Björn Ahrendt

Andere Völker andere Sitten - Ein Besuch bei den Elfen

Ein lautes Pochen an der Tür ließ Sariel aufhorchen. Ein Blick auf die Wanduhr verriet ihm dass der Abend bereits fortgeschritten war. Leicht missmutig aufgrund der ungeplanten Unterbrechung stellte er sein Weinglas beiseite, ließ das aufgeschlagene Buch auf dem Sessel zurück und begab sich die Treppe hinab, um dem unbekannten Störenfried die Tür zu öffnen.

Der Kerzenschein, sowie das schwache Leuchten der Kohlebecken außerhalb des Hauses, tauchten Leander Handsome`s schlanke Gestalt in ein ätherisches Licht. Bedingt durch die durchgehend dunkle Kleidung des Elfen hatte Sariel für einen Moment den Eindruck als schwebe Leanders Gesicht im Nichts. „Oh, guten Abend Leander.. Was verschafft mir die Ehre?“ Nur langsam gewöhnten sich Sariel`s Augen an die Lichtverhältnisse. Er wollte einen Schritt beiseite treten und Leander hereinbitten. “Folge mir bitte in mein Haus, ich muss noch einige Gegenstände zusammensuchen“, kam ihm Leander zuvor.

Der Satz, wenn auch höflich formuliert, klang in Sariel Ohren mehr nach einem Befehl denn nach einer Bitte. Ehe er jedoch weitere Fragen stellen konnte war Leander bereits aus dem kleinen Lichtkreis hinaus und somit in die Dunkelheit verschwunden. Eilig schloss Sariel die Tür und folgte dem Elf.

Wortlos verschwand Leander in den oberen Räumen seines Hauses und überlies es Sariel unten zu warten. Diese distanzierte ja fast schon abweisende Art sah Leander nicht ähnlich. Sariel ließ sich auf einem der Sessel nieder und begann über den Grund für Leanders Verhalten nachzugrübeln. Von oben drangen die Geräusche von sich öffnenden und schließenden Truhen, auf-und zugehenden Schranktüren sowie Schubladen die hinaus- und wieder hineingeschoben worden herunter. Die Flüche, welche diese Geräusche begleiteten ließen Sariel wissen, dass was immer Leander dort oben suchen mochte, gefunden hatte er es noch nicht.

Wenige Augenblicke später begann Leander die Schränke und Truhe im unteren Stockwerk zu durchsuchen, noch immer leise vor sich hin murmelnd und fluchend.
“ Verrätst du mir was du derart verzweifelt suchst?“
„Mein Elfenschwert“, antwortete Leander knapp.
2 Worte nur, die genügten um eine Welle der Aufregung und Vorfreude durch Sariel`s Körper zu jagen. Darum ging es also. Leander hatte sein Versprechen, dass er Sariel vor einigen Monden gegeben hatte nicht vergessen: Er würde Sariel den Umgang mit dieser seltenen Waffe lehren.

„Ich werde ich auf Aiyeona unterrichten, zuvor jedoch benötige ich noch einige Utensilien vom Schattenwinkler Markt.“ Leander richtete sich auf, und wandte sich Sariel zu. „Lass uns aufbrechen“.

Die Vorstellung auf Gebiet des Königreiches zu reisen dämpfte Sariels Vorfreude. Der Elf jedoch ließ sich nicht davon abbringen. Sariel`s halbherzigen Einwand wischte er mit einer Handbewegung zur Seite.

Ruhigen Schrittes betraten die beiden den Markt von Schattenwinkel. Nun verstand Sariel die Gelassenheit Leanders. Im Stillen verfluchte er sich nicht selbst daran gedacht zu haben. Der Angriff auf die Stadt und das Verbrennen der Ernte, hatte die Bevölkerung in Aufruhr versetzt. Klagend und fluchend machten die Einwohner der Stadt ihrem Unmut Luft.

Niemand schenkte den beiden Neuankömmlingen Beachtung.
Im spärlichen Warenangebot der Händler schien Leander gefunden zu haben weshalb sie hier waren. Auf dem Weg in Richtung Stadttor schlossen sich Elf und Mensch der protestierenden Menge an.. und heizten mit lauten Unmutsbekündungen gegen den König das Klima noch weiter auf.

Kurze Zeit nachdem sie der Stadt den Rücken gekehrt hatten, verließ Leander den staubigen Weg und verschwand in der angrenzenden Flora.

„Versuche mit mir Schritt zu halten..“ vernahm Sariel von einigen Metern weiter vorne.

Eine Aufgabe die sich als weitaus schwerer herausstellte als Sariel zunächst angenommen hatte. Während Leander mühelos herab hängenden Ästen sowie Unebenheiten im Boden auswich und sowohl intuitiv als auch nahezu lautlos seinen Weg durch den Wald zu finden schien, hatte Sariel bereits nach wenigen Minuten nicht nur völlig die Orientierung verloren, seinen Umhang an Sträuchern und Ranken zerrissen, und einen tiefen Kratzer im Gesicht, nein er verursachte selbst in seinen eigenen Ohren Lärm genug für ein ganzes Regiment.

„Schritt halten“, murmelte er vor sich hin, „der Elf hat leicht reden“

In der Ferne weitete sich der Wald und gab den Blick auf eine Lichtung frei. Leander lehnte entspannt an einem Baum und sah zu wie Sariel leise murrend Blätter, Zweige und ähnliches aus Kleidung und Haaren zog. Sowohl Hose,Weste als auch Hemd des Elfen waren nach wie vor makellos, und hätten jedem Edelmann an Hofe zur Ehre gereicht. Ein Blick in Leanders ruhiges Gesicht und Sariel wusste das der Elf diesen Anblick genoss.

„Ehe wir nun nach Aiyeona reisen, bedenke dass du auf dieser Insel ein Gast bist. Verhalte dich anderen Elfen gegenüber höflich.“, aufgrund Sariel`s Anblick hatte sich ein amüsierter Unterton in Leanders Anweisung geschlichen. “ Dort auf Aiyeona werden wir uns in der Quelle reinigen ehe wir mit der Ausbildung beginnen. Du wirst lernen müssen auf deine innere Stimme zu hören und deiner Intuition zu vertrauen. Zudem werde ich dich elfische Kultur lehren. Nur wer mit sich selbst sowie seiner Umwelt im Einklang ist vermag es eine solche Klinge zu führen und den Schwerttanz zu erlernen.“, beendete Leander seine Ausführung.


Sariel brauchte einige Momente um das Gehörte zu verarbeiten: “Sei dir gewiss ich bin mir bewusst das ich auf Aiyeona lediglich Gast bin und werde mich dementsprechend zu verhalten wissen. Was jedoch meinst du mit Schwerttanz?? Ich bin froh auf diesem unebenen Boden stehen zu können und normal zu gehen ohne zu stürzen. An Tanz ist nicht zu denken“.

Erneut huschte ein Lächeln über das Gesicht des Elfen: „Glaube mir Sariel.. du wirst tanzen. Noch etwas, hier auf dieser Lichtung ist die Magie schwach, auf Aiyeona wird sie um ein vielfaches stärker sein. Du musst lernen sie zu fühlen“..

„Magie?“, unterbrach Sariel Leanders Ausführungen wenig begeistert, “ Ich dachte du unterrichtest mich in der Kunst des Schwertkampfes?


“Elfischer Schwertkampf ist eine Art Magie. Er beruht anders als bei Menschen auf Intuition und Gefühl. Das Schwert und die Hand die es führt müssen eins sein. Die Klinge ist zugleich Werkzeug als auch Herrin“, erläuterte Leander.

