Lara Höfler

Die Veganer-Geschichte


Maya
 

 
„Los, reg dich auf!“ „Nein! Wieso sollte ich?!“ „Nun komm schon! Reg dich auf!“ Manchmal frage ich mich wirklich, was diesem Mädel im Kopf rumgeht. Sie angelt sich einen 20-jährigen Freund, will seit dem Kindergarten daheim ausziehen und erwartet ernsthaft von mir, dass ich mich aufrege, weil so ein paar Kerle, die sich besonders geil fühlen uns hinterher gepfiffen haben. Na ja, wohl eher nur ihr. Zugegeben, sie sieht oll aus. Aber  das ist  den Typen doch egal. Ich musterte sie unauffällig. Liv war 1,72 m groß und schlank, hatte schulterlanges, hellbraunes Haar, das sie meist offen trug, um im richtigen Moment wie zufällig elegant mit der Hand hindurchfahren zu können. Unwillkürlich verglich ich mich mit ihr; blond, braune Augen, einen Kopf kleiner und bei weitem nicht so gut aussehend. Liv hatte eine natürliche Eleganz, an die ich nie herankommen würde. Kein Wunder, dass sie schon mehr Freunde hatte als Kendra, Emma und ich zusammen. Na ja okay, Emma hatte schon 2 und Kendra und ich gar keinen, also war das nicht wirklich schwer. „Wie fandet ihr den Film?“ fragte ich, um vom Thema abzulenken. „Mmh..“ „Na ja..“ Wow. Doch so klare Meinungen. „Ich fand den Typen süß.“ Schweigen .Uuh.. Schweigen ist gar nicht gut. Wenn sie mir widersprochen hätten, hätten wir  noch darüber diskutieren können, aber gegen Schweigen konnte ich nicht protestieren. Also liefen wir weiter. Wir kamen gerade vom Kino und waren auf dem Weg zur Straßenbahnhaltestelle. Dort diskutierten wir noch darüber, was wir nächstes Mal vorhatten. Liv wollte unbedingt schwimmen gehen. Liv zeigte sich gern, besonders Jungs. Wirklich, Liv zog die Jungs an wie die Fliegen, was uns, Kendra; Emma und mir,  manchmal ziemlich unangenehm war. Emma war, gelinde gesagt, ziemlich temperamentvoll und sprühte vor Leben. Außerdem war sie meist mehr an den Typen interessiert als sie an ihr. Sie sah eigentlich super aus, sie hatte einen dunklen Teint, tiefdunkelblaue Augen, hinter denen sich die verrücktesten Ideen bildeten und unglaubliche Locken. Ich wünschte! , ich hä tte Emmas Haare. Kendra und ich hatten (noch) herzlich wenig Interesse an den selbstgefälligen, notgeilen, unreifen und meist auch noch hässlichen Typen, die meist nur hinter Livs Hintern her waren. Doch sie hatte einen Freund. Einen 20-jährigen Dorgen-Assie, den Kendra und ich und Emma bis jetzt noch nie gesehen hatten, und dies auch eigentlich nicht vorhatten, bis Liv im nächsten Moment mit leuchtenden Augen vorschlug: „Ich weiß, was wir nächsten Samstag machen! Wir treffen Christian am Sportplatz!“ Nächsten Samstag stieg am Sportplatz irgendeine Party, wie fast jede Woche. Normalerweise was das mehr Sache von Christie, Marty und Mel, Kendra, Emma, Liv und ich, wir hatten an unseren Samstagen besseres vor, als uns zu besaufen. Ich hatte keine Ahnung, wie viel die anderen tranken und wie es da wirklich zu ging aber ich hielt mich lieber davon fern. Kendra und ich tauschten einen Blick, wie wir es oft taten, um uns zu verständigen. Wir kannten uns seit dem Kindergarten und brauchten keine Worte, um uns zu verstehen. Liv bemerkte den Blick, wie fast jedes Mal, und widersprach unseren stillen Einwänden schon, bevor wir sie hätten schonend formulieren können. “Ach kommt schon, das wird lustig!“ Das war ihr Universal-Argument, wenn sie wusste, dass wir eigentlich nicht wollten. Zum Glück war Emma heute nicht dabei, sie konnte sich so schnell für alles begeistern, und Liv wusste, dass ich mir oft unsicher und deshalb leicht zu überzeugen war, doch im Endeffekt hing alles von Kendra ab, denn selbst wenn wir 3:1 waren, schaffte es Kendra doch meistens, ihren Willen durchzusetzen. Doch Liv blieb hartnäckig, und endlich, kurz vor Griesheim, hatte sie mich soweit. Ich gab nach, denn insgeheim wollte ich ihn schon einmal sehen, nur, um einzuschätzen, wie sehr ich mich um Liv sorgen sollte. Mir gefiel der Gedanke gar nicht, dass Liv sich mit einem 20-jährigen Junkie traf. Aber ich wusste, dass alle Einwände sie nur noch mehr anfeuern würden, denn Liv tat immer das , was anderen Leuten nicht gefiel. Dass Kendra dann ! auch ein lenkte wunderte mich zuerst, doch dann dachte ich grinsend, dass wohl auch sie ihn sehen wollte, doch ich wusste genau so gut, dass sie es niemals zugeben würde. Also einigten wir uns darauf, uns am kommenden Samstag 19.00 Uhr bei Liv zu treffen und dann zum Sportplatz zu fahren.
 
2 Tage später erzählte ich Leonie von unserem Vorhaben, den „Kinderficker“ wie Kendra, Emma und ich ihn nannten, zu treffen und meine n Bedenken bezüglich Livs Umgang mit ihm. Auch Leonie stand auf Jungs, allerdings nicht wie Liv, Leonie war furchtbar romantisch, so wie ich doch im Gegenteil zu mir hatte Leonie noch nicht den Glauben an das Gute in Jungs  verloren. Und ihr Glaube wurde auch nicht enttäuscht, seit einem ¾ Jahr war sie mit ihrem Tim zusammen, einem Zehntklässler. Ein echter Einzelfall, auf mich wirkte er immer nett, gutaussehend, intelligent und nicht halb so unreif wie alle anderen Jungs auf der Schule. Und er liebte Leonie über alles. Die beiden waren der einzige Grund, warum ich überhaupt noch daran glaubte, dass Liebe auch außerhalb meiner (geliebten) Bücher, Filmen und Fernsehserien existierte, denn Liv tat wirklich alles dafür, diesen Glauben zu zerstören, ihr letzter Versuch ist die Just-4-Fuck-Beziehung mit dem Kinderficker.
 
Liv war so realistisch und so total anders als ich, dass wir ständig aneinander gerieten. Wenn wir alleine waren, konnte das ewig so weitergehen, denn keiner von uns konnte nachgeben, beim telefonieren wollte keine zuerst auflegen, das konnte ewig so weitergehen, denn wenn wir etwas gemeinsam hatten, dann die Sturheit. Kendra war auch fast genauso stur, doch trat es bei ihr nicht so zu Tage, denn  Kendra strahlte eine Autorität aus, bei der sogar Liv und ich nachgaben. Kendra war schon immer die Vernünftigste von uns, sie hatte ein ziemlich gutes Charisma und hatte eine ungeheure Überzeugungskraft. Selbst wenn wir abstimmten, gab sie selten nach, denn sie hasste es zu verlieren, wenn ihr etwas wirklich wichtig war, dann beharrte sie darauf bis zum Ende. Sie konnte toll argumentieren und diskutieren, aber nur wenn es wichtig war, ansonsten war sowieso mit einem von ihren Blicken alles geregelt. Kendra hatte so einen bestimmten Blick drauf , der so ziemlich jeden sofort verstummen ließ. Ihr war die Tolle der Anwältin wie auf den Leib geschrieben und das wollte sic auch schon seit der Grundschule  werden. Ich beneidete sie um ihre Zielstrebigkeit und Selbstsicherheit. Manchmal, wenn wir diskutierten (unsachlich streiten war mit ihr sowieso nicht möglich , ich verlor jedes Mal) sah ich sie schon vor mir im Gerichtssaal stehen, ich auf der Anklagebank, schuldig, wollte aber nicht gestehen, Kendra, voll in ihrem Element, eine Brille  mit dickem Rand auf der Nase, die langen kupferfarbenen Haare streng aufgeste3ckt… Ja Kendras Zukunft war klar, genauso wie Livs, sie hatte schon vor ein paar Jahren angefangen zu Modeln. Emma würde das Familienunternehmen, einen Firseurladen, übernehmen und dann, davon war sie fest überzeugt, eine berühmte Schauspielerin werden. Leonie würde Kindergärtnerin, Rani würde Ärztin und ich würde… Psychologie, Archäologie, Sprachen, Jura, Architektur und alles mögliche höchstens bis zum 2. Semester studieren und schließlich doch Fotografien werden und von einem Hungerlohn leben. Es gab ! kaum ein en Job, den ich noch nicht in Betracht gezogen hatte. Leonie meinte, das mit dem Kinderficker sei nur eine Phase und ich sollte mir keine Sorgen machen. Die hat leicht reden mit ihrem Traumkerl..
 
Also machten wir uns am Samstagabend auf zum Sportplatz. An der Grillhütte war schon ziemlich viel los, Liv und Emma gingen rein, schauen ob der Kerl da war, Kendra und ich blieben lieber draußen. Die Sonne ging gerade unter und warf die langen Schatten der Bäume über den Fußballplatz, den nie jemand betreten durfte, und über den trotzdem alle herumtrampelten. Kendra und ich unterhielten uns leise, währen Liv und Emma den Kinderficker suchten, denn eigentlich wollten wir weder da rein, noch den Kerl sehen, wie uns langsam klar wurde. Aber wenn Liv und Emma mit dem rauskamen, dann warn wir hier draußen alleine mit dem, stellte ich schlagartig fest. Ich umgriff meine Tasche fester. Um nichts in der Welt hätte ich erzählt, dass ich mittags noch eine Dose Pfefferspray gekauft und eingepackt hatte.
 

 
Kendra
 

 
Selbst wenn er kam, ich war vorbereitet. Ich war mir inzwischen sicher, dass der Typ nur auf eine Gelegenheit wartete, uns alle umzubringen. Vielleicht steigerte ich mich  da ein wenig zu sehr rein, aber er war 20 nahm Drogen, es war nachts und wir waren allein. Einen Moment lang überlegte ich, Maya von der Dose Pfefferspray in meiner Handtasche zu erzählen, doch dann dachte ich mir, dass sie mich wohl nur auslachen würde.
 

 
Maya
 

 
Dann kamen Emma und Liv zurück. Allein. „Vielleicht ist er am See“, meinte Emma. „Wieso sollte er am See sein? “erwiderte Kendra etwas ungehalten, heute anscheinend auf Konfrontation aus.  „Ja vielleicht  ist er am Teich “sagte  Liv, die grundsätzlich alles niedermachte was mit unserem Wohnort, einem relativ kleinen Ort zu tun hatte. Also gingen wir zu dem… Okay, eigentlich war es ja wirklich nur ein Teich, aber der Gedanke zählt.  Kendra wartete am Weg, sie hatte seither eine unüberwindliche Panik vor den großen Gänsen, die am See hausten.
 

 
Emma
 

 
Kendra wartete sichtlich unbehaglich am Weg, während Liv, Maya und ich uns zur Grillhütte am See begaben. “Seht mal, ich wusste gar nicht, dass auf dem Teich Boote liegen“, meinte Liv verwundert. Maya zuckte nur desinteressiert mit den Schultern. Wahrscheinlich war sie mal wieder in ihren Tagträumen versunken. Es war wirklich unglaublich, was Maya sich alles vorstellen konnte. Manchmal waren es Tagträume, manchmal regelrechte Wahnvorstellungen, und ich denke, es waren nicht mal die krassesten, von denen sie uns erzählte. Also fand ich es nicht mal verwunderlich, als sie plötzlich stehen blieb und flüsterte: „Ich glaube, das ist kein Boot“ Ungehalten wurde ich erst, als sie sich an meinen Arm krallte. Ärgerlich zog ich den Arm weg. „Stell dich nicht so an Wenn du nicht  mal abends an einen See gehen kannst, ohne gleich überall Gespenster zu sehen, solltest du mal zum Psychiater gehen!“ „Ich geh da nicht hin. Ich warte bei Kendra“, beharrte Maya und machte af dem Absatz kehrt. Plötzlich hatte ich ein Dèjá-vu.  „Maya!“ rief ich ihr hinterher. „Wenn du gleich bei Kendra ankommst, pass auf, sie wird dich mit Pfefferspray angreifen, wenn du nicht aufpasst!“ „Jaja, schon verstanden“ murrte sie noch, dann verschwand sie zwischen den Bäumen.
 

 
Maya
 

 
Und das ist  wohl  kein Boot! Dachte ich, als ich zu Kendra zurückging. Kendra stand an einen Baumstamm gelehnt und offensichtlich in Gedanken versunken, und spielte mit etwas  in ihrer Hand. Mir fiel Emmas „Warnung“ wieder ein. Wie konnte  sie von der Dose wissen? Das war ja wohl nur eine spöttische Anspielung auf das Pfefferspray. Ich auf Kendra zu, seitlich von hinten, was ein Fehler war, und in dem Moment, in dem ich ihr die Hand auf die Schulter legte, erkannte ich den Gegenstand in ihrer Hand,, im nächsten Augenblick schrie sie auf, drehte sich um und sprühte. Ich konnte mich gerade noch ducken. „Bist  du wahnsinnig?! Was willst du mit dem Ding? Du hättest mich umbringen können!“ Ich wurde völlig hysterisch. Was meine Augen betraf, verstand ich keinen Spaß. Kendra war furchtbar erschrocken „Oh mein Gott! Tut mir leid! Ich dachte… du… was schleichst du dich auch so an?!“ Plötzlich wurde mir etwas klar. „Oh mein Gott! Emma! Sie… sie wusste es! Wieso wusste sie es? Ich war immer noch völlig panisch; weil Kendra mich angegriffen hatte, weil Emma es vorher wusste und ich mir sicher war, dass das auf dem See kein boot gewesen war.
 

 
Emma
 

 
Ich war ein wenig verwirrt, da ich plötzlich mit solcher Klarheit wusste, was gleich passieren würde, als Maya weggegangen war, als wäre es schon (mal passiert. So merkte ich nicht, dass Liv plötzlich stehen blieb. Erst  als sie zu mir sagte: „Das, was da im Wasser treibt.. was ist das wirklich?“ „Weiß nicht, Vielleicht Müll… oder eine von diesen grässlichen Gänsen.“ Wir gingen näher ran. Dann blieben wir fast gleichzeitig abrupt stehen.  „Liv“ flüsterte ich „das ist kein Boot“ „Natürlich ist das kein Boot“ fauchte Liv etwas schriller als sonst. „Geh hin und sieh nach!“  Wieso ich?“ „Gut dann geh ich eben!“ Als sie nur noch etwa 10m davon entfernt war, drehte sie sich plötzlich um. In ihrem Gesicht stand das pure Entsetzen.  Dann begann sie zu schreien.
 

 
Kendra
 

 
Als ich Liv schreien hörte, wusste ich sofort, dass etwas passiert war. Ich hatte er gerade geschafft, Maya ein wenig zu beruhigen (dass sie sich immer so in ihre Hysterie reinsteigern muss!), da hörten wir Liv schreien und rannten in ihre Richtung los. Ich überwand sogar meinen Horror vor den Gänsen. Wir fanden Liv völlig apathisch und Emma total aufgeregt vor. „Da… Leiche …tot.. im Wasser…“ mehr brachte sie nicht  hervor, dann übergab sie sich ins Gebüsch. Auch ich musste würgen, denn jetzt, wo ich es wusste, war das etwas im Wasser deutlich als Körper erkennbar. Nur Maya neben mir blieb ruhig, so ruhig, wie man eben sein konnte, wenn man eben eine Leiche im Stadtgewässer gefunden hatte. „Seid ihr sicher?“ „Du kannst ja hingehen und dich selbst überzeugen!“ rief Emma schrill.
 

