Die Tage, Nächte und Stunden zogen wie ein scheinbar endloser Film an den jungen Engel vorbei. Es waren harte Tage, es gab keinen Tag an den sie nicht lernte, an den sie sich nicht trainierte und auch sportlich besser wurde. Aber es gab auch keinen einzigen Tag, wo ihr Herz sich endlos schwer anfühlte, schwer und alleine. Sie war einsam, hier Oben noch mehr als dort unten auf der Erde. Sie vermisste ihr Pferd, fragte sich ob es ihn dort unten gut erging und dachte viel zu sehr an Lorenzo, sie träumte schlecht wenn sie schlief, träumte von den Tag, vor den sie sich so sehr fürchtete, davor ihr Liebsten wieder zu sehen und ihn in einen Kampf besiegen zu müssen.
Mittlerweile verstand sie sich ganz gut mit den Sonngott, sie lernte das Leben hier Oben gut kennen, lernte ihre leibliche Mutter kennen und lernte vor allem ihre Kräfte ein zuschätzen. Kirjano war äußerst zu frieden mit ihr, er fand sie war eine wunderbare Schülerin, gierig nach wissen, stark und hartnäckig. Wenn sie kämpfte musste sie nicht nach denken, dann war sie frei, frei von ihren Gedanken und frei vor ihrer Einsamkeit, dann gehörte alles an Denkkraft und Konzentration dem Training.
Doch sobald sie wieder alleine in ihrem Zimmer war und wie jede Nacht, auf den Balkon stand, war sie wieder sich selbst ausgeliefert. Dann war sie wieder ganz alleine. Still konnte sie weinen, still konnte sie fluchen und still durfte ihr Herz hilflos bluten.
Von Tag, zu Tag, wuchs das Kind in ihren Bauch heran. So langsam nahm sie zu und jetzt war es an der Zeit das Training ab zu brechen, sonst könnte es womöglich noch dem ungeborenen Kind schaden. Nur wie sollte sie dies anstellen? Wie sollte sie das den Anderen erklären? Das sie stark genug wäre, oder das sie einfach keine Lust mehr hat zu üben? Schlecht konnte sie erzählen sie wäre schwanger oder?
Auch an diesen Abend stand sie ganz alleine auf ihren Balkon, ihr Blick ging in die Ferne und der zärtliche Wind umspielte sanft ihr Haar, welches sie offen trug. Eine Hand ruhte auf ihren Bauch, wie sie es oft tat, ohne es überhaupt zu bemerken. Die Lichtflecken ließen die Wolken seltsam schön schimmern, fast als wären sie verzaubert. Natürlich gab es hier keine Nacht, aber sie musste denn noch schlafen, ihr Körper verlangte dies von ihr. Sie selbst spürte dass es bald so weit sein würde, bald würde sie das Kind bekommen. Wie sollte sie dies anstellen? Ohne Ärztliche Hilfe, ohne dass jemand anders es bemerkte?
Shakira seufzte still, dann wandte sie sich um und ging über die warmen weisen Fliesen des Balkons, zurück zur Balkontür, sie schob vorsichtig den wehenden Vorhang beiseite und trat auf den weichen hellblauen Teppichboden. Sie setzte sich auf ihr Himmelbett und ließ sich dann zurück auf den Rückenfallen, schloss ihre Augen und dann plötzlich kam ihr die Idee. Sie musste verschwinden, sie musste auf die Erde zurück, dort in ein Krankenhaus gehen und ihr Kind zur Welt bringen. Doch würde man sie hier überhaupt gehen lassen? Würde man sie nicht heimlich im Auge behalten? Überall würde man sie dort doch finden.
Die Mondgöttin saß an den Kerzen erleuchteten Tisch und hörte wie ihr Mann im Nebenraum wütete. Ja, er war Zornig, ungeduldig darüber, dass sein Sieg noch nicht erreicht war, wütend darüber, dass er noch länger um seine Unsterblichkeit bangen musste und vor allem, darüber dass seine Frau ihn nicht unterstützte, dass er ihr dies alles zu verdanken hatte.
Norifana lächelte als sie hörte wie er mit der Faust gegen die Wand schlug und etwas scheppernd zu Boden flog, sollte er sich ruhig ärgern, sollte er ruhig in angst leben, er war egoistisch genau wie viele andere doch auch. Ihre Gedanken kreisten nicht bei ihn und nicht bei ihr, sie waren bei Shakira, sie überlegte wie es den Engel ging, ob es auch ihren Enkelkind gut ging und dann dachte sie daran, dass es nicht mehr lang dauern würde. sie schmunzelte, schon vor langer Zeit hatte sie das Zimmer für den Engel hergerichtet, für die junge Mutter und den Kind sollte alles perfekt sein.
Langsam erhob sie sich vom Tisch und ging zu der offenen Balkontür, trat hinaus und ging zu dem Geländer hin um einen Blick hinab zum Schlosshof zu werfen.
Noch immer übte Lorenzo, noch immer schien er nicht ganz bei der Sache zu sein. Er machte viele Fehler, er war einfach zu brutal. Sie musste Lächeln, als sie sah wie Juann, sein Lehrer, ihn ein Feuerball zu schleuderte und dieser den Vampir an seinen Arm traf. Der natürlich gleich anfing laut zu fluchen und noch aggressiver wurde. „Du liebst sie, jeder Gedanke von dir scheint ihr zu gehören…“, murmelte sie zu frieden und ließ ihren Blick weiter auf Beiden Kriegern dort unten ruhen.
Und dann als viele Tage verstrichen waren und sie ihren Bauch nicht mehr verstecken konnte, musste sie weg.
