Marianne Knip

Das alte Haus.

Bis zu meinem zwölften Lebensjahr verbrachte ich eine glücklich Kindheit in Nördlingen. Ein Kleinstadt wie im Mittelalter, denn es geht dort rings um die Stadt noch eine Stadtmauer und man kommt auch heute nur noch durch die fünf Tore in die Stadt. Für uns Kinder ein Paradies zum spielen und es gab auch sehr viel zu entdecken.

Wohnte damals in einen ganz alten, leicht schiefen Fachwerkhaus mit einen riesigen Dachboden, der über vier Etagen ging, allein dort war es schon gruselig schön zum spielen. Bei Tag hatten wir Kinder auch keine Angst, aber sobald es Nacht war, wurde uns allen immer unheimlich zu Mute. Wir wohnten dort, mit noch zwei Familien, beengt im ersten Stock, denn so kurz nach dem Krieg musste man froh sein wenigstens drei Zimmer mit Küche zu bekommen. Wenn ich bedenke wir teilten uns ein Schlafzimmer zu fünft. Meine Eltern, zwei Brüder und ich. Im anderen Zimmer wohnte mein Bruder mir Frau und zwei Kindern und das Wohnzimmer und Küche benutzten wir gemeinsam. Auf der gleichen Etage wohnten noch ein Ehepaar mit zwei Jungen, Manfred und Werner. Daneben noch Familie Mayer mit einer Tochter. Ein Stock über uns wohnte ein ganz altes Ehepaar mit ihren Sohn, der aussah wie der Klöckner von Notre Dame, vor dem hatten wir Kinder eine unheimliche Angst. Unten im Erdgeschoß wohnte Frau Ganzenmüller und dort war ein Plumps Klosett aus Holz. Es sah aus wie eine breite Bank mit einem runden Loch, der mit einem Deckel zum abdecken war. Im Sommer stank es da fürchterlich und dann kamen auch immer die Maden, mich schüttelt es noch heute, wenn ich daran denke. Solches kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen, aber so wohnten damals sehr viele.

Was mir aber am allermeisten Angst einflößte war der Keller, der war dunkel, roch muffig und es floß ein kleines Rinnsal unten durch. Am Ende des Ganges im Keller war eine Treppe nach unten, aber die war mit einen eisernen Gitter versperrt.. Allein brachte mich da niemand runter, selbst die Jungen hatten dort Angst.

Eines abends musste ich aufs Klo und keiner wollte mit mir runter, also ging ich klopfenden Herzen die knarrenden Holztreppen runter, die von einer schwachen Funzel beleuchtet wurde. Schnell mein Geschäft erledigt und hastete im Schnellzugtempo wieder nach oben und als ich schon fast um die Ecke war sah ich dass das Licht noch brannte, also zurück, wollte gerade nach dem Schalter greifen, da schlug plötzlich eine riesengroßer Fuß mit lauten Knall unten an den Treppenabsatz. War kurz steif vor Angst und dann schrie ich los. Alle stürmten heraus, denn sie dachten ich wäre die Treppe runtergefallen, aber ich stand nur vorne und schrie. Mein Papa schüttelt mich und langsam hatte ich mich wieder beruhigt Als ich es ihnen erzählte meinten sie alle ich hätte es geträumt, aber den lauten Knall hatten sie komischer Weise alle gehört. Frau Ganzenmüller sagte dann dass ich dies nicht geträumt hätte, denn dieser Spuk käme immer wieder. Da schluckte sogar meine Mutter und meinte sie ginge da abends auch nicht mehr allein runter.

Als ich nach Jahren wieder einmal nach Nördlingen kam wollte ich auch unsrer altes Haus besuchen, nur das stand dort nicht mehr, sonder ein großer Neubau. Drehte mich um und da kam Gerda, aus meiner Kinderzeit, auf mich zu und begrüßte mich strahlend und es gab viel zu erzählen und auch folgende Geschichte von dem alten Haus, als es abgerissen wurde.

Sie erzählte das Haus hätte sich mir Ächzen und Stöhnen dagegen gewehrt und sie brauchten tatsächlich zwei volle Tage dazu um es ein zu reißen. Die Abrißarbeiter dachten sie hätten diese schiefe Haus im Null Komma nichts erledigt und sind fast daran verzweifelt, denn wenn sie daran zogen, schnellt es immer wieder mit Stöhnen zurück. Gerda sagte es wäre schauerlich Interessant gewesen, sogar die Zeitung kam und hatte darüber berichtet.

Ach ja, fast hätte ich vergessen, ganz unten im Keller, hinter diesem Eisengitter, fanden sie ein Skelett.

M.K. ...03.04.2008

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 06.04.2008. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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