Klaus Eylmann

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Steil und stolz reckte sich die Rakete dem Himmel entgegen, Monument der menschlichen Sehnsucht, den Raum zu erobern und zu kolonisieren.
“Die Symbolik, darauf ist es uns angekommen. Grandios, Herr Meier-Brink.” Wissenschaftsminister Emmerich blickte zur Rakete empor. Vom Dach des Europäischen Raumfahrtzentrums schien es, wollte sie sich in die Lüfte schwingen, mit ihr Träume ins Universum tragen, Träume, die Grenzen des Wissens zu erweitern, in dem Bestreben, der Menschheit Sicherheit und Antworten darüber zu geben, welch höherer Sinn ihrer Existenz zugrunde lag.
“Nun, ja,”, erwiderte Meier-Brink. Als Architekt hatte er schon Hässlicheres entworfen. “Wo ist das Buffet?”

Es war Leben im Kontrollzentrum. Kam nicht sehr häufig vor, seit die Chinesen mit ihrer Billigrakete der Ariane den Rang abgelaufen hatten. General Steinkühler kam es gelegen. Sie hatten das Zentrum preiswert geleast. Er blickte sich um, sah Militärs und den Verteidigungsminister auf den Stühlen vor den Monitoren und ging ans Mikrophon.
“Meine Damen und Herren. Dieser Tag wird in die Militärgeschichte eingehen. Heute wird offenkundig werden, dass wir der automatisierten Kriegsführung wieder ein Stück nähergekommen sind.”
Steinkühler deutete auf einen Bretterverschlag neben sich, den einige Monteure mit ihren Eisen aufbrachen. Die Bretter fielen zur Seite und legten ein Y-förmiges Flugzeug frei.
“Wir wollen das mit der X99 demonstrieren. Sie fliegt ohne Pilot, hat eine Länge von 9 und eine Flügelspannweite von 11 Metern, kommt direkt aus den U.S.A.”
Der General legte eine Folie auf den Overheadprojektor.
“Welches sind nun die Vorteile eines UCAV? Entschuldigen Sie,” Steinkühler räusperte sich verlegen, “ich meine natürlich Unmanned Combat Air Vehicle.” Er zeigte mit dem Laserzeigestock auf die einzelnen Punkte.

- Es kann 24-Stunden-Einsätze durchführen
- Es ist mit seinem Preis von 15 Millionen Dollar preiswerter als herkömmliche Kampfjets
- Es kann kein Pilot zu Schaden kommen.”

Die Monteure machten sich daran, die Flügel an den Rumpf zu montieren.
“Die Vorbereitungszeit dauert im Normalfall eine Stunde, doch wir haben das Flugzeug bereits präpariert. Sie sehen, die Techniker haben die Flügel montiert, und nun fahren sie das Fluggerät auf den Parkplatz. Ein weiterer Vorteil: zum Start benötigt es kein Flugfeld.”
Ein Tor öffnete sich, und das Gerät wurde aus dem Saal gerollt.
Steinkühler deutete auf den grossen Wandmonