großstädten längere Zeit verweilten.
Rosis letzten Brief erhielt ich in TEHERAN. Leider, leider...
'Wo ich auch bin, seh ich dein Bild vor mir...' noch lange, lange...
...Der kurzen Besichtigung der
weltbekannten Stadt im Meer folgte eine
Nachtfahrt entlang der jugoslawischen Steilküste.
Zwischen Dubrovnik und Titovo Uzice
galt es, die erste Hürde, eine unglaublich
schlechte "Straße" - zu nehmen. Abwech-
selnd fuhren wir dort ca. 350 km über einen
"straßenähnlichen Trümmerhaufen" bei einer
Durchschnittsgeschwindigkeit von 15 km/h.
Felsgestein - teils notdürftig niedergewalzt,
z. T. noch im Urzustand befindlich - dann
wiederum mächtige, von Lkw verursachte Ge-
röllfurchen, ließen das Fahren zu keinem Ver-
gnügen werden. Wir hatten stundenlang das
Gefühl, über ein tiefrilliges Waschbrett zu
fahren und anschließend wähnten wir uns
eher in einem kleinen Boot auf hoher See
als in einem "VW" auf der Straße:
Eine Zeitlang ging es von links nach rechts
-auf und nieder, und vorbei an größerem
Gestein schlingerte unser Fahrzeug von einer
Furche in die andere. Alles in allem war dies
eine extreme Tortur für Auto und Insassen.
.
Glimpflich davongekommen
Glimpflich davongekommen (abgebrochen
waren nur Hupe und Nummernschild, be-
schädigt nur eine Radkappe) erreichten wir
bei Cicevac die sogenannte jugoslawische
"Autobahn". Einspurig - mit Überholverbo-
ten bespickt und das Unglaubliche: auf der
Höhe von Nis zeigte sich regelrechter Orts-
verkehr - Fußgänger, Pferdekarren etc. be-
völkerten hier die "Autobahn".
Versehen mit einem Transit-Visa (an der
Grenze für 15 DM zu bekommen) beendete
bald eine Nachtbesichtigung der bulgarischen
Hauptstadt Sofia unser "Tagesprogramm".
Nur wenige moderne Hotels gab es im Zen-
trum Sofias, die Ihr Monopol jedoch red-
lich - nach kapitalistischer Art - ausnutz-
ten. Nur zu "Horrorpreisen" waren dort Zim-
mer zu bekommen, was mich in diesem kom-
munistischen Musterstaat sehr verwunderte.
Sahen wir auch kaum Hotels - Marx und
Lenin aber bekamen wir an fast jeder Ecke
zu Gesicht. Überdimensional, manchmal turm-
hoch, präsentierten sich die beiden kommu-
nistischen Größen auf Plakaten oder in
Form Von Statuen.
...EDIRNE...ISTANBUL
(6 Tage Rast, div. Besichtigungen und einige Kontakte)
Später (so "12 Uhr mittags") waren
wir "kontinentlos" - genauer: wir befanden
uns auf einer Autofähre, die den Bosporus
überquerte und uns somit von Europa aufs
asiatische Festland bringen sollte.
...Noch hallte mein Kopf wider von den wil-
den, nicht enden wollenden Hupkonzerten in
den Straßen Istanbuls (obwohl unbegründetes
Hupen hier polizeilich verboten ist!). Ich warf
einen letzten Blick auf die Stadt der "Hagia-
Sophia", der noch schöneren "Blue Mosque"
und der unzähligen amerikanischen Stra-
ßenkreuzer, die sich ohne jedes System durch
das Verkehrsgewühl boxen. Aber, das funktioniert
ganz gut - ist echt erstaunlich.
Venedig, Dubrovnik, Sofia und Istanbul wa-
ren nunmehr Erinnerung. Europa
lag hinter uns und wir standen am Vor-
abend einer Asienreise, von der wir nicht
wußten, was sie uns an erfreulichen und we-
niger angenehmen Erlebnissen noch bringen
würde.
"Türkische Riviera"
Bald erreichten wir die "Türkische Riviera".
An den Gestaden des hier tiefblauen Mittel-
meeres liegt jene malerisch schöne Strandland-
schaft, die zwischen Alanya und Tasuch ge-
radezu fasziniert.
Darüber hinaus ist jener Landesteil der
Türkei voller - zumeist guterhaltener - Über-
bleibsel vergangener Epochen. Die Reiche der
Römer, Perser, Türken, Byzanthiner, Hethiter,
Selschuken usw. haben insbesondere das
"Ägäische Gebiet" und die "Mittelmeer - Re-
gion" stark geprägt.
Die Bibelstadt Tarsus
30 km nördlich von Mersin liegt die Bibel
-stadt Tarsus. Der Tag ging zur Neige, als wir
dort vor einem Lokal anhielten. Bald lief der
obligatorische "Abend-drink" unsere trok-
kenen Kehlen runter. Und dann geschah
immer wieder dasselbe. Man hatte uns als
Fremde "identifiziert" und sofort saßen und
standen die Leute in großer Zahl um uns
herum. Diejenigen, die Englisch sprachen, stellten viele Fragen.
Zu unserer Freude erlebten wir in fast jedem Land wirklich herzliche Gastfreund-
schaft.
Es wurde noch eine lange, vergnügliche
Nacht im Kreise der türkischen Freunde.
Zum krönenden Abschluß führte uns ein
kundiger Lehrer aus Tarsus zu den Sehens-
würdigkeiten der Stadt. Wir schritten durch
das "Kleopatra Tor": eines der sechs Stadt-
tore, die in der Antike vorhanden waren.
"In Gözlükule, dem Hafen von Tarsus, emp-
fing der römische Feldherr Antonius seine
Geliebte, die ägyptische Königin Kleopatra,
mit großem Pomp", erklärte unser Beglei-
ter. Durch das Tor, das damals "Seetor" ge-
nannt wurde und heute den Namen "Kle-
opatra-Tor" trägt, betraten sie dann die Stadt.
Etwas später erreichten wir die Stelle, wo
Kleopatra und Antonius sich zum ersten Mal
trafen und ihre Liebesnächte zu verbringen
pflegten: den "Kleopatrahügel". Ein Gang
zum "St.-Paul-Brunnen", das ist der Brunnen
des Hauses, in dem der Apostel Paulus gewohnt
haben soll, beendete den mitternächtlichen
Trip.
"...ADANA, MERSIN, ELAZIG, ERZURUM und am Berg
ARARAT der erste Schnee"
War es in der Süd-Türkei auch Ende No-
vember noch so sonnig und warm, daß wir
mehrmals im Mittelmeer Badefreuden ge-
nießen konnten - so wurde es im Osten -
nicht zuletzt wegen beachtlicher Höhenlage -
zusehends kälter.
Kurz hinter Erzurum gab
es dann den ersten Schnee. Zu unserem Pech
fiel gerade jetzt die Scheibenwischanlage aus
und der Motor streikte ebenfalls des öfteren.
So hatte alle 100 Meter einer von uns aus-
zusteigen, um entweder den Schnee von der
Frontscheibe zu entfernen oder den Wagen
mit Hilfe Einheimischer anzuschieben.
Schließlich erreichten wir - es war mitt-
lerweile Abend geworden - die persische
Grenze. Hier - am Grenzkontrollpunkt Ba-
zargan - schoben wir den VW quasi von der
Türkei bis Persien. Grund: der Motor sprang
beim entscheidenden Gang über die Grenze
wieder einmal nicht an... "
Donnernd in die Große Salzwüste (Great Salt Desert)
Wir machten einige Tage Rast in der irani-
schen Hauptstadt Teheran. Unterkunft und relativ gu-
tes Essen fanden wir in dem Europäer-Ab-
steige-Hotel "Amir Kabir". Schließlich konn-
ten wir unser Gefährt wieder in der Reparaturwerkstätte abholen.
Stadt und Leute hatten wir inzwischen ge-
nauso kennengelernt wie das dortige Nacht-
leben und den größten überdachten Bazar
Asiens.
In der Nacht vor unserer Abreise wurden
wir noch in einen Unfall verwickelt, bei
dem gottseidank keine Menschen zuschaden
kamen. Mein Freund war zu einer Voll-
bremsung gezwungen, als kurz darauf
ein Militär-Jeep in das Heck des vor ein
paar Stunden reparierten VW krachte.Ehe
wir uns recht besannen war der Jeep da-
vongebraust und wir sahen nur noch die
Rücklichter des Fahrzeugs. Welch ein Pech:
das hintere Nummernschild fehlte!
Furcht vor Repressalien
Auf der Polizeiwache bestand die ganze Ini-
tiative zur Verfolgung und Festnahme des
Fahrerflüchtigen nur aus einem Achselzuk-
ken und den Worten "I'm sorry".So sehr wir
uns auch bemühten - wir erhielten nicht die
geringste Unterstützung und Entschädigung.
Zu tief ist hierzulande noch die Furcht vor
Repressalien des "allmächtigen" Militärs in
den Polizisten verwurzelt, zumal diese sich
aus der Armee rekrutieren.
Mit einem stark lädierten Heck und einem
kaputten Auspuff ging es nun "donnernd" in
die Great-Salt-Desert (Große Salzwüste),
deren Nordrand sich von Teheran bis Maschad
(ca. 1000 km) erstreckt. Nunmehr zu viert (ein
schriftstellernder Hamburger Doktor und seine
Reisegefährtin Renate, Studentin der Archi-
tektur, ergänzten unsere Crew) fuhren wir
auf einer denkbar schlechten "Straße" drei Tage
lang durch triste, menschenleere Einöde. Auf-
regung gab es nur bei einigen unfreiwilligen
Aufenthalten, nachdem unser Auto uns in-
folge eines verstaubten Vergasers, einer aus-
gedienten Zündspule u. a. kleinerer Defeke
mehrmals im Stich ließ.
Horizont wurde düster
Mehrere hundert Kilometer vor Maschad
stockte uns der Atem: ein Sandsturm kündete
sich an. Innerhalb weniger Minuten verdü-
sterte sich der Horizont und bald auch die
nähere Umgebung unseres Fahrzeugs. Für uns
gab es nur eins: schnell Tücher mit vorhan-
denem Cola befeuchten, und dann fest um
Nase und Mund binden. Die schützende Wand
einer plötzlich auftauchenden "Wüstenfeste"
wurde rasch angesteuert.
Draußen raste ein orkanartiger Sturm über die Wüste. Ein wah-
res Staub-Inferno erfüllte die Luft und fein-
ste Staubpartikelchen fanden immer schneller
den Weg ins Wageninnere.
Gottseidank war dieser Spuk bald zu
Ende. Wir hatten Glück, daß
wir an seinem Rand nur einen Hauch Sand-
sturm mitbekamen. Augenblicklich dachten
wir an Menschen, die im Zentrum eines Sand-
sturmes den Erstickungstod ge-
funden haben.
Der Schrecken saß uns noch in den Gliedern,
als wir die ersten Häuser von Persiens Wü-
stenperle Maschad sahen - nach Mekka die
heiligste Stadt in der islamischen Welt.
Im Niemandsland
Im 15 km breiten Niemandsland zwischen
Iran und Afghanistan hieß es erneut: alle
Mann (und eine Frau) aussteigen. Diesmal
mußten wir wiederum an einer un-
günstigen Stelle unser ganzes autotechnisches
Wissen aufbieten ;-)), nur um bald die beruhi-
gende Feststellung zu machen: ach so - der
Motor ist nur "ersoffen". Wenn ein größerer Defekt
das Weiterkommen zunichte gemacht
hätte: Im Niemandsland wäre uns wohl so schnell nie-
mand zu Hilfe gekommen.
Doch sollte die Freude des "Sieges" über
die Technik nicht lange währen. Nach weite-
ren 30 km erlebten wir nochmals dieselbe
Pleite.
Wir überprüften alles erdenkliche, und
uns schien alles o. k. Also mußte wieder der
Motor "ersoffen" sein. Wenn nicht - dann
hätten wir uns auf eine lange und gefährliche
Nacht gefaßt zu machen: denn nunmehr wa-
ren wir im wilden Afghanistan.
Nach einer halben Stunde stieg ich erneut
ins Auto. Groß war die Freude, als unsere
"Donnerkiste" wie in alten Zeiten ihren
ohrenbetäubenden Lärm von sich gab.
Herat - Kandahar - Kabul:
In zwei Tagen legten wir diese Strecke rela-
tiv rasch zurück. Kein Wunder, denn jene
Schnellstraße im sonst so unterentwickelten
Afghanistan kann sich wohl als bestgebauter
"Highway" Vorder- und Südasiens schimp-
fen. Wer sie gebaut hat, wußte keiner mit
Sicherheit zu sagen. Russen, Amerikaner und
sogar Deutsche wurden genannt.
Unterbrochen wurde unsere Fahrt nur durch
Gebührenschranken, die aber des nachts
wie unbeleuchtete Straßensperren wirken
und so für Fremde lebensgefährlich sein kön-
nen. Die erste - vor Herat - hätten wir um
ein Haar durchfahren.
Kandahar ist Haupt-Umschlagplatz für Haschisch - Haschisch
rauchen ist in Afghanistan legitim.
Frauenlose Metropole
Kabul, die frauenlose Metropole. Zumindest
muß man hier Vertreterinnen des "Schwa-
chen Geschlechts" mit der Lupe suchen. Und
hat man eine gefunden, so wandelt sie einer
ägyptischen Mumie gleich. D.h.: sie ist von
Kopf bis Fuß mit Tüchern umhüllt. Sie ist
dort, so unverständlich es auch klingen
mag, wohl mehr Haustier als Hausfrau. Die
Emanzipation der Frau bleibt hier mit Sicher-
heit noch lange Zeit Utopie.
Kurz hinter der West-Pakistanischen Gren-
ze (bei Torkham) erstreckt sich der historische
Khyberpaß bis ca. 16 km östlich von Pesha-
war.
Gewehrläufe blitzten
Unser pakistanischer Begleiter riet uns hier
- in den Engpässen des "Khybers" - nicht
anzuhalten. Auf sein Geheiß hin schauten wir
hoch: aus mehreren Schießscharten dieser
"Felsburgen" (die Behausungen der hier le-
benden wilden Stämme gleichen jenen sehr)
blitzten Gewehrläufe auf. Wir konnten nun
ahnen, wie unerhört schwer es für Perser,
Griechen, Durranis, Mongolen, Tartaren und
Seljuks damals sein mußte, sich den Weg
durch den Khyberpaß zu dem Indo-pakista-
nischen Subkontinent freizukämpfen. Selbst
die Engländer hatten vor nicht allzu langer
Zeit hier große Verluste hinnehmen müssen.
Eine Armee von 20 000 Arbeitern baute die schönste Moschee in der Welt
Am 24. Dezember erreichten wir bei Fe-
rozpur die indische Grenze. Unser erster Ge-
danke: nun werden wir mit Fragen ausge-
quetscht wie eine Zitrone und bis auf die
Haut nach Rauschgift, Auslandsgeld und indi-
schen Rupien durchsucht (mehreren Tramper-
freunden war es so ergangen).
Umsomehr
waren wir überrascht, als ein höherer Zoll-
beamter uns einlud, "Christmas evening"
("Heilig-Abend") im Kreise seiner Familie zu
verbringen - was wir natürlich begeistert
annahmen. Die Zollformalitäten gingen dem-
entsprechend zügig und minder intensiv von-
statten.
Wir wurden in seinem komfortablen Haus
gut bewirtet, bekamen seine Frau aber die
ganze Zeit nicht zu Gesicht. Der Zollbeamte
gehörte der Sigh-Sekte an und die konse-
quente Anonymhaltung der eigenen Frau ge-
genüber Fremde ist Bestandteil ihrer Reli-
gion.
Zwölf Jahre Bauzeit
Begeistert standen wir vor der schönsten
Moschee der Welt, dem Taj Mahal in Agra.
Wie kam es zur Errichtung dieses herrlichen
Bauwerks? Kurz bevor Mumtaz oder Taj Ma-
hal - nach der das Bauwerk benannt ist - starb,
ließ sie ihren Gatten, Schah Jahal, verspre-
chen, daß er über ihrem Grab ein Mausoleum
errichten werde. Es sollte sich der Liebe,
die sie ihm in 18 Jahren als seine Frau geschenkt
hatte, würdig erweisen. Eine Armee von 20.000
Arbeitern, Maurern, Steinmetzen und Juwe-
lieren benötigte zwölf Jahre bis zur Fertig-
stellung des Taj Mahal.
Den Neujahrstag und damit die interes-
santesten und schockierendsten Momente un-
serer Reise erlebten wir in Indiens Wall-
fahrtsort Benares. Vom Ruderboot aus bot
sich uns ein fantastischer Blick auf die Ufer-
region Varanasis, wie die Bewohner ihre
Stadt nennen. Tempel und Pagoden verschie-
denster Größe und Bauart säumen in großer
Zahl das Ufer des Ganges. Darunter befin-
den sich breite Terrassen und großflächige
Treppen, die hinab zum Wasser führen.
Tausende Inder bevölkern sie - teils mit-
einander plaudernd, teils in Meditation ver-
sunken. Die anderen waschen sich und ihre
Kleidungsstücke oder geben sich ganz der
läuternden Kraft des sakralen Wassers hin,
indem sie darin untertauchen.
Jede Gesundheitsbehörde in der BRD würde
diese heilige Stätte sofort zum Sperrgebiet
erklären, so erschreckend schmutzig ist das
Wasser gerade dort.
Hippies und Hausboote
Die hier vor Anker liegenden Hausboote
sind hauptsächlich von Hippies bewohnt, die
sie gegen geringes Entgelt mieten. Die
Zahl besagter Boote wächst ständig und mit
ihr auch die der Männlein und Weiblein
welche - mit einem Minimum an Stoff be-
kleidet - sich auf den Dächern der Haus-
boote in der prallen Sonne räkeln und von
einer schöneren Zukunft träumen, die da heißt
Goa. (Goa ist die an der Westküste Indiens
gelegene ehemalige portugiesische Kolonie
und jetziges "Paradies der Hippies").
Typisch für die religiöse Toleranz der Hin-
dus: ein Hindu-Tempel am Ganges stand un-
mittelbar zwischen einer islamischen Moschee
und einer christlichen Kirche!