Sariel ließ sich seine Worte durch den Kopf gehen. Diese Art des Kampfes widersprach allem was er gelernt hatte. Intuition und Gefühl anstelle von Taktik und Angriffs-und Verteidigungspositionen. Während er in vielen Monaten unter Thaili gelernt hatte, dass Gefühle in einem Kampf hinderlich und lediglich das Wissen um Offensiv-und Defensivtaktiken als auch Erfahrung über Leben und Tod entschieden, erzählte ihm Leander nun das exakte Gegenteil. Sariel hatte diese Lektionen im Laufe der Jahre derart verinnerlicht, das ihm ein Kampfstil, welcher rein auf Gefühl und Intuition basierte beinahe undenkbar und lächerlich erschien. Andererseits erweckte Leander nicht den Eindruck als habe er ihn hierher geführt um zu scherzen. Sariel schwieg und gemeinsam mit Leander trat er durch ein magisches Portal.

Einen Lidschlag später standen Mensch und Elf erneut auf einer Lichtung. In der Magengegend verspürte Sariel ein leichtes Unwohlsein, wie stets wenn er eines der magischen Portale benutzte.

Die Bäume am Rand dieser Lichtung unterschieden sich jedoch deutlich. Sie schienen gesünder.. beinahe von innen heraus zu strahlen. Dennoch sahen sie alle gleich aus.. und Sariel musste sich wieder einmal eingestehen, dass er nicht den Hauch einer Ahnung hatte wo er sich hier befand. Auf Aiyeona, dessen war er sich fast sicher. Doch die Elfeninsel war groß und es gab soweit er sehen konnte keinerlei Orientierungspunkte: Kein Pfad, kein Gebäude und einen Wegweiser schon gar nicht.
Dies war keinesfalls das Portal durch das er Aiyeona bisher stets betreten hatte.
Es grenzte für Sariel an ein Wunder das dieser Wald nicht voll herumirrender Elfen war.
Auch sein Begleiter jedoch schien keine Schwierigkeiten zu haben sich zu orientieren. Zielstrebig schlug er eine Richtung ein und verließ dicht gefolgt von Sariel wenig später die Lichtung.

Wie auch in den Wäldern um Schattenwinkel, so schien das unebene Gelände für Leander auch hier nicht existent zu sein. Sariel hingegen war gezwungen einen Teil seiner Konzentration darauf zu verwenden nicht zu stolpern oder gar zu stürzen. Zwar versuchte er die eleganten und lautlosen Bewegungen des Elfen nachzuahmen, gab sich jedoch keinen Illusionen darüber hin das jeder Elf im Umkreis von mehreren hundert Metern wohl schon wusste dass ein Mensch auf der Insel war.

„Da du hier Gast bist, und wir möglicherweise anderen Elfen begegnen kann es nicht schaden wenn du zumindest etwas elfisch sprechen kannst. Auch lernt man über die Sprache viel über die dazugehörige Kultur. lies sich Leander gut gelaunt vernehmen.

Sariel der noch immer darauf bedacht war möglichst lautlos, zumindest nach menschlichen Maßstäben, mit Leander Schritt zu halten, brachte ein knappes Nicken zustande als Leander sich kurz zu ihm umwandte.

In Gedanken dachte Sariel an seine Gespräche mit Nahale. Von ihr hatte er wenn auch nicht viel, so doch zumindest eine Grußformel sowie das ein oder andere elfische Wort gelernt. Vielleicht würden diese genügen um Leander zu überraschen.

Leander verlangsamte seinen Schritt und gab Sariel somit Gelegenheit zu ihm aufzuschließen.
„Aaye.. lautet die übliche Begrüßung“, begann Leander die nächste Lektion, „ Sprich es mir nach.. Aaye“
Sariel der bereits mit der von Nahale gelernten Grussformel herausplatzen wollte, schloss den Mund wieder. Dann wiederholte er mit einigen Schwierigkeiten die für seine Zunge ungewohnten Laute. Waren es zu Anfang noch einzelne Worte oder kurze Sätze die ihn Leander wiederholen lies, so steigerte sich der Schwierigkeitsgrad und somit die Anzahl der Vokabeln mit jedem Schritt, den sie durch den Wald gingen. Als sie die ersten Häuser der Elfensiedlung erreichten, glaubte Sariel sein Kopf müsse jeden Moment platzen. Die Formeln und Worte hatten sich in seinem Kopf zu einem einzigen Brei vermischt.

Leander jedoch ließ nicht locker und ließ ihn die gelernten Phrasen wiederholen und wiederholen, verzog jedoch aufgrund der harten und oftmals falschen Betonung das Gesicht.

Sariel war froh wieder festen und vor allem ebenen Boden unter den Füßen zu haben. Zumal er sich aufgrund seiner früheren Besuche etwas in der Siedlung auskannte. Auch an der Quelle, zu der Leander ihn nun führte hatte er bereits einige ruhige Stunden verbracht.

“Ehe wir beginnen, werden wir uns hier in der Quelle reinigen“, kaum hatte der Elf geendet begann er auch schon aus seiner Kleidung zu schlüpfen.
Sariel sah ihn ungläubig an als Leander in das Auffangbecken der Quelle kletterte und begann sich mit dem klaren Wasser zu waschen.

Abwartend blickte der Elf ihn an.“ Worauf wartest du? Zieh deine Sachen aus, und reinige dich in der Quelle“

“ Gibt es keine Möglichkeit diesen Kampfstil zu erlernen.. ohne… nun.. , Sariel musterte Leander der sich noch immer in der Quelle wusch, „ ohne diese Reinigung?


“Nein, die gibt es nicht. Die Reinigung ist erforderlich, und Bestandteil der Ausbildung“

Sariel gab seinen Widerstand auf, begab sich hinter ein dichtes Gebüsch und entledigte sich dort seiner Kleidung. Diese legte er zusammen und platzierte sie auf einer der Holzbänke ehe er eilig in das Quellbecken kletterte und begann sich mit dem Wasser zu waschen. Im Stillen betete er zum gesamten Pantheon der Götter, sie mögen verhindern, dass jemand Augenzeuge dieser Szene würde.

“ Aaye Leander“, erscholl eine melodiöse Stimme in Sariel’s Rücken. In dieser Sekunde wurde Sariel zweierlei bewusst. Zum einen: Die Götter hatten ihn mal wieder im Stich gelassen oder für ein Vergehen gestraft dessen er sich nicht bewusst war. Zum 2ten fühlte er wie sein gesamtes Blut von seinen Zehen bis in den Kopf schoss und sich dort sammelte.

Leander schien die Reaktion seines Schützlings äußerst amüsant zu finden. Sariel hingegen wäre am liebsten im Erdboden versunken. Er hatte die Stimme erkannt. Hatte sie in jüngerer Vergangenheit oft gehört und wusste daher wem sie gehörte.

Mit seinem nächsten Satz bestätigte Leander Sariel’s Befürchtung: „Aaye Nahale… Der Rest des Wortwechsels zwischen den beiden Elfen ging im Rauschen unter, welches das im Kopf angestaute Blut in Sariels Ohren hervorrief, der es noch immer nicht gewagt hatte sich umzudrehen.
Früher oder später das wusste Sariel, würde er sich umdrehen müssen. So sehr er auch darüber nachdachte eine andere Möglichkeit gab es nicht. Die Lebenserwartung von Leander und Nahale überstieg seine eigene bei weitem. Beide waren sehr geduldig. Es bestand also wenig Hoffnung dass die Elfen einfach verschwinden würden. Ein Sprung in das Gebüsch kam ebenfalls nicht in Frage. “ Ich habe gewusst, das so etwas passieren würde..“, zischte er Leander zu. Dann wandte er sich langsam zu Nahale um “ Mae Govannen Nahale“ auch wenn ihm der formelle Gruß in seiner Situation alles andere als angebracht erschien, wollte er dennoch nicht respektlos erscheinen.