 
Maya
 

 
Ich ging erst einmal zu Liv. Sie hielt mit tränenverschmiertem Gesicht am nächsten Baum fest. Ihre Unterlippe zitterte und sie starrte auf einen Punkt in de Ferne. Ich legte ihr die Hand auf die Schulter. „Das da.. das..“ sie schluchzte „das ist Christian!“
 

 
Kendra
 

 
Als die Polizei eine halbe Stunde später eintraf, wirkte alles noch  unwirklicher, als es sowieso schon war. Alle wurde abgesperrt, wir wurden befragt, und das unwirkliche Leuchten der Polizeiwagen erhellte die hereinbrechende Nacht. Maya, Emma und ich waren gegen 23.00 Uhr wieder daheim. Liv wollten sie nach Hause bringen und dort noch einmal ihre Eltern befragen. Ich hoffte, sie würde keine Schwierigkeiten bekommen, weil sie mit einem 20-jährigen zusammen gewesen war. Christian war der Polizei nicht unbekannt, er war öfters wegen  Drogen und Geschwindigkeitsübertretung drangekommen, einmal sogar wegen Fahrerflucht. Als ich mich gegen 22.45 von Liv verabschiedete, stand sie immer  noch unter Schock und war kaum ansprechbar. Erst später fiel mir auf, dass sie eigentlich nicht trauernd wirkte, sonder einfach nur schockiert. Was mir auch erst nicht auffiel, war, dass am Tatort sich jemand rumtrieb, der mir mit grünem Shirt und Kappe unter den Polizisten gar nicht bewusst auffiel, jemand der, der mit  dem Fahrrad vorbeigekommen war, als ich am Weg wartete. Er fuhr vom See weg, deshalb fand ich es, als es mir 3 tage später auffiel, etwaskomisch dass er dann doch noch mal am See war.
 

 
Maya
 

 
Eine Woche später, wir saßen gerade im Eiscafe war dann auch Liv soweit wieder ansprechbar, und Kendra erzählte uns von dem Kerl, den sie hatte vorbeifahren sehen. Nur Emma war er noch aufgefallen. „Vielleicht ein Schaulustiger, der erst von der Party kam, aber dann noch mal gaffen wollte“ zuckte sie nur mit den Schultern. „Vielleicht ist er aber auch der Mörder“ ereiferte ich mich gleich. „Er hat Christian umgebracht, ist weg und wollte dann.. naja halt…“ da setzte sogar meine Fantasie aus, warum er als Mörder nochmal zurückkommen sollte, erst recht, wenn die Polizei, schon da war. „Meint ihr, die Polizei hat ihn befragt? Vielleicht sollten wir ihn suchen! Oder, noch besser, wir klären den Mord an Christian auf!“ Wir sahen Emma nur entgeistert an. „Das ist doch nicht dein Ernst Ich hab genug Krimis gelesen und nicht mal ich würde das machen!“ sagte ich, doch in Gedanken war ich schon ganz woanders. Wir klären den Mord auf, werden berühmt und ich werde Detektivin! Doch is sah schon im nächsten Moment ein, dass das Schwachsinn war, das war nach Lara Croft sogar meine verrückteste Berufsidee. Und so schweifte ich im nächsten Moment schon wieder in meine unklare Berufsplanung ab.
 

 
Kendra
 

 
Da Maya anscheinend mal wieder träumte, lag es wohl an mir, Emma ihre Idee wieder auszutreiben, in die sie sich gerade  ziemlich hineinsteigerte. „Du willst  doch nicht ernsthaft Hobbydetektivin spielen! Das ist ja wie in einem schlechten Film! Liv, sag du doch auch mal was!“ Doch die zuckte nur teilnahmslos die Schultern. Also blieb mir nichts anderes übrig, als genervt  zu stöhnen und ich etwa 90° von Emma wegzudrehen. Im nächsten Moment durchfuhr es mich gleichzeitig heiß und kalt. Ich packte Maya so fest am Arm, dass sie erschrocken aufschrie. „Psst, sonst bemerkt er und noch!“ „Wer?“ „ER! Dreh dich mal UNAUFFÄLLIG um! Der Typ in dem dunkelblauen T-Shirt, das ist der Kerl vom See!“ Natürlich fuhren Maya, Liv und Emma gleichzeitig ruckartig herum, so dass der Kerl gar nicht anders konnte, als uns zu bemerken.
 

 
Maya
 

 
Er drehte sich um und musterte uns mit den unglaublichsten tiefblauen Augen, so dass mir  einen Moment lang ganz  schwindlig wurde.
 

 
Liv
 

 
Er sah absolut HAMMER aus!
 

 
Emma
 
Er war total süß!
 

 
Kendra
 

 
Er musterte uns abschätzig und ich sah ihn mit dem (hoffentlich) elciehen verächtlichen Blick an, dessen Wirkung allerdings dadurch geschmälert wurde, dass Liv, Emma und sogar Maya ihn mit offenen Mündern zu gleichen Teilen neugierig, entsetzt und begeistert anstarrten. „Jetzt gafft doch nicht so!“ fuhr ich sie an.
 

 
Maya
 

 
Oh mein Gott! Diese Augen! Ich zwang mich, wegzusehen und Kendra anzuschauen, die ärgerlich in die Runde blickte. „Er ist vielleicht ein Mörder und ihr starrt ihn an, als wär er .. „ Anscheinend fiel ihr kein Vergleich ein und so half ich nach: „Der absolut hammergeilste Kerl?“ Sie warf mir einen wütend-genervten Blick zu. „Und außerdem, schaltete sich Liv ein, die auf einmal wieder munter wirkte. „Vor 2 Minuten klang es noch ganz anders, und jetzt scheinst du schon fest davon überzeugt zu sein, dass er der Mörder ist. „Psst, ich bin mir sicher, dass er uns hören kann!“ sagte Kendra und warf einen besorgten Blick zu dem Tisch, an dem der Typ gerade eine SMS schrieb. Aber ich durchschaute Kendra. Sie wollt neu nicht antworten müssen, denn dann hätte sie gestehen müssen, dass sie ihn jetzt nur verdächtig fand, weil Emma, Liv und sogar ich ihn toll fanden. Doch bevor ich ihr das vorwerfen konnte, sprang Emma auf. „Ich geh rüber uns sprech ihn an!“  rief sie – fast schon zu laut – mit einem begeistern Funkeln in den Augen. „Das wirst du nicht!“, Schrie Kendra nun schon fast, uns sprang ebenfalls so schnell auf, dass ihr Stuhl umfiel, mit solchem Getöse, dass sich praktisch alle, die auf der Cafe-Terrasse saßen, umdrehten, inklusive dem Kerl. Toll gemacht, dachte ich noch, dann
 

 
Emma
 

 
kam ein Kellner und es war wieder genauso wie am See; es war als ob das alles schon einmal passiert wäre und ich wusste, was passierte. Der Kellner Stolperte über den Stuhl und schaffte es gerade noch, sich abzufangen, doch das Tablett rutschte im von der Hand, doch da ich ja wusste, dass das geschehen würde, griff ich nach dem Tablette und fing es gerade noch auf, bevor es auf Kendra landen konnte. Der Kellner bedankte sich überschwänglich und zog wieder ab. Als ich mich wieder setzen wollte, merkte ich, dass Kendra, Emma und Maya mich entgeistert anstarrten. „Was war das?“ fragte Liv und betonte dabei jedes Wort, als sei ich schwerhörig oder behindert. „Gute Reflexe“ wich ich aus. „Das waren keine Reflexe, erzähl nix! Du ihm hinterher gesprungen, praktisch noch, bevor er gefallen ist und hast die Hand nach dem Tablett ausgestreckt bevor er’s hat fallen lassen.“ Echt? Hatte ich gar nicht gemerkt gehabt. „Moment!“ rief Maya plötzlich aufgeregt. „Am See, als ich zu Kendra ging, da hast du mich vor dem Pfefferspray gewarnt, dabei konntest du gar nichts davon wissen! Was geht hier vor?“ fragte sie abschließend, fast anklagend. „Ich… Ich weiß auch nicht-.. ich wusste einfach… was passiert, als wäre das alles schon mal geschehen!“ „Du weißt, dass das bescheuert klingt, oder?“ erwiderte Kendra trocken. „Ich.. jaah..“
 

 
Kendra
 

 
Über Emmas neuer „Fähigkeit“ hätten wir fast den Kerl vergessen. Aber eben nur fast. Ich warf einen verstohlenen Blick zum anderen Tisch. Der Kerl begrüßte gerade ein Mädchen mit dunklem Teint und wasserstoffblonden Haaren. Bestimmt gefärbt, dachte ich verächtlich und wandte mich wieder Emma zu.
 

 
Maya
 

 
Mir entging nicht, dass Kendra noch einen Blick zu dem Typen hinwarf. Ich musste innerlich grinsen, denn wenn sie den Kerl wirklich jetzt schon so verachtete hätte, hätte sie ich über Emma schon längst wieder vergessen. Ich jedenfalls nicht. Uns Liv sicher auch nicht. Der Kerl kam nicht mehr zum Thema, obwohl ich wusste dass wir alle ihn keinesfalls vergessen hatten.
 

 
Liv
 

 
Auf dem Rückweg kam Emma noch mal auf  den Typen zu sprechen. „Ich hätte  zu ihm gehen sollten!“ meinte sie besorgt. „Da war die Tussi, hast du sie nicht bemerkt?“ erwidere ich leicht angepisst, da ich wirklich keine Konkurrenz gebrauchen konnte. „Vielleicht seine Schwester“ meinte Maya hoffnungsvoll. „Findet ihr es nicht ein seltsamer Zufall, dass der Kerl erst vom See wegfährt, dann dort ist und wir ihn jetzt im Eiscafe treffen?“
 
Kendra. Die alte Skeptikerin. „Zufälle gibt es nicht“ schüttelte Maya bestimmt den Kopf. „ Er sollte dort sein. „Kendra verdrehte genervt die Augen. „Maya, bitte nicht jetzt!“
 
Maya war fest vom Schicksal überzeugt, was zu regelmäßigen Diskussionen mit Kendra führte, denn die vertrat genauso fest die Meinung, man mache es sich einfach, in dem man behauptet, man könne nichts beeinflussen, es sei alles vorherbestimmt, es solle eben genauso passieren; spätestens da wird sie immer von Maya unterbrochen, die, völlig felsenfest überzeugt, behauptete, man könne wohl alles beeinflussen, nur, dass da eben schon im Schicksal einkalkuliert war, und selbst wenn nicht, dann könne man es bis zu einem bestimmten Grad beeinflussen. Das war meistens die Stelle, an der Kendra auf ihre unvergleichbare Art die Augenbrauen hochzog und nur skeptisch den Kopf schüttelte, und damit war das Gespräch dann beendet. Auch hier gab Maya für ihre Verhältnisse ziemlich schnell klein bei.
 

 
Maya
 

 
Nach diesem Besuch im Einscafe sahen wir uns die ganze Woche nicht mehr, und ich hatte auch fürs erste genug zu denken; Der Kerl, Emmas neue „Gabe“ und der Mord an Christian. Vielleicht hätten wir traumatisiert sein müssen, schließlich hatten wir eine Leich gefunden. Aber irgendwie war das alles ziemlich an mir vorbeigegangen. Am Montag berichtete ich Josie, Rani und Leonie von dem Kerl, Emma und meiner Gefühllosigkeit. Vom Mord wussten sei natürlich schon längst. Leonie zeigte sofort reges Interesse für den Kerl (ihr Typ war gerade nicht dabei) Josie für Emma und Rani hatte wir immer für alles eine logische Erklärung. „Dass ihr immer gleich aus einer Mücke einen Elefanten machen müsst! Gute Reflexe und vielleicht ein bisschen Intuition  erklären das, was im Cafe  passiert ist und vielleicht hat sie doch vom  Pfefferspray gewusst und wusste wie Kendra reagieren würde. Und der Kerl… da waren wahrscheinlich genug Leute erst auf der Party und dann noch mal  gaffen oder so. Und du hattest schon immer starke Nerven an den falschen Stellen.“ „Was soll das denn jetzt heißen?“ fragte ich angriffslustig. „Vor Referaten stehst du immer kurz vor einem Nervenzusammenbruch, und bei der Beerdigung deiner Tante hast du keine Träne um sie geweint. Nur, als  du gegen den Türrahmen gerannt bist, was, nebenbei gesagt, auch ziemlich dämlich war. „ Erwiderte sie eiskalt.. Ich überging den letzten Satz. „Ich hab sie gehasst, okay? Außerdem hat sie sich zu Grabe gesoffen, geschieht ihr Recht“ „Genau das meine ich. Was dich nicht selbst betrifft, bist du wirklich gefühlskalt.“ Ich wurde wütend, wie immer, wenn sie mich kritisierte, und ich wusste, dass sie Recht hatte, es aber nicht einsehen wollte. Aber ich versuchte, es runterzuschlucken. Gelang mir aber nicht. Gelang mir nie. „Na und?“ erwiderte ich, weil mir nichts einfiel. Wirklich armselig. „Habt ihr viel Englisch gelernt?“ ging Josie hastig dazwischen, bevor mir ein bessere Argument einfallen konnte. „Ne, das Thema is ja auch nicht so schwer, oder?“ versuchte Leonie sie ! zu unter stützen. Da mir wirklich nichts Besseres einfiel, schwieg ich.
 
Ich dachte lange darüber nach, was Rani gesagt hatte, und schließlich gestand ich mir ein, dass sie Recht hatte, was mich dazu brachte, noch  mehr nachzudenken.  Bis Liv Freitagabend mit einem Anruf meine Grübeleien unterbrach. „Ich weiß wird er Typ ist!“ schrie sie, noch bevor ich mich melden konnte, so laut ins Telefon dass ich den Hörer vom Kopf weghalten musste. „ER heißt Dennis und seine Schwester Lucy war das Mädel im Cafe, ich wusste, dass ich sie schon mal gesehen hatte, sie geht auf unsere Schule, in die 10. und starrt mich immer so feindselig an, Jessi kennt sie, sie spielt bei ihr im Verein Tennis, ihre Eltern sind geschieden, er wohnt beim Vater, sie hier bei der Mutter, er’s ist vor 2 Wochen überraschend vorbeigekommen. Ist das nicht seltsam?“ sprudelte sie hervor und ich wartete erst, dass sie weiterredete, bis ich begriff, dass sie auf die Frage wirklich eine Antwort wollte. „Ja, ziemlich. Hast du Emma und Kendra schon davon erzählt?“ Es war einen Moment lang still am  anderen Ende und ich wusste, dass sie den Kopf schüttelte. Ich musste grinsen, dann meinte sie hastig. „Nein, du bist die erste. Ich war mir nicht sicher, wie die anderen es aufnehmen würden…Kendra würde in ihrem augenblicklichen Zustand den Typ glatt bei der Polizei anzeigen und Emma … naja jedenfalls wissen die anderen och nichts davon. Ich weiß auch nicht,  ob ich ihnen überhaupt etwas davon erzählen sollte. Vielleicht sollten wir die ganze Sachen vergessen.“ Verdrängung, „Nein! Der Kinderficker wurde  ermordet und das aus welchem Grund und von wem, das ist die große Frage, deren Antwort wir haben wollten! Vielleicht hat das was mit dem Kerl zu tun, aber das müssen wir eben herausfinden. Wurde eigentlich gesagt, an was Christian gestorben ist?“ „Schädelbasisbruch, und dann ist er.. erstickt. Di Polizei hat gesagt, wahrscheinlich ist er mit einem großen Stein erschlagen worden, ha hat auffällige Male im Schädelknochen und San in der Wunde gefunden. Mehr weiß ich nicht.“ Ich hatte das Gefühl, gerade wegen diesem letzen Satz! , dass d a noch etwas war, dass sie wusste, aber ich hakte nicht mehr nach. Wahrscheinlich hatte Emma Recht. Ich sah über alle Gespenster. „Sonst irgendwas Neues?“ fragte ich. „ Ne.. Jessica hat einen neuen Freund.. sonst nix. Und bei dir?“ Sie wusste, dass ich nur gefragt hatte, damit sie mich auch fragte und dass ich irgendwas zu erzählen hatte, aber nicht einfach so damit rausplatzen wollte. Ich erzählte von Ranis Kritik. Dann schwieg sie einen Moment lang. Das machte mich panisch, denn es gab mir das Gefühl, dass sie Rani zustimmte und nur gerade überlegte,, ob sie es mir sagte und wie sei es halbwegs schonen formulieren konnte. „Das stimmt doch nicht oder denkst du auch so? Ich meine am See… ich hab ihn nicht gefunden und ich kannte ihn gar nicht.. und ich habe diese Tante wirklich gehasst… ich meinen sie hat-“ „Du glaubst immer gleich, dich rechtfertigen müssen und für alles eine Ausrede finden zu können, das denk ich gerade.“
 

 
Liv
 

 
Schweigen. Hoffentlich war das jetzt nicht zu krass, Maya vertrug Kritik – besonders berechtigte – ziemlich schlecht. Ich hatte ihr außerdem nicht gesagt, dass Christian gar nicht dort am Teich ermordet worden war, sondern erst später in den Teich geworfen wurde, kurz bevor wir dort ankamen, denn sonst wäre untergegangen. Das heißt, der Kerl, der das gemacht hatte, war noch nicht weit  gewesen und die Polizei hatte das ganze Umfeld abgesucht, doch niemanden verdächtigen gefunden, deshalb wäre es ein kluger Schachzug von dem Kerl gewesen, sich unter die Schaulustigen zu mischen. Das hätte ihren Verdacht und ihren Antrieb nachzuforschen noch gesteigert, doch darauf hatte ich momentan wenig Lust.
 