Wieder an Land führte uns 'Mr. Imingan',
bei dem wir Unterkunft gefunden hatten, zur
weltbekannten Leichenverbrennungsstätte der
Inder. Von weitem sahen wir eine schmale,
fast senkrechte Rauchsäule. Gesang, sowie von
Trommeln, Pfeifen und einer Art Tambourin
hervorgebrachte eigenartige Musik drang an
unser Ohr und bald schlug uns ein übler
Geruch entgegen. Wir standen nun unmittel-
bar in der Nähe der Verbrennungsstätte. Ge-
bannt und geschockt starrten wir auf etwa
sieben mehr oder weniger verbrannte, teils
verkohlte Leichen. Sie lagen auf größeren
Holzhaufen und die Feuer würden solange lo-
dern, bis auch der letzte Leichenrest ver-
brannt ist. Anschließend wird die Asche in das
Heilige Wasser des Ganges gestreut.
Nur mit Blumen geschmückt
Das Verhältnis der ca. 450 Millionen Hindus
zu ihren Toten ist recht unproblematisch:Leichnam liegt frei und nur mit Blumen
beschmückt auf einer Bahre, die von vier
Männern auf ihren Schultern getragen wird,
gefolgt von nächsten Anverwandten und
Freunden des Verstorbenen. Einem Siegeszug
gleich ziehen sie dann - meistens im Lauf-
schritt - singend, musizierend und tanzend
durch den Heimatort. Für den Europäer, der
solchem Treiben zum ersten Male zusieht,
eine wahrhaft außergewöhnliche, gespenstige
Szene wie die Leichenverbrennung selbst.
Auch die Besichtigung des ältesten Buddhisten-Tempels der Welt in Sarnath, unweit
Benares, ließen wir uns nicht entgehen. Dann
ging's in die Endphase unserer Monstertour.
Wir fuhren über die
"Howrah bridge", eine gewaltige Stahlkon-
struktion mit solch gigantischen Ausmaßen,
daß sich die "Severinsbrücke" (Köln) dage-
gen wie ein Steg ausnimmt! Sie wurde von
Engländern und Franzosen erbaut und ist die
einzige Verbindung zwischen Kalkutta und
Rest-Indien.
Ich war von der Tatsache überrascht, daß
Kalkutta nicht - wie in Deutschland zu hö-
ren - am Ganges, sondern an seinem mäch-
tigen Nebenfluß Hugly liegt.
Seit Westpakistan "Linksverkehr erprobt"
stürzten wir uns in das Verkehrs-
gewühl der Millionen-City.
Wie in Delhi, so beherrschten auch hier
die zahllosen "Ambassadors" - zumeist Ta-
xis - das Straßenbild.
Der "Ambassador" ist das einzige in Indien
selbst hergestellte Auto!
Nur noch in Kalkutta
Waren es in Delhi und Benares sogenannte
"Fahrradrikschas", die mit ihrem schrillen
Geklingel nicht zu überhören waren - so
füllten hier tausende, von kräftigen Män-
nern gezogene, Rikschas die Straßen. Man
findet sie sonst nirgendwo mehr auf der
Welt, nur noch in Kalkutta, wurde uns ge-
sagt. Erstaunlich, wo diese schwarzhäutigen
Inder der niederen Kasten hierzu die Kraft
hernehmen. Sie gönnen sich nur kurze Pau-
sen und laufen so den ganzen Tag durch die
Stadt, wobei sie bis zu zwei Personen be-
fördern können. Ein wahrlich harter Job!
Im dichtesten Verkehr ziehen sie unbehel-
ligt am weisenden Polizisten vorbei - bahnen
sich auf Bürgersteigen unbeeindruckt des
größten Menschenstromes ihren Weg und sind
praktisch überall zu finden: Indien's Hei-
lige Kühe. Der "Augen-Askese" in den ach
so konservativen Moslem-Ländern waren wir
glücklich entronnen. Wen wundert's, daß wir
uns nunmehr am Anblick der zahlreichen, mit
farbenprächtigen Seide-Sarees bekleideten,
zierlichen Inderinnen erfreuten?
Kein Auto zu sehen
In den nächsten Wochen und Monaten er-
lebten wir einen konsequent durchgeführten
Generalstreik (kein Auto war in der riesigen
Stadt zu sehen; wohl keiner wagte es, seine Ar-
beitsstelle aufzusuchen) und das Fest der in-
dischen Göttin des Lernens. Den ganzen
Tag über ertönte aus Lautsprechern auf allen
Straßen Musik. Kurios: gerade die Analpha-
beten versetzten sich ekstatisch tanzend in
einen Rauschzustand - zu Ehren der Göt-
tin!
Wir waren Gäste einer indischen Hochzeit
(mehrere Hundert Menschen unter einem
Super-Zelt aus Tüchern und Bambusstämmen)
und aufwendiger Partys der High-society.