Mit einem amüsierten Funkeln in den Augen und die Lippen zu einem Lächeln verzogen quittierte Nahale seinen Gruß mit einem freundlichen Kopfnicken.

Leander erklärte Nahale in knappen Sätzen den Grund für Sariels Anwesenheit.
Nahale schien amüsiert, jedoch nicht überrascht.
Leander schickte sich mittlerweile an aus dem Becken zu klettern, während er weiterhin mit Nahale plauderte. „Ist diesen Elfen denn nichts peinlich?“, schoss es Sariel durch den Kopf.
Leander berichtete von seinem Vorhaben Sariel die elfische Sprache beizubringen, da er beabsichtigte die Anweisungen während der Trainingsstunden auf elfisch zu erteilen, als er von Sariel unterbrochen wurde: “ Leander,.. was bedeutet: Würdet Ihr Euch bitte umdrehen auf elfisch?“
Weder Leander noch Nahale konnten ein Lachen unterdrücken.
“ Ich fürchte diese Redewendung existiert in meiner Sprache nicht. Tut mir leid“ brachte Leander lachend hervor.
Auch wenn Sariel ernste Zweifel daran hatte, das Leander dies wirklich bedauerte. Er hatte nicht die Absicht den Rest seines Lebens in der Quelle zu verbringen. Entschlossen und mit reichlich Überwindung kletterte nun auch Sariel aus dem Quellbecken und schritt mit soviel Würde wie er aufbringen konnte in Richtung Holzbank.

Über seine eigenen Sachen hatte Leander eine Hose sowie eine Robe aus einfachen Leinen gelegt. Dankbar schlüpfte Sariel in die Sachen und wandte sich dann den beiden Elfen zu.

 

Eine zeitlang versuchte Sariel dem fließenden Wortwechsel zu folgen, gab es dann jedoch auf.
Zwar glaubte er einige Worte wieder zuerkennen jedoch genügten seine Kenntnisse der Elfensprache nicht, um auch nur annähernd den Sinn der Unterhaltung zu folgen.

Er begann im Stillen die Wörter und Sätze zu wiederholen, die er am heutigen Tage gelernt hatte. Leander blickte kurz zu ihm hinüber und lächelte als er die angestrengten Falten in Sariel`s Gesicht sah. „Für Heute ist es genug. Ich werde dich aufsuchen, wenn wir mit den Lektionen fortfahren können.“ „Ein paar Meter die Straße hinunter befindet sich ein Gasthaus.. schone deine Kräfte. Du wirst sie noch brauchen“

Das Funkeln in Leanders Augen ließ Sariel keinen Zweifel daran, dass der Elf die Wahrheit sprach. Angestrengt suchte er in seinem Kopf nach der Abschiedsformel. Da ihm diese jedoch nicht einfallen wollte verabschiedete er sich mit einem knappen Kopfnicken von Nahale und Leander und begab sich zum Gasthaus.

Als die Sonnenstrahlen durch die geöffneten Fensterläden fielen, schlug Sariel die Augen auf.
Er streckte sich, und stieg aus dem Bett. Auch wenn seine Kammer eher rustikal als luxuriös eingerichtet war, so konnte er sich dennoch nicht erinnern jemals so gut geschlafen zu haben. Nachdem er seine Morgenwäsche beendet hatte, schlüpfte er erneut in die Kleidung die Leander im gestern gegeben hatte, und stieg die Treppe hinab in den Wirtsraum.

„Guten Morgen“, grüßte er den Besitzer des Gasthauses, der hinter der Theke stand und Gläser polierte. Dieser jedoch zuckte mit den Schultern und sah ihn verständnislos an.

Ein leiser Seufzer entrang sich Sariel`s Kehle. Er war es durch die Gesellschaft von Leander und Nahale gewohnt das Elfen auch die Allgemeine Sprache beherrschten. Der fragende Gesichtsausdruck des Wirts zeigte deutlich, dass dies ein Irrtum war.

Sariel lächelte dem Mann zu und versuchte es erneut „Mae Govannen“
Nun lächelte auch der Wirt und erwiderte die Begrüßung
Sariel ließ sich an einem der zahlreichen filigran gearbeiteten Holztische nieder und überlegte was dieser Tag wohl für ihn bereithalten mochte.
Als er aufblickte stand der Wirt neben ihm und sah in abwartend an. Sariel begann eilig die gelernten Vokabeln zu einem Satz zusammen zu stellen: „ Amin merna Inya“
Das amüsierte Lachen das der Wirt daraufhin von sich gab ließ vermuten dass etwas an dieser Bestellung falsch war.
Der Wirt redete nun auf Sariel ein, während er versuchte seine Worte mit Gesten zu bekräftigen. Mit seinen Händen formte der Wirt wiederholt etwas das Sariel an die Silhouette einer Frau erinnerte. Sariel schüttelte den Kopf und rieb sich mit der Hand über seinen Bauch.
„Mat`?“ fragte der Elf mit einem heiteren Unterton.
Sariel der hoffte dass dies das elfische Wort für Frühstück war nickte dankbar. Lachend verschwand der Elf wieder hinter der Theke. Sariel beschloss Leander bei Gelegenheit zu fragen was er beim Wirt bestellt hatte.


Nach einem wohlschmeckenden und ausführlichen Frühstück trat Sariel hinaus auf die Strasse. Mit dem Aufstieg der Sonne über den Horizont, erwachte die Elfensiedlung zum Leben. Schon bald stellte Sariel fest das ihn diese neue Umgebung noch zuviel abverlangte. Von den Unterhaltungen verstand er allenfalls Fragmente, er war weder mit den Gebräuchen dieses Volkes vertraut, noch entgingen ihm die zahlreichen Blicke der vorübereilenden Elfen. Wenn auch keinesfalls unhöflich, so riefen diese Blicke ihm doch ins Gedächtnis das er als Mensch hier nicht hergehörte.. anders war.

Vielleicht wollte Leander ihn darauf vorbereiten als er sagte „Bedenke, dass du auf Aiyeona ein Gast bist“. Die Reserviertheit der meisten Bewohner ihm gegenüber war beinahe körperlich spürbar. Sariel rief sich ins Gedächtnis das nicht alle Angehörigen des Elfenvolkes Menschen gegenüber so aufgeschlossen gegenüberstanden wie Nahale und Leander dies taten.
Nach allem was er bisher von den beiden über die Geschichte der Elfen und deren Begegnungen mit den Menschen erfahren hatte, konnte er es ihnen nicht einmal verdenken.

Zögerlich wandte Sariel sich in Richtung Taverne, ging einige Schritte und blieb dann stehen.
Er kannte nur einen Ort außer seiner Kammer auf dieser Insel an dem er in Ruhe nachdenken konnte: Eine kleine Lichtung unweit der Siedlung.

Wenig später betrat Sariel die Lichtung. Wie bereits bei seinen Besuchen zuvor schien ihn auch diesmal eine Aura der Ruhe und des Friedens zu umhüllen. Dieser plötzliche Stimmungswechsel rief Misstrauen in Sariel hervor. Da jedoch das Gefühl des Unwohlseins in der Magengegend ausblieb entspannte Sariel sich ein wenig. Hier schienen göttliche keine magischen Kräfte zu wirken. Wenn auch in den arkanen Künsten alles andere als erfahren, so hatte Sariel doch gelernt seinem Instinkt in dieser Hinsicht zu vertrauen.

Barfuss, trat Sariel auf die Lichtung und näherte sich dem gigantischen Baum in deren Mitte.
Trotz Windstille schienen die Blätter dieses Riesen zu flüstern. Sariel warf einen Blick hinauf in die Krone des Baumes, und ließ ihn dann langsam am Stamm hinabwandern. Am Fuße des Baumes stand eine Art Tisch.. möglicherweise diente er als Altar. Eine leichte Verneigung zu Ehren der ihm unbekannten Götter andeutend, wandte sich Sariel ab und ließ sich auf einem Baumstamm nieder.