Seit Christians Tod war ich irgendwie… ich weiß nicht, ich fühlte mich irgendwie anders, als wäre mir irgendetwas klar geworden, als hätte sich was verändert, ich wusste nur noch nicht, was. Meine Gedanken wurden von Maya unterbrochen, die anscheinend ihrerseits zu einem Ergebnis ihrer Gedankengänge gekommen war. „Glaubst du… „fragte sei zögerlich „Glaubst du ich sollte wirklich einmal zu einem Psychiater gehen? Auch meine ständige Unentschlossenheit, meine Angriffslust und allgemein… vielleicht stimmt etwas mit mir nicht.“ Ich war wirklich schockiert. Das sie sich für so psycho hielt, war mir nicht klar gewesen. Klar hatte sie irgendwie einen Knacks, aber den hatten wir doch alle irgendwo. „Nein! Um Gottes Willen, so bekloppt bist selbst du nicht!“ Ich wechselte dann hastig das Thema und hoffte, dass sei nicht weiter darüber nachdachte. Nachdem wir das Gespräch beendet hatten (nach 5 min Sturheit, hatte Maya nachgegeben und aufgelegt) dachte ich noch mal über ihre Psychiateridee nach. Wenn hier jemand zum Seelenklempner muss, schoss es mir unwillkürlich durch den Kopf, dann ja wohl ich. Ich war mit einem 20-jährigen zusammen gewesen!  Im nächsten Moment war ich schockiert. Wieso dachte ich so was? Das war ja wohl ein Eingeständnis. Mmh.. mal ehrlich, bereute ich es? Nein. Würde ich es wieder tun? Nein. Warum nicht? Weil es dumm war. Aber eine Erfahrung. Mir war, als stritten in meinem Kopf  zwei Stimmen. Die Vernunft und.. die Unreife. Mir schien, als hätte bis jetzt die Unreifheit gesiegt, aber  in letzter Zeit  schien sich die Vernunft Gehör verschaffen zu wollen. Ich schüttelte den Kopf. Das war Schwachsinn. Oder?
 

 
Maya
 

 
Liv und ich hatten ausgemacht, morgen shoppen zu gehen. Ohne  Kendra und Emma. Wie Liv gesagt hatte; Kendra mir ihrer Wut und Emma, die sicher in diesem Moment über ihre neue „Fähigkeit“ grübelte.
 
Am nächsten Morgen gingen wir  ausgiebig shoppen, ohne ein Wort über Christian , Emma, Dennis oder dergleichen zu verlieren.
 

 
Liv
 

 
So gegen 3, wir waren gerade auf dem Weg zu H&M (zum dritten Mal, ehrlich gesagt) schrieb plötzlich jemand hinter uns „Mayaaah!“ Maya erstarrte, blieb verwirrt stehen und drehte sich langsam um. Ich nicht, was oder wen sie erwartet hatte, auf jeden Fall begann sie zu lächeln (oder sie setzte zumindest ein Lächeln auf, ich weiße es nicht) und ging auf ein paar Mädels zu, die in ihre Klasse gingen und die ich vom Abschlussball her kannte. Wenn Wolfskehler auf Erfelder trafen, konnte man sich erst einmal grundsätzlich nicht  leiden. So war ich auch nicht sonderlich begeistert, als ich (ich kramte in meinem Hirn nach den Namen) Janina, Claire &Josie sah, aber ich setzte ein Lächeln auf, da ich wusste, das Maya sie mochte (warum auch immer, immerhin waren sie Erfelder) und ging Maya hinterher. Da erstarrte ich. Der Kerl! Dennis! Er ging gerade mit der Blonden, seiner Schwester, auf die Rolltreppe zu. Ich lief geradewegs auf  die beiden zu, stellte mich ihnen in den Weg und realisierte erst da, was ich gerade getan  hatte. Jetzt musste ich improvisieren. „Hi, ich bin Liv.“ Sagte ich, ziemlich unkreativ und fuhr mir mit der Hand durch die Haare. Das wirkte immer. Eigentlich. „Ja, was willst du?“ fragte Dennis abweisen, fast feindselig, und rückte, beinahe unmerklich, ein Stück vor seine Schwester, als sei ich eine Gefahr und er wollte sich schützend vor sie stellen. Das verwirrte mich, ich fing mich aber gerade noch rechtzeitig, um zu beschließen, nicht zu lügen und nicht drumherumzureden. .- „Ich hab dich am See gesehen, wo Christian gefunden wurde  und wollte dich fragen, was du da zu suchen hattest.“ Meine Direktheit überraschte und verunsicherte ihn. Volltreffer, dachte ich triumphierend, als ich plötzlich meinen Namen hörte, und drehte mich um. Kendra und Emma kamen auf uns zu, oder besser gesagt auf mich, denn sie hatten Dennis anscheinend noch nicht erkannt. Maya hat Recht, schoss es mir durch den Kopf, es muss das Schicksal geben, so viele Zufälle kann es nicht geben, Als sie Dennis erkannten, l! ießen si e sich nichts anmerken, nur ich registrierte, wie sich Kendras Blick  für einen Augeblick lang veränderte. „Ich glaube, ich geh dann mal“, sagte die Schwester unsicher. „Ja geh nur, wir treffen uns dann im Cafe“ meinte Dennis.
 

 
Kendra
 

 
Als die Tussi abzog, wandte sich Liv wieder mir und Emma zu. Wir hatten heute mal shoppen gehen wollten, ohne Maya, sie sich ständig Gedanken über ihr Lebe, Gott und die Welt machte, und Liv, die Christians Tod noch nicht ganz verkraftet zu haben schien. „Schön, dass ihr auch kommt“ flötete Liv als wir kamen. „Ich habe Dennis gerade gefragte, was er vor 2 Wochen am See wollte. „ Aha. Liv spielte mit offenen Karten. Gut. „Und, wie war deine Antwort?“ fragte ich. „Was geht euch das an?“ „Oh es geht uns ziemlich viel an, meine Freundin Liv hier nämlich…“  ich machte eine kunstvolle Pause „war die Freundin des Toten, und da würde es uns natürlich interessiere, warum und wegen wem er sterben musste.“ Während ich redete, sah er mich durchdringend an und als ich geendet hatte, kniff er die Augen zusammen und sah zu Liv hinüber. Er hatte wirklich tolle Augen, das musste sogar ich mir eingestehen. Ich spürte plötzlich, dass wir beobachtet wurden. Ich drehte mich um und da standen Maya und 3 Mädels aus ihrer Klasse, die uns interessiert zusahen. Dennis  hatte sie auch bemerkt. „Und wer sind die da?“ fragte er und zeigte auf die kleine Gruppe Mädchen. „Euer Spezialeinsatzkommando? Wollt ihr mich verhaften?“ fragte er spöttisch, während er die Augenbrauen hochzog. Wow, der hatte den Blick genauso gut drauf wie ich. Und ich fühlte mich genauso bescheuert, wie es den andern immer gehen musste, wenn ich sie so ansah. „ Ihr seid doch übrigens genauso verdächtig. Was habt ihre dort gemacht? Ich hab dich gesehen“ wandte er sich direkt an mich. „Du hattest Pfefferspray und bist bei jedem Geräusch herumgefahren. Wenn das mal nicht verdächtig ist.“ Sagte er, fast drohend und ich bewunderte ihn fast; der versand, was er tat!  Jetzt hatte er uns fas so weit, dass wir die Verdächtigen waren! Emma, die bis jetzt geschwiegen hatte, meldete sich zu Wort: „Vielleicht solltest du uns deine Handynummer geben, dann können wir dir Bescheid sagen, falls wir etwas gegen dich finden oder falls du vorhast zu verschwinden, denn es würd! e die Po lizei bestimmt interessieren, dass du kurz vorher am Tatort wars, und du außerdem gerade angekommen warst, und vielleicht wollen sie dich befragen“ meinte sie lächelnd, fas charmant. Geschicktes Manöver, Em, dachte ich, denn wenn er uns die Nummer gab, hatten wir wirklich einen Trumpf in der Hand, und wenn er sie uns nicht gab, machte er sich noch verdächtiger. Ohne mit der Wimper zu zucken, gab er  uns seine Handynummer. Bevor wir uns verabschiedeten, musterte er mich noch einmal mit einem Blick, den ich nicht deuten konnte. Der Kerl schaffte es, mich zu verunsichern wie noch keiner und deshalb hasste ich ihn noch mehr.
 

 
Maya
 

 
„Wir haben sie! Wir haben ihn! Wir sind super!“ sang ich den ganzen Heimweg lang. „Aber wisst ihr was?“ unterbrach mich Liv, als wir gerade die Griesheimer Hauptstraße mit der S-Bahn entlangfuhren. „Ich glaube,- irgendwas hat es mit der Schwester auf sich. Als ich zu ihnen gegangen bin, hat er sich wie schützend vor  sie gestellt, du als sie weggegangen ist, wirkte es auch, als meinte er, es sei, besser für sie, wenn sie nicht dabei wäre.“ „Süß, wie e4r sie beschützen will“ meinte Emma, die immer begeisterte von dem Kerl wurde. „Süß?!“ Selbst wenn er nicht der Mörder ist, irgendein Geheimnis hat er“ regte sich Kendra auf, die ihrerseits immer besessener von der Idee wurde, dem Kerl irgendwas anzuhängen.  „Wisst ihr was?“ schaltete ich mich ein, immer noch total euphorisch, „ich finde, wenn schon, dann richtig. Wir sollten zur Wohnung des Kinderfickers gehen und uns dort einmal umsehen. Vielleicht sogar zur Polizei, falls die was rausrücken, und ein paar Details herausfinden. „ Emma war gleich begeistert,  da sie wahrscheinlich insgeheim hoffte, etwas zu finden, was gegen Dennis Schuld sprach, doch Liv und Kendra wollten die Sache jetzt erst einmal auf sich beruhen lassen. „Lass es doch jetzt mal gut sein“ sagte Kendra. „gerade du“ rief ich und zeigte anklagend mit dem Finger auf sie, „ du wolltest doch unbedingt Dennis „Geheimnis“ herausfinden!“ Kendra holte gerade Luft, um mit einem ihrer unschlagbaren Argumente zu kommen, da beschloss Emma alles, mit dem einen einzigen Satz: „Nächsten Samstag um drei bei Liv?! Mit Fahrrad. Okay, dann sind wir uns ja einig. Wollen wir noch ein Eis essen gehen?“
 

 
Kendra
 

 
Am darauf folgenden Samstag – ich hatte die ganze Woche über nicht ruhig schlafen können – standen wir also gegen vier Uhr vor einem Mehrfamilien-Miethaus.  „Er hat doch allein gewohnt, oder?“ Liv nickte. Wir hatten Dienstagnachmittag noch stundenlang diskutiert,  über  das genaue wie, was, ob, und was wir anziehen würden. Wir hatten uns für eher schlicht-normale Kleidung entschlossen, und in dem Punkt wie waren wir uns nicht einig geworden. Wir hatten beschlossen, erst einmal hinzufahren und dann zu schauen, ob und wie man in die Wohnung kommen könnte. „Das Schicksal wir uns helfen“ meinte Maya optimistisch, „und wenn nicht, kommen wir sowieso nicht dagegen an.“ Langsam begann sie mich zu nerven. Also standen wir dann vor diesem Haus, unentschlossen, unsicher… okay, um ehrlich zu sein, hatten wir schon überlegt., ein Fenster einzuschlagen, Liv hatte sogar schon einen passenden Stein gefunden, aber ich konnte sie noch davon abbringen, schließlich wäre das Hausfriedensbruch UND Sachbeschädigung, selbst wenn wir noch minderjährig waren. Dann beschlossen wir, beim Vermieter zu klingeln und Liv sollte fragen, ob sie in die Wohnung könnte, sie habe dort noch Sachen. Das einzige Problem war, der Vermieter uns  wohl kaum in der Wohnung alleine lassen würde. Wir beschlossen, dann spontan zu entscheiden wir noch in er Wohnung bleiben konnte. „Wir dürfen auf  keinen Fall den Verdacht erwecken, dass wir ihn loswerden wollten wollen“ schärfte ich den andern ein. Wir entscheiden außerdem, dass nur Liv und Maya fragen würden, ich und Emma wollten draußen warten, zu viert war es wohl ein wenig auffällig.
 

 
Maya
 

 
Der Vermieter wohnte glücklicherweise im Haus, ganz oben, also quälten Liv und ich uns erst mal ganz nach oben. Liv fuhr sich die ganze Zeit nervös durch die Haare.
 

 
Liv
 

 
Wir hatten Glück. Oder, ein wohlgesinntes Schicksal, wie Maya es formulieren würde. Der Vermieter ein, ein Typ mit Anzug und mit Aktentasche, kam gerade raus, als wir oben ankamen.
 

 
Maya
 

 
Liv stellte sich ihm ganz dreist in dreist in den Weg und fragte mit unwiderstehlichem Augenaufschlag und unglaublich direkt nach dem Schlüssel. „Hallo, sied sie der Vermieter? Ich war die Freundin von dem, der neulich ermordet wurde.“ Sie setzte eine Trauermiene auf. „Ich habe noch ein paar Sachen in der Wohnung. Könnten Sie uns bitte aufschließen?“ Er schaute nervös auf die Uhr. „Werft den Schlüssel später in den Briefkasten, ich muss  lost.“ Mir fiel fast die Kinnlade  runter. Wie blöd war der Kerl eigentlich? Aber er händigte uns den Schlüssel aus und verschwand. Wir hofften, dass Emma und Kendra klug genug gewesen waren, sich nicht mitten auf  den Weg zu stellen. Wir warteten ein paar Minuten, dann klingelte  Liv Kendra an, damit die  beiden reinkamen. Dann standen wir vor Christians Tür. Livs Hände zitterten, als sei aufschloss. „Reiß dich zusammen“ ermahnte Kendra sei, selbst sichtlich nervös. Dann traten wir ein.
 

 
Kendra
 

 
Für einen drogengeilen Kerl ohne Führerschein hatte er eine überraschend aufgeräumte Wohnung. „Okay, Liv, du nimmst das Schlafzimmer, ich das Wohnzimmer, Emma die Küche und Maya das Bad. Los!“ „Würg, warum hab ich das Bad?“ murrte  Maya, zog jedoch ab. Sie hatte einen furchtbaren Ekel vor Toiletten und den damit verbunden Bakterien. Sie trank in den Schule kaum etwas, aus  Angst, danach dort auf s Klo gehen zu müssen.
 

 
Maya
 

 
Ich stemme die Hände in die Hüfte und ließ erst mal den Gesamteindruck auf mich wirken. chaotisch, aber einigermaßen sauber. Neugierig sah ich mich nach Drogen um, aber die hatte die Polizei wahrscheinlich alle schon mitgenommen. Die Polizei hatte vermutlich sowieso schon alles mitgehen lassen, was suchten wir hier eigentlich? Wandsafes, mit gewaschenem Geld darin? Mmh, eigentlich eine lustige Idee. Wenn… „Maya, träum nicht rum!“ tönte Kendra aus dem Wohnzimmer. Echt gruselig, wie gut sie mich kannte. Okay, wir suchten nach Verbindungen zu Dennis, die der Polizei vielleicht nicht verdächtig erscheinen waren. Mmh.. Parfum, Seife, Putzmittel, Make-up… Make-up?? Der Kerl war ja noch seltsamer, als ich dachte. Okay, aber  nichts wirklich Verdächtiges.
 