Nahmen an einer Toten-Feier teil - sahen
Hindi- und Bengalifilme - täglich grö-
ßere Umzüge kommunistischer Streikgruppen
- aufgemalte Köpfe von "Mao" in verschie-
denen Größen inklusive kommunistischer Pa-
rolen auf Häuser der Reichen.
Last but not least gewannen wir viele
Freunde und aßen Reis, Reis und nochmals
Reis.
Und dann hieß es Abschied nehmen:
Von meinem Freund Peter - dessen Reise noch nicht zu Ende war - und
von dem Flair der Weltstadt Kalkutta, die mir mittlerweile etwas ans Herz wuchs.
Von Bombay aus brachte mich eine "Boeing 707" Richtung Heimat.
Erster Stop in Dubai. Über Rom waren wir in solch heftigen Unwetterturbulenzen, daß ich zunächst die Nase gestrichen voll vom
Fliegen hatte und fast mit dem Zug weiter gefahren wäre. Irgendwie stieg ich dann doch in Rom in einen anderen Flieger, mit
dem ich nach einem weiteren Halt in Frankfurt schließlich sicher in Köln landete.
Vorbei war das exotische Abenteuer - geblieben sind unvergeßliche Impressionen...
- Ende -
Stop, noch nicht ganz!
Denn ich hatte mir in Asien eine Krankheit zugezogen, die später zu einer Einweisung ins alte Dürener Krankenhaus führte:
... Sogenanntes Gartenhaus. Nachtbeginn.
Die Tür ging nur zwei Spalt breit auf. Ein sehr hübsches Gesicht
lukte hervor. Fast schwarzdunkle Augen, fast schwarzdunkles Haar.
Brauner Teint, weißer Kittel.Sie sagte einige Worte; ich sah
nur zwei Augen.
"Wer ist sie," fragte ich meine Zimmergenossen naiv.
"Dreimal darfst du raten! - Hättest du eben zugehört, dann
wüßtest du es jetzt."
"Ich habe sie wirklich noch nicht gesehen. Es müßte aber die
Nachtschwester sein."
"Schlaues Bübchen. Glatt eine Ehre, auf seinem Zimmer zu liegen."
Die beiden Männer lachten herzhaft.
"Dann werde ich sie in den nächsten Nächten wiedersehen."
"Bestimmt nicht, Euer Ehren."
Fast ging das Gelächter wieder los.
"Die gefällt dir, was!?"
"Nicht im geringsten, gehört halt nur zur Krankenhaus-
Allgemeinbildung," schummelte ich noch. In Wirklichkeit war sie bei
mir bereits eingeschlagen wie eine Bombe.
"Sie kommt nur mittwochs. Pech gehabt, mein Lieber. Bist beim
nächsten Mal bestimmt wieder zu Hause."
"Das ist in der Tat wahrscheinlich so."
Mein Gehirn wurde aktiv. Wenn ich Sie am nächsten Mittwoch nicht
mehr sah, dann mußte ich noch in den nächsten Stunden starten.
Aber wie? Es war nach 22.00 Uhr. Die Station hatte Nachtruhe.
Ich sollte wohl weniger überlegen; mehr handeln...
"Schwester Beate (Gienow), ich kann nicht einschlafen."
"Versuchen Sie es noch einmal. Wenn es garnicht geht, dann
kommen Sie nochmals."
Und jetzt? Wie sollte ich mit ihr richtig
ins Gespräch kommen? Wenn ich nun aufgab, würde ich Sie
wahrscheinlich nie wiedersehen.
"Ich fühle mich zudem garnicht so gut, Schwester. Hätten sie
nichts für mich?"
"Und welche Beschwerden sind es?"
"Wissen Sie, ich träume viel und schlecht. Hundsmiserabel.
Grauenhafte Alpträume. Die verfolgen mich schon seit
Kindheitsbeinen. Glauben Sie mir, Schwester, ein wirklich schweres
Leiden." Innerlich lachte ich.
"Nun, dann sollten Sie demnächst besser einen Psychologen
aufsuchen."
Nach einer Pause und belustigt:
"Oder träumen Sie einfach von mir. Vielleicht wird es dann besser?"
Wenn die nur wüßte, dachte ich noch.
"Bestimmt, Schwester Beate, bestimmt. Doch müßte ich anschließend
ebenfalls zum Psychologen."
"Ja! Wieso?"
"Wegen starker innerer Unruhe und..."
Ich horchte hinaus. Die Station glich einem Sägewerk, so laut
und zahlreich wurde geschnarcht.
Was würde denn mehr Redestoff hergeben und den Zugang zu ihr
vielleicht erleichtern? Ach ja, die vor einem halben Jahr
beendete Asienreise! Ein Thema ohne Ende. Einerseits irgendwie
unmöglich, hier lange rumzuklönen, während die Station schläft.