Sie packte nur das nötigste zusammen, denn dort wo sie jetzt hingehen würde, wusste sie, würde sie nicht lange bleiben. Sie hatte lange darüber nachgedacht ob sie dies tun sollte, aber sie wusste, dies war der einzige Ort, wo man ihr nicht hin folgen würde, wo man sie nicht suchen würde oder gar vermuten.
Als sie alles zusammen gestopft hatte griff sie nach dem Fühler und fing an, auf das Seidiggoldene Papier zu schreiben:
Norifana sah den Engel mit fühlend an, aber sie sah keine Chance darin, Lorenzo’ s Temperament könnte im Wege seine. Vorsichtig legte sie ihre Hand auf die von Shakira und lächelte sie liebe voll an, der Engel sah in die blauen Augen der Göttin. Sie wusste was sie dazu meinte, obwohl sie noch nichts gesagt hatte. „Weist du, ich denke es ist besser es erst einmal geheim zu halten, ich weis nicht wie er reagieren wird und es könnte das Leben des Kindes nur unnötig in Gefahr bringen.“
Shakira seufzte, genau diese Antwort hatte sie befürchtet gehabt. Sie strich ihren kleinen Sohn über seine warme Wange und er schlief weiter in ihren Arm, ganz friedlich und unbekümmert, er hatte nicht einmal eine Ahnung, in welcher Gefahr sein kleines Leben schwebte. „Ich kann doch nicht seinen Vater töten und deinen Sohn, das kann ich doch nicht. Das darf niemand von mir verlangen!“, sagte sie leise, es klang hilflos und verloren.
Norifana brach es fast das Herz, auch sie wollte nicht das ihr Sohn starb, aber sie wollte auch nicht das die Millionen leben unten auf den blauen Planeten sterben. Sie versuchte zu lächeln, zu verbergen was sie fühlte. Aber Shakira wusste was sie fühlte, denn auch sie hatte die Gabe Gedanken zu lesen, wenn sich die Person sich ihr gegenüber nicht zu sehr versperrt.
Sie wollte Lorenzo nicht töten, viel mir konnte sie es nicht. Es musste eine andere Lösung geben.
Ohne Vorwarnung drückte Shakira der Mondgöttin das Baby in den Arm und stand auf. Sie ging zu ihren Schrank und holte ein Kleid her raus. Verwundert schaute Norifana ihr dabei zu.
Sie ahnte was sie vor hatte und ließ sie somit gewähren. „Dein Kind ist bei mir in guten Händen, geh nur und ich hoffe du findest eine Lösung!“, ja, das hoffte sie sehr, sie wünschte es sich vom ganzen Herzen aber sie wusste es war fast unmöglich eine zu finden.
Shakira hatte sich das rote Kleid übergezogen und hechtete nun zur ihren Sohn hin, schaute den kleinen schlafenden Kerl noch einmal dabei zu wie er atmete und beugte sich dann zu ihn hinab um ihn einen Kuss auf die Stirn zu geben.
Dann wandte sie sich an Norifana und lächelte dankbar. „Ja ich weis! Ich danke dir!!“, mit diesen Satz, floh sie auch schon zum Balkon und trat hinaus ins freie.
Sie stand am Waldrand und hinter ihr erhoben sich die mächtigen Bäume, die der Anfang eines langen Waldes waren. Sie stand still da und atmete tief die Luft ein, mit den tausend Düften, das was ihr sonst immer so normal und alltäglich vorgekommen war, kam ihr nun wie ein Geschenk vor. Der Rasen der sich vor ihr erhob wie ein weites Meer, leuchtete in einen kräftigen grün. Mitten in diesen satten Grün stand ihre kleine Holzhütte, mit der angrenzenden Weid. Sie atmete noch einmal tief ein und schloss ihre Augen, um den warmen Sommerwind zu spüren der durch ihr Haar wuselte und durch ihre Kleidung drang. „Zu Hause…“, flüsterte sie zufrieden und ging dann auf ihre Hütte zu. Kurz vor den dunklen Holzzaun der Weide blieb sie stehen und suchte mit ihren Blick die Weide ab, nichts, gar nichts, sie war lehr. Sofort verdunkelte sich Shakira’ s Blick und ein Unbehangendes Gefühl machte sich in ihr breit. Doch bevor sie ihren treuen Partner und Freund suchen würde, wollte sie vor erst einmal etwas anderes anziehen, vor allem Schuhe! Sie hatte ganz vergessen gehabt, wie sich der Boden unter nackten Füßen hier anfühlte.
In der Hütte war es warm und aufgeräumt, alles stand noch so wie sie es verlassen hatte, auf den Weg zu ihren Schrank kam sie an den Bild, mit Phil und sich drauf, vorbei. Sie hielt inne und betrachtete es genauer. Sie waren in einen Vergnügungspark gewesen und erhielt sie in seinen Armen weil er sie unbedingt in die Achterbahn mit hinein kriegen wollte, sie sich aber geweigert hatte und er sie mal eben zur Schlange trug, so als würde sie nichts wiegen.
Shakira lächelte berührte das Bild und schaute Phil dann in sein strahlendes Gesicht.
„Ich möchte nicht noch einen verlieren den ich liebe…“, flüsterte sie leise zu sich und wandte sich dann schweren Herzens vom Bild ab um ins Badezimmer zu gehen.
Das Duschwasser umschmeichelte zärtlich ihre Haut und gab ihr kleines Gefühl von Geborgenheit, es tat gut wieder hier unten zu sein, wenn auch nur für eine unbestimmte Zeit.
Als sie fertig war wickelte sie ihren Körper in einem Handtuch ein und öffnete die Tür des Bads. Als sie grade die Tür geöffnet hatte, ließ sie vor Schreck das Handtuch fallen und starrte mit offenem Mund auf den Mann vor ihr, der sie unerklärbar anfunkelte.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 01.04.2008.
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