Die Ausbildung war anders verlaufen als er es sich vorgestellt hatte. Er hatte das Schwert bisher nicht einmal in Händen gehalten. Noch nicht einmal gesehen hatte er es. Leander hatte ihn durch die Wildnis gescheucht, sowie ihn etwas elfisch gelehrt. Und das dieses Bad in der Quelle…

Mürrisch verdrängte Sariel das peinliche Ereignis und konzentrierte sich auf das was noch vor ihm lag. Leander hatte ihm gegenüber Meditation erwähnt.
Auch wenn es ihm selbst eine Ewigkeit zurückzuliegen schien, so war Sariel die Meditation nicht fremd. Selbst Thaili hatte von ihm verlangt seine Innere Ruhe zu finden ehe er sich auf einen Kampf einließ. „Wer sich von äußeren Einflüssen oder auch Gedanken ablenken lässt, hat einen Kampf schon verloren“, rief er sich ihre Worte ins Gedächtnis.
Sariel schloss die Augen und versuchte seine innere Ruhe zu finden. Bald darauf drangen die Geräusche des Waldes nur noch gedämpft an seine Ohren.
Dann jedoch kehrten seine Gedanken zu jenem Abend an der Quelle zurück und seine Konzentration war dahin. Was hatte sich Leander nur dabei gedacht..

„Aaye Sariel“, erklang eine Stimme in seinem Rücken.
Aus seinen Gedanken gerissen zuckte Sariel erschrocken zusammen, schlug die Augen auf und wandte sich der Sprecherin zu.

„Wie macht sie das nur?“, murmelte Sariel, als er Nahale aus dem Schatten eines Baumes auf die Lichtung treten sah.
Obwohl auf seine Umgebung konzentriert, hatte er die Elfe nicht kommen gehört. Kein knackender Zweig, kein Rascheln der Blätter und auch kein Knarzen der Lederrüstung die sie trug. „Aaye Nahale“ erwiderte Sariel, nachdem er seine Überraschung überwunden hatte.

Lautlos überquerte Nahale die Lichtung und ließ sich neben Sariel nieder. Wie schon zuvor in ihrer Gegenwart so fiel es Sariel erneut schwer seine Gedanken unter Kontrolle zu halten. Während Nahale sich nach seinen Fortschritten erkundigte suchte Sariel verzweifelt nach seiner inneren Ruhe. Erneut musste er an Nahale`s unerwartetes Auftauchen an der Quelle denken. Während er verzweifelt im Stillen an einer Formulierung arbeitete um sich für dieses peinliche Zusammentreffen zu entschuldigen, hörte er Nahale sagen: „Ich werde mir nur eben was bequemes anziehen“.

Sariel, der annahm, dass die Elfe sich hierfür zurückziehen würde, hob den Kopf um ihr zuzunicken.

Wie jedoch Leander in der Quelle, so begann nun Nahale vor seinen Augen aus ihrer Lederkleidung zu schlüpfen. Vor Staunen blieb Sariel der Mund offen stehen und er wandte eiligst den Blick ab. Als er meinte seinem Blut genügend Zeit gegeben zu haben sich von seinem Kopf aus wieder im ganzen Körper zu verteilen, drehte er sich zu Nahale um. Das amüsierte Funkeln in ihren smaragdgrünen Augen signalisierte, das der Elfe seine peinlich berührte Reaktion nicht verborgen geblieben war.

Nachdem er der Meinung war Puls, Herzschlag und seine Fähigkeit zu Sprechen wieder unter Kontrolle zu haben, hob er seinen Blick und musterte die neben ihm sitzende Elfe.

Eine Flut aus feinstem platinfarbenen Haar, umrahmte ihr schmales, alterslosschön wirkendes Gesicht, aus welchem ihn die smaragdfarbenen Augen noch immer amüsiert anblitzten. Das luftige Gewand umfloss ihre schlanke Figur, offenbarte viel ebenholzfarbene Haut und ließ wenig Platz für Phantasien.

Sariel verbannte die nun folgenden Gedanken aus seinem Kopf und versuchte sich wieder auf das Gespräch zu konzentrieren. Mensch und Elfe redeten über die Unterschiede in ihren Kulturen, die verschiedenen Ansichten und Gebräuche als auch über die Ereignisse der letzten Tage.
„Beunruhigt Euch etwas?“ wandte sich Nahale an Sariel „ihr wirkt angespannt“
Sariel der geahnt hatte, dass sein schauspielerisches Talent nicht ausreichen würde um die Elfe auf Dauer zu täuschen, und auch keinen Sinn darin sah Nahale zu belügen, nickte kaum merklich: „ gut möglich“, erwiderte er leise.

Nahale blickte ihn abwartend an.
„ Nun..es fällt mir schwer es in Worte zu fassen“, begann Sariel.
„Versucht es“, erwiderte die Elfe lächelnd.
Sariel seufzte leise und begann zu erzählen:“ Leander sagte es sei für die Ausbildung erforderlich das ich lerne zu meditieren.. und meinen innere Ruhe finde, um mich auf die vor mir liegende Aufgabe zu konzentrieren“.

„Aî“

„..und,, in Eurer Gegenwart.. ist es mir schier unmöglich diese innere Ruhe zu finden oder mich auch nur auf irgendetwas zu konzentrieren“, schloss Sariel.

Nahale blickte ihn mit einem Lächeln an: „ Ist es möglich das ihr Euch zu mir hingezogen fühlt und nun nicht wisst mit Euren Gefühlen umzugehen?“

„Aî“, lautete Sariel`s leise gegebene Antwort

 

Sariel erwartete ein Lachen oder zumindest ein Kichern zu hören. Als jedoch beides ausblieb wagte er es den Kopf zu heben und Nahale anzuschauen.

Die Elfe lächelte ihn entwaffnend an und erwiderte:"Aî, diese Wirkung haben Elfen häufig auf Menschen"

Sariel murmelte leise etwas das wie "verständlich"klang, danach herrschte eine Weile Schweigen auf der Lichtung.

"Sagt mir, warum schämt Ihr euch Eurer Gefühle?"nahm Nahale das Gespräch wieder auf.

Sariel warf ihr einen prüfenden Blick zu ehe er antwortete:"Ich schäme mich meiner Gefühle nicht. Momentan jedoch würden sie mich vom Erreichen meines Zieles abhalten. Daher ist es besser sie zu unterdrücken"

Nun erklang das glockenhelle Lachen auf das Sariel bereits zuvor gewartet hatte.

"Ihr habt noch sehr viel zu lernen. Es ist weder gut seine Gefühle zu unterdrücken oder zu ignorieren.. noch ist dies auf Dauer eine Lösung. Ein typisch menschliches Verhalten. So werdet Ihr niemals eure Innere Ruhe finden."

Damit sprach Nahale aus was Sariel bereits insgeheim befürchtet hatte. Die Anziehungskraft, die die Elfe auf ihn ausübte würde womöglich verhindern das er mit seiner Ausbildung fortfahren konnte.

"..ein typisch menschliches Verhalten",wiederholte Sariel leise ihre Worte."..menschlich.. das ist wohl auch das größte Problem.."

Erneut ließ Nahale ein helles Lachen erklingen ehe sie antwortete:"Warum sollte das ein Problem sein?

Interessiert beobachtete Nahale ihn während Sariel versuchte all seine Bedenken und Gründe die ihm in den Sinn kamen in Worte zu fassen.
"Nun.. ihr seid eine Elfe..begann Sariel zögerlich.
"Aî"
"...und ich ein Mensch..allein die Lebensspanne verhindert wohl das sich daraus etwas entwickelt.
Mit Glück und Wohlwollen der Götter sind mir noch 50 Jahre vergönnt. Doch selbst dann werdet Ihr noch jung und schön sein, während ich..
", Sariel ließ den Satz unvollendet.

