Nina Seifert

“Mal sehen wie es mir geht“...

„Mal sehen wie es mir geht“ habe ich geschrieben und sofort kommt die Antwort „Wieso denn das? Geht es dir denn etwa nicht gut?“ Es geht mir schon seit Wochen vollkommen miserabel und niemand scheint es gemerkt zu haben.

Da sieht man wie wenig den Menschen die Leute in ihrer Umgebung bedeuten. Man muss sich nur ein ganz klein wenig Mühe geben die eigenen Gefühle zu verstecken und schon denkt alle Welt es geht einem prächtig!

Und dabei ist genau das Gegenteil der Fall: Meine letzte allerbeste Freundin ist tot und es soll mir gut gehen? In was für einer Welt leben wir denn? Ich weiß es! In einer Welt, in der es jeden Einzelnen einen Scheißdreck interessiert wie es den Mitmenschen geht, solange er sich in seiner abgeschirmten heilen Welt wohl fühlt. In einer Welt, in der man nur wichtig ist, wenn man sich für jemand anderen aufopfert. Wenn man nicht gebraucht wird, braucht man sich nicht zu melden, die sogenannten „Freunde“ haben ja eh keine Zeit, sie genießen das Leben! Und sollte man die wahren Gefühle doch ausnahmsweise mal zeigen, da tut diese eine Welt auf einmal so, als ob es sie interessieren würde. So tut sie nämlich den Rest ihres Gewissens, falls sie noch welches hat, beruhigen indem sie sagt: „Wieso denn das? Geht es dir denn etwa nicht gut?“ Und dann tut sie so, als ob sie dir zuhören würde, als ob sie versuchen würde eine Lösung zu finden, wobei sie insgeheim schon über das Abendessen oder den nächsten Urlaub nachdenkt...

Ja, wir leben in einer tollen Welt!

Jeder kümmert sich um jeden, opfert sich für das Wohl der Allgemeinheit auf. Es ist ja für einen guten Zweck! Es ist ja für den Frieden in der Welt!

Ja, es ist für den Frieden, für das Glück... Deswegen auch die Kriege, der Hunger, das Leid. Es wird ja bekämpft, keine Sorge! Wir kämpfen für den Frieden... Doch wie kann man Frieden erzwingen? Durch Gewalt und noch mehr Gewalt? Ja natürlich! Die Welt der Mächtigen vertritt ja diese Auffassung...

Ja, die wichtigen, wohlhabenden Persönlichkeiten unserer tollen Welt... Sie sind die Retter in der Not mit ihren vielen Scheinen. Sie bringen Licht in die Dunkelheit, helfen den Armen, nachdem sie zuerst sich selbst die Taschen gefüllt haben. Sobald die Gier der Reichen gestillt ist, nehmen sie sich der wahren Probleme an.

Der alles sprengende Punkt ist aber: die Gier ist unstillbar. Die alles vernichtende Gier ist Teil unseres Wesens. Der Mensch ist nur ein Säugetier mit den alles beherrschenden Trieben nach mehr. Mehr Geld, mehr Macht, mehr, mehr, mehr. Macht erreicht man mit Gewalt. Also braucht man mehr Waffen, um wiederum mehr Geld zu bekommen um wiederum mehr Macht anzustreben. Dies alles bezeichnet der intelligente Mensch heute als Glück. Und wenn jeder Einzelne generell nach Glück strebt, dann sind wir alle herzlose, psychisch labile, gewaltverherrlichende Säugetiere, die sich für etwas Besseres halten.

Wir sind so psychotisch krank, dass wir sogar nicht davor zurückschrecken zwei hilflose zwölfjährige Mädchen zu verfolgen und eines vor den Augen ihrer besten Freundin zu vergewaltigen! Das Leben dieser unschuldigen Kinder ist wertlos im Gegensatz zu dem höheren Ziel, dem Streben nach Glück!

Das vergewaltigte Mädchen stirbt kurze Zeit später, das andere muss sich durch dieses scheinbar perfekte Dasein durchkämpfen. Sie wird für verrückt gehalten. Es kann ja nicht sein! Unsere Welt ist doch perfekt, jeder hilft jedem, opfert sich für jeden auf! Kinder sollten solche Hirngespinste lieber sein lassen!

So lernt man schon von klein auf, seine Gedanken und Gefühle zu beherrschen, zu verstecken, sich eine Maske aufzusetzen und einfach mitzuspielen.

Unsere Welt ist so perfekt, dass es fast weh tut! So finden sich viele Jahre später zwei Menschen, die scheinbar füreinander geschaffen sind. Niemand merkt, dass dieses nach außen hin perfekte Paar gar nicht so perfekt ist.

Die letzte beste Freundin der nun jungen Frau wird verbrannt in ihrer Küche aufgefunden, an ein Heizungsrohr angekettet. Das Paar war aber perfekt! Es war bestimmt ein Unfall, es kann ja nicht sein, wir alle streben ja nach Glück und nicht nach Gewalt und Verbrechen!

Die junge Frau hat nun in dieser perfekten, unantastbaren Welt ihre besten Freundinnen verloren und versucht ihre Wut und Enttäuschung, Trauer und Leid zu verbergen. Sie lacht weiter und lässt sich nichts anmerken.

Nur einmal zeigt sie indirekt in einer SMS ihre Gefühle:

„Mal sehen wie es mir geht“...

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 11.07.2008. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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