Ulla Meyer-Gohr

Ein Schutzengel namens Harley Davidsen

Dascha Stre saß auf einem Betonpfeiler, der eigentlich das Werkstattgelände abschließen sollte. Aber nichts schien auf diesem Gelände noch in Ordnung. Der junge Mann starrte fassungslos auf einen Verrech-
nungsscheck in seinen Händen. Worte und Zahlen stimmten überein. Ungläubig formten seine Lippen die Summe
    " 100.000.-- Dollar!"
Seine Harley! - Tränen verschleierten seinen Blick. Der Verkauf glich einem Verrat für ihn.
 
Durch einen glücklichen Zufall kaufte Dascha Stre vor fünf Jahren dieses Motorrad. Der ehemalige Besitzer und versierte Biker besaß zwei. Dem jungen Mann wohl gesonnen, trat er ihm die Maschine zu einem Spottpreis ab. Liebevoll baute Dascha die Harley zu einem rasanten Silberpfeil um. Seine begabten Hände erlangten einen Bekanntheitsgrad, der weit über die Grenzen seines Umfeldes reichen sollte. In der Freizeit
jagte er ausgelassen mit seinen Bikerfreunden über die Highways des amerikanischen Kontinents. Die umgebaute Harley gestaltete sich langsam zu einem heißbegehrten Objekt. Jedes Mal verneinte Dascha
energisch und wies Anbieter zurück. Er liebte seine Harley. Sie entwickelte sich zu einer Passion. Eine
Trennung schien undenkbar. Bis der  Tag X  kam und nichts mehr war wie es vorher war.
 
Die Ereignisse überschlugen sich, ausgelöst durch den Tod seiner Mutter. Der Vater begann zu trinken und
überwand den Tod seiner Frau nie. Die Werkstatt verwahrloste. Der Konkurs ließ nicht lange auf sich warten. Immer weniger hielt es den jungen Mann an diesem Ort fest. Aufkommendes Fernweh nahm von ihm Besitz. Sein Freundeskreis fühlte sich verpflichtet und half. Beziehungen in Australien wurden aufgenommen, ein Werkstattjob aufgetan sowie ein Bürge gefunden. Aber woher sollte er das Geld für die Überfahrt nehmen, geschweige denn noch andere finanzielle Schwierigkeiten bewältigen?
 
Da stand sein Schutzengel namens Harley Davidsen, funkelte und blitzte ihn herausfordernd an.
    " Nur Mut, mein kleiner Freund!- Verkaufe mich!"schien die Maschine zu drängen.
 
" Nein!" Dascha sträubte sich mit Händen und Füßen.
 
Das verführerische Angebot sollte nicht lange auf sich warten lassen. Ein Tag später, der Unglückliche traute seinen Ohren nicht und glaubte an Verpottung. Der Interessent zückte sein Scheckbuch.
    " Also, was ist? - Das Angebot von 100.000 Dollar mache ich nicht ein zweites Mal!"
Dascha nickte zögernd zustimmend. Seine Kehle war wie zugeschnürt. Es ging alles so schnell, viel zu schnell. Der junge Mann verharrte regungslos seit der Übergabe des Motorrades auf dem Betonpfeiler.
Der Pickup des Käufers mühte sich gerade einen kleinen Sandweg hinauf. Stolz wiegte sich seine Harley
in der Verankerung auf der Ladefläche. Ein letztes Mal schien sie ihn aufmunternt anzufunkeln.
    " Danke für die schöne Zeit des Beisammenseins! -Achte in Zukunft auf deine Geschwindigkeit beim
Motorradfahren. Wir haben sie zwar jedes Mal gemeistert, aber fahre nie schneller als die innere Stimme deines Schutzengels es die erlaubt", meinte Dascha zu hören.  

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Epilepsie – was ist das eigentlich? Gute Frage... denn wie ich immer wieder mit Entsetzen feststellen musste, wussten selbst ein Großteil der von mir und anderen Betroffenen konsultierten Neurologen keine vernünftige Antwort darauf, geschweige denn Allgemeinmediziner jedweder Art und erst recht nicht Otto – Normalverbraucher. Völlig außer Frage steht, dass Epilepsien oft mit geistigen Behinderungen einhergehen, was aber nicht heißt, dass das eine mit dem anderen gleichzusetzen ist. Dieses Buch soll deshalb auch nicht als medizinisches Handbuch dienen, sondern lediglich als ein Beweismittel, dass es auch anders geht, wenn man nur will oder allenfalls eine Art Gebrauchsanleitung für den Umgang mit solchen und ähnlichen Problemen. Es sind, wenn man so will, Geschichten aus dem wahren Leben, die ich hier beschreibe und Konfliktsituationen, für deren Bewältigung sich mal eine mehr, mal eine weniger elegante Lösung findet.

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