"Die Entscheidung ob ich diese Bürde tragen will oder nicht, liegt doch bei mir. Oder meint ihr nicht"Nahales Stimme klang ruhig und unbesorgt.

"Dann.. dann ist diese Situation nicht hoffnungslos"Sariel`s Stimme klang erleichterter als er es beabsichtigt hatte.

"Ich habe nie behauptet sie sei hoffnungslos, das wart Ihr. Wer weiß was die Zukunft bringt...

Auch wenn der Tonfall der Elfe ungezwungen klang, so machte er doch deutlich das Nahale an diesem Abend nicht mehr zu diesem Thema sagen würde.

Mensch und Elfe saßen noch eine zeitlang unter dem Sternenhimmel. Schließlich erhob sich Sariel:Ich werde mich nun auf den Heimweg machen..es ist spät geworden.

, auch Nahale erhob sich. Einen kurzen Moment standen sie sich in kurzer Distanz gegenüber. Sariel zögerte jedoch und ließ diesen Moment verstreichen.

Nahale strich ihm zum Abschied sanft über die Wange "Namaarie Sariel. Vielleicht sollte unser nächstes Treffen an der Quelle stattfinden...

Sariel war ob dieser Berührung sprachlos. und brauchte einige Zeit um die Bedeutung dieses Satzes zu erfassen.
Das amüsierte Lachen das er hörte als Nahale die Lichtung verließ, ließ Sariel vermuten das der Elfe die verspätet eintretende Wirkung ihrer Worte nicht verborgen geblieben war.

"Namaarie Nahale" murmelte Sariel leise, lange nachdem die Elfe die Lichtung verlassen hatte, ehe er sich auf den Heimweg in die Siedlung machte.

 

Mit der Zeit begann Sariel sich an die ungewohnte Umgebung zu gewöhnen. Auch der Bevölkerung der Elfensiedlung schien sein Anblick nicht mehr allzu fremd zu sein. Die Anzahl der Schrammen und Kratzer, die er sich auf seinen täglichen Ausflügen zuzog nahm rapide ab. Hatte er zu Anfang noch Stunden gebraucht um jene Lichtung tief in den Wäldern Aiyeonas zu finden, so gelang ihm dies mittlerweile ohne große Verzögerung.

Nachdenklich betrachtete Sariel den großen Baum, der den Mittelpunkt der Lichtung bildete. Sowohl Nahale als auch Leander hatten angedeutet das dieser Baum eine besondere Bedeutung hatte. Auf seine Nachfragen jedoch hatten sie lediglich erwidert, dass er „noch nicht soweit sei“. Wenn es jedoch eine Eigenschaft gab, die Sariel nicht zu eigen war, dann war dies Geduld. Mehrere Male umrundete er daher den gigantischen Stamm und blickte hinauf in die dichte Krone dieses Riesen. Vorsichtig legte er eine Hand auf den Stamm. „Ich werde noch erfahren welches Geheimnis dich umgibt“, murmelte Sariel leise.

„Aaye Sariel“

Erschrocken trat Sariel einen Schritt zurück und musterte den Baum ungläubig. „Lebt auf dieser Insel denn alles?“, schoss es Sariel durch den Kopf.
Während er noch nach den richtigen Worten suchte, trat eine schlanke Gestalt aus dem Schatten des Baumes.
In leichte fließende Gewänder gekleidet trat Nahale näher. Wie schon bei ihren vorherigen Zusammentreffen, fühlte sich Sariel in seiner einfachen Leinenrobe und barfuss wie er war unwohl in der Gegenwart der Elfe. Einerseits erleichtert das es nicht der Baum war der zu ihm gesprochen hatte, andererseits sich selbst scheltend das er dies überhaupt in Erwägung gezogen hatte, brauchte Sariel etwas Zeit um die Begrüßung zu erwidern.

Nachdem Mensch und Elfe sich auf der Lichtung niedergelassen hatten plauderten beide eine Weile über aktuelle Geschehnisse, ehe sie sich der Geschichte der Vergangenheit zuwandten. Interessiert lauschte Sariel Nahale`s Erzählung. Bei der Erwähnung der Drow verfinsterte sich Sariels Gesicht.
Nahale, der diese Veränderung nicht verborgen blieb, blickte ihn abwartend an.
„Dann verdanken wir diese dunkelhäutige Plage also den Elfen? Wenn Euer Volk die Drow nicht verbannt hätte…“
Nahale schüttelte leicht den Kopf „Die Drow haben ihr Schicksal durch ihr Verhalten selbst gewählt, es blieb keine andere Wahl als sie zu verbannen.“
„Dennoch bleiben die Elfen für die Drow verantwortlich“ äußerte Sariel entschieden. „In dieser Sache machen es sich die Elfen ziemlich einfach.. unter den Überfällen und Gewalttaten der Drow mussten bereits unzählige Menschen leiden. Darunter auch viele Freunde von mir…“ Bei diesen Worten dachte Sariel an die Gefangennahme von Thaili und Fu-Jin sowie deren körperliche und geistige Verfassung als es endlich gelungen war sie aus den Klauen der Dunkelelfen zu befreien. „Und Ihr behauptet nun das sei einzig und allein ein Problem der Menschen???“ Sariel konnte und wollte nicht glauben was Nahale ihm erzählte.

Die Elfe blieb ruhig und wartete geduldig bis Sariel seine Triade beendet hatte.
„Die Drow töteten einst meinen Gefährten…“ begann Nahle leise. „Ich habe also guten Grund sie zu hassen“
Sariel nickte schuldbewusst ob seines Ausbruchs „..tut mir leid das zu hören“
„Dennoch besteht Hoffnung für das Volk der Drow“ hob Nahale an „es gibt einige unter den Drow, die sich abheben und die Gewalttätigkeit ihres Volkes ablehnen“

„Dieser Unterschied mag für Euch existent sein, für mich ist er es nicht. Die einzige Unterteilung die ich vornehme ist lebend oder tot“ entgegnete Sariel ruhig. „Ich kann es mir bei einer Begegnung mit den Drow kein Zögern erlauben. Sowohl von der Gewandtheit, Geschwindigkeit als auch von der Kampferfahrung her sind mir die Drow überlegen. Wenn ich zögere bin ich tot.“

„Aî, ich verstehe Eure Einstellung, aber es gibt Individuen, die sich von Ihrem Volk lossagen“

„Welchen Grund hat sie die Drow derart zu verteidigen“, fragte sich Sariel

 

Nachdenklich musterte Sariel die ihm gegenübersitzende Elfe. Die dunkle Tönung ihrer Haut, sowie das strahlend helle Haar, das ihr in Kaskaden bis auf die Schultern fiel erinnerten Sariel entfernt an das äußere Erscheinungsbild der Drow. Auch wenn ihm selbst der Gedanke völlig abwegig erschien, es gab nur eine Möglichkeit sich Gewissheit zu verschaffen. „Seid Ihr mit den Drow verwand?“ Zu Sariel Erleichterung schien das Funkeln in Nahales grünen Augen eher amüsiert denn wütend zu sein als sie ihm antwortete „Aî, ich bin mit ihnen verwand…“ Sariel riss überrascht die Augen auf „so wie es alle Elfen sind.. jedoch bin ich kein Drow“, beendete Nahale ihre Ausführung.

„Verzeiht mir, es lag nicht in meiner Absicht Euch zu beleidigen. Eure dunkle Haut.. und die Tatsache das Ihr diese *Kreaturen* in Schutz nehmt..“
Nachdem Nahale’s melodisches Lachen verklungen war, lächelte sie ihn entwaffnend an „Alle in meiner Familie besitzen diese dunkle Haut, viele sogar eine noch dunklere Tönung als ich. Aber ich bin kein Drow“

Betretenes Schweigen breitete sich auf der Lichtung aus. „Ich bin froh das zu hören“
Kurze Zeit später wandte sich das Gespräch angenehmeren Themen zu.