 
Liv
 

 
Ich widerstand der Versuchung, zuerst in die Wäscheschublade zu sehen und suchte unter dem Bett nach… ja was suchte ich eigentlich? Keine Ahnung. Da fiel mit etwas auf. Ein Holzplatte, unter dem Bett, ein klein wenig höher als die anderen. Sei war nur jetzt zu sehen, als die Sonne genau durch das Schlafzimmerfenster schieb, warf sie einen kleinen Schatten. Ich krabbelte unter das Bett, kämpfte gegen die aufsteigende Panik wegen der Enge, in der ich nicht mal anständig atmen konnte und griff nach der Holzplatte. Volltreffer. Sei ließ sich leicht anheben und verbarg ein Loch im Boden, das ein kleines schwarzes Buch und ein Tüte die Weißes mehlartiges Zug enthielt. Ich holte das Buch heraus.
 

 
Emma
 

 
Die Küche war ziemlich leer. Wahrscheinlich hatte sich der Typ meistens von Pizza und Dosenravioli ernährt. „Was gefunden?“ fragte ich deshalb Kendra, die gerade unter die Sofas im angrenzenden Wohnzimmer schaute. „Nein. Vielleicht hatte Liv mehr Glück.“
 

 
Kendra
 

 
„Leute! Das müsst ihr euch ansehen!“ Liv klang furchtbar aufgeregt und stürzten wir gleich ins Schlafzimmer. Liv saß auf dem Bett und hatte ein Buch auf den Knien. Wir setzten uns zu ihr. „Seht euch das an“, wiederholte sie. Sie blätterte durch die Seiten. „Das ist ein Tagebuch. Seht mal, die verschiedenen Handschriften. Und auch ist immer anders geschrieben.“ Sie blätterte weiter.
 

 
Liv
 

 
Plötzlich fiel mir mein Name auf. „Da- da steht was über mich!“ sagte ich verblüfft. „Ach wirklich. Woher kannte er dich bloß“, meinte Maya sarkastisch. „‚Liv ist echt süß. 15 – fast noch Kindergarten.’ Ich glaub ich werd nicht mehr!“ Maya lachte lauthals auf. „Ich habs dir gesagt, ich habs dir von Anfang an gesagt!“ Viel schlimmer als die Tatsache, das Christian mich wirklich für ein Kleinkind gehalten hatte – wahrscheinlich hatte ich es immer irgendwie geahnt – war, dass Maya Recht behielt und mir das unter die Nase reiben würde, bis sie Alzheimer bekam. Ich blätterte schnell weiter, auch weil ich gar nicht wissen wollte, was da noch über mich stand. Dann fiel mein Blick auf einen anderen Namen, der mir bekannt vorkam. „Lucy…“ „Lucy ist die Schwester von Dennis!“ rief Kendra aufgeregt. „Was steht da über sie?“ „‚Lucy ist echt das tollste Mädchen, das ich kenne. Ich liebe sie über alles. Schade, dass wir uns so selten sehen können.’“ „Klingt nicht gerade nach einem 20-jährigen. Lucy ist doch auch erst höchstens 16“, bemerkte Kendra. „Aber die verschiedenen Handschriften finde ich komisch. Seht mal, da steht ein Name. Nick“, las sie. Wieso Nick? Wartet“, sie ergriff das Tagebuch und blätterte aufgeregt darin. „Unter diesem Eintrag steht… Ben. Und unter dem Eintrag über Liv… Christian.“ „Oh mein Gott“, brachte Liv stockend hervor. „Chris… Christian war schizophren!“
 

 
Kendra
 

 
Ich schüttelte den Kopf. „Nein. Wenn überhaupt litt er an dissoziativer Identitätsstörung. Schizophrenie ist was anderes.“ Ich konnte die Gedanken der anderen regelrecht hören. Klugscheißerin. „Wow, der Kerl war sogar noch mehr psycho als ich dachte“, meinte Maya entgeistert, aber beinahe belustigt.
 

 
Liv
 

 
Plötzlich hörten wir von draußen ein Geräusch, ein startendes Auto. Wir schreckten auf, und ich hatte das Gefühl, dass uns in diesem Moment erst einmal klar wurde, was wir hier gerade taten; wir waren in ein fremdes Haus nahezu eingebrochen, schnüffelten in den Sachen eines Ermordeten herum, der dis… disso… der psycho war und zu allem Überfluss auch noch mein Freund, der mich verarscht hatte und gleichzeitig noch mit ’nem anderen Mädel zusammen gewesen war. „Wir verschwinden jetzt besser“, sagte Kendra bestimmt. Wir stimmten erleichtert zu. „Aber das nehmen wir lieber mit“, meinte sie und steckte das Tagebuch ein. „Das hättest du noch vor einem Monat nicht mal zu denken gewagt“, sagte Maya regelrecht bewundernd. „Vor einem Monat hätte ich auch noch nicht gedacht, das wir Livs Psycho-Freund ermordet am See finden“, erwiderte Kendra ungerührt.
 

 
Kendra
 

 
„Ich geh nur noch mal schnell ins Bad“, sagte ich, fast ein wenig nervös. Im Bad holte ich den Schlüssel hervor, den ich Liv in einem unbemerkten Moment abgenommen hatte. Ich machte einen Abdruck in einen Knetblock, den ich mitgenommen hatte. Mein Onkel, er war Schlosser, hatte mir versprochen, mir eine Kopie anzufertigen. Ich konnte froh sein, dass er auf meine Vernunft vertraute und nicht zu viele Fragen stellte. Ich hatte beschlossen, den anderen nichts davon zu sagen, aber einen Schlüssle zu der Wohnung zu haben… naja, man konnte nie wissen. Dann verließen wir die Wohnung, warfen dem Vermieter den Schlüssel in den Briefkasten und fuhren schweigen zurück nach Wolfskehlen und zu Emma, sie hatte dieses Wochenende sturmfrei, und lasen noch einmal im Tagebuch. Es standen viele Sachen über Liv und Lucy darin, Liv immer in Einträgen unter dem Namen Christian, Lucy wurde immer nur von einem Nick erwähnt, Ben hatte eine krakelige Handschrift und richtig brutale Gedanken. Nick schrieb so, als sei er gerade einmal 17. „Glaubt ihr, Lucy hat gewusst, dass er…“ in Liv stieg sichtlich Übelkeit auf. „Ich glaube nicht. Die sieht viel zu tussig aus, als das die sich mit so einem Psycho einlässt.“ „Aber eigentlich, wenn man so drüber nachdenkt, könnte Lucy ihn genauso umgebracht haben. Vielleicht gab es Streit.“ „Vielleicht hatte sie es aber auch geplant. Vielleicht hat sie rausgekriegt, das er psycho ist und hat ihn dann umgebracht.“ So führte ein Wort zum anderen und als wir uns schließlich trennten, waren wir schon fast überzeugt, dass Lucy eine psychopathische Serienkillerin war (der Gedanke, dass sie zur Mafia gehören könnte, war uns natürlich auch gekommen), und Emma überlegte ernsthaft, das FBI anzurufen, nur um „mal zu fragen“, doch das könnte ich ihr ausreden.
 
Wieder daheim durchfuhr mich der Schock eiskalt. Ich hatte mein Handy in der Wohnung liegen gelassen. Scheiße. Ich rief an diesem Abend noch meinen Onkel an, und als ihm von dem Handy-Problem erzählte, lachte er erst einmal und versprach, den Schlüssel bis morgen nachzumachen. Er kam gleich vorbei und holte den Abdruck.
 
Am nächsten Tag machte ich mich – alleine – auf zur Wohnung des Kinderfickers. Dieses Mal war mir schon mulmige zumute. Ich schloss auf – nachdem ich mich versichert hatte, dass niemand zusah. Ich sah schon überall Gespenster. Draußen war ich fest überzeugt, eine Bewegung hinter dem Küchenfenster wahrgenommen zu haben, drinnen glaubte ich ein Geräusch aus der Küche gehört zu haben. Ich zwang meine Paranoia nieder und begann mein Handy zu suchen. Im Bad war es nicht also schaute ins Schlafzimmer. Nach einem Blick wusste ich, dass es dort nicht war. Es war alles noch genauso wie gestern Abend, sogar die Mulde auf der Bettdecke, wo wir gesessen hatten, war noch da. Ich ging zur Wohnküchentür. Ich sah es durch die offene Tür auf dem Wohnzimmertisch liegen. Ich ging durch den Türrahmen und nahm dann eine plötzliche Bewegung hinter mir wahr, doch bevor ich mich umdrehen konnte, spürte ich eine Hand auf der Schulter. Doch ich war vorbereitet. Ich packte den Arm, der zu Hand gehörte, machte einen Schritt zurück und warf den Angreifer praktisch über meine Schulter. Er machte regelrecht eine Rolle vorwärts. Als er dann auf dem Boden lag, stellte ich einen Fuß auf seine Brust. Eine Bewegung und… Du?!“ Ich war ehrlich verblüfft. „Ja, ich. Wärst du so freundlich?“ Dennis schob meinen Fuß weg und richtete sich auf. „Was willst du hier?“ fragten wir gleichzeitig. Unter anderen Umständen hätte ich lachen müssen, doch jetzt musterten wir uns nur, ich feindselig, er mit einem interessiert-spöttischem Blick, der mich noch wütender machte. „Du dürftest nicht gar nicht hier sein“, meinte Dennis nach ein paar Augenblicken. „Du genauso wenig“, erwiderte ich kühl. „Ich hab immerhin nur mein Handy hier vergessen.“ Er zog die Augenbrauen hoch. Ich hasse diesen Blick. „Das Handy vergessen“, meinte er spöttisch. „Und wie bist du reingekommen? Das ist bestimmt nicht legal.“ Er hatte es schon wieder geschafft. Er gab mir das Gefühl, verbotenerweise hier zu sein und erwischt worden zu sein, obwohl er sicherlich noch illegaler da war a! ls ich. „Mich würde viel eher interessieren, wie du hier reingekommen bist?“ „Lucy hatte einen Wohnungsschlüssel.“ Er biss sich auf die Unterlippe, er ärgerte sich sichtlich darüber, dass ihm das rausgerutscht war. Plötzlich hörten wir Stimmen, direkt draußen vor der Tür. „Scheiße!“ Dennis sah sich um. „Schnell hier rein!“ Er hielt die Tür eines Küchenschrankes auf. Ich griff mein Handy und stieg, so schnell es mir möglich war, in den kleinen Schrank, der zum Glück keine extra Ablagebretter hatte. Dennis stieg in den Schrank nebenan, der leider nicht abgetrennt war. Als zwei Polizistinnen – in Uniform! – hereinkamen schoss mir durch den Kopf: Das ist doch verrückt! Jetzt hocke ich in einem Küchenschrank in der Wohnung eines toten Junkies, zusammen mit dem Kerl, der den Junkie möglicherweise umgebracht hat, und verstecke mich vor der Polizei! Die Polizistinnen waren lebhaft am Diskutieren, während sie – ziemlich lasch – das Wohnzimmer und anschließend das Badezimmer durchsuchten. „Also ich fand ja 21 viel besser als die Welle“ „Die Welle war auch ziemlich scheiße, aber 21 war ja noch schlimmer!“ Ich fand es irgendwie furchtbar absurd; ich saß hier im Schrank und hatte Todesangst, von zwei Polizistinnen geschnappt zu werden, die locker über Kinofilme diskutierten. Durch einen schmalen Schlitz zwischen den Türen konnte ich einen Blick auf die beiden erhaschen; die eine war eher klein und blond, die andere war hoch gewachsen, schlank und braunhaarig. Sie suchten auch noch im Schlafzimmer während sie überlegten, in welchen Film sie als nächstes gehen wollten („Ich würd ja gerne „The Happening“ oder „Rec“ sehen, mal so’n Horrorfilm.“ „Nee, ich will unbedingt in „Sex and the City“ oder von mir aus auch in „Verliebt in die Braut“.). Als sie einmal ganz nah am Küchenschrank vorbeikamen, griff ich unwillkürlich nach Dennis’ Hand, ließ aber sofort wieder los, als mir bewusst wurde, was ich da tat. Schließlich wandten sich die Polizistinnen zum Gehen. Sie waren schon fas zur Tür hinaus, da konnte ich einfach nicht mehr; ich! nieste so laut, dass es wahrscheinlich sogar Christian im Grab gehört hatte. Natürlich auch die beiden Beamtinnen. „War da nicht was?“ „Doch, ja ich habs auch gehört.“ „Gehen wir lieber mal nachsehen.“ Ich verfluchte mich tausend Mal und Dennis neben mir wahrscheinlich genauso. Es kam, was kommen musste; die Schranktür ging auf, wir wurden rausgeholt… und es kam noch schlimmer; die Blonde wohnte bei uns in der Nachbarschaft, sie ging manchmal mit meiner Mum einkaufen. „Das wars“, schoss es mir durch den Kopf, „ich komm ins Gefängnis, mein Leben ist gelaufen. Ob meine Eltern die Kaution zahlen können? Wie lange kriegt man wohl für Hausfriedensbruch? Am Sonntag kommt Lightning! Ich wollte mich doch um sie kümmern!
 
