Georges Ettlin
Die automatische Telefon-Seelsorge
Als ich unseren lieben Pfarrer anrief, mitten in der Nacht, bewarf mich
meine fromme Frau bereits mit allen verfügbaren Gegenständen des Schlafzimmers
und zerschnitt- glaube ich- meine neue, im Schrank hängende Hose mit der Schere, weil ich ihr
etrwas "Unfreundliches" in einem ganz und gar "lieblosen Ton" sagte :
....Und warum sagte ich etwas ? Sie hatte angefangen die Hände zu falten und zu beten...
wie immer, wenn ich das uns allen bekannte gummige Ding aufzog,
was sie abgrundtief hasste, da dies aus religiösen Gründen
verboten war. Zudem war fleischliche Lust, ohne Nachwuchs zu wollen und
ohne vorher zu beten eine schwere Todsünde !
Ich war ob des fraulichen Ausrastens erschreckt und griff zum Telefonhörer,
um unseren Pfarrer um ambulanten, schnellen Rat zu fragen.
Nach der Einstellung seiner Notfallnummer ertönte die Stimme seiner jungen
Sekretärin auf dem Telefonbeantworter : " Wenn Sie deutsch sprechen, drücken sie die Taste 1,
wenn Sie zu unseren Kirchgemeinde gehören, die Taste 2,
wenn Sie Trost brauchen, drücken Sie die Taste 3, bei familiären und ehelichen
Problemen, die Taste 4...." Nach dem Drücken der Tasten 1, 2 und 4 ertönte
die Stimme wieder : "Formulieren Sie bitte Ihr Anliegen !"
Als ich das Problem formuliert hatte, ertönte die Stimme nochmals: "Bitte warten,
Ihr Problem wird analysiert und eine Antwort wird vorbereitet!"...Es erklang nun fünf Minuten lang
beruhigende Musik... Dann erschien die Stimme nochmals : " Ihr Problem wurde nicht
verstanden, bitte wiederholen Sie Ihr Anliegen !"
Das machte ich nicht, sondern ich unterbrach die
Telefonverbindung, weil sich meine Lage im Schlafzimmer unterdessen entspannt hatte,
mein Gummi auch und weil mein Frau schon schlief...
c/G.E.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 14.04.2008.
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