Das ist ein Versuch einer Erklärung darüber, warum sich zwei
Menschen mögen, also, ich meine, es passiert hin und wieder, ja wirklich, das
sich zwei Menschen sehen, miteinander reden und dann macht es *bumms*.
Da geschieht es halt, das irgendetwas, mmhh, naja, das
zwischen den beiden ein Austausch stattfindet, das ein Sympathiehormon oder Wiedererkennungsfunke
überspringt. Ja, ich weiß, es ist schlecht ausgedrückt, aber ich weiß ja nicht,
wie man es sonst nennen kann. Hab da zwar ne Theorie, aber ob ich die hier
darlegen kann oder soll oder darf ?
Ich mache es einfach, hat was, ja ich weiß, es ist zu
unwahrscheinlich, aber trotzdem, es hat was mit Wiedergeburt zu tun.
Also, wer hiermit nicht einverstanden ist oder es für
totalen Quatsch hält, kann immer noch aufhören mit lesen, also ? Nicht ? Du
willst wirklich weiterlesen ? Ok, du hast es nicht anders gewollt. Aber schimpf
dann nicht mit mir, weil meine Erklärung zu fantastisch, zu, zu, ja, zu
unmöglich ist.
Es ist mir passiert, das mit dem mögen. Ich habe eine Frau
getroffen und von Anfang an war da was, was ich nicht erklären kann. Sie ist
überhaupt nicht mein Typ, ja, gut, die Haarfarbe mag ich und ihre Augenfarbe
erst recht, aber so von der Figur her, von ihrer Körpergröße, von ihrer
Tierliebe und von verschiedenen Ansichten des Zusammenlebens her, da stimmt
selten was mit den meinen überein
Ich mag aber ihre Stimme, ihren Tonfall, ihre Art, mit
anderen umzugehen, ihren Witz, ihren Humor, ihre Erklärungen und ihre
Nichterklärungen, ich mag sie einfach und darüber hinaus. Es ist was in mir
passiert, was ich mir nicht erklären kann. Sie ist mir so unheimlich vertraut
und ich fühl mich zu ihr hingezogen, als wenn ich sie schon ewig kenne.
Und nun komm ich zu meiner Theorie, warum das so ist.
Ich erspar dir viele Geschichten und erzähle nur eine davon,
die ich persönlich romantisch finde.
Es war im Mittelalter, als es passierte, ich war ein junger Bursche, der Sohn eines
Stadtbüttels.
Uns ging es gut, hatten ein Haus, zwar an der Stadtmauer,
aber es war unseres, genug zu Essen hatten wir auch, mein Vater hatte viel zu
tun, war anerkannt und bekannt in der Stadt und meine Mutter passte auf uns
auf, liebevoll aber streng.
So plätscherten die Tage dahin, bis, ja bis eines Tages
fahrendes Volk in die Stadt kam, es war auch Jahrmarkt und so wurden sie
morgens hereingelassen, um das Volk zu unterhalten. Da ich schon älter als
meine Brüder und Schwestern war, durfte ich nach Erledigung meiner Arbeiten (
Wasser holen, Stall ausmisten, dem Vater seine Waffen putzen) in die Stadt
gehen und zum Markt, um da zu gucken.
Als ich angekommen war, begannen die Gaukler gerade ihr Zelt
aufzubauen, ich war fasziniert von ihren bunten Gewändern, ihrem fremden
Aussehen und ihrer Art, sich zu unterhalten.
Da passierte es, ich sah sie.
Sie kam aus dem Zelt, was ihre Leute gerade fertig aufgebaut
hatten und reckte sich. Dabei lachte sie, schüttelte ihr schwarzes langes Haar
und machte ein Spaß mit einem der Männer.
Sie war wunderschön, hatte ein schwarzes samtenes Oberteil
an, einen langen, farbigen Rock mit einem bunten Tuch um ihre Hüfte.
Ich war, ja ich war baff, sprachlos, nicht mehr bei Sinnen,
ich hörte und sah nichts mehr, nur noch sie und ihre Stimme, es war ein
wundervolle Stimme, sie verschaffte mir Gänsehaut, wenn sie sprach.
