Margit Marion Mädel

Alarm im Internet

MMM Juli2002



Diese lustige Geschichte entstand, nach vier schrecklichen Tagen, an denen man mir
täglich bis zu sechs Virenmails schickte.
Euch, die ihr diese Viren verschickt, will ich damit sagen: „Ihr schafft uns Internetnutzer nicht!“ Den Besuchern meiner Seiten wünsche ich Allzeit Virenfreiheit auf ihren PC’s.



Alarm im Internet


Bastel, saß wie jeden Abend an seinem heißgeliebten Computer.
Da wie immer, das Fernsehprogramm nichts, aber auch gar nichts zu bieten hatte, was er sich gern angesehen hätte. Da lobte er seine Errungenschaft, den PC mit allem Zubehör, welcher mittlerweile zu seinem Lieblingshobby geworden war.
Jedem, den er kannte, schwor er, dies sei die größte und beste Erfindung des Jahrhunderts, gegen Langeweile. Manch einer seiner Freunde oder Kollegen griffen sich an den Kopf und konnten Bastel
nicht verstehen.
Doch Bastel hatte an seinem PC soviel zu tun, denn für ihn lohnte sich die Entdeckungsreise ins Internet. Jeden Tag fand er was neues heraus, und lernte immer mehr. Nach zwei drei Jahren war ihm nichts mehr unbekannt, er hatte sich zu einem richtigen Profi entwickelt.
Hatte sein PC ein Wehwehchen, wusste er sofort Rat und was zu tun war, um das Laufwerk wieder ordentlich in Gang zu bringen.

