Andreas Rüdig
Beruf: Estrichleger
Wer den Boden unter den Füßen verliert, der hat die Bodenhaftung
verloren. "Ach, Sie immer mit ihren Redensarten. Der Fußboden ist unser
Metier," berichtet Michael Hausmann, Inhaber eines Estrichleger -
Betriebes in Obermeiderich.
Estrichleger
legen spezielle direkt begehbare Verbundestriche in Werkhallen und
Sportstätten. Trockenestriche aus Fertigplatten und schwimmende
Estriche in Wohnungen kommen hinzu. Je nach Nutzung bauen sie auch
Sperr- und Dämmschichten für den Wärme- und Feuchtigkeitsschutz und für
die Trittschallisolierung ein, bevor sie die Estrichmörtelmischung
mittels Fördermaschine oder mit dem Schlauch aufbringen.
Estrichleger
verlegen Bödenverläge wie PVC- und Laminatböden auf den getrockneten
Estrich. Estrichleger stellen auch fugenlose Terrazoböden her. "Ich
verlege keine Teppichböden," berichtet Hausmann. "Das Arbeitsamt
berichtet im BerufeNet, daß Estrichleger auch Fußbodenheizungen
verlegen. Ich mache das schon aus Gewährleistungsgründen nicht.
Fußbodenheizungen einbauen können Heizungsbauer besser."
Der
Estrichleger gehört zum Bauhauptgewerbe. Den Meisterzwang gibt es nicht
mehr. "Soweit ich es mitbekommen, bevorzugen die Kunden schon einen
Meisterbetrieb. Die Meisterbetriebe garantieren eben noch
Qualitätsarbeit." Und dennoch gibt es nur wenige Betriebe in Duisburg,
die diese Bauleistung erbringen. Und selbst selbst unter diesen
Betrieben ist Hausmann noch ein Exot: Er bildet nämlich aus.
Wie
sieht für ihn der ideale Lehrling aus? "Er hat gute Noten in den
Hauptfächern Mathe, Deutsch und Englisch. Er besitzt
Physikgrundkenntnisse. Er muß praktisch veranlagt sein. Unser Beruf ist
kräftezehrend. Da kann ich keinen Hänfling gebrauchen. Daß preußische
Kardinalstugenden hinzukommen (wie Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit,
Ordentlichkeit und Sauberkeit), ist wohl selbstverständlich," betont
Hausmann. Und ergänzt: "Ein Ferienjob im Estrichlegerhandwerk ist schon
sinnvoll. Da merkt man als Jugendlicher, ob mir dieser Beruf liegt."
Hausmanns
Unternehmen ist zwar Ausbildungsbetrieb. Der Beruf des Estrichlegers
ist aber so unbekannt, daß er faktisch kaum Bewerbungen erhält. Sind
andere Bauberufe (wie Dachdecker oder Straßenbauer) noch
Ausweichmöglichkeiten für Jugendliche, die ansonsten keine Lehrstelle
erhalten, tritt selbst dieser Effekt - glaubt man Hausmann - bei ihm
nicht ein. An Hausmann kann es jedenfalls nicht liegen. Er macht einen
sympathischen und umgänglichen Eindruck. "In diesem Beruf wird es nie
langweilig. Wir sind immer wieder an anderen Baustellen und kommen so
viel herum," wirbt Hausmann für seinen Beruf. Wer anpacken kann und
sich nicht an unregelmäßigen Arbeitszeiten stört, der sollte sich schon
überlegen, ob er als Jugendlicher in diesen Beruf geht.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 13.08.2008.
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