Corinna Scharth

Love and Pain -Ich wollte sterben, bis ich dich traf- Kap. 1

Seit langer Zeit mal wieder ne Story von mir.
Ich hoffe, sie gefällt.
Wer was gegen Schwule hat, sollte an dieser Stelle besser aufhören zu lesen. 
 
Es war gerade 3 Uhr nachmittags und ein Junge namens Daisuke lag nachdenklich in seinem Zimmer. Doch nicht in seinem eigenen, sondern in dem eines der Tokioer Krankenhäuser, da er vor einigen Tagen von einem Auto angefahren wurde und eine Gehirnerschütterung erlitten hatte. Der Junge hatte kurzes, dunkles Haar, einen Piercing über dem linken Auge, ein etwas kindliches Gesicht und war gerade mal 1,60m groß. Eigentlich ging es ihm schon ein wenig besser, doch sein Arzt wollte ihn noch einige Tage dort behalten. Dem Kleinen war es eigentlich egal, da ihn zu Hause sowieso niemand erwartete. Als plötzlich jemand an die Tür klopfte, bat er denjenigen etwas zögernd hinein. Derjenige musste sich wohl in der Zimmernummer vertan haben, da der Junge keinen Besuch erwartete. Nachdem sich die Tür geöffnet hatte, betrat ein junger Mann mit kurzen, blonden Haaren das Zimmer. Er trug eine Brille, einen dunkel blauen Pullover und eine braune Jeans. Daisuke musterte den Kerl erst mal und schaute ihn daraufhin etwas skeptisch an. Nachdem der junge Mann auf Daisuke zugegangen war, reichte er ihm zunächst einmal die Hand und stellte sich mit dem Namen Toru vor. Gleich darauf hielt er dem Kleinen eine Schachtel Pralinen und einen Umschlag hin. Doch diese nahm der Junge erst einmal nicht an, denn er hatte immer noch keine Ahnung, was der andere von ihm wollte.
„Was wollen Sie bitteschön von mir?”, fragte der Junge.
Der Blonde schaute den Kleinen etwas verwundert an, da er eigentlich damit gerechnet hatte, dass er ihn wiedererkannt hatte. „Na ja, ich bin der, dem du’s zu verdanken hast, dass du hier liegst”, erklärte Toru,„Deswegen wollte ich mich bei dir entschuldigen.” Daraufhin riss ihm Daisuke die Sachen aus der Hand und schmiss diese wütend auf den Boden, worauf ihn der Blonde verdutzt anschaute.
„Ich will das nicht!”, rief Daisuke mit verzweifelter Stimme. Der Ältere setzte einen besorgten Blick auf, als er das Hörte.
„Hey, Kleiner... Tut mir leid. Ich wollte das wirklich nicht. Ich hab mir ziemliche Vorwürfe deswegen gemacht,” sagte Toru.
„Verdammt! Ich wollte sterben und jetzt kommst du daher und entschuldigst dich für das, was du getan hast!”
Der Ältere riss erschrocken seinen Mund auf, als der andere diese Worte sprach. Wieso hatte er bloß den Drang, sich umzubringen? Ohne Grund würde er das sicher nicht wollen. Als er merkte, dass dem Kleinen Tränen über die Wange kullerten, legte Toru die Hand auf den Kopf des anderen. „Was ist passiert? Wieso wolltest du dich umbringen?”, fragte der Ältere vorsichtig. Doch bevor der Junge antworten konnte, musste er sich erst einmal beruhigen. „Ich halt es nicht mehr aus. Mein Leben läuft total scheiße. Meine Eltern behandeln mich wie Dreck und von meinen Mitschülern werde ich fertig gemacht und das schon seit ein paar Jahren. Und ich hab niemanden der mich unterstützt. Keinen einzigen Freund”, erklärte Daisuke, wobei ihm wieder ein paar Tränen kamen. Er zog seine Beine ran und senkte traurig seinen Blick. Der Ältere wusste nicht so recht, was er dazu sagen sollte und versuchte, irgendwelche tröstenden Worte zu finden. Der Kleine tat ihm ziemlich leid, denn so ein Leben musste wirklich schrecklich sein. Jetzt kam ihm eine Idee, wie er ihn vielleicht aufheitern konnte. “Wie wär’s, wenn ich ab heute dein Freund bin?”, fragte Toru lächelnd und klopfte dem anderen dabei auf die Schultern. Daisuke wusste zunächst nicht, wie er darauf reagieren sollte, auch wenn er sich ziemlich darüber freute. Er nickte nur leicht. Der Ältere war der erste Freund, den der Kleine seit Jahren gefunden hatte. „Freut mich. Sag mal, wie alt bist du eigentlich?”, fragte der Blonde plötzlich.
„18...”
Toru schaute ihn verdutzt an, als der Kleine sein Alter verriet, da er ihn nicht auf älter als 16 geschätzt hatte.