Doch am heutigem Tage passierte ihm etwas, was er, sobald nicht vergessen würde.
Er machte seinen routinemäßigen Gang durch die Wohnung, als er gerade von seiner Arbeit nach Hause kam. Schuhe ausziehen, seinem Frauchen bloß keinen Staub in die Wohnung Tragen. In die Pantoffeln schlüpfen, die noch genau so in der Ecke standen wie sie am Morgen abgelegt wurden. Eva, sein liebes Frauchen, hatte sich nämlich längst abgewöhnt ihm jedes Teil nach zu räumen. In 20 Jahren Ehe war alle Mühe umsonst, ihm ihren Ordnungsfimmel beizubringen.
Seine Tasche stellte er gleich neben dem Schuhregal ab, und die Jacke wurde schwungvoll über das Treppengeländer geworfen.
Eva wurde kurz umarmt und geküsst, wie jeden Tag zur Begrüßung, und gleichzeitig fragte er nach, ob denn auch der Kaffee schon fertig sei.
Eigentlich die dümmste Frage, die er stellen konnte, denn seit 20 Jahren stand der Kaffe fertig auf dem Tisch, wenn er von der Arbeit kam.
Nun aber ganz schnell ins Hobbyzimmer gehen, und den obligatorischen Klick um seinen PC zu starten.
Dann setzte er sich zu Eva an den Küchentisch und in Windeseile erzählte man sich das wichtigste vom Tage. Nebenher schlürfte er genüsslich seinen Pott Kaffe und auch den selbstgebackenen Kuchen, von Eva, nahm er wie jeden Tag und selbstverständlich vom Kuchenteller und lies ihn sich schmecken.
Die Tagezeitung lag ordentlich gefaltet auf dem Tisch und Bastel begann darin zu blättern. Langweilig legte er sie bei Seite und fragte sich, warum er diese eigentlich nicht abbestelle. Lesen tat er sie eh nicht mehr, mit Mühe und Not noch die Schlagzeilen. Aber auch hier siegte die Gewohnheit, und ungelesen wanderte die Zeitung ins Altpapier.
Inzwischen war sein PC hochgefahren und ihm kribbelte es auch schon in den Fingern, endlich seine E-Mails abrufen zu können,
da Eva die Hausarbeit sowieso ganz allein schaffte, und auch nie klagte, konnte Bastel nun gemütlich an seinem PC Platz nehmen.
Schnell noch Kennwort eingeben und schon war er auf seinen Datenspeicher. Alles machte er aus Gewohnheit. Anmelden fürs Internet, und schnell die Post abfragen.
Viele Menschen hatte er im Netz kennen gelernt, mit denen er ab und an im Chat laberte, und mit denen er regelmäßig Gedanken austauschte. Viel hat er hier im Chat über die Vielfalt seiner Errungenschaft gelernt.
Und heute, ja heute freute er sich sehr, denn fast 30 E-Mails hatten ihn erreicht. Flüchtig überflog er die Absender und entdeckte seinen besten Freund unter allen Absendern. Oh freute er sich, wie lange hatte er schon auf Antwort von Marco gewartet. Es war ja eine Ewigkeit, als er das letzte Mal sich gemeldet hatte.
In voller Vorfreude und Erwartung auf Neuigkeiten von Marco klickte er die Mail an. Oh freute er sich, sogar ein Foto angehängt, na das schau ich aber zuerst an, bevor ich lese was er schreibt. All das tat er in seiner gewohnten Art, Klick auf Dateispeichern und Bums, da geschah etwas Unglaubliches. Sein Bildschirm färbte sich rot, gelbe Flammen schossen empor. Was ist das, zuckt Bastel erschrocken zusammen. In dem Moment öffnet sich ein winzig kleines Fenster zwischen den Flammen und ein kleiner frecher Worm steckt sein Köpfchen heraus. Ganz zaghaft schaut der Worm nach links, und dann nach rechts, und ganz schnell verkriecht er sich wieder hinter seinem Türchen.
Ich glaube, ich fantasiere, denkt er wieder. Aber schon steckte der kleine Worm sein Köpfchen wieder heraus. Diesmal lächelte er Bastel auch noch frech an, und wagte seinen runden langen Leib auch etwas weiter heraus zu strecken. „Hallo, ich bin Klez der Worm,“ stellte er sich Bastel vor. „Und wer bist du?“ Fragte er anschließend ohne Bastels erschrockene Blicke zu bemerken.
Bastel kniff die Augen zu, und öffnete sie wieder, glaubte er doch die Hitze am heutigen Tag habe Schaden an ihm genommen. Doch der Worm saß erwartungsvoll noch immer an seinem Türchen. „Willst mir nicht deinen Namen sagen?“ Bettelte er wieder.
Bastel begann zu stottern, „Ich, ich bin Bastel, aber zum Kuckuck wie kommst du auf meinen Bildschirm, und überhaupt was soll das alles?“
„Sei nicht böse Bastel, ich werde versuchen dir alles zu erklären.“