Erleichtert Blickte Sariel sich im ihn umgebenen Wald um, kaum das er aus dem Kreis des magischen Portals getreten war. Sein letzter Besuch auf Aiyeona lag lange zurück. Zu lange.
Viel war geschehen seit seinem letzten Gespräch mit Nahale auf der Herzlichtung.

Ereignisse die sein Leben und das woran er glaubte aus den Fugen gebracht hatten. Sein Posten als Hauptmann der Miliz: Vergangenheit. Sein Sitz im Senat: Vergangenheit.
Die Verhandlung vor dem Hohen Rat, die Urteilsverkündung.. die Peitschenhiebe, Schmerzen.. und der Spot der Bevölkerung als er am Pranger hing all dies schien bereits eine Ewigkeit zurückzuliegen. All zu gut erinnerte sich Sariel an die Nächte im Kerker Vespers. Einzig die Erinnerung an jenes Treffen auf der Lichtung hatte im die Kraft gegeben sowohl die Isolation als auch die Urteilsvollstreckung an sich zu überstehen. Nahale hatte im einst geraten auf sein Herz und sein Gewissen zu hören. Beides hatte ihm geraten Magincia den Rücken zu kehren. Zu vieles hatte sich verändert. Korruption, Verrat und Machtgier hielten die Institutionen der Republik in ihren Klauen. Die Ziele von damals waren vergessen.. jeder war sich selbst der Nächste. Nein, mit dieser Republik verband Sariel nichts mehr.
Trotz allem sprach eine Stimme in seinem Hinterkopf von Verrat als er Magincia den Rücken kehrte und nach Vesper reiste um sich der Garde zu stellen.

Sariel hielt kurz auf einer Lichtung inne um sich zu orientieren, dann setzte er seinen Weg Richtung Elfensiedlung fort. Seine Gedanken schweiften erneut in die jüngste Vergangenheit.

Magincia war die einzige Heimat, die er je gekannt hatte. All jene die er Freunde nannte waren auf die eine oder andere Weise an Magincia gebunden. Jene würden ihn nun einen Verräter nennen. Nein, der Rückweg in die Republik war versperrt. Ein Leben im Königreich vermochte Sariel sich auch nicht vorzustellen. Seinem Leben fehlte ein Ziel.
Aufgaben wurden gesucht und erteilt. Glücklich war Sariel damit jedoch nicht. Die einzige Person die er nun um Rat ersuchen konnte war Nahale. Hoffentlich weilte sie auf Aiyeona.
Sariel beschleunigte seine Schritte.

Als er die Herzlichtung betrat, sank seine Stimmung. Die Lichtung war leer. Niedergeschlagen ließ Sariel sich auf einem der Baumstämme nieder und entzündete ein kleines Lagerfeuer. Nachdenklich starrte er in die tanzenden Flammen und dachte über die Zukunft nach.

„Heute so düster?“, die Stimme riss Sariel aus seinen Gedanken. Er erkannte die Stimme sofort. Lächelnd sah er auf, erhob sich und ging Nahale entgegen um sie zu begrüßen.

Erneut wirkte der Zauber der Nahale zu umgeben schien, und schlug Sariel in seinen Bann.
Eine aus dünnem, fast schon astralem Stoff bestehende Bluse samt Hose umschmeichelte ihre schlanke Gestalt. Geschmeidig glitt Sie vom Rücken Ihres Reittieres und kam leichtfüßig auf ihn zu. Die Smaragdgrünen Augen strahlten vor Lebenskraft.

Allein dieser Anblick machte sämtliche Strapazen der vergangenen Monate vergessen.

Während Sariel mit Nahale plauderte, und sich zwanghaft bemühte seine Augen auf ihr Gesicht und nicht ihre freizügige Kleidung zu richten, betrat ein weiterer Elf die Lichtung. Die Blicke mit denen er Sariel musterte riefen ihm ins Gedächtnis das er lediglich Gast auf Aiyeona war, und als Mensch noch immer Misstrauen hervorrief. Einige erklärende Worte später grüßte der Elf Sariel höflich jedoch distanziert, und nahm ihm gegenüber Platz. Vielmehr als der Neuankömmling jedoch zog Nahales Reittier Sariels Aufmerksamkeit auf sich. Bereits bei seinen früheren Besuchen hatte er von den Elvins gehört, jedoch noch nie zuvor eines gesehen. Mit Erlaubnis Nahales trat Sariel näher an das stolze Geschöpf heran, die wachsamen Augen des unbekannten Elfen im Rücken spürend. Das glänzende Fell, der schlanke Hals und die intelligenten Augen des Elvin faszinierten Sariel.

„Sagtet Ihr nicht diese Pferde haben Aiyeona verlassen?“ wandte Sariel sich an die Elfe.
„Aî, das hatten sie.. und es ist kein Pferd“
Überrascht hielt Sariel bei der Umrundung des Tieres inne, und warf zunächst einen Blick auf das Elvin und dann zu Nahale.
„Für mich sieht es aus wie ein Pferd“
„Aî, es sieht aus wie eines.. aber es ist keines“ erwiderte Nahale lächelnd.
Sariel der bereits einige Überraschungen auf der Insel erlebt hatte zögerte ehe er die nächste Frage stellte. Dann jedoch siegte seine Neugier: „Und was ist es dann?“
„Ein Wesen, das als Erscheinung die Form eines Pferdes gewählt hat“ lautete die erklärende Antwort.

Sariel seufzte leicht. Das Elfen alles derart kompliziert machen mussten. Es sah aus wie ein Pferd.. also war es ein Pferd. Darüber würde er nun jedoch keine Diskussion beginnen, konnte er sich doch an keine Diskussion mit einem Elfen, insbesondere Nahale erinnern aus der er als Sieger hervor gegangen war.

Kurze Zeit später wandte sich das Gespräch anderen Themen zu. Sariel fühlte sich unter den Augen des Elfen wie vor einem Gericht, und war dankbar als jener nach einer kurzen Verabschiedung die Lichtung verließ.
„Nicht jedem scheint meine Anwesenheit hier recht zu sein“ wandte sich Sariel Nahale zu.
„Was habt Ihr erwartet? Das Euch jeder als Freund willkommen heißt?“

Sariel fühlte sich falsch verstanden: „Nein, nicht als Freund… allerdings auch nicht als Feind.“
„Niemand sieht Euch als Feind an, wäre dem so würdet ihr nicht mehr hier sitzen, sondern währet bereits Futter für die Krähen“

Sariel zweifelte keine Sekunde an der Wahrheit dieser Aussage, wollte sich jedoch noch nicht geschlagen geben.“ Ich werde den Göttern dann später dafür danken, das ich noch nicht von Pfeilen durchbohrt wurde“

Nahale blickte ihn an. „Ihr habt euch verändert, seid zynisch geworden“
Ihr Tonfall zeigte, das Sariel eine unsichtbare Grenze überschritten hatte. „Es tut mir leid. Es ist nur alles um mich herum verändert sich und ich habe mich noch nicht daran gewöhnt.

Das Lächeln kehrte in das Gesicht der Elfe zurück und beide redeten weiter über die Erlebnisse seit dem letzten gemeinsamen Treffen.

„Da wäre noch etwas..“ setzte Sariel mit ernster Stimme an. „ich bräuchte Euren Rat oder zumindest Eure Meinung“

Nahale blickte Ihn abwartet an:“Erzählt“

Sariel war sich bewusst das er in diesem Moment ein großes Risiko einging aber nun hatte er bereits begonnen und für einen Rückzieher war es zu spät.