Dann schaute sie mich an, mit ihren braunen Augen, ich
konnte nicht weggucken, es war ja unverschämt und dreist, eine Frau
anzustarren, wenn man sie nicht kannte. Aber ich konnte nicht anders.
Hallo, sagte sie, wer bist du denn ?
Ich stotterte, ja, äähhmm, nun, mmhh, ja, ich bin der Sohn
vom Stadtbüttel Rudolf und wurde rot. Es war mir peinlich, sie anzustarren und
noch peinlicher, das sie es gesehen hatte.
Sie winkte und gab mir zu verstehen, das ich doch ruhig
näher kommen sollte.
Ich machte es auch, ging zu ihr und sagte brav guten Tag, da
fing sie an zu lachen, verbeugte sich und sagte, guten Tag mein gnädiger Herr,
mein Name ist Clarence. Da fing ich auch an zu lachen und ich fühlte mich ein
wenig besser und leichter. Dein Name ist , fragte sie und ich sagte Ullrich, ja
so heiß ich.
Sag mal, soll ich dir ein paar Tiere zeigen und unser
Zelt, fragte sie mich und ich sagte ja, gern doch.
So führte sie mich rum, zeigte mir alles, ihr Zelt, die
Tiere und wo sie auftreten werden. Mir fiel auf, wie gut sie mit den Tieren
umging, so zärtlich, so liebevoll, die Katzen, Ziegen und selbst ein großer
Wolfshund fraßen ihr aus der Hand und freuten sich, wenn sie von ihr
gestreichelt und liebkost wurden. Sie zeigte mir auch ein paar
Jonglierkunststückchen, ein paar Zaubertricks und wie toll sie balancieren
konnte. Wir unterhielten uns, lachten miteinander und scherzten viel.
Bis dahin war ich, zugegeben, fasziniert von ihr, aber als
sie anfing, mir ein Lied vorzusingen, sie begleitete sich auch noch selbst auf
der Gitarre, war ich endgültig verloren.
Ja, ich war ihr verfallen, verliebt, himmelte sie an und sie
merkte es natürlich. Nach einigen Stunden, ich merkte nicht, das es schon
dunkel wurde, sagte sie, du, geh jetzt lieber nach Hause zurück, da wartet bestimmt
deine Familie. Ich wollte nicht und sagte nein, ich will nicht. Mir wurde
schlecht bei dem Gedanken, sie nicht mehr zu sehen, nicht mehr zu hören und mit
ihr nicht mehr zu sprechen.
Doch, sagte sie, du musst, ich gehöre dem fahrenden Volk,
ich hab keine Heimat, hab kein Haus, bin jeden Tag woanders und außerdem, ich
bin versprochen, bin vergeben, bin nicht frei.
Als sie das sagte, war ich geschockt, sie war nicht frei,
sie war vergeben, gehörte einem anderen, meine Traumfrau, meine absolute
Göttin, meine Clarence, sie war nicht mehr zu haben.
Als sie sah, wie meine Mundwinkel nach unten gingen, mein
Kinn auf meine Brust sackte, meine Augen sich mit Tränen füllten, nahm sie mich
in den Arm und sagte, ja, auch du gefällst mir, ich mag dich, du bist lustig,
nicht angeberisch , behandelst mich nicht von oben herab wie andere und ich
habe auch gesehen, das dich meine Tiere mögen, aber es geht nicht.
Weiter sagte sie, aber es darf nicht sein, wir hätten keine
Zukunft zusammen, du kommst aus einer anderen Welt, passt nicht in meine, ich
würde dir nur Kummer machen und der Schein trügt soundso.
Nein, schrie ich, niemals würdest du mir Kummer machen, niemals. Doch, sagte sie
ruhig, aber ich verspreche dir was.
Was, fragte ich weinend.
Da ich eine halbe Zigeunerin bin, sprach sie, kenne ich mich
ein wenig aus mit Mysterien und Orakeln und Vorraussagungen und ich sage dir,
wir werden uns wiedersehen, irgendwann, irgendwo und irgendwie. Das ist sicher,
aber die jetzige Zeit jetzt ist nicht die richtige, diese Zeit wird kommen,
wann, weiß ich nicht, aber das sie kommt, das weiß ich, so sagte sie und
drückte mich fest an sich.