Ich bin Klez der Virusworm. Der grausame Hexenmeister Störenfried schickt mich Tag für Tag durch die Kabel und Leitungen der vielen tausend Computer. Wir sind konstruiert um euere Computer zu zerstören. Dateien anzuknabbern und viel Schaden anzurichten. So bin ich nun schon den ganzen Sommer unterwegs, von Computer zu Computer, immer unterwegs.
„Was soll das heißen,“ fragte Bastel entrüstet. „ Wagst es mir zu sagen, dass du meinen PC anknabbern, und dich in meiner Datenbank einnisten willst. Steckst auch noch frech deinen Kopf hier heraus? Ich glaube es nicht. Hast du nicht gesehen, das ich dich ganz schnell ins Jenseits befördern kann? Ich habe ja nicht umsonst zwei hervorragende
Virenprogramme installiert. Na warte nur, gleich habe ich dich.“
„Moment,“ flehte Klez mit zitternder Stimme. „ Bitte hör mir doch erst einmal zu. Ich bin doch nicht ohne Grund gerade aus deinem Bildschirm gekrochen. Bitte, bitte hör mich an.“
„Na dann bin ich aber neugierig, aber wie denn auch sei, killen kann ich dich noch immer. Dann erzähl, ich habe nicht ewig Zeit.“
„Bastel, du glaubst sicher, das würde uns Spaß machen, aber da irrst du dich. Wir sind alle sehr unglücklich dabei und ich habe mich entschlossen Hilfe zu suchen. Störenfried steckt uns immer in so liebevoll geschriebene Mails, wie mich heute in die Mail deines Freundes Marco. Immer, wenn ich diese lieben Zeilen lese, bin ich über meinen Auftrag sauer und böse. Soll ständig nur Zahlen, Buchstaben und Codes zerstören und etwas ordentliches zu essen, nein das bekommen wir nicht, immer nur Kabelsalat und Strippen. Wir möchten so gerne wie unsere Ahnen sein. Aber das ist wohl ein Traum, ein Wurm, auf einem Salatblatt, da würde ich mich wohlfühlen. Aber schau nur was der böse Hexenmeister aus uns gemacht hat. Monster, jeder fürchtet sich vor uns, keiner der uns gern ein Plätzchen auf seiner Festplatte gönnt. Kaum haben wir uns eingenistet, werden wir entdeckt und vernichtet. Meist haben wir nur ein kurzes jammervolles Leben, aber wir haben es uns nicht ausgesucht, und wer hilft schon einem Virus Worm?“
Bastel schaute den kleinen Worm mitfühlend an. Von dieser Sicht hatte er überhaupt noch nie darüber nachgedacht, und er begann den kleinen Worm zu mögen. Bei genauerer Betrachtung war es auch ein niedlich kleines Ding, stellte Bastel wohlwollend fest. Er beobachtete ihn, wie er über die Bildschirmoberfläche krabbelte und dabei immer ganz stolz sein Haupt nach oben richtete.
Bastel überlegte und grübelte was da wohl zumachen sei. Und plötzlich hatte er eine Idee.
„Klez, ich habe eine Idee. Wenn du mir versprichst dich hinter deinem Türchen ganz ruhig zu verhalten, und keinen Schaden an meinem Rechner und Dateien machst, könnte ich all meine Freunde im Internet um Hilfe bitten. Gemeinsam fällt uns bestimmt etwas ein, wie wir dir helfen können, und du nie wieder durchs Internet gejagt wirst um Schäden zu verrichten.“
„Ich verspreche dir alles Bastel, wenn du mich nur vor diesem grausamen Schicksal bewahren kannst.“
Ganz schnell schlüpfte er in sein winzig kleines Türchen, schaute noch mal kurz zurück, und sagte: „Ich komme morgen zur gleichen Zeit und Stunde wieder, ich verstecke mich in der Mail deines Freundes, damit der Hexenmeister Störenfried mich nicht finden und bestrafen kann.“
Kaum hatte Klez der Worm sein Türchen zu, war alles am PC wieder in Ordnung. Bastel konnte endlich seine Post lesen und mit Freunden über den Vorfall reden.
Die Freunde zweifelten erst an dem was Bastel von sich gab, aber andererseits hatte Bastel sie noch nie belogen. Je länger Bastel von dem Worm erzählte, um so sympathischer fanden ihn alle. Das würde ein schwerer Weg um Klez da heraus zu holen, da waren sie sich schnell einig. Doch sie wollten alles versuchen und über Nacht darüber nachdenken was zu machen sei.
Bastel freute sich das seine Internetfreunde alle helfen wollten. Ihm fiel auf Anhieb auch nichts ein, und als er sich zur Nachtruhe begab, lag er Stunden lang wach und grübelte, was man wohl tun könnte. Auch im Schlaf lies der Worm ihn keine Ruhe, sonder spukte in seinen Träumen herum.