Schon seltsam, was einem in solchen Momenten durch den Kopf geht. Lightning war der Dalmatiner meiner Tante und sie fuhren am Sonntag in Urlaub. Dass ich mich nicht um sie kümmern konnte, war wohl gerade mein kleinstes Problem. „Also“, meinte die Braunhaarige. „Wer seid ihr und was wollt ihr hier?“ Ich griff nach Dennis’ Hand und drückte sie, ich hoffte er verstand, dass er die Klappe halten und mich machen lassen sollte. Okay, er war vielleicht ein Mörder, am in diesem Moment saßen wir im selben Boot. Ich holte tief Luft und damit aus zur größten – und bis dahin auch einzigen – Lügengeschichte, die ich je erzählt hatte. „Also, mein Freund Daniel hier und ich sind hierher gekommen, weil seine Schwester Lisa, sie war die Freundin des Kerls, der hier gewohnt hat und als sie gestern ihre Sachen von hier geholt hat, hat sie ihr Handy hier vergessen, und hat Daniel gebeten, das Handy zu holen, weil er sich heute sowieso mit mir getroffen hat und ich hier in der Nähe wohne, sie hat ihm ihren Wohnungsschlüssel gegeben und dann haben wir das Handy geholt, aber dann haben wir Sie gehört, und wir waren uns nicht sicher, was denken würde, wenn man uns hier finden würde, also haben wir uns – wie man sieht nicht sehr erfolgreich – versteckt.“ Die Braunhaarige sah zweifelnd von mir zu Dennis, doch die Blonde sagte prompt: „Ich glaube euch kein Wort.“ Mir sank das Herz in die Hose. Plötzlich schien sie mich zu erkennen. (Ziemlich spät, nebenbei gesagt) Sie kniff die Augen zusammen und musterte mich von oben bis unten. Ich hatte das Gefühl unter ihrem Blick 1000 Tode zu sterben. „Zeig mal das Handy“, forderte mich die Braunhaarige auf. Ich hielt das Handy immer noch total verkrampft in der Hand, und als ich es ihr gab, fühlte ich mich irgendwie schutzlos. „Dasselbe hab ich auch“, sagte sie, ziemlich unprofessionell. „Das Gleiche“, erwiderten die Blonde und ich wie aus einem Mund. Sie musste lächeln. Die Braunhaarige schüttelte entgeistert den Kopf. „Noch so’n Freak“, murmelte sie. „Aber jetzt mal ernsthaft“, sagte sie l! aut. „Ic h glaub euch eure Geschichte auch nicht, aber hier ist nichts kaputt und ich hoffe für euch, dass auch nichts fehlt, ich wird mir nur eure Namen – eure richtigen Namen, ich warne euch! – aufschreiben und falls ich euch noch mal hier oder irgendwo, wo ihr nicht sein dürft erwischen sollte, seid ihr dran! Aber für jetzt hab ich einfach keinen Bock mich mit euch rumzuärgern.“ Ich war furchtbar erleichtert. Ich atmete aus und erst da merkte ich dass ich während ihres ganzen  - Vortrags – Warnung – wie auch immer die Luft angehalten hatte. Ich ließ Dennis’ Hand los, da ich jetzt erst entsetzt bemerkte, dass ich sie die ganze Zeit festgehalten hatte. Die Braunhaarige grinste ziemlich blöd, als sie es sah. Irgendwie erinnerte sie mich auf eine seltsame Art und Weise an Liv.  Die Blonde schrieb unsere Namen – unsere richtigen Namen, wir waren gewarnt – auf und dann durften wir gehen. Ich bekam auch mein Handy wieder. Erst als wir draußen vor der Tür standen, spürte ich, was für eine ungeheure Panik ich ausgestanden hatte. „Was wolltest du da wirklich?“ fragte ich Dennis. Er musterte mich von oben bis unten, überlegte anscheinend, ob er mit vertrauen konnte. „Ich… ich wollte alles verschwinden lassen, was… was auf Lucy hinweisen könnte. Sie-  sie war…“ „Seine Freundin, ich weiß. Was könnte denn auf sie hinweisen?“ „Ich weiß es nicht, deshalb musste ich ja suchen.“ „So was wie ein Tagebuch?“ Er sah mich alarmiert an. „Was weißt du?“ „Genug. Wäre es denn schlimm, wenn jemand etwas finden würde, was auf Lucy hindeuten würde?“ Ich sah ihm fest in die Augen. Er wandte den Blick ab. Mein Magen zog sich zusammen. „Weiß sie, dass er… dass er ein Multipler war?“ Er sah mich schockiert an. „Ist nicht dein Ernst!“ Irgendwie war es seltsam, ich so aus der Fassung zu sehen. „Natürlich! Er… er wusste manchmal nicht mehr, wer sie war! Er war so… seltsam, hatte Stimmungsschwankungen… Und die andere!“ Die letzten Worte waren an mich gerichtet. Ich sah ihn verblüfft an. „Wer?“ „Die große mit den hellbraunen Haaren!“ „Du meinst Liv! ?“ „Kann sein. Sie hatte auch was mit dem, oder?“ „J-ja. Was hat das damit zu tun?“ fragte ich, total verwirrt. „Lucy hat sie zusammen gesehen. Lucy und der Kerl haben es geheim gehalten, wenn sie sich getroffen hatten, unsere Eltern- hätten es nicht so gern gesehen. Aber dann hat Lucy die beiden zusammen gesehen. Ihn, nicht nur mit einer anderen, sonder auch noch in der Öffentlichkeit… Sie hat ihn zur Rede gestellt… Das klingt alles ziemlich klischeehaft, was? Er sagte, er wisse von nichts…“ Er verstummte. Mir fiel beinahe die Kinnlade runter. Dass er so auspacken würde, hätte ich nicht gedacht. Was dann passiert war, war klar. Lucy. Die zierliche, wasserstoffblonde Lucy. „Was sagtest du über ein Tagebuch?“ holte Dennis mich aus meinen Gedanken. Ich zögerte erst. „Durch- durch das Tagebuch haben wir herausgefunden, dass er… dieses Problem hatte. Da haben wir auch gelesen, dass er mit Lucy zusammen war. Aber es hat sich nie die gleiche- dieselbe Persönlichkeit mit Lucy und mit Liv getroffen. Liv traf sich mit Christian. Lucy mit Nick. Glaubst du, er war in Behandlung?“ Dennis schüttelte den Kopf. „Ich glaube nicht. Er wirkte auf mich nicht wie jemand, der sich eingesteht, dass er ein Problem hat.“ „Fragt sich, welche Persönlichkeit… welche „das Original“ war.“ „Weiß die Polizei von seinem „Problem“?“ „Ich weiß es nicht, ich glaub aber nicht.“ Ich sah ihn an. „Hat Lucy vor, sich zu stellen?“
 

 
„OH MEIN GOTT.“ Liv, Maya und Emma starrten mich an. Das Lucy eine Mörderin war, schien niemanden zu überraschen. Maya war eher darüber entsetzt, dass ich in diesem bescheuerten Schrank so blöd gewesen war zu niesen. Emma, weil ich wieder mal davongekommen war, und Liv, weil sie nicht fassen konnte, dass ich mit Dennis da drin gehockt hatte.
 
„Aber was wird denn jetzt aus Lucy? Hat sie vor, zur Polizei zu gehen?“ fragte Maya, anscheinend wieder in der Realität. Ich schüttelte den Kopf. „Nein. Dennis hat schon mit ihr geredet und ich… ich will ihr vielleicht… zeigen, sagen vorrechnen, wie auch immer, dass sie vielleicht noch davonkommt mit Bewährung. Ich mein sie ist minderjährig, sie wollte es eigentlich nicht, und wenn sie sich stellt, gibt das auch noch mal einen Bonus.“
 

 
Maya
 

 
Sie sprach darüber, als ob es darum ging, dass Lucy die Unterschrift unter einer Arbeit gefälscht hat. Aber Kendra war fest überzeugt, und sie kannte sich da sicher besser aus als ich.
 
Gleich am nächsten Tag sprachen wir mit Lucy. Sie wirkte irgendwie echt elend. Kendra redete fast zwei Stunden lang ununterbrochen auf sie ein. Ich war schon nach einer halben Stunde nicht mehr bei der Sache. Ich nickte nur hin und wieder bestätigend, Kendra eine Pause machte und uns erwartungsvoll ansah. Emma schien Kendra die ganze Zeit begeistert zuzuhören, doch auch Liv wirkte irgendwann mit ihren Gedanken woanders. Wir hatten sie in „unserem“ Eiscafe getroffen, auch Dennis war da. Er sah Kendra die ganze Zeit an und schien ihr aufmerksam zuzuhören. Doch irgendwann fragte Lucy ihn etwas, ich hatte nicht zugehört – ich hatte ihn angestarrt, um ehrlich zu sein – und er registrierte es erst gar nicht, dann schrak er hoch, so als sei er bis eben tief in Gedanken versunken.
 
Doch am Ende hatten wir Lucy so weit, dass sie – gleich am nächsten Tag – mit Dennis zur Polizei gehen wollte. Anscheinend war ihr schlechtes Gewissen doch größer als wir vermutet hatten. Wie versprochen ging Lucy am nächsten Tag mit Dennis zur Polizei. Es gab danach ziemlich viel Aufhebens mit Presse, Gericht und allem. Lucy war danach echt fertig, aber sie kam noch mal mit einem blauen Auge davon. In Anbetracht der Tatsache, was für eine Aufregung wir wegen Dennis und der „Aufklärung“ gemacht hatten, ging das Ende ziemlich klanglos an uns vorbei.
 
Dann standen wir vor einem Problem. Nämlich dass keins da war. Wir hatten uns im letzten Monat so daran gewöhnt, etwas zu tu, ein Ziel, eine Aufgabe zu haben, dass wir uns jetzt irgendwie – langweilten.
 
„Und wie wärs, wenn wir irgendwas machen.. z.B. zusammen in Urlaub fahren?“
 
schlug ich vor. „Ferien sind noch so ewig hin. Ich will JETZT was machen!“ murrte Liv sofort wieder. Sie war in letzter Zeit ständig schlecht gelaunt, was ich verstehen konnte, schließlich hatte sie ihren…uh, mir widerstrebte es immer noch zutiefst das auch nur zu denken….okay ihren „Freund“ verloren – auch wenn er nur ein armseliger Pädophilier und Dealer war - und durfte sich vor uns keine Blöße geben. Es ging ihr wahrscheinlich doch näher als sie uns –und vielleicht sogar ihr selbst eingestehen wollte.
 
Emma schlug sich plötzlich so fest auf den Oberschenkel, dass Kendra erschrocken zusammenzuckte und ich mir unwillkürlich dachte, dass das wohl eine riesigen blauen Fleck geben würde. „ich weiß was wir machen!“ rief sie aufgeregt „wir zelten auf dem Sportplatz, so wie damals in der vierten!“ Liv verzog sofort das Gesicht. „das ist doch wohl nicht dein ernst! Armseliger geht’s ja wohl nicht!“ Auch Kendra schien nicht sehr begeistert, doch ich war sofort Feuer und Flamme „Komm schon! Das wird lustig!“ ich erntete von Liv einen Todesblick. Sie hatte die Anspielung verstanden. „Ich liiiiieeeeebe zelten. Komm schon Kendra.. Zeltlager war doch immer voll cool“ „Genau. Und ich war noch nie dabei“ „Und du hattest doch auch immer Spaß“ „Und als wir das in der vierten gemacht hatten, fandest dus auch gut“ Emma und ich redeten gleichzeitig auf Kendra ein. Sie öffnete den Mund um etwas zu erwidern, klappte ihn dann allerdings wieder zu. Ich sah Liv triumphierend an. Wenn wir Kendra auf unserer Seite hatten, hatte Liv keine Chance mehr. „Dürfen wir das denn einfach so?“ erwiderte Liv. Ha, dachte ich, wenn das ihr einziges Argument ist, haben wir sie praktisch schon so weit. Emma sah sie verschlagen an. „Natürlich nicht. Das ist ja der Spaß dabei!“ Kendra schnappte erschrocken nach Luft. Wahrscheinlich dachte sie gerade, dass das wohl dann ihre erste Chance als Anwältin war; sich selbst und 3 Freunde bei Hausfriedensbruch zu verteidigen.
 
Da mir plötzlich eine Idee kam, schlug ich mit der Hand auf den Tisch, ähnlich wie vorher Emma, nur dass ich es mal wieder schaffte, den Tisch so stark zum Schwanken zu bringen, dass 3 Eiskaffee - die natürlich noch fast voll waren – umfielen und uns über den Schoß liefen, wodurch Emma und Liv erschrocken aufschrien und aufsprangen, was wiederum dazu führte, dass uns einmal mehr alle anstarrten. Nur Kendra hatte schnell genug reagiert und ihr Glas gerade noch festhalten können. „Pass doch mal auf!“ faucht Liv sofort und von Emma erntete ich einen Schlag auf die Schulter, der echt wehtat, was ich aber um nichts in der Welt zugegeben hätte. Emma hatte sich in letzter Zeit angewöhnt, immer gleich zuzuschlagen, was meistens mich traf, da nur ich blöd genug war, Sachen zu machen, die ihr nicht passten. „Lass das“ ich hielt ihren arm fest. Sie riss sich los. „Warum benimmst du dich JEDES MAL aufs Neue so bescheuert? Warum kannst du dich nicht mal normal verhalten? Warum muss man mit dir immer fürchten, dass du es schaffst, jedes Gebäude einzureißen, dass du betrittst?“ Emma regte sich furchtbar auf, sogar noch mehr, als eigentlich nötig gewesen wäre. Ich vermutete, dass es weniger ihre Wut auf mich war, als die Enttäuschung darüber, dass sie das nicht vorausgesehen hatte. Sie hatte in letzter Zeit damit begonnen, sich auf ihre „Gabe“ zu verlassen, die sie wirklich schon ein paar mal davor bewahrt hatte, gegen eine gerade aufgehende Tür oder plötzlich auftauchende Personen zu rennen, und über die Kendra immer noch nur deren Kopf schüttelte. Trotzdem trafen mich ihre Worte. „Hey, das ist nicht fair! Was ist mir dir, Miss Ich-seh-alles-voraus? Wo war deine tolle Fähigkeit jetzt?“ Ich wollte das eigentlich nicht offen zur Sprache bringen, doch mir fiel nichts Besseres ein. Noch eine schlechte Eigenschaft von mir. Ich suche immer Möglichkeiten, nach denen ich nicht schuld bin. Uh, die Liste meiner schlechten Eigenschaften, Angewohnheiten und Charaktermerkmale war lang.
 
Daran, dass nun Emmas Todesblick mich traf, merkte ich, dass ich richtig lag.
 
„Könnet ihr mal aufhören zu streiten und helfen, bevor wir hier Hausverbot kriegen?“ meldete Kendra sich entnervt zu Wort, und wir halfen ihr, die Überreste von unseren Getränken vom Boden aufzuwischen. Die Bedienungen sahen uns nur befriedigt zu, ich konnte regelrecht ihre Gedanken hören: „Ha-Ha ja dann wischt mal schön, wir helfen euch nicht.“ Und ich hasste sie dafür. „Was wolltest du eigenlicht sagen?“ fragte Liv mich. Gut, wenigstens sie schien nicht ganz so arg sauer zu sein. „Ich wollte vorschlagen, dass wir dort übernachten aber nicht dort schlafen.“ Ich sah die andern erwartungsvoll an und hielt einen Moment lang inne. „Wischen“, kommandierte Kendra sofort wieder.  „Ach so! Du meinst.. die ganz Nacht dort verbringen, ohne zu schlafen.. is t das nicht gefährlich?“ meinte Liv nach einer Weile: Christians Tod schien sie wirklich vorsichtiger gemacht zu haben. „Genau. Oder traut ihr euch etwa nicht?“ fragte ich herausfordernd. „Natürlich““ sagte Emma sofort. Ich wusste dass sie darauf anspringen würden.
 
Also trafen wir uns am nächsten Samstag um8 bei Liv (wie immer) und fuhren zum Sportplatz. Heute war da ausnahmsweise mal nichts los. Wir hatten weder Schlafsachen noch ein Zelt dabei, und ich war mir sicher, niemand von uns würde ich die Schwäche eingestehen und schlafen gehen, nicht mal mit zelt.
 
„Okay und was machen wir jetzt?“ Fragte ich unternehmungslustig. Wir gingen zum See und liefen einfach so in der Gegend herum, um uns die Zeit zu vertreiben. Was ich besonders liebte war, zu beobachten wie es immer dunkler  wie es dunkler wurde und die Landschaft sich veränderte. Gegen 10 Uhr hatten wir dann wirklich keine Idee mehr was wir machen könnten und so setzten wir uns auf die Tribüne und hörten Musik und mit Livs iPod u nun schauten einen Film mit Emmas Mp4-Player. Wir stritten fast eine Viertelstunde lang darüber, was wir schauen wollten, bis wir uns schließlich für die Insel entschieden.. Gegen 12 war es dann vollends dunkel und wir  erzählten uns Horror-Geschichten, wie man es eben machte. Ein Klassiker war das Mädchen mit der Mörder-Puppe, oder die Frau, die Puppen sammelte (sollte es einem zu denken geben, dass puppen auffällig häufig in Schauergeschichten vorkamen??) und, was und die Geschichte , die ich zum ersten mal auf einer Übernachtungsparty gehört hatte und die mir ziemlich nachgegangen war, von dem jungen mit dem Hund unter dem bett, der immer an der hand leckte. Ich war erst neun gewesen und sie hatte mir ehrlich angst gemacht.  Dann warn wir in der richtigen Stimmung, wurden immer übermütiger, aber auch immer beklommener, (was eigentlich paradox ist), sodass wir natürlich irgendwann an dem Punkt mir der typischen Mutprobe angekommen waren. „Traut ihr euch, einmal ALLEINE den Berg dahinten Hochzulaufen und außenrum wieder hierher zum Sportplatz zum kommen?“ Fragte ich irgendwann, nur um irgendetwas zu sagen, denn langsam wurde mir echt unheimlich. Liv kniff die Augen zusammen, soweit ich das erkennen konnte in der nunmehr vollkommenen Dunkelheit. „Wieso? Was hast du vor?“ „Ich finde das eine lustige Idee“ ereiferte sich Emma sofort. „Okay. Wer will zuerst?“ Schweigen. „Bloß nicht alle auf einmal!“ „Warum gehst du nicht zuerst?“ fauchte Liv prompt. „Okay“, erwiderte ich sofort. Mutiger als mir zumute war.  „Okay“, wiederholte Liv mit einer ausladenden Nach-dir-Bewegung. Ich biss d! ie Zähne zusammen und ging los.
 