Auf einmal ertönte eine tiefe Stimme, Clarence, was machst
du mit dem Jungen ? Lass ihn los und kümmere dich um die Tiere und hilf beim
Zelt, die Vorstellung fängt gleich an, los jetzt. Ja, sagte sie, gleich.
Wer war das, fragte ich und sie sagte, das war mein Mann und
ich muss machen, was er sagt, also musst du jetzt gehen. Mit diesen Worten
schob sie mich weg und sagte, geh jetzt, geh nach Hause und denk daran, wir
sehen uns wieder.
Widerwillig stand ich auf und ging langsam nach Hause,
einmal drehte ich mich noch um, aber ich konnte sie nicht mehr sehen.
Zu Hause angekommen, wartete schon meine Mutter auf mich und
schimpfte, wo ich solange war, es ist schon dunkel, draußen sind Gauner und
wenn mir was passiert wäre und und. Ich sagte, ja, Mutter, Verzeihung, zog mich
aus und lege mich auf meinen Strohsack. Willst du nichts essen, mein Junge,
fragte sie und ich, nein, hab kein Hunger. Da brummelte meine Mutter vor sich
hin und machte das Abendbrot für meine Geschwister und danach den Abwasch.
Nach einem Weilchen kehrte Ruhe ein in unserem Haus, die
Kerzen wurden gelöscht und ich konnte aber trotzdem nicht schlafen.
Ich dachte nur an sie, wie sie aussah, wie sie duftete, wie
ihr Lachen klang und an ihre Augen, die einfach, ja die zauberhaft waren.
Natürlich dachte ich auch an ihre Worte, wegen dem
Wiedersehen, irgendwann, irgendwo. So wälzte ich mich hin und her, fast die
ganze Nacht.
Es dämmerte schon fast, da entschloss ich mich, ich würde zu
ihr hingehen und mich als Helfer anbieten, egal was für Arbeiten, ich würde sie
machen, ich möchte kein Leben als Knecht oder wie mein Vater als Stadtbüttel
führen, jetzt, wo ich sie kennen gelernt hatte, war das sogenannte normale
Leben langweilig für mich. Da wäre ich wenigstens in ihrer Nähe, würde sie
sehen und eines Tages, wer weiß.
Wenn ich mein ganzes Leben nur als Diener der Truppe leben
würde, wäre mir das egal, Hauptsache, ich würde sie jeden Tag sehen.
So stand ich dann auf, zog mich leise an, verabschiedete
mich in Gedanken von meinen Geschwistern und von meiner Mutter, strich ihr noch
mal sanft über ihr Gesicht und schlich mich dann zur Tür, öffnete sie leise und
dann, rumms, lief ich meinem Vater in die Arme.
Na, mein Sohn, wo willst du denn hin, fragte er ?
Ich will zu der Gauklertruppe und mich ihr anschließen und,
ich wurde mutig, versuch nicht, mich aufzuhalten, sagte ich.
Da lachte er, hielt mich fest und sagte, du kleiner Wurm,
nur Flausen im Kopf, einmal hübsche Mädchen gesehen und wilde Kerle und schon
möchtest du so sein wie sie. Nein, du bleibst hier, bei mir.Ich strampelte und wehrte mich, aber mein Vater hielt mich
fest. Dann hob er mein Gesicht, schaute mir in die Augen und sagte, außerdem,
die Truppe ist weg, ich habe sie zusammen mit meinem Männer aus der Stadt gewiesen,
eben gerade. Warum, rief ich, weil sie gestohlen haben, antwortete er und
weil der Bürgermeister es so wollte. Nein, das stimmt nicht, rief ich und riss mich los. Ich
rannte zum Marktplatz, aber da war nichts mehr zu sehen von dem Zelt und der
Truppe, alles war leer. Ich war am Boden zerstört. Es stimmte, sie waren weg,
vor ein paar Stunden war ich noch mit ihr zusammen und jetzt ? Nie, nie mehr
würde ich sie sehen.
