Katrin Fischer

Geschichte aus dem Gnartz-Land


Es waren einmal der Fuchs und der Esel. Der Esel war der beste Freund vom Fuchs und beide lebten zusammen in einem großen Haus am Wald in der Nähe vom Meer.
 
 
Eines Tages sagte der Fuchs zum Esel: "Esel, im Wald lebt doch dieser Riese, vor dem alle Tiere Angst haben. Bestimmt ist er sehr einsam. Lass uns hingehen und ihn besuchen." Sofort schlotterte der Esel vor Angst, schließlich war dieser Gnartz ein bekannter und angeblich gefährlicher Riese, da konnte man doch nicht einfach so in den Wald spazieren und ihm guten Tag sagen. Aber der Fuchs ließ sich von seiner Idee nicht abbringen. Er sattelte sein Fahrrad, überredete den Esel noch ein bisschen und so fuhren sie beide los, mitten in den Wald hinein. Zunächst fuhren sie die bekannten Wege durch den vorderen Wald, aber bald kamen sie in den hinteren Teil, den die ganze Tierwelt mied, denn hier wohnte er schließlich, der GNARTZ. Schon von weitem hörten sie das bekannte Geräusch, das dem Riesen seinen Namen gegeben hatte: „hhhhm-gnaaaarz“; „hhhm-gnaaarz“, „hhhm-gnaarz“. Und immer weiter so. Die Baumwipfel, die Gräser, und auch die Blumen auf den Wiesen wiegten sich im Takt dieser eigentümlichen Melodie. Der Esel bekam es wieder mit der Angst zu tun. Aber der Fuchs war sich sicher, dass dieser Gnartz sehr einsam sein müsse, wenn alle Tiere immer Angst vor ihm haben und niemand hingeht, ihn zu besuchen. Endlich kamen sie zu einer Lichtung im Wald – und da lag er – lang hingestreckt auf einer großen Waldlichtung und in tiefen Schlaf versunken. Das Gnartz-Geräusch kam als allerschönstes Schnarchen aus seiner Kehle und der Luftstoß, den sein Ausatmen jedes Mal hinterließ, ließ die Bäume und Gräser im Takte seines Schnarchens wippen.
 
 
Vorsichtig schlichen sich der Fuchs und der Esel näher heran. Sie hätten nicht vorsichtig sein müssen. Sie konnten ja nicht wissen, dass der Gnartz ein gutmütiger, aber sehr sehr schläfriger Riese war. Er ließ sich nur sehr ungern beim Schlafen stören und bekam deshalb fast nie mit, wenn sich ein Tier in seine Nähe wagte. Und natürlich hörte man das Gnartz-Schnarchen bei so viel Schlaf den ganzen Tag und immer wehte ein leises Lüftchen, das beim Schnarchen aus seiner Kehle kam.
 
 
Schließlich fasste sich der Fuchs ein Herz und zupfte kräftig an dem großen schlafenden Gnartz-Riesen herum. Dieser wachte auch tatsächlich auf. Er klappte erst sein linkes Auge auf und schnell wieder zu. Danach klappte er sein rechtes Auge auf – und wieder zu. Schließlich klappte er beide Augen auf und setzte sich hin. Der Fuchs und der Esel staunten nicht schlecht, denn dieser Gnartz war riesengroß. Erstaunt rieb sich Gnartz die Augen und fragte „Was macht ihr denn hier? Hier verirrt sich sonst nie ein Tier her. Ich bin immer schrecklich einsam.“ Der Fuchs sprang gleich freudig erregt von einem Bein auf das andere „Wir sind hier, um Dich kennenzulernen. Ich dachte mir schon, dass du Freunde brauchen kannst.“ Er holte seinen wohlriechenden Lavendel-Tee in der Thermoskanne heraus und bot ihn seinem neuen Freund an. Die riesige Teetasse war in den Händen des Gnartz zwar nur ein Fingerhütchen, aber das schreckte die neuen Freunde nicht. Sie redeten den ganzen Nachmittag, bis der Gnartz plötzlich einen Müdigkeitsanfall bekam. Er ließ sich wieder auf seine Wiese plumpsen und erklärte im Einschlafen noch müde „Manchmal schlafe ich mitten beim Reden ein. Seid deshalb nicht böse, ich freue mich schon auf euren nächsten Be...“. Der Rest war nur noch ein undeutliches Brummen und dann war es wieder da, das typische Gnartz-Geräusch „hhhhm-gnaarz“ ... . Sofort kam Wind auf und der ganze Wald begann, sich im Schnarchtakt zu wiegen.
 
 
Der Fuchs und der Esel aber fuhren mit ihrem Rädern nach Hause. Diesen Tag würden sie so bald nicht vergessen.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 26.05.2008. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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