„Nun angenommen man wird um einen „Gefallen“ gebeten, den man nicht abschlagen kann, dessen Erfüllung einem aber schlichtweg falsch erscheint“

Nahale schwieg eine Weile: „Ich kann Euch zu nichts raten. Die Informationen reichen nicht aus“

Sariel fügte einige vage Andeutungen und Anspielungen hinzu.. um Nahale ein besseres Bild zu ermöglichen. Auch wenn er nicht sicher war das Sie seine Lage verstand, so gab ihr Rat damals wie Heute einen Sinn:“ Hört auf das was Euer Gewissen und Eure Seele Euch raten und Ihr werdet den richtigen Weg finden“

„Womöglich kenne ich den richtigen Weg bereits, doch mangelt es mir an Mut und Kraft ihn zu beschreiten…“, gab Sariel leise zu bedenken.

„Vielleicht werdet ihr diesen Mut und die Kraft mit der Zeit finden“, ermunterte ihn die Elfe.

Sariel behielt seine Zweifel über diesen Punkt für sich. „Wo wir eben bei fehlendem Mut sind“
„Aî?“
„Nun.. sollte ich die falsche Entscheidung treffen.. und wir uns nicht mehr sehen.. *Sariel fühlte wie er innerlich bei dem Gedanken verkrampfte*.. wollte ich das Ihr wisst, das – er ließ den Satz verklingen- Setzte dann jedoch erneut an „ wollte ich das ihr wisst das.. ihr mir sehr viel bedeutet“
Sariel wollte sich erheben um seinen Worten mittels einer Geste Nachdruck zu verleihen, als er der Gestalt gewahr wurde, die auf die Lichtung trat. Wieviel von Ihrer Unterhaltung hatte der Elf gehört?
„Ich werde mich nun zum Gasthaus begeben.. Auf Bald“ Noch immer war Sariel durcheinander. Dieser Effekt wurde noch verstärkt als Nahale zum Abschied sanft seine Hand drückte. Eine flüchtige Geste nur, doch genügte sie um Sariels Herzschlag zum rasen zu bringen.

Erst als er das Gasthaus in der Elfensiedlung erreichte hatte er sich halbwegs beruhigt und fiel kaum das er auf seinem Zimmer war in einen tiefen erholsamen Schlaf.

 

 

 

 

 

 

Das nächtliche Aufeinandertreffen mit Leibgardist Angharad sowie die daraus resultierenden Folgen beschäftigten Sariel noch Tage nach dem tatsächlichen Vorfall. Hatte er sich wirklich korrekt verhalten und nachvollziehbar reagiert? In jener Nacht hätte er beide Fragen ohne zu zögern mit ja beantwortet nun jedoch….

Innerhalb weniger Stunden hatte es Ermahnungen der Königin, sowie seiner Vorgesetzten der Garde gegeben. Als seien jene Schelten noch nicht Strafe genug, war ihm beim Verlassen des Palastes ein weiterer formeller Fauxpas unterlaufen. Müde von der nahezu durchwachten Nacht, hatte er in eben jenem Moment gähnen müssen als seine Hoheit Prinz Alvarian den Palast betreten wollte. Dieser Bruch der Etikette würde vermutlich Konsequenzen haben.
Also war Sariel etwas gelungen was zuvor wohl nur wenige im Stande zu leisten waren: Innerhalb eines Tages war er nahezu der gesamten Königsfamilie durch Fehlverhalten aufgefallen. Auch eine Möglichkeit seinen Namen im Königreich zu etablieren.

Nein, dies versprach wahrlich keine glückliche Woche zu werden. So sehr er sich auch bemühte den Ansprüchen, welche seine verschiedenen Aufgaben an ihn stellten gerecht zu werden, es wollte nicht gelingen. Welches Mitglied des göttlichen Pantheon so fragte sich Sariel trieb hier seine Späße mit ihm, und lies all die guten Absichten in solchen Katastrophen enden?

Auch wenn es die derzeitige Lage nicht gestattete beschloss Sariel sich eine Auszeit zu nehmen. Sollten sich einmal andere um den Schutz der Königin kümmern, andere für Ordnung innerhalb der Mauern Vespers sorgen und sollten andere sich um den Wiederaufbau des teilweise zerstörten Minoc kümmern. Von Trinsic aus führte ihn sein Weg nach Yggdrasil. Zeit zum Nachdenken das war was nun benötigt wurde. Lächelnd blickt er in seinem Arbeitszimmer auf die Reliquien seiner Vergangenheit. Das Banner Magincias. Der alten Republik, nicht das schattenhafte Abbild das Adam geschaffen hatte. Sein Blick wanderte weiter die Wand entlang und verweilte einen Moment an der Klinge die dort in der hölzernen Halterung steckte. Das erste eigens für ihn geschmiedete Langschwert. Direkt daneben stand die Büste jener Person, die ihn gelehrt hatte es zu führen: Thaili Katuri.
Das Lächeln verschwand aus Sariel`s Gesicht. Wäre Thaili einverstanden mit dem Weg den ihr einstiger Schützling gewählt hatte, oder würde auch sie es Verrat nennen?
Von Thaili schweiften die Gedanken weiter zu Leander Handsome. Die Umstände dieses Treffens waren auch alles andere als günstig gewählt. Sicherlich es war nichts Ungewöhnliches wenn Freunde gemeinsam etwas tranken, doch sowohl Ort als auch Gesellschaft waren an diesem Abend nicht eben vorteilhaft gewesen. Erneut sprach eine leise Stimme in seinem Kopf von Verrat.

Ärgerlich verbannte Sariel solcherlei Gedanken.
„Höre auf die Stimme deines Gewissens und deines Herzens und folge dem Weg den sie dir weist“
Dieser Rat, vor beinahe einer Ewigkeit erhalten, riss ihn aus einer Lethargie, die ihn bereits seit Tagen fest in ihren Klauen gehalten hatte. Dabei war es weniger der Wortlaut als vielmehr die Erinnerung an den Rat an sich. Jene Erinnerung beschwor beruhigende Bilder herauf. Die Lichtung auf Aiyeona, das Flüstern des Windes und natürlich…. Nahale.

Schon in der Vergangenheit hatte sie es wie niemand zuvor verstanden ihm bei Problemen gleich welcher Art den rechten Weg zu weisen. Ihre bloße Gegenwart übte eine beruhigende schon beinahe hypnotische Wirkung auf ihn aus, die er jedoch als sehr angenehm empfand.
Sein letzter Besuch lag lange zurück. Zu lange. Der Gedanke an ein baldiges Wiedersehen mit der Elfe besserte Sariel`s Stimmung erheblich.
Aiyeona, kaum das er den Kreis des magischen Portals verlassen hatte, spürte Sariel die Energie, welche diese Insel zu um- nein zu durchfließen schien. Nach wenigen Schritten bereits war das Gefühl des Unwohlseins, welches die Reisen mittels der magischen Portale begleitete, verschwunden. Doch die lange Abwesenheit hatte ihre Spuren im Gedächtnis hinterlassen, auch nach einer guten Stunde hatte Sariel die Herzlichtung noch nicht gefunden.
Nachdenklich ließ er sich auf dem mit moosbedeckten Waldboden nieder und blickte sich um.
Der Wald schien sich in jede Richtung schier endlos zu erstrecken. Auch eine Musterung des Bodens brachte ihn nicht weiter. Selbst wenn vor wenigen Minuten eine ganze Elfenarmee diesen Weg entlang marschiert wäre, würde der Waldboden wohl keine für einen Menschen erkennbaren Spuren aufweisen. „Geduld“, ermahnte Sariel sich selbst, und setzte seine Suche fort.