Andererseits konnte es ungestörter kaum gehen. Nur ab und zu
tauchte jemand auf, verlangte eine Tablette und verschwand wieder.
Kontrollgänge. Ab und zu wurde die Schwester gerufen und eilte
durchs Haus.
Interessieren Sie fremde Länder und Völker, versuchte ich meine
Reise einzuführen.
"Schon. Ja, doch... es interessiert mich. Und worauf wollen Sie
hinaus?
"Ein Freund und ich haben mit einem alten Käfer eine fast 6-monatige
Asienreise gemacht. Sie ist auch der Anlaß für meinen Aufenthalt
hier. Ich habe mir dort einen speziellen Leberschaden geholt,
der erst jetzt bemerkt wurde. Nun soll ich hier gründlich
untersucht werden."
"Ich weiß."
"Ich kann nicht schlafen, bin ohnehin nicht bettlägerig krank, da
dachte ich..."
"Wohin führte die Fahrt?"
"Für mich bis KALKUTTA/Indien."
"Schön. Interessant. So etwas hat nicht jeder erlebt. Wenn es Sie
nicht stört, daß ich zwischendurch arbeite und es nicht zu
langatmig wird..."
Mit der tollen Frau ins Gespräch kommen - das war doch schon
etwas. Und ich legte los...
"Am besten, ich beginne mit einer groben Routenskizze.
Start am 1. November in Düren, dann STUTTGART (hier 6 Tage
Aufenthalt) - KEMATEN/Österreich (5 Tage Aufenthalt) - INNSBRUCK,
Europabrücke - Dann Italien, MESTRE, VENEDIG - ehemaliges
Jugoslawien...
Nachtschwester Beate erneut beim Kontrollgang durch drei Stationen.
Sie machte auch Vertretung. Mußte ganz schön rauf und runter
flitzen im ehemaligen Kranken-Gartenhaus, wo kein Aufzug war.
"Sie sagten, für mich ging die Fahrt bis KALKUTTA...
"Ach ja, mein Freund fuhr später nach NEPAL und CEYLON, während
mich Flugzeuge verschiedenen Typs und div. Fluggesellschaften
zurück nach Hause beförderten."
Ich führte meine Routenschilderung fort:
"...Im ehemaligen Jugoslawien fuhren wir durch die Orte RIJEKA,
CRIKVENICA (hier wieder ein Stop von 5 Tagen), SPLIT, DUBROVNIK,
NICE, Autobahn, dann - Bulgarien, Hauptstadt SOFIA (übliche 5-
Tage-Pause), PLOVDIV..."
"Und jetzt machen Sie mal hier Pause."
"Dürfen es auch 5 Tage mit Ihnen sein," scherzte ich.
Sie lächelte.
"Ich mache uns einen Kaffee."
Klar, dachte ich, gerne. Die Schilderung der langen Reise ist ohnehin
zweitrangig. Diese dufte Nachtschwester näher kennenzulernen,
darum ging es. Wenn es ihm hier und heute nicht gelang, dann adé
Schwester Beate.
Ein Hauch Gemütlichkeit machte sich beim Kaffeetrinken breit.
Irgendwann in jener seltsamen - aber auch prickelnden - Nacht fiel
das Du. Schließlich gelang mir der Durchbruch!
Der lange und intensive Gesprächseinsatz wurde belohnt. Hatte echt
einen Treff mit ihr ergattert. Bereits am nächsten Tag
sollte ich nachmittags vor ihrer Wohnung aufkreuzen.
"Tschüs, bis morgen."
Stolz und innerlich jubelnd verließ ich den Schwesterraum.
Nun konnte ich erst recht nicht schlafen. Fieberte nur noch dem
nächsten Tag entgegen. Auch Selbstzweifel und Wermutstropfen
schlichen sich ein. Hatte Sie vielleicht einem Treff nur , um endlich
Ruhe vor mir zu haben? Zweifellos, ich war nicht bettlägerig krank,
sollte hier nur intensiv untersucht werden. Ob ich jedoch den
Krankenhausbereich so ohne weiteres verlassen durfte?
Erneut fieberte ich. Diesmal aber der Fiebermessung entgegen. Wo
blieb die Schwester nur? Sofort danach wollte ich die Mücke machen
- ohne langes hin und her, ohne dumme Fragen...
War sowieso bereit, für Beate einiges zu riskieren.
...Ich schaute auf das Klingelschild: "Gienow". Der angegebene Name
stimmte bereits. Wir hatten jedoch ausgemacht, daß ich auf der
gegenüberliegenden Straßenseite auf Sie warten sollte. Ich ging
etwas hin und her, schaute hoch zu ihrem Fenster. Ob Beate mich
stehen läßt? Entscheidende Minuten.