Plötzlich blies ein leichter Hauch über den Platz und etwas
raschelte, ich guckte in die Richtung, wo das Geräusch herkam und entdeckte
einen kleinen Beutel unter einem Stein. Er war kaum zu sehen, aber ich habe ihn
trotzdem entdeckt. Neugierig öffnete ich ihn und fand einen kleinen Zettel. Ich
las ihn und bekam auf einmal Gänsehaut, folgendes stand darauf : Ich
wusste, das du kommst, aber wir sind weg, wir mussten gleich, nachdem du
gegangen warst, unsere Sachen packen und dein Vater mit seinen Männern begleiteten uns aus der Stadt. Angeblich hätten wir gestohlen, aber es stimmt
nicht. Aber als Andenken habe ich mir für dich eine Haarlocke abgeschnitten, damit
du nie vergisst, das wir uns irgendwann wiedersehen und du immer an mich
denkst. Bewahr sie gut auf, verlier sie nicht. Ich guckte in den Beutel und
tatsächlich, es war eine schwarze dicke Haarsträhne darin, von ihr. Ich schloss
die Augen und roch daran, es war ihr Duft, ja.
Dann las ich weiter, solange du dieses Haar nicht verlierst,
wirst du mich auch nicht vergessen und wir werden uns erkennen, wenn es
irgendwann soweit ist, in Liebe Clarence.
Ich seufzte und packte den Zettel und das Haar wieder in den
Beutel, machte ihn zu und versteckte ihn an meinem Körper.
Nun, ich möchte jetzt ein wenig abkürzen, ich ging nach
Hause zurück, wurde später kein Stadtbüttel, nein, ich verliess kurze Zeit später mein Zuhause, ließ mich zum Söldner
ausbilden, die einzige Möglichkeit damals, in der Welt herum zu reisen und ich
wechselte oft meinen Herrn und obwohl ich viel von der Welt gesehen habe und an
vielen Orten war, sie habe ich niemals mehr gesehen. Das einzige Merkwürdige
war, ich hatte das Gefühl, solange ich den Beutel mit ihrem Haar bei mir hatte,
konnte mir nichts passieren und es war so, viele Schlachten und Kämpfe hatte
ich ausgefochten, aber ich wurde nie ernsthaft verwundet. Ich starb eines
natürlichen Todes, allerdings einen sehr einsamen.
Ja, so ging es weiter, im nächsten Leben, dann im nächsten
u.s.w.
Wir kamen nie zusammen, über die Jahrhunderte, wir erkannten
uns, immer, aber entweder war sie vergeben oder ich oder beide, irgendwas hat
nie gepasst.
Vielleicht müssen wir erst mal eine Schuld begleichen, eine Aufgabe
erfüllen und solange das nicht passiert, tja, solange kommen wir nicht
zusammen.
So, sagst du, woher bist du dir so sicher, woher willst du
das wissen, ist doch alles Spinnerei, das mit der Wiedergeburt und dem
Füreinanderbestimmtsein ?
Was mich so sicher macht, das es stimmt, ist das unheimliche
Vertrautsein, dieses Gefühl, wir kennen uns schon ewig.
Aber, das ist es nicht allein, nämlich, kurz nachdem ich sie
kennengelernt habe, oder besser, nachdem ich sie wiedergefunden habe, weißt du,
was da passiert ist ?
Na ?
Gut, ich sage es dir, eines Tages guckte ich in meine
Brieftasche, weil ich etwas gesucht habe und was fand ich da ? Genau, eine dicke
Haarsträhne, schwarz und sie duftete, nach ihr. Da wusste ich es, sie ist es wieder und ich fragte mich, ob es wohl in diesem Leben klappt ? Och, sagst du, wie kann das passieren, das ist doch unlogisch,
unrealistisch sagst du ? Mmhh, muss alles eine logische Erklärung haben und
realistisch sein ? Nein, es muss nicht.Ich weiß, das es so passiert ist und basta. So,ich hoffe, das ich euch nicht gelangweilt habe und
diejenigen unter uns, die so was mal erlebt haben, verstehen mich und die
anderen, naja, ich hoffe, das sie mal so etwas erleben.
Mehr möchte ich jetzt nicht erzählen und ich verabschiede mich
jetzt von euch…..
Bis zum nächsten Mal oder im nächsten Leben…….