Esra Kurt

Olivia und Maggie

Es war ein schöner Sommertag. Die Sonne schien in vollen Zügen und die Menschen waren gut gelaunt im Stadtpark. Obwohl das Sonnenwetter viele Menschen in der Parkanlage beglückte, gab es ein Mädchen, dass gar nicht über das Sonnenwetter lachen konnte – Olivia.
Olivia saß allein auf einer Parkbank und hängte ihren Kopf nach unten. Denn das autistische Mädchen hatte keine Freunde. So musste sie allein ihren Tag im Park verbringen. Darüber war Olivia sehr traurig, weil sie sich wie eine Außenseiterin fühlte.
Gibt es niemanden, der mit mir eine Freundschaft schließen möchte? Ich könnte doch eine gute Freundin sein“, dachte sich Olivia trauend. Jedoch war sie mit diesem Gedanken nicht allein. Zur selben Zeit flog eine kleine Stubenfliege namens Maggie im Stadtpark herum.
Sie hing wie Olivia ebenfalls ihren Kopf nach unten, weil wegen ihrer Intresse zur Literatur keine Freunde hatte. Denn in der Insektenwelt gilt die Literatur als „out“. Deswegen fühlte sich Maggie wie eine Außenseiterin.
Gibt es niemanden, der mein Intresse zur Literatur versteht? Denn ich kenne mich gut im Fachgebiet des Schreibens“, weinte Maggie verzweifelt. Vor lauter Weinen achtete sie nicht auf ihre Umgebung.
So kam es, dass sie Olivia übersah, die auf einer Parkbank saß. Und dann stieß Maggie heftig an den rechten Brillenglas von Olivias Brille. Die traurige Olivia merkte nach einem Augenblick, dass eine kleine Fliege an ihrem rechten Brillenglas klebte.
Sofort nahm sie Maggie aus ihrem Brillenglas und legte sie auf ihre linke Hand. Olivia schaute die Fliege eine Weile an. Das autistische Mädchen merkte, dass die Fliege kein Insekt mit Facettenaugen und sechs Beinen war.
Stattdessen hatte Maggie große Augen, lila Haare vier Arme, zwei Beine und Kleidung eines Rockstars. Olivia war erstaunt. Sie fragte: „Wer bist du eigentlich, du kleine Fliege und woher kommst du eigentlich her?“
Maggie hörte Olivia und schaute sie an. Sie stellte sich vor: „Mein Name ist Maggie und wer bist du?“ Anschließend stellte sich Olivia vor. Dann klärte Maggie ihre Herkunft. Die kleine Fliege kam aus der Insektenwelt „Insekta“.
Diese Insektenwelt lag an einem geheimen Ort auf der Erde und war besonders. Anders als in der Insektenwelt, die die Menschen kannten, benahmen sich die Insekten von Insekta wie Menschen. Sie kannten Kleidung, Schule, Zivilisation, Wissenschaft, Bildung und Kultur. Einfach alles, was die Menschen auch kennen.
Ach, und ich dachte immer, alle Insekten wären Tiere, die man zerquetschen kann“, sagte Olivia zu Maggie. Da hatte Olivia wohl was dazugelernt. Danach fragte Maggie, warum Olivia so traurig blickte.
Olivia erzählte ihre Frust. Sie hatte – wie gesagt – keine Freunde wegen ihres Autismus. Aber sie erwähnte auch, dass sie sich gerne für Literatur interessierte und selber Geschichten schrieb. Als Maggie dies hörte, wurde sie einen kurzen Moment lang baff. Anschließend gab sie auch ihren Senf dazu:
Hey, ich habe auch keine Freunde wie du. Aber nicht wegen Autismus, sondern wegen der Liebe zur Literatur. Weißt du, in meiner Welt gilt Literatur als vollkommen 'out'. Ist ja gut, dass wir die gleiche Intresse haben!“
Maggie freute sich und küsste Olivias linke Hand. „Wir sind Freunde für immer!“, rief Maggie vor Freude zu Olivia. Von diesem Tag an vergaß Maggie Insekta und bleib immer in der Nähe von Olivia. Sie schrieben gemeinsam Geschichten, gingen zusammen zur Schule, in dieselbe Klasse, wohnten im gleichen Haus und unternahmen immer gemeinsam ihrer Aktivitäten. So blieben Olivia und Maggie bis zu ihrem Tode nicht mehr allein.

Esra Kurt 30.04.2008

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 12.05.2008. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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