Ich zwang mich, mich nicht noch einmal umzudrehen, aber ich hatte eine Heidenangst. Doch als ich nach 15 m im Gebüsch verschwand, schwand auch meine Angst. Meine einzige Sorge waren die Zecken, Schnaken und das andere Getier, das hier sicherlich rumkroch. Aber ansonsten hatte ich regelrecht, das Gefühl, das die Nacht mir eine Art Sicherheit gab, irgendwie einen Mantel der Ruhe und des Schweigens über alles breitete. Ich stapfte durch das fast kniehohe Gras. Am Fuß des Hügels, der den Sportplatz begrenzte, hielt ich einen Moment inne und genoss die klare, kühle Luft, das Zirpen der Insekten und das Gefühl, das mir niemand etwas könne und die ganze Welt friedlich vor mir lag. Dann machte ich mich an den Aufstieg. Ich müsste auch meine Hände gebrauchen, was mir zuerst widerstrebte, doch dann überwand ich meinen Ekel und ließ meine Gedanken schweifen. Warum hast du eigentlich so ein Problem mit Bakterien? Und mit Leuten? Und mit der Welt allgemein? Und je mehr ich darüber nachdachte, umso mehr drängte sich mir die Frage auf: Wer bin ich eigentlich? Es war einer dieser Momente, in den ich nicht wusste, wo mit der Kopf stand, in denn Ich das Gefühl hatte, mein ganzes Leben war nur eine Illusion und ich war nur ein sinnloses kleines Rädchen im riesigen unglaublichen Universum. Normalerweise verdrängte ich solche Momente, da sie mir ziemlich Angst machten, doch diese Mal, ging ich dem Gedanken weiter nach.. Mal ehrlich, wodurch definierte ich mich eigentlich? Ich mochte Kelly Clarkson. Holly Marie Combs. Bücher. Schlafen. Träumen. Ich hasste Bushido. Müsli mit Apfelsaft. HipHop. Aber was will ich eigentlich? Ich war zwar erst 15, aber trotzdem machte es mich hysterisch, dass ich noch keinen Plan für meine Zukunft hatte. Was waren meine Stärken? Zeichnen. Kreativität. Ideen nach Vorlagen. Was mochte ich? Zeichnen. Mode. Plötzlich stand es so klar vor mir als hätte ich es schon immer gewusst. Designerin. Ich wollte zeichnen. Entwerfen. Verwerfen. Reisen. Hektik. Ich hatte sogar schon Entwürfe. Ich hatte einfach so! dahin g ezeichnet, aber wenn ich jetzt an die Zeichnungen dachte, erscheinen sie mir wirklich gut. Ich wollte nicht heiraten. Ich wollte Karriere. Ein abwechslungsreiches Leben. Ich werde meine Zeichnungen einschicken. Inzwischen war ich oben angekommen und total euphorisch, dass ich endlich ein Ziel hatte, ein Traum, für den es sich zu kämpfen lohnte. Ich fühlte mich stark und sicher, als ich durch die friedliche Nacht zu den anderen zurückging.
 

 
Emma
 

 
Wir hatten gerade darüber diskutiert, wie viele Persönlichkeiten Christian oder wer auch immer wirklich gehabt hatte, da kam Maya zurück. Im ersten Moment erkannte ich sie gar nicht, irgendetwas an ihr wirkte anders… Ihr gang, ihre Haltung, irgendwas in ihrem Gesicht, ich hätte es nicht sagen können. „Hi. Wer will als nächstes?“ sogar ihre Stimme war anders. „Ich“ meldete ich mich, da Maya mir im Moment mehr Angst machte, als es allein in der Dunkelheit zu sein je machen könnte. Maya strahlte mich, umarmte mich und wünschte mir viel Glück und alles Gute, so als würden wir uns für Jahre nicht mehr sehen, was mir noch mehr Angst machte. Ich entfernte mich von den anderen. Als ich mich durch en Spielplatz kämpfte, der inzwischen mehr einem Urwald glich und dem man keinem Kind mehr zumuten konnte, dachte ich einmal mehr darüber nach, was wohl meine Vorhersehungen zu bedeuten hatten., die mich immer noch ein wenig gruselten. Ich meine, sie wirkten irgendwie so fremd… Wie aus einem Film so wie in Charmed, Heroes, Missing, Medium, Final Destination, der geheime Zirkel .. das Gefühl zu wissen was passiert und zu wissen, es ändern zu können, aber nicht zu wissen wie, war furchtbar und beängstigend. Die „Visionen“ waren häufiger geworden und auch weiter in die Zukunft Ich konnte sie sogar ein Stück weit kontrollieren. Ich hatte mich ganz fest konzentriert und die Aufgaben der nächsten Mathearbeit vorausgesehen. Ich hatte ein Woche vorher gesehen, dass Kendra in die Wohnung gehen und Dennis treffen würde, ich hatte nur nichts gesagt, da ich selbst nicht fassen konnte. Manchmal war auch nur so ein Gefühl, das s etwas passieren würde. Ich hatte geahnt dass Deutschland das Spiel gegen Kroatien verlieren würde. Ich fühlte mich dann immer schon so, wie ich mich hinterher fühlen würde. Und im Moment fühlte ich mich elend. Richtig scheiße. Und ich wusste nicht warum. Vielleicht konnte ich hes herausfinden. Ich war inzwischen oben am Hügel angekommen. Ich setzte mich auf den nächsten Stein und konzentrierte mich ganz auf d! as ungut e Gefühl in meiner Magengrube.  Liv. Es hatte etwas mit Liv zu tun. Die nächsten Tage. In nächster Zeit würde etwas mit Liv passieren, etwas schlechtes, das mich ungut fühlen lies. Weiter sah ich im Moment noch nicht. Vielleicht klärte es sich im Laufe der Nacht noch ein wenig. Ich stand auf und ging weiter. Ich hatte irgendwie das Gefühl, mir über Fähigkeit e etwas klarer geworden zu sein. Über ihre Grenzen, ihre Möglichkeiten und ihre Konsequenzen. Und der Verantwortung, die aus ihr  hervorgeht.
 

 
Kendra
 

 
Maya hatte uns gerade von ihrer neusten Idee, Designerin zu werden, erzählt, da kehrte auch Emma zurück sie wirkte so, als wollte sie uns etwas sagen, aber war sich nicht sicher, wie wir reagieren würden. Aber ich fragte nicht nach. Hätte ich es doch bloß getan.
 
Aber so machte ich mich jetzt auf den Weg, die sogenannte „Mutprobe“ zu bewältigen. Ich machte mich sofort auf den Weg. Ich war fest entschlossen, mir keine Blöße zu geben, und marschierte eiskalt über den Spielplatz, auf dem das Unkraut fröhlich vor sich hin wucherte, und den Hügel hinauf. Ich hatte auch nicht wirklich Angst. Ich war ein realistischer Mensch, und warum sollte die Dunkelheit mir Angst machen? Viel mehr Angst hatte ich, zu versagen. Ich gab mir immer größte Mühe in der Schule da ich wirklich Angst hatte, nicht gut genug zu sein, und nicht Anwältin werden zu können. Ich wollte es seit der Grundschule werden, inzwischen hatte ich aber bessere Gründe dafür als in der Grundschule („Die haben immer so tolle Klamotten an!“ „Die wirken immer so cool, wenn sie in den Filmen da vorne stehen und die Leute befragen!“): Ich wollte Leute verteidigen, die zu Unrecht angeklagt wurden und Leuten helfen. Ganz nebenbei konnte man nach Anwalt auch Notar werden und die verdienten eine schöne Stange Geld. Plötzlich wurde ich unsanft aus meinen Gedanken gerissen, ich rutschte ab und konnte mich gerade noch an einem Baum festhalten. Ich atmete einmal tief durch, und kämpfte mich weiter den Hügel hinauf.
 

 
Liv
 

 
Am Anfang von Emmas Vortrag hatte ich die Augenbrauen hochgezogen, dann war mir die Kinnlade heruntergefallen und schließlich konnte ich nur noch entgeistert den Kopf schütteln. Sinngemäß ging er etwa so (irgendwann hörte ich auch gar nicht mehr zu):
 
„Mir ist etwas klar geworden. Ich muss meine Fähigkeit bewusster nutzen. Vielleicht kann ich damit vielen Leuten helfen. Vielleicht kann ich sogar Leben retten. Vielleicht kann ich damit das Schicksal beeinflussen. Aber ich weiß nicht, wer oder was entscheidet, wie viel ich wissen darf oder wie viel ich beeinflussen darf. Aber ich kann nicht alles sehen. Somit weiß ich, dass auch die Grenzen irgendwie geregelt sind. Ich kann den Menschen helfen, ich muss ihnen sogar helfen, das ist meine Aufgabe (an dieser Stelle drängte sich mir das Bild auf von Emma, die in einem stark parfümierten Wohnwagen saß, mit lila Kopftuch und stoisch in eine Glaskugel starrend, währen sie mit romanischem Akzent Beschwörungsformeln vor sich hin murmelte). Die Verantwortung du die Pflicht, die mir mit dieser Gabe zuteil wurde ist ein Segen und gleichzeitig eine Bürde, aber es ist mein Schicksal und ich werde nicht dagegen ankämpfen können noch wollen, auf dass ich den Leuten Augen und Sinne öffnen kann, wie großartig und vielseitig das Leben ist und dass die Zukunft noch nicht verloren ist.“
 
Maya sah sie strahlend an und umarmte sie. Die beiden wirkten auf mich eher so, als hätten sie eine Pilgerfahrt gemacht und den heiligen Geist gesehen und nicht so, als wären sie um zwei Uhr nachts durchs Feld gelaufen. Oder sie waren schlicht und einfach auf Drogen.
 
Dann kam endlich Kendra wieder. Ich hoffte, dass wenigstens sie dem Dealer, der wohl irgendwo am Wegesrand auf Emma und Maya gelauert hatte, einen Korb gegeben hatte. Sie wirkte aber wirklich als einzige noch normal. „Hi. Gut, dass du da bist. Dann geh ich auch mal. Pass du derweil auf unsere zwei Offenbahrungskinder hier auf.“ Fügte ich hinzu, mit einer Geste hin zu Emma und Maya, die inzwischen begonnen hatten, über den Sinn des Lebens zu philosophieren. Kendra sah mich fragend an. Ich winkte ab. „Wahrscheinlich vertragen sie die frische Luft nicht.“
 
Also ging ich los blablabla und war schon fast auf eine Offenbahrung gefasst, die ich so euphorisch machen würde wie Emma und Maya. Doch außer, dass ich erneut feststellte, wie dumm das mit Christian gewesen war, passierte nichts. Nichts, bis ich etwa auf der Hälfte des Hügels war. Dann hörte ich hinter mir ein Geräusch. Ich bekam furchtbare Angst. Ich drehte mich langsam, richtig filmreif, um. Im selben Moment spürte ich etwas Hartes auf meinen Kopf niedersausen und verlor das Bewusstsein.
 

 
Kendra
 

 
Als Liv nach einer halben Stunde noch nicht wieder zurück war, wurden wir unruhig. Emma wurde immer blasser und berichtete uns von ihrem unguten Gefühl bezüglich Liv. „Warum hast du uns das nicht früher gesagt? Dann hätten wir Liv das nicht machen lassen!“ „Aber ich dachte, ich habe noch Zeit! Es hat sich auf die nächsten Tage bezogen!“ Jetzt wurde Maya blass. „Das heißt entweder, es wird noch etwas passieren, oder dass Liv nicht mehr auftaucht!“ „Aber ich konnte nicht mehr wissen! Sonst hätte ich es verhindern können und es wäre nie passiert, also auch kein schlechtes Gefühl. Ich durfte nicht mehr wissen!“ „Niemand macht dir Vorwürde“, beruhigte Maya sie (Doch, ich eigentlich schon). „Du kannst nicht in das Schicksal eingreifen.“ Ich glaub, ich werd irre, dachte ich. Jetzt hat Liv mich mit diesen beiden Pseudo-Buddhas alleine gelassen. „Okay“, ergriff ich das Wort. „Wir gehen sie suchen. Zusammen. Erst einmal gehen wir nur den Weg ab, den sie wahrscheinlich genommen hat. Los!“ Wir machten uns auf den Weg und blieben dicht zusammen. Diesmal hatte ich allerdings wirkliche Angst. Wir kämpften uns den Hügel hoch und riefen nach Liv. Plötzlich rutschte ich ab (Schon wieder, konnte ich nicht mal normal einen Hügel raufklettern?!) ich schrie auf und war kurz davor, den Hügel hinunterzusegeln, als ich von hinten aufgefangen wurde. Dennis. Schon wieder. „Danke. Ich …“ Ich kniff die Augen zusammen. „Was willst du hier?“ „Hallo. Ich freu mich auch, dich zu sehen.“ Erwiderte Dennis trocken. „Liv ist verschwunden. Und jetzt treffen wir dich hier.“ Er schüttelte entgeistert den Kopf. „Ich fasse es nicht, dass du mich für so blöd hältst. Aber natürlich“, er wechselte in eine Tonart, die mir nicht gefiel. „ich lasse Liv verschwinden, ertränke sie in dem Ding, dass ihr „See“ nennt und komme dann zu euch, weil ich wiederum euch für zu blöd halte, den Zusammenhang zu sehen.“ Okay. Das klang logisch. „Aber du könntest genau das tun, um uns genau das zu erzählen, weil du wüsstest, dass wir dich dann nicht verdächtigen.“ Bem! erkte Ma ya scharfsinnig. Dennis überlegte einen Moment. „Aber da du das ja erraten hast, wäre mein Plan ja aufgeflogen, und da ich das nicht miteinberechnet habe, heißt das, dass ich dich unterschätzt habe, und du mir überlegen bist, das heißt, ich bin der Loser in jedem Fall. Maya machte den Mund auf, klappte ihn dann allerdings wieder zu. „Okay“, warf Emma ein. „das wird mir jetzt zu hoch. Du hast gewonnen. Wir glauben dir.“ Das Wörtchen „wir“ war es, das mich störte. Ich war mir immer noch nicht so sicher, was ich davon halten sollte, dass er so kurz nach Livs Verschwinden hier auftauchte. „Aber was wolltest du dann hier?“ „Ich wollte euch fragen, ob ihr Lucy gesehen habt. Kendras Mum hat gesagt, ihr seid am Sportplatz zelten. Sie ist seit Stunden weg und wollte eigentlich nur kurz spazieren gehen.“ Maya schüttelte mitleidig den Kopf. „Dennis, wenn spazieren ist eine der ältesten und nebenbei auch noch schlechtesten Ausreden überhaupt, besonders wenn diejenige kurz vorher jemanden umgebracht hat und einen langwierigen Gerichtsprozess hinter sich hat.“ „Okay. Dann weiß ich das, falls die nächste Schwester von mir, die jemanden umgebracht und einen langwierigen Gerichtsprozess hinter sich hat, mit dieser Ausrede verschwindet“, antwortete Dennis sarkastisch. „Irgendeinen Anhaltspunkt, wo sie sein könnte?“ wandte ich mich an ihn. Jetzt, da ich ihn direkt ansah, wirkte er echt fertig. „Nein.“ „Vielleicht taucht sie wieder auf. Suchen wir zuerst einmal Liv, da sie ja nicht weit sein kann.“ Während Mayas nächstem Satz ging mir so viel durch den Kopf wie sonst während einer ganzen Geschichtsstunde nicht: „Okay. (Ich hab hinterher noch oft darüber nachgedacht, warum die Konversation an diesem Abend zu 50 % aus „Okay“ bestand) Wir suchen jetzt Liv (ach was) Kendra und Dennis (was?!) hier am Hügel (oh nein, ich wird runterrutschen, mir das Genick brechen und mich zusätzlich noch vor Dennis blamieren – oh mein Gott, hab ich das Letzte wirklich gedacht?!) und Emma und ich (natürlich, du kriegst Emma!) drüben am Feld (oh, ! für die Gruppeneinteilung wünsch ich dir, dass du in einen Kaninchenbau trittst und dir den Knöchel brichst!!) Okay (Da! Schon wieder!), Los!“ Sie packte Emma am Arm und verschwand zwischen den Bäumen, bevor ich protestieren konnte. „Gehen wir da lang.“ Es war keine Frage, es war eine Feststellung. „Nein. Wir gehen hier längs.“ Eigentlich wollte ich gar nicht da lang, mir ging es nur darum, Dennis zu widersprechen, da er nun abbekam, dass ich sauer auf Maya war, allerdings auch nur deswegen, dass sie einfach beschlossen hatte, dass ich mit Dennis gehen sollte. Also lief es irgendwie doch auf ihn hinaus. Er schien, als ob es ihm widerstrebte, mir nachzugeben, doch dann sagte er: „Okay“(!)
 