Erst als die Sonne ihre tägliche Reise bereits beinahe beendet hatte, und ihre schwächer werdenden Strahlen den Horizont rot färbten fand Sariel was er suchte. Erschöpft ließ er die Bäume hinter sich und trat auf die Lichtung, in deren Mitte der Herzbaum wie ein Monarch thronte. In einer eher unbewussten Geste neigte Sariel kurz den Kopf in Richtung des Giganten und blickte sich auf der Lichtung um. Sie war leer.

Schmunzelt musste er sich eingestehen das es wohl nicht anders zu erwarten gewesen war.
Nahale wusste ihre Tage wohl sinnvoller zu verbringen als auf der Lichtung zu sitzen und auf einen seiner unregelmäßigen Besuche zu warten. Während einer kurzen Rast überdachte Sariel seine nächsten Schritte. Stets in der Hoffnung Nahale würde aus den nun länger werdenden Schatten heraustreten und ihn begrüßen.
Gemeinsam mit dem letzten Licht des Tages verschwand die Hoffnung. Enttäuscht und sich selbst für seine Naivität scheltend trat Sariel den Rückweg zum Portal an.

Trotz oder vielleicht grade wegen dieses Rückschlags war der Wunsch Nahale wieder zu sehen stärker geworden. Das letzte mal hatte er sie im Palast zu Trinsic getroffen.. womöglich hielt sie sich noch im Königreich auf.
Erfüllt von neuer Hoffnung führte Sariel sein Pferd gen Cove, und dann weiter zu der kleinen Halbinsel auf welcher Nahale`s Domizil stand. Hinter den Fenstern herrschte Dunkelheit. Fast war der Reiter versucht sein Vorhaben aufzugeben. Nein, selbst wenn die Elfe nicht hier weilen sollte, so wollte er ihr zumindest eine kurze Nachricht hinterlassen. Trabend näherte er sich dem Grundstück.
Im Kopf bereits die Formulierungen des Briefes ausarbeitend, erhellte ein Lächeln sein Gesicht.
Ebenso tat es ein kleines Feuer im Garten mit der Umgebung.
Es schien das zumindest heute Tyche es gut mit ihm meinte.. vielleicht hatte sie auch nur Mitleid mit ihm, aber was machte das für einen Unterschied: Er hatte Nahale gefunden.

Eilig band er sein Pferd an einem der Bäume fest und näherte sich dem Haus.

Nach einer kurzen aber freudigen Begrüßung, saßen beide nebeneinander am Lagerfeuer.
Ohne dass es Worte oder Gesten ihrerseits bedürfte, genügte allein ihre Gegenwart um bei Sariel ein Gefühl von Ruhe hervor zu rufen. Die Last der letzten Tage, all jene Geschehnisse, die ihn beschäftigt und belastet hatten schienen nun weniger schwer und fielen von ihm ab.
Schweigend saß er neben Nahale und konnte nicht umhin sie auch diesmal bewundernd zu mustern. Bluse sowie Hose waren aus einem luftigen, selbst in der Dunkelheit noch schwach schimmernden Stoff, der ihre schlanke Figur umfloss und eine entfernte Ähnlichkeit mit den langen, Kaskaden gleich fallenden, platinfarbenen Haar besaß. Ihre dunkle, ebenholzfarbene Haut verschmolz nahezu perfekt mit der Nacht, sodass neben dem Haar nur ihre smaragdgrünen Augen aufblitzen, wenn sich der Schein des Feuers in ihnen spiegelte, während der Rest ihres Gesichtes von Dunkelheit verschluckt wurde.
„Was führt dich so spät noch her?“ wandte sich Nahele an ihn.
Sariel war einen kurzen Moment versucht ihr die Wahrheit zu sagen, dass er allein ihretwegen hier war um sie zu sehen.. ihre Stimme zu hören.. und …
Er tat es nicht.
Stattdessen erzählt er ihr von den Geschehnissen im Palast, seinen Aufgaben bei Hofe, dem Dienst in der Garde und versuchte so sich selbst über den wahren Grund dieses Besuchs zu täuschen.

Nahale hörte ihm schweigend zu ehe sie freundlich äußerte: „Und dennoch ist es mehr, noch etwas anderes was dich bedrückt“
Sariel lächelte nachgebend. Es war einfach nicht möglich dieser Frau etwas zu verheimlichen.
„Ja, es gibt noch etwas das mich bedrückt, doch leider können weder ich, noch du oder sonst irgendjemand daran etwas ändern. Es fällt mir noch immer schwer mich damit abzufinden“.
Nahale wandte sich ihm zu:“ Du hast Angst zu sterben.“bestätigte sie leise.“…das ist verständlich, die meisten Menschen fürchten das Unbekannte, aber sag mir warum machst du dir sorgen um etwas das erst in vielen Jahrzehnten geschehen wird?“
„Jahrzehnte.., wiederholte Sariel leise“ich habe mit der mir gegebenen Zeit noch nicht viel nennenswertes erreicht, und ich fürchte das ich die mir verbliebene Zeit auf ähnliche Art verschwenden werde. Nahale blickte ihn abwartend an und nach kurzem zögern fuhr Sariel fort“Selbst wenn mir noch Jahrzehnte verbleiben, was sind Jahrzehnte verglichen mit der dir verbleibenden Zeit? Doch nicht viel mehr als ein kurzer Augenblick“
Ein Lächeln, vom Schein des Feuers aus der nächtlichen Dunkelheit gerissen huschte über das Gesicht der Elfe.“Sariel, Augenblicke, egal wie kurz sie auch sein mögen, richtig genutzt können kostbarer sein als Jahrzehnte oder auch Jahrhunderte.“

“Es fällt dir leicht so etwas zu sagen, schließlich verbleiben dir Jahrhundert oder auch Jahrtausende“

Nahale blickte ihn fragend an “ Ist es dieses Wissen was dich zögern lässt? Woher willst du wissen das ein Leben das ein Jahrtausend andauert besser ist als ein kurzes aber ausgefülltes Menschenleben?“

Auf diese Fragen vermochte Sariel keine Antwort zu geben.
“Ich sehe da du selbst eine Barriere aus Zweifeln und Angst errichtet hast. Du allein musst sie durchbrechen, dabei kann ich dir nicht helfen.

Nahale sprach die Wahrheit, und Sariel wusste es. Das Leben hatte ihm nur eine begrenze Anzahl an Jahren gegeben, diese zu nutzen lag allein in seiner Macht. Wenn diese wenigen Augenblicke, denn vielmehr waren die ihm verbliebenen Jahrzehnte im Vergleich zu Nahales Jahrhunderten nicht, wirklich ebenso erfüllend sein konnten wie ein unsterbliches Leben von dem er immer geträumt hatte, dann wäre er ein Narr würde er noch mehr dieser Augenblicke verschwenden.

Lächelnd wandte er sich Nahale zu “Du hast Recht, wie stets. Es liegt wohl an mir die Zeit zu nutzen. Und jeden Augenblick auszukosten..
Die Elfe erwiderte das Lächeln und nickte Sariel aufmunternd zu “Aî“
„Du kannst mir jedoch helfen… diese verbleibenden Augenblicke auszufüllen…, endete Sariel leise. Während er sprach hatte er sich langsam Nahales Gesicht genähert. Noch während das Wort „auszufüllen“ in der Nacht verklang, berührten Sariels Lippen die Ihren.
Sie stieß ihn weder zurück noch versuchte sie sich ihm zu entziehen. Zu Sariels Überraschung erwiderte sie den Kuss ebenso intensiv.

Nahale hielt Wort, zwar hatte sie ihm nicht geholfen die Barriere einzureißen, doch sie zeigte ihm deutlich das dies die richtige Entscheidung gewesen war. Nach langer Zeit verbrachte Sariel wieder eine Nacht unter Sternenhimmel, -- und diesmal verbrachte er sie nicht allein.

 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 27.07.2008. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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