Fahranfänger müssen im Heckfenster einen Aufkleber mit einem roten 'L' anbringen. Könnte für 'Learner' stehen. Oder für 'Loser' ...
Donnerstag, 07.06.2007
Wir kennen uns nun eigentlich schon ganz gut, der Officer Pete und ich.
Officer
Pete ist die Motorradstaffel unserer örtlichen Gardastation und hält
mich für einen total verrückten Vogel, seit er mal festgestellt hat,
dass ich zwar das Lenkrad auf der absolut falschen Seite habe, aber gar
kein Pole bin. Das war bestimmt eine Riesengaudi, als er die Geschichte
den anderen Gardisten erzählt hat.
In der Regel kontrolliert Officer
Pete den Verkehr vor einem Pub, dann hat er’s zur Frühstückspause nicht
so weit. Er trägt immer seinen Helm und so ist einfach nicht zu
verstehen, was er zu einem sagt. Klingt immer wie „mummuuum mumhhmu
mummumumhhmuhh“. Meist betrachtet er aber eh nur die lustigen bunten
Zettelchen, die ich artig an meine Frontscheibe geklebt habe, und
entlässt mich dann fröhlich winkend in meinen Alltag.
Heute ist
alles anders. Officer Pete hat seinen Helm abgenommen und sicher auf
seinem Motorrad befestigt. Ich hätte ihn fast nicht erkannt in seiner
albernen, grellgelben Weste und dem ebenso grellen Grinsen im Gesicht.
Er will heute mit mir sprechen. „mummuuum mumhhmu mummumumhhmuhh“. Ach,
das lag also gar nicht am Helm, er benutzt einfach nur den lokalen
Dialekt. Ich habe kein Wort verstanden, nehme aber an, dass er sich
nach meinem Wohlbefinden erkundigt und sich lobend über die aktuelle
Wetterlage geäussert hat. Ich antworte wohlerzogen mit ebenso
sinnentleerten Floskeln und schärfe mein Gehör, um zu erfassen, was
denn sein Begehr sei. Ob ich denn schon einen irischen Führerschein
erworben habe, nach all der Zeit, möchte er wissen. Ich gestehe mir
ein, dass ich dieses Ansinnen für ebenso sinnlos wie absurd halte, aber
um unser enges, freundschaftliches Band nicht zu zerschneiden
versichere ich Officer Pete, dass ich umgehend alles Nötige in die Wege
leiten werde, um das wertvolle Dokument zu erhalten. Officer Pete ist
glücklich und schickt mich weiter. Ein guter Mann, der sicher bald
einen zusätzlichen Streifen auf seinen Ärmel erhält, wenn er weiterhin
so erfolgreich Dienst tut.
Wo in aller Welt bekomme ich einen irischen Führerschein her? Mein polnischer war schon teuer genug ...
Mit
dem irischen Führerschein verhält es sich übrigens ähnlich wie mit dem
Golfspielen. Man erinnere sich an den Ratschlag, den ich im örtlichen
Golfclub erhielt: „nimm Dir einen Schläger und spiel’ einfach. Das
lernst Du schon.“
Der Führerschein wird hier nach ähnlichen
Prinzipien vergeben. Etwa Zeitgleich mit der zweiten Schwangerschaft
darf die junge Irin (und natürlich auch der jugendliche Ire) aktiv am
Strassenverkehr teilnehmen. Beide sind dann siebzehn, einzige
Voraussetzung ist, im Heckfenster eines japanischen Kleinwagens ein
rotes L und einen ‚Baby on board’-Aufkleber anzubringen. Das berechtigt
dazu, vor dem Supermarkt zwei Behindertenparkplätze zu belegen, beim
Ein- und Ausparken andere Fahrzeuge zu beschädigen, auf der ‚fast lane’
mit etwa 35 km/h unterwegs zu sein und einen Spurwechsel vorzunehmen,
ohne den restlichen Verkehr in irgendeiner Weise darüber zu informieren
oder diesen auch nur zu beachten. Aber ich will nicht unfair sein –
gleichzeitig im Handschuhfach nach einer CD zu suchen, eine Zigarette
anzuzünden, den Lippenstift nachzuziehen, sein Baby zu beschimpfen und
auf andere Verkehrsteilnehmer zu achten – das ist eindeutig zu viel
verlangt, das sehe ich ein.
Mit der Schwangerschaft ist das ja auch
so eine Sache. Herrscht doch unter vielen Irinnen die
weitverbreitete Ansicht, dass die Geschlechtsreife mit ihrem Eintreten
auch umgehend in vollem Umfang genutzt werden muss. Wozu brauch’ ich
einen Schulabschluss, keine meiner weiblichen Ahnen hat einen.
Und
weil hier ja so gerne gewettet wird habe ich 20 Euro gesetzt auf die
Blonde mit dem unaussprechlichen Namen. Die wird als Erste unter den
Siebtklässlern schwanger. Die Quote steht 7:1. Meadhbh, ich zähl’ auf
dich! Ehrlich.