Wir gingen schweigend zwischen den Bäumen umher, hielten Ausschau und riefen hin und wieder nach Liv. „Und wie geht’s euch sonst so?“ fragte ich nach einer Weile in einem verzweifelten Versuch, Smalltalk zu machen. „Gut.“ Boah, Dennis, unterstütz mich doch mal ein bisschen!“ Ich hasse es, wenn man sich anschweigt. „Und wie lange hast du noch vor, zu bleiben?“ Ich ließ mich nicht totschweigen, oh nein. Er zögerte einen Moment. Dann sagte er: „Eigentlich würde ich am liebsten ganz hier bleiben. Lucy braucht mich zurzeit mehr als meine Mutter.“ Seine Stimme bekam einen verächtlichen Ton. „Die alte Säuferin. Ich verstehe nicht, warum ich ihr immer noch helfe.“ Er seufzte. „Weil sie meine Mutter ist.  Und weil es nicht ihre Schuld ist.“ Es klang wie auswendiggelernt. „Seit unser Vater tot ist, war sie nur noch am Trinken. Sie hat angefangen, Lucy zu schlagen. Ich habe versucht, sie zu beschützen.“ Seine Stimme war nur noch ein Flüstern und ich hatte einen Moment lang Angst, dass er gleich anfangen würde zu heulen. Doch dann räusperte er sich. „Dann kam das Jugendamt und Lucy kam zu einer Tante. Hierher. Ich wollte bei unserer Mutter bleiben. Lucy hat mir geschrieben. Als sie Nick getroffen hat, wurde sie offener und fröhlicher. Ich dachte, sie könnte wirklich glücklich werden. Mit ihm. Sie sind oft rausgefahren. Sie waren gerne unterwegs. Am Riedsee. Am Rhein. In der Landschaft. Sie waren fast ein Jahr zusammen. Doch dann… den Rest kennst du ja. Ich glaube für Lucy ist eine Welt zusammengebrochen, als sie ihn mit Liv sah. Dann hat es bei ihr ausgesetzt. Sie war schon immer sehr labil.“ Er schwieg. Ich wusste nicht, womit ich mir sein Vertrauen verdient hatte, das zu wissen, und ich hatte auch nicht vor, zu fragen.
 
Ich dachte darüber nach, was er gesagt hatte. Ich habe versucht, sie zu beschützen. Er tat mir fast leid. Nur fast, da ich wusste, dass er das nicht wollen würde. Niemand wurde gern bemitleidet, besonders Jungs nicht.
 
Und Lucy? Ich konnte sie fast verstehen. Nur fast, da sie jemanden umgebracht hatte. Sie war eine Mörderin. Das wurde mir erst in diesem Moment klar. Ich schauderte. Eine Mörderin.
 
Obwohl mein Taktgefühl dagegen sprach, meine Neugier siegte und ich fragte: „Und wie geht es eurer Mutter?“ Er schnaubte. „Sie war schon in dutzenden Entzugskliniken, ein paar mal schien sie es wirklich überstanden zu haben, doch dann reichte eine Kleinigkeit und es ging wieder los. Im Moment ist sie wieder auf dem Weg der Besserung.“ „Oh.“ Super originell, Kendra, das wird ihn bestimmt aufmuntern. Inzwischen tat er mir wirklich leid. Seit das mit Lucy geklärt war, verstanden wir uns echt gut mit ihm, er war jetzt offener und freundlicher. Und dass er mir das alles erzählt hatte, zeigte, dass er mir wirklich vertraute. Und der Gedanke gefiel mir. Wir gingen noch eine Weile durch die Gegend. „Kendra…ehm, es wäre schön, wenn du für dich behalten könntest, was ich dir erzählt habe.“ „Ja… natürlich.“ Wir sahen uns an. Erlächelte. Mir fiel auf, dass ich ihn zum ersten Mal lächeln sah. Ich hatte das, Gefühl dieser Moment dauerte ewig.   Dann…
 
„Keeeeendraaaaah!“ Ich werde sie umbringen. Ich werde sie eigenhändig erwürgen. „Keeendraah!“ „Keeendraa!?“! „Ja, verdammt! Ich bin nicht taub!“ brüllte ich zurück. Emma und Maya tauchten aus der Dunkelheit auf. „Habt ihr sie gefunden?“ Fragte Maya, meinen Tonfall ignorierend. „Ja, haben wir. Wir haben sie nach Hause gebracht und gehen jetzt nur spazieren“, antwortete ich bissig. Emma blickte verwirrt. „Aber…“ Manchmal war sie so schwer von Begriff, dass es mich wunderte, dass sie ganze Sätze bilden konnte. „Und was machen wir jetzt?“ fragte Maya, Emmas dahinschleichende Gedanken unterbrechend. „Wir sollten ihre Eltern anrufen.“
 

 
Maya
 

 
Also riefen wir Livs Eltern, die wiederum die Polizei riefen, die sich nicht bereit erklärte, das Gebiet mit dem Hubschrauber abzusuchen, solange sie noch nicht 48 Stunden verschwunden war; allein der Gedanke, dass Liv in 2 Tagen noch nicht wider aufgetaucht war, machte Livs Mutter derart hysterisch, dass sie kurz davor war, den Hubschrauber zu kaufen und ihn eigenhändig zu fliegen. Geld dazu hatte sie. Liv nahm Abstand von ihren reichen, da sie nicht als Bonzenkind  verschrien werden wollte.
 
Wir wurden nach Hause gebracht. Irgendwie kam mir das alles bekannt vor. Den ganzen nächsten Tag konnten wir nur dahocken und auf irgendein Zeichen warten. Wir hatten uns  bei Kendra getroffen und versuchten uns abzulenken. Wir schauten Matrix und fast eine halbe Staffel O.C. . Wir schliefen auch alle bei Kendra,  die das Telefon neben ihr Kopfkissen legte., wir hatten Livs Mum das Versprechen abgenommen, sofort anzurufen, falls es irgendetwas neues geben sollte.
 
Am darauf folgenden Tag wussten wir gar nichts mehr zu tun. Wir fuhren in Richtung Sportplatz und fragten, ob wir etwas tun konnten. Konnten wir nicht.
 
Inzwischen hatte die Polizei auch angefangen, nach Lucy zu suchen, doch auch von ihr noch keine Spur Wir trafen uns mit Dennis im Eiscafe. Wir redeten viel und sagten eigentlich gar nichts. Über allem schwebte die Sorge um Liv und Lucy. Und, gegenüber Dennis, auch eine gewisse Verhaltenheit, denn die Polizei hatte zwei Theorien geäußert; Lucy und Liv könnten zusammen entführt worden oder weggelaufen sein. Andererseits  konnte Lucy auch Liv entführt haben, aus Rache. Besonders Kendra wurde immer ungehaltener, ich glaube, sie gab sich die Schuld an Livs Verschwinden, da sie Lucy auch noch gut zugeredet und geholfen hatte, davonzukommen, und wenn sie nun Liv entführt haben sollte, war das dann ihrer Meinung nach auch ihre Schuld.
 
Gegen Abend war Kendra dann so reizbar, dass man sie schon fast nicht mehr ansprechen konnte, ohne eine giftige Antwort  zu bekommen.
 
Wir gingen am nächsten Tag wieder mit Dennis ins Eiscafe, da wir einfach nichts mehr zu tun wussten. Dieses Mal waren wir schon so besorgt, dass wir nicht mal mehr drumherumredeten. Wir sprachen offen über unsere Sorgen und Ängste, zeitweise kam ich mir vor wie in einer Therapiestunde; „Hallo ich bin Maya…“ „Hallo, Maya“ „Und ich sorge mich um meine Freundin Liv“ „Wir auch, Maya“
 
Hoffentlich geht es ihr… ihnen gut“ meinte gerade Emma „Hoffentlich finden sie sie bald…“ „Hoffentlich erinnert sich Liv noch an die ganzen Selbstverteidigungskurse…“ usw. Dann meinte Dennis zögernd: „Meint ihr… meint ihr dass das verschwinden der beiden noch etwas mit… dem „Fall“ Christian zu tun hat?“ „ Wenn du  es so nennen willst, natürlich“, fauchte Kendra. “Ich würde es eher so nennen; deinen bescheuerte Psycho-Schwester hat unsere Freundin entführt!“ „Kendra!“ Ich war schockiert. „Sei ruhig! Das denkt ihr doch alle doch alle, Lucy hat mal wieder einen Raster gekriegt, oder sie ist noch psychopathischer als wir dachten und sie hat das alles schon lange geplant!“ „Kendra, beruhig dich...“  Kendra wandte sich nun direkt an Dennis „ ‚Ich habe versucht, sie zu beschützen’ oh ja, das hast du ja toll gemacht, sie ist abgehauen und hat Liv mitgenommen, Liv sollte vor Lucy beschützt werden, die ganze Menschheit sollte vor Lucy beschützt werden, sie ist total durchgedreht, wenn du ein bisschen besser auf deinen Psycho-Schwester aufgepasst hättest, wäre Christian noch am Leben, und Liv noch hier, es ginge uns allen besser, wenn ihr niemals  hier aufgetaucht wärt!“ Sich machte einen Pause und ich krallte ihr meine Fingernägel in den Oberschenkel um sei am Weiterreden zu hindern. Dennis sah  im ersten Moment so aus, als wollte er sie ins Gesicht schlagen. Dann nahm er wortlos seinen Sachen und ging. Als er weg war, verpasste Emma Kendra eine schallende Ohrfeige. „Was ist in dich gefahren!? Du bist wohl nicht mehr ganz bei Trost!“ Kendra sah Emma wütend an, packte ihrerseits ihre Sachen und ging. Emma sah mich, entsetzt den Kopf schüttend. „Sind wir hier die einzigen, die nicht völlig übergeschnappt sind?“

 
Noch am gleichen Nachmittag stand Kendra vor meiner Tür. Sie war völlig aufgelöst. „Ich… Ich …was hab ich getan? Du hättest mich aufhalten müssen! Ich hab völlig die Kontrolle verloren! Er wird mich auf ewig hassen!“ Heut im Eiscafe hätte ich sie noch köpfen können, doch jetzt tat sie mir leid, sie gab sich die Schuld an Livs Verschwinden, sie sorgte sich um sie und war deshalb so furchtbar schlecht gelaunt, und die frage von Dennis, den sie eigentlich mochte, wahrscheinlich sogar mehr, als sie uns eingestehen wollte, und seine Frage hatte das das Fass zum überlaufen gebracht. „Wie konnte ich mich nur so gehen lassen? Ich lie…“ Plötzlich hielt sie inne. Sie wischte sich die Tränen weg und ihr Blick wurde wieder klarer. „Auf jeden Fall… hätte ich das nicht tun sollen. Oh mein Gott, wie konnte ich nur so einen Raster kriegen?!“ Ich versuchte sie abzulenken und textete sie stundenlang zu. Und irgendwann… Ich weiß, man sollte mich für meine Neugier ohrfeigen, aber… „Was hast du da eigentlich für Andeutungen gemacht?“ platzte es aus mir heraus. Kendra sah mich an, als wolle sie schon wieder anfangen zu heulen. „Er hat mich gebeten, nichts zu erzählen“ sie lachte bitter auf. „Das Versprechen hab ich ja toll gehalten.“ Sie sah mich an als überlegte sie. Dann schüttelte sie den Kopf. Jetzt ist es auch egal. Unter anderem hat er gesagt, dass Lucy mit Nick sehr glücklich war, sie sind oft rausgefahren, z.B. an den Riedsee oder an den Rhein, sie waren gerne alleine, waren gerne unterwegs.“ Sie lachte erneut bitter. „Zeigt sich ja jetzt.“
Mehr konnte ich nicht aus ihr rausholen.
Gegen 5 verabschiedeten wir uns, ich hatte um sieben Training.

 
Kendra
 

 
Maya hatte es wirklich geschafft, mich ein wenig abzulenken, doch in den folgenden Stunden liefen zwei Szenen in meinem Kopf immer wieder ab; zum einen Dennis und ich, im Wald, was er mir erzählt hatte, wie er mich angelächelt hatte, zum anderen ich im Cafe, was ich gesagt hatte, der Gesichtsausdruck von Dennis.
Als ich die Szene im Wald zum geschätzt 50. Mal durchspielte, fiel mir etwas auf. Halt! Pause, zurückspulen. Nochmal. Sie waren gerne unterwegs. Am Riedsee. Am Rhein. In der Landschaft.
 
Am Riedsee.
 
Am Riedsee!
Ich rief sofort Maya an. „Nee, die ist im Training.“ Verdammt! Emma. „Die ist gerade im Kino mit einem netten Jungen namens Tim… äh nein, Tom…nein, warte er hieß-“ „Nein, schon okay, ich ruf morgen noch mal an.“ Es war mir so herzlich egal, wie der Kerl hieß, den Emma gerade versuchte abzukriegen, mir war auch egal dass sie ihn versuchte abzukriegen, also rief ich sie auf dem Handy an. Mailbox. Und Maya hatte ihr Handy im Training nie dabei. Also musste ich wohl alleine gehen, denn Dennis anzurufen, das brachte ich nicht fertig.
Aber bescheuert war ich nicht. Ich schrieb beiden eine SMS. Ich glaube, Lucy ist am Riedsee. Geh nachsehen. Kendra
 
Gegen viertel nach acht war ich am Riedsee, der inzwischen natürlich geschlossen war, und ich glaubte auch nicht, dass Lucy durch den Haupteingang reinspaziert ist. Aber wo ist sie? Ich ging um den See herum. Ganz am hinteren Ende war ein Wäldchen, in dem ich eine kleine Hütte fand, in der Licht brannte. Oh mein Gott. Plötzlich bekam ich Angst. Ich war hier im Wald, war alleine hergekommen und da drin war vielleicht die entführt Liv mit – einer 16-jährigen. Jetzt stell dich nicht so an! schalt ich mich.
Mit zitternden Knien schlich ich zu einem Fenster. Oh mein Gott! Da lag Liv, entweder schlafend oder bewusstlos, ich wusste es nicht, auf einem Bett und Lucy saß davor und – ich schauderte – hielt einen Pistole in der Hand. Flüchtig schoss mir durch den Kopf, wofür man sie drankriegen könnte; Freiheitsberaubung, unerlaubter Waffenbesitz (das Ding durfte sie bestimmt nicht haben!) und wahrscheinlich auch noch Körperverletzung und/oder Verstoß gegen das Betäubungsmittelgesetz. Oh mein Gott, was soll ich jetzt machen? Blöde Frage, die Polizei rufen! Ich holte mein Handy raus und wählte und… nein. Das ist ja wie in einem schlechten Film! Akku leer! Oh mein Gott, was jetzt? Plötzlich nahm ich hinter dem Fenster eine Bewegung wahr. Ich lugte hinein. Lucy war weg. Vielleicht auf dem Klo. Ich betete, dass sie schlimmen Durchfall hatte und ging zur Tür. Offen, wie in einem noch schlechteren Film. Ich schlich zum Bett. „Liv! Liv!“ flüsterte ich. Ihre Augenlider flatterten. Sie wachte auf. „K... Kendra… Was machst du hier?“ Sie riss die Augen auf. „Pass auf…“ Dann spürte ich nur noch etwas Kaltes, Hartes im Genick und verlor das Bewusstsein.