„Ich weiß, ich sehe nicht so aus. Aber das sagen viele”, kam es von Daisuke, worauf der andere nur nickte.
Auch den Kleine interessierte es, wie alt sein Gegenüber war, schätzte ihn aber auf Mitte 20. Doch um sicher zu gehen, fragte er den andere danach. Dieser verriet ihm auch prompt sein Alter. „26? Hab ich ja richtig geschätzt”, sagte der Jüngere und versuchte dabei zu lächeln, was ihm momentan nicht gerade leicht fiel, da ihm meistens nur zum Heulen zu Mute war.
„Sag mal.... Was ich dich noch fragen wollte. Wieso behandeln dich deine Mitschüler und deine Eltern so?”, fragte Toru plötzlich. Doch als er die Frage stellte, schwieg Daisuke nur, da er anscheinend den Grund nicht verraten wollte. Der Ältere wollte den Jüngeren nicht dazu drängen, ihm die ganze Sache zu erklären. Deshalb bot der Blonde ihm an, vielleicht später mit ihm darüber zu reden.
„Fällt dir vielleicht schwer, aber du kannst mir vertrauen”, sagte Toru und setzte dabei ein aufheiterndes Lächeln auf.
Plötzlich gab Daisuke ein leises, aber doch hörbares ‘Danke’ von sich. Aber immer noch hatte er diesen traurigen Gesichtsausdruck. Der Ältere legte plötzlich seine Hand auf Daisukes Kopf und sagte: „Hey.... Lach doch mal. Schließlich bist du jetzt nicht mehr alleine.” Doch das war leichter gesagt, als getan. Daisuke konnte sich nicht einmal mehr daran erinnern, wann er das letzte mal gelacht hatte.
Der Ältere hatte keine Ahnung, wie er den Kleinen noch aufheitern konnte, denn es war das erste mal, dass er mit so jemandem zutun hatte.
„Lebst du in Tokio?”, fragte der Jüngere plötzlich und hoffte stark, dass dies der Fall war.
Doch Toru verneinte die Frage und sagte: „Ich lebe in Osaka. Ich bin nur hier, weil ich meine Freundin besuchen wollte.”
Daisuke hatte jetzt zwar einen Freund gefunden, aber der wohnte ausgerechnet etliche Kilometer von ihm entfernt, weswegen wieder Traurigkeit in ihm aufkam.
„Keine Sorge. Ich bleib ja noch ein paar Tage hier”, kam es von Toru,„Und ich komm dich solange jeden Tag besuchen.”
Doch irgendwie stimmte das den Jüngeren nicht wirklich fröhlicher. Schließlich würde er ihn danach sobald nicht mehr wiedersehen. Er fragte sich, wieso er das überhaupt tat, wenn er eigentlich seine Freundin besuchen wollte.
„Ich bin wahrscheinlich nur noch 2 Tage hier”, sagte Daisuke.
„Dann komm ich dich halt zu Hause besuchen”, schlug der andere vor.
Der Kleine war sich nicht sicher, ob das eine gute Idee war, da er nicht wusste, wie seine Eltern darauf reagieren würden. Schließlich brachte er nie jemanden mit nach Hause.
Auf einmal konnte Daisuke den Klingelton eines Handys hören, den er aus Torus Richtung vernahm. In diesem Moment kramte der Ältere in seiner Jackentasche und holte ein Handy hervor. Als er auf das Display schaute, seufzte er erst einmal. Nachdem er aufgestanden war, ging er erst einmal vor die Tür. Anscheinend sollte Daisuke nichts von dem Gespräch mitbekommen. Nach einer Weile kam der Ältere wieder in das Zimmer. Seine Stimmung schien sich geändert zu haben, denn er wirkte jetzt ein wenig sauer. „Tut mir Leid. Ich muss leider gehen... Meine Freundin hat gerade angerufen. Sie will unbedingt mit mir ins Kino”, erklärte Toru.
Daisuke versuchte sich nicht anzumerken zu lassen, dass er traurig darüber war, doch der Ältere merkte dies sofort. „Ich werde morgen wieder kommen. Und diesmal nehme ich mir mehr Zeit für dich”, sagte der Blonde und legte erneut seine Hand auf Daisukes Kopf, worauf dieser ein wenig rot wurde.
„Ist schon okay. War trotzdem nett, dass du mich besuchen gekommen bist”, sagte der Kleine.
„Hab ich doch gern getan und bitte denk nicht mehr daran, dich umzubringen.”
Der Jüngere nickte kurz und schaute dann zu dem anderen, der ihn in diesem Moment anlächelte. Anschließend verschwand Toru aus dem Zimmer und der Kleine blieb alleine zurück.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 05.05.2008. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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