Rainer Preuß

Kurze Pause

" Hey, wie geht es dir? Wie kommst du voran!", fragte er sie, als er sich endlich dazu bewegte, mal zu ihr zu rüber zu gehen. "Hallo, es geht so. Die ganze Lernerei macht mich wahnsinnig!" Sie saß schon seit Wochen vor ihren Büchern. Dass er damit schon seit einem Monat durch war, ließ ihn kein bisschen besser fühlen. Sie hatten durch den ganzen Unistress kaum noch Zeit gehabt, etwas zu unternehmen. Er wusste nicht mal, ob das jetzt gut oder schlecht war. "Eine kleine Pause tut ganz gut!", sagte sie vom Schreibtischstuhl auf ihn herab, lächelte und zündete sich eine Zigarette an. Ob wohl er sich noch als Nichtraucher zählte, nahm er die ihm angebotene Zichte verkrampft lächelten an. Sie hatten kurz gemeinsam frei. Den linken Arm im Schoß verschränkt, mit der rechten Hand rauchend, lauschte er ihren Berichten darüber, wie sie mit einem neuen System am besten Lernen könne. Er war erstaunt, wie wohl er sich in ihrer Nähe fühlte. Er war kurz anders, fand es aber weitaus besser, dass sie ihm von ihr, ihrer Situation und ihren Gefühlen erzählte. Sie war in letzter Zeit öfter rübergekommen um einfach mal nur zu reden und die Dinge rauszulassen. Geehrt fühlte er sich deswegen schon, dennoch war es jedesmal ein kleiner Schlag für ihn. Aber das wars auch ohne Intimitäten. Sie waren jetzt Freunde und daran musste er sich gewöhnen. Rechts die Zigarette, der letzte Zug und dann ausgedrückt. Sie war so wunderschön. "Willst du einen Kaffee?", fragte sie in sein verträumes Gesicht. "Klar, gerne". Er schaute ihr nach, als sie in die Küche ging. Er schaute ihr immer nach, wenn sie ging. Er wollte nie, dass sie ging. Er schaute sich um, überall Bücher. Sie hatte also einfach "nur" zuviel zu tun um sich selbst Zeit zu nehmen. Für ihn. Einerseits beruhigt, andrerseits enttäuscht setzte er sich wieder auf das Fell auf den Boden und nahm ihr mit rechts den Kaffee ab. Sie tranken und unterhielten sich. Fast wie vorher. Er fühlte sich annähernd glücklich. Sie genosse wohl einfach nur ihre Lernpause. Sie hatte nicht soviel Zeit zum Nachdenken, wie er. Nach einer Stunde ging er nach Hause rüber, er musste, weil sie lernen musste. Wie immer, doch es war ok. Er setzte sich in seinem Zimmer auf sein Bett und zog den linken Ärmel hoch. Sie hatte die frische Narbe nicht gesehen.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 27.07.2008. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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