Das war für Bastel die schlimmste Nacht seines Lebens. Alpträume von der großen Virenjagd und Alarm im Internet setzten ihn mit Schweißausbrüchen ganz schön zu. Und wie eine Erlösung kam ihm der liebe Weckruf seiner Frau Eva.
„Bastel, aufstehen es wird Zeit, du musst dich beeilen, sonst kommst du heut zu spät zur Arbeit.
Erst am Abend, als er wieder gemütlich vor seinem PC Platz genommen hatte, dachte er an Klez, den Worm. Kaum hatte er seine Mailbox abgefragt, sah er das kleine Türchen und Klez steckte zur Begrüßung sein Köpfchen heraus. „Hallo Bastel, ich habe schon sehnsüchtig auf dich gewartet. Es ist ja doch ganz schön langweilig, so in einer Mail ruhig abzuwarten.“
„Hallo Klez, da bist du ja wieder. Was mache ich bloß mit dir? Mir kam noch keine Idee, aber lass uns schauen ob einer, der Chatfreunde, eine Lösung gefunden hat.“
Er las alle Mails, denn jeder hatte ihm schon geschrieben. Doch leider, alle schrieben ihm das Gleiche, du musst den Worm löschen. Eine andere Möglichkeit gibt es nicht, sei auf der Hut sonst zerstört er deine Festplatte.
Bastel war traurig, denn er wollte dem Klez doch helfen.
Er lief in die Küche um sich ein Glas Wasser zu holen, da sah er das Eva gerade einen Salatkopf aus dem Gemüsefach nahm, denn sie wollte zum Abendbrot einen frischen Salat bereiten.
Da dachte sich Bastel, na wenn, ich Klez nicht helfen kann, so soll er wenigstens einmal in seinem Leben einen Salatkopf gesehen haben.
Er nahm Eva schnell den Salatkopf aus der Hand, bevor sie ihn zerpflücken konnte und ging einfach, ohne weiter auf Evas schimpfende Worte einzugehen, zurück an seinen Computerplatz. Er legte den Kopfsalat neben seine Tastatur und sagte zu Klez: „Schau was ich für dich habe, einen schönen saftigen Kopfsalat, komm heraus gekrabbelt und setzt dich darauf, und lass es dir gut gehen. So hast du wenigstens einmal das glückliche Gefühl wie all deine Ahnen, die Würmer, denn mehr kann ich leider nicht für dich tun. Auch meine Freunde haben alle keine Idee wie wir dir helfen könnten.“
Klez krabbelte ganz vorsichtig über den Bildschirm, hinab auf die Platte des Schreibtisches. Wie das Riesengebirge tat sich der Salatkopf vor ihm auf. Oh weh, ob ich das schaffe dahinauf zu krabbeln, dachte er sich. Aber der Duft der zarten Blätter lockten ihn wie Magnete an und der Aufstieg erschien ihm gar nicht mehr so schwer. Als er endlich ein kuscheliges Plätzchen im äußersten Blatt gefunden hatte, räkelte und streckte er sich in Wohlgefallen auf dessen Oberfläche.
„Bastel, du hast mir eine große Freude gemacht,“ sagte er, und knabberte eines der Blätter vorsichtig an.
Kaum hatte er den ersten Bissen herunter geschluckt, funkelten viele tausend kleine Sterne um den Worm. Klez fühlte sich wie im siebten Himmel, ganz glücklich und froh. Ein größerer Stern blinkte ganz hell auf und sagte: „ Klez , bedanke dich bei Bastel, ungeahnt hat er dich von dem Fluch des Hexenmeisters Störenfried erlöst. Nun kannst du zurück, ins Internet, und alle bösen Klezviren unschädlich machen. Ab heute wirst du ein gern gesehener Gast auf allen Festplatten sein, und keiner wird dich je mehr missen wollen, solange der Hexenmeister sein Unwesen treibt. Ab heute heißt du nicht mehr Klez, sondern Klez.exe.“
Oh wie freute sich da der Worm. Wenn er nun auch kein richtiger Wurm werden konnte, so hatte sich doch all sein Schicksal zum guten gewandt.
Er bedankte sich bei dem Stern und vor allem bei Bastel. „Du hast mich glücklich gemacht und ich werde immer Acht geben das kein Klez je deine Festplatte aufsuchen kann.“
So hatte Klez einen Platz auf Bastels PC auf Lebenszeit gefunden, und jedem Freund schickte Bastel eine Kopie des neuen Freundes Klez.exe um auch deren Programme zu schützen. So konnte sehr schnell der Alarm im Internet aufgehoben werden, denn der böse Virus Worm Klez, hatte keine Chancen mehr durchs Netz zu kommen.


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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 25.10.2002. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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