 
Maya
 

 
„Ach, übrigens, Kendra hat angerufen.“ Ich sah Mum überrascht an. „Sie war doch erst bei mir, was wollte sie denn?“ „Keine Ahnung. Sie klang irgendwie hektisch.“ „Ich ruf sie gleich mal an.“ Doch niemand ging ran. Ihre Eltern waren nicht da und Kendra wohl auch nicht. Ich beschloss es morgen früh noch mal zu versuchen. Noch vor der Schule rief ich an. Kendras Mum ging ran, sie wirkte ziemlich verschlafen. „Ja?“ „Ist Kendra da?“ „Nein, ich dachte, sie wäre bei dir.“ „Scheiße.“ Kendras Mum ist sich wahrscheinlich ziemlich gekorbt vorgekommen, dass ich sie so abgewürgt hatte, aber ich bekam sofort Panik, dass Kendra nicht zu Hause war. Ich musste in die Schule aber sofort danach rief ich Emma an. Auch sie hatte keine Ahnung, wo Kendra sein könnte, und auch sie war sofort alarmiert. Kendras Mum hatte inzwischen die Polizei gerufen. Die fragte, ob Kendra uns vielleicht eine SMS geschrieben hatte. Mein Handy war mir erst gestern geklaut worden, oder ich hatte es verloren, dass wusste man bei mir nie so genau. Emma fummelte gerade ihr Handy aus ihrer Tasche, da begann es zu klingeln. Emma schrie erschrocken auf und ließ das Handy fallen und das Klingeln erstarb. Sie hob das Ding auf. Es war aus und wenn sie versuchte, es einzuschalten, wurde das Display blau. „Nein! Emma, wie kann man nur so blöd sein!“ „Immerhin hab ich mein Handy noch!“ fauchte sie. Wir riefen sofort Dennis an, er wusste auch nicht, wo sie war, machte sich aber sofort furchtbare Sorgen. Mehr, als um Liv oder Lucy in den ersten paar Stunden. „Verdammt, verdammt, verdammt!“ Für den Rest des Tages konnten wir nichts mehr tun, und so saßen wir nur bei Emma rum, fluchten, überlegten, sorgten uns. Gegen sieben trennten wir uns, mit dem Versprechen, uns gegenseitig sofort zu benachrichtigen, falls uns etwas einfallen würde oder falls es etwas Neues gab.

 
Kendra
 

 
Als ich am nächsten Morgen aufwachte, brauchte ich ein paar Sekunden, um mich zu orientieren. Dann fiel mir alles wieder ein. Ich versuchte, mich zu bewegen. Meine Hände und Füße waren gefesselt. „Kendra?“ flüsterte Livs Stimme. „Liv… Wie geht’s dir?“ „Gut, bis du kamst.“ Das klang sehr seltsam. „Versteh mich nicht falsch, aber… Lucy hat mich nicht so behandelt, wie man hätte erwarten können. Du hast sie jetzt aus dem Konzept gebracht. Jetzt müssen wir vorsichtig sein. Ich sah Lucy, schlafend im Stuhl, die Pistole lag in ihrem Schoß.
Oh mein Gott, dachte ich, ich hätte nicht hierher kommen sollen. Tun wir etwas Falsches, wird sie uns erschießen. Ich werde meine Familie nicht mehr wiedersehen. Und Maya. Und Emma. Und – Oh mein Gott, Dennis, das letzte, was ich zu ihm gesagt hatte, war, dass es uns allen besser gingen, wenn er und Lucy nie hier aufgetaucht wären. Naja, meldete sich eine Stimme aus meinem Kopf, der die Schmerzen der viel zu strammen Fesseln registrierte, irgendwo stimmts ja. Ich meine, du säßt jetzt nicht hier und…
Ich fing fast an zu heulen.

 
Maya
 

 
Am Nachmittag des zweiten Tages, an dem Kendra vermisst wurde, rief ich Josie an. Ich brauchte jemand Außenstehendes zum Reden, und Rani kurvte gerade mal wieder mit ihrem Turnverein in der Weltgeschichte rum.
„ … und dann hat Emma das Handy fallen gelassen und jetzt ist es kaputt, vielleicht hat Kendra gerade versucht anzurufen oder eine SMS geschrieben und jetzt werden wir sie nie finden, nur weil Emma zu blöd ist, ihr Handy in der Hand zu halten!“ „Oh Mann, ihr seid echt manchmal zu bescheuert! Habt ihr wirklich keinen Anhaltspunkt, wo Liv, Kendra oder Lucy sein könnten?“ „Nein, nicht den geringsten.“ „Das kann doch nicht sein! Gehen wir mal logisch vor.“ Oh, jetzt kam Josie, die Psychologin. „Was wissen wir über Lucy?“ „Also, ich würde sagen, sie hat einen ziemlichen-“ „Nein, keine Ansichten und Interpretationen, nur Fakten.“  „Von mir aus“, murrte ich und überlegte. „Also, Kendra hat gesagt, dass Dennis gesagt hat, dass Lucy und Nick wirklich glücklich waren. Da ist  bestimmt noch mehr, aber Kendra durfte es mir nicht erzählen. Sie hat aber außerdem erzählt, dass…“ ich versuchte, mich zu erinnern. „Sie hat gesagt, dass sie und Nick gerne unterwegs waren.“ „Aha!“ rief Josie aufgeregt. „Das könnte ein Anhaltspunkt sein… ein Platz, hier in der Nähe und doch gut versteckt, ein Platz, wo sie gerne war und von dem sie wusste, dass dort selten jemand vorbeikommt, wäre ideal. Hat Kendra gesagt, wo sie gerne waren?“ „Sie hat gesagt… dass sie gerne am Riedsee waren! Oh mein Gott, natürlich, der Riedsee! Die Hütte…! Danke, Josie!“ Als ich aufgeregt auflegte und Dennis Nummer wählte, sah ich Josie vor mir, die verdutzt den Telefonhörer anstarrte und überlegte, welche Hütte  ich wohl gemeint hatte. Ich war mal mit Liv zufällig darauf gestoßen, wir sind um den Riedsee gefahren, und wir hatten uns sofort ausgemalt, wie wir in der vergammelten Hütte eine Leiche finden würden. Jetzt überlief mich eine Gänsehaut, wenn ich daran dachte. „Ja?“ „Oh mein Gott, Dennis, Lucy- ist vielleicht am Riedsee- da steht eine Hütte!“ „Woher weißt du vom Riedsee?“ „K- ist jetzt auch egal, ich glaube, sie sind am Riedsee! Wir sollten auf jeden Fall mal nachsehen.“ „Und die Polizei?“ „Gehen wir erst mal nachsehen, bevor wir die umsonst rufen! .“
 
Also riefen wir zuerst nur Emma und machten uns auf den Weg. Diesmal stellten wir uns nicht so blöd an; Dennis nahm sein Handy mit, ich das meiner Mum und Emma ihr altes und wir achteten sogar darauf, dass die Akkus voll waren. Keine Fehler mehr.
Gegen halb 10 trafen wir dort ein. „Da hinten! Da ist die Hütte!“ Ich bekam Angst. „Oh mein Gott, was machen wir jetzt?“ „Wir schauen erst mal rein.“ Wir gingen zum Fenster. Da drin auf einem Bett saßen Kendra und Liv, die sich anscheinend unterhielten. Lucy war nicht zu sehen. Ich weiß nicht, was ich erwartet hatte, aber das sah jedenfalls nicht so aus. „Was machen wir jetzt?“ flüsterte ich völlig panisch, trotz des gelassenen Bildes, das sich uns bot. „Blöde Frage, die Polizei rufen“, antwortete Emma. „Das“, ertönte eine Stimme hinter uns, „würde ich lassen.“ Wir drehten uns langsam um. Da stand Lucy und richtete eine Pistole auf uns.

 
„Lucy- Lucy beruhig dich erst mal.“ „Oh, ich bin so ruhig wie noch nie“ sagte Lucy mit einem seltsamen Lächeln. „Lucy, nimm erst mal das Ding runter und lass uns reden.“ Sogar Dennis wirkte nervös, was mich noch ängstlicher machte. „Ich habe lange genug geredet. Mit dem Flittchen da drin, mit Nick, mit dir, auch mit Kendra. Alle haben mich belogen. Jetzt lass ich mich nicht mehr bequatschen. Ich-“ Mit einem hysterischen Schrei stürzte sich aus heiterem Himmel Liv von hinten auf Lucy. Die ließ überrascht die Waffe los, die ein paar Meter entfernt auf dem Waldboden landete. Liv hatte Lucy regelrecht im Schwitzkasten, doch die krallte einfach ihre Fingernägel in Livs Oberarm und ließ sich nach hinten auf sie fallen. Liv schrie auf, doch sie hielt sich erbittert fest. Lucy griff ihr in die Haare und zog mit überraschender Kraft daran. Liv ließ Lucys Hals los und kratzte ihr über die Wange.
Ich sah sprachlos zu, während Emma sich unbemerkt die Waffe Angeln konnte und Dennis in der Hütte verschwand. Ich versuchte, zwischen Lucy und Liv zu gehen, doch eigentlich stürzte ich mich nur mit in den Kampf. Lucy biss Liv gerade in den Finger, während sie nun auch Liv ihre Fingernägel übers Gesicht zog. Ich zog Lucy, die erbittert schrie, von Liv runter, doch sie rammte mir ihren Ellbogen in den Bauch, ich keuchte  und ließ von ihr ab. „STOPP!“ schrie Emma plötzlich.  Sie hatte die Waffe auf uns gerichtet, ihre Hände zitterten, doch als sie sprach, war ihre Stimme fest. „Lucy, stell dich an die Wand. Und wehe, du bewegst dich! Liv, alles in Ordnung?“ Liv sah furchtbar erschöpft aus und hatte nun Kratzer  im Gesicht, doch sie nickte. „Maya, nimm das Handy und ruf die Polizei.“

 
Emma
 

 
Maya nickte und tat wie geheißen. Plötzlich nahm ich aus dem Augenwinkel eine Bewegung wahr. „Wag es ja nicht!“ Ich richtete die Waffe wieder auf Lucy. Ich war über meine Entschlossenheit fast selbst erschrocken. Lucy lächelte kalt. „Tu’s doch. Ich wette, du weißt eh nicht, wie man das Ding bedient.“ Ich schoss einen halben Meter neben Lucys Fuß in den Boden. Sie schrie gellend auf. „Liv, was ist mit Kendra?“

 
Kendra
 
[10 Minuten vorher]

 
„Lucy ist weg. Wo ist sie hin?“ „Weiß ich nicht, ist auch egal, kannst du meine Handfesseln aufknoten?“ „Warte.“ Ich drehte mich mit dem Rücken zu Livs Rücken und tastete nach den Seilen, die ihre Hände auf dem Rücken zusammenhielten. Livs Hände waren kalt und rau. Ich versuchte, die Knoten zu lösen. „Halt, war da nicht was am Fenster?“ flüsterte Liv. „Scheiße, beeil dich!“ „Ja, verdammt, schneller geht’s nicht!“ Als ich es geschafft hatte, die Knoten zu lösen, stand nun draußen vor dem Fenster Lucy und hielt die Pistole – ihren ständigen Begleiter – auf etwas, das wir nicht sehen konnten. „Scheiße, das ist nicht gut“, meinte Liv noch, dann verschwand sie nach draußen. Ein paar Sekunden später sah ich, wie sie sich von hinten – richtig Stuntdouble-reif – auf Lucy stürzte. Ich sah auch noch, wie Maya dazwischenging – oder sich einfach mithineinschmiss, dann kam Dennis herein. Ich war noch nie so erleichtert, ihn zu sehen. Doch dann fiel mir wieder ein, was im Cafe vorgefallen war. Oder besser, wie ich mich aufgeführt hatte. „Dennis…“ Wortlos löste er meine Fesseln. Ich fiel ihm um den Hals und fing hemmungslos an zu schluchzen. „Dennis… ich… es tut mir so leid! Ich- ich weiß nicht, was… es war… was ich gesagt hab- es tut mir so leid!“ Ich brachte keinen ganzen Satz mehr raus, so aufgelöst war ich. „Ist… schon okay, ich meine… irgendwo hat es doch gestimmt oder?“ Er lächelte mich traurig an. Ich glaube, durch den Vorfall draußen und die Entführung hat er irgendwie innerlich Distanz genommen von Lucy. Nachdem ich ein paar Minuten lang noch ziemlich geheult hatte, fasste ich mich langsam wieder. Dann kam auch Maya rein. Sie klopfte vorher zögernd an und ich musste grinsen bei dem Gedanken daran, was sie wohl erwartete. „Ehm die Polizei ist unterwegs. Geht’s dir soweit gut?“ Ich ging auf sie zu und umarmte sie. Ich fing fast schon wieder an zu heulen. Ich war so furchtbar erleichtert. Liv hatte mir erzählt, dass sie viel mit Lucy geredet hatte, vernünftiger, als man hätte erwarte können. Lucy war einfach furc! htbar ve rletzt und verwirrt und dann hatte es bei ihr ausgesetzt.
Ich war total erschöpft und furchtbar hungrig, aber ansonsten fühlte ich mich gut. Wir gingen alle nach draußen, wo Emma die Waffe auf Lucy gerichtet hielt, die an der Wand stand. „Freundliches Schicksal, was Maya?“ grinste Emma. Maya sah sie nachdenklich an. Dann schüttelte sie den Kopf. „Das Schicksal gibt es nicht. Wir sind für unser Leben selbst verantwortlich. Liv begann sofort schallend zu lachen. Ich stimmte mit ein. „Das ich das mal von dir höre! Das sollten wir festhalten!“ Maya sah uns hochnäsig an. „Vielleicht sollten wir auch festhalten, dass Kendra hier alleine rausgefahren ist und sich auch noch hat erwischen lassen. Und, dass Emma es geschafft hat, ihr Handy runterzuschmeißen, wo wir das Ding einmal gebraucht hätten.“ Jetzt ertönten Polizeisirenen aus der Ferne. „Ihr war ja nicht da und ich hab euch geschrieben!“ verteidigte ich mich. „Wie seid ihr denn jetzt letztendlich draufgekommen, wo wir sind?“ „Also- mir ist aufgefallen, dass Dennis gesagt hat, dass Lucy gerne am Riedsee war-„ „Und du bist natürlich sofort hingefahren! Sei froh, dass Josie auf die Idee mit Plätzen-wo-sie-gerne-ist-und-niemand-sonst gekommen ist!“ „Wenn du nicht dein Handy verloren hättest-“ „Vergesst das doch jetzt einfach“, meinte Emma schlichtend. „Jetzt ist ja alles in Ordnung und-“ „Das sagst du nur, weil du dich am blödesten von allen angestellt hast“ stichelte Maya. „Stimmt ja gar nicht!“ „Wohl! Wenn du nicht-“ Emma holte gerade schon wieder Luft um sie zu unterbrechen, da kam die Polizei und Dennis ging dazwischen. „Ihr benehmt euch wie Kleinkinder, allesamt.“ Dann wandte er sich Lucy zu. Als er mit ihr sprach, hatte er etwas im Blick, das ich nicht deuten konnte.
Ich konnte förmlich sehen, wie die Ohren von Emma, Liv und Maya auf das Doppelte anschwollen, doch ich zog sie weg. „Kommt mit zur Polizei.“ Maya wagte als einzige zu murren, doch ich musste sie nur schief angucken und sie war still. Ich wollte gar nicht wissen, was Dennis zu Lucy sagte und es ging mich auch gar nichts an.
Die Polizei nahm Lucy fest, unsere Eltern wurden gerufen und die Polizei wollte Liv und mich ins Krankenhaus bringen, doch wir wehrten uns strikt dagegen. Ich war dort ja gerade einmal 24 Stunden gewesen und Liv hasste einfach Krankenhäuser.
Ich fragte Dennis, ob wir reden konnten bevor unsere Eltern kamen und so gingen wir ein Stück weiter in den Wald rein. Ich spürte regelrecht die gaffenden Blicke der anderen, die uns nachsahen.
„Dennis, ehrlich, es tut mir furchtbar leid, was ich da gesagt hab.“ „Nein, ich sollte mich entschuldigen. Ich hab einfach nicht erkannt, wie… kaputt Lucy ist… Sie hat sich so festgefahren auf Nick und das alles und sie…“ Er schüttelte den Kopf. Ich griff nach seiner Hand. Er sah mich an. Ich hatte das Gefühl, als ob die Zeit stehen bleiben würde. Dann
 

 
Maya
 

 
küssten sie sich en. „Na endlich“, murmelte Liv. Wir saßen auf einem umgestürzten Baumstamm und beobachteten die beiden aus sicherer Entfernung. Ich sprang vom den stamm und wandte mich zum Gehen. Als ich merkte, dass ich die einzige war, drehte ich mich um. Emma und Liv saßen noch immer da und beobachteten Kendra  „Ihr seid wirklich schamlose Spanner“, schimpfte ich sie halb im Spaß. Liv hielt es nicht mal für nötig, den Blick abzuwenden als sie antwortete. „Naja, Kendra und ein Kerl, das sieht man nicht jeden Tag.“ Emma lachte leise. „Wenn wir Glück haben, jetzt schon.“

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 12.08.2008. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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