Dann ging die Gardine zurück und Sie winkte. Der ansonsten
Bedächtige hatte jetzt eine schnelle Phase.
...Nach ein paar Stunden tauchte ich bei meinen Zimmergenossen auf.
Es kamen die üblichen Anspielungen und kleinen Spötteleien. Mich
ließ es kalt - hatte immerhin einen Super-Treff hinter mir. Denkt ja
nicht abermals an Sex! Nein, alleine die Nähe einer so prächtigen
Neuentdeckung - das gemütliche Beisammensein mit ihr, bereits bei
Kaffee und Kuchen und ein neues Date morgen...
Hatte meinen Fiat 124 Spezial zu Hause, in der Garage.
Was brauchte ich normalerweise hier ein Auto?
So hatte sich Schwester Beate angeboten, mich heute - am frühen
Nachmittag nach der Fiebermessung - mit ihrem Renault am
Krankenhaus abzuholen. Einige im Gartenhaus staunten zwar nicht
schlecht, aber nach einigen Tagen hatten sie sich an meine neue
Tagesordnung gewöhnt.
Nachtschwester Beate war als eine Art Springerin ebenfalls flexibel.
Sie konnte es so einrichten, daß sie mehrfach Nachtdienst hatte,
bevor ich entlassen wurde. Dies ergab noch so manche
Plauderstunde dort. Noch nie war Krankenhaus für mich so
interessant und angenehm gewesen.
Mittlerweile kannte man sich näher - Beate holte mich bereits auf
der Station ab.
"Hier ist ein leeres Arztzimmer, sagte sie noch..."
Ich machte schnell die Türe auf, zog sie behutsam rein und Türe
zu. Er blickte in ihre funkelnden dunklen Augen und beide ahnten,
wie's weitergeht. Nach mehreren Küssen zeigte Beate auf den
gegenüberliegenden Haupttrakt des Krankenhauses. Dort klettert
abends mein Bruder über die untere Loggiabrüstung, zu einer
Erste-Klasse-Patientin namens Keggenhoff. Sie ist Lehrerin.
Wir sahen uns fortan täglich. Entweder im Krankenhaus oder außerhalb.
Beate holte mich regelmäßig nachmittags ab - bis zur Entlassung.
Sie hatte ein liebes, umgängliches Wesen und war keine Spur
arrogant, trotz ihrer Schönheit. War ganz schön happy, wenn ich mit ihr
unterwegs war.
Wieder aus dem Spital zu Hause, passierte mir ein kleiner
Autounfall, bei dem niemand zu Schaden kam. War nicht Schuld
und so bekam ich - damals noch möglich - ein stärkeres Miet-
Fahrzeug. Mit 100 PS unter der Haube kreuzte ich bei Beate auf.
Wir fuhren aus durch Matsch und Schnee - gut, daß der 'Fiat 125 S'
auch winterfest war. Konnte mich für Beate's
Chaufeurdienste immer öfter revanchieren.
Im Überschwang der Gefühle für meine Wenigkeit, wollte sie mir einen lieben
Brief bzw. Liebesbrief schreiben. Sie kündigte den an und ich war
schon scharf drauf. Warum Beate es letztlich doch nicht tat,
blieb ihr Geheimnis.
Mit dem Frühling erwachte auch mein Verlangen nach mehr. Wir
machten Spaziergänge - auch an der Rur -, hatten happy hours im
großen Haus (mit weiter Wiese) ihrer Eltern; erlebten noch so
einiges. Dann kam beider Frühlingserwachen und dies - man höre
und staune ;-) - im Bett.
Im Dienst zierte die schlanke Schwester ein Pferdeschwanz - jetzt
wallte ihr langes, dunkles Haar. Beate wirkte erotischer.
Wir befummelten und beschmusten uns. Ein wildes Parfum lag mir
in der Nase und eine betörende Frau unter mir...
Es passierte noch so manches und doch nichts. 'Klein-Johannes' blieb einfach zu locker,
pendelte hin und her. Alle 'Rettungsversuche' schlugen fehl und
langsam fühlte auch ich mich etwas fehl am Platze. Beate sah es
nicht so eng, tröstete mich über meine leicht ramponierte Männlichkeit
hinweg.
Ein schlechtes Omen? Eines Tages war Schluß zwischen uns.
Warum eigentlich?
Jetzt aber wirklich das ;-)
ENDE
Vorheriger TitelNächster TitelDie Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Harry Schloßmacher).
Der Beitrag wurde von Harry Schloßmacher auf e-Stories.de eingesendet.
Die Betreiber von e-Stories.de übernehmen keine Haftung für den Beitrag oder vom Autoren verlinkte Inhalte.
Veröffentlicht auf e-Stories.de am 21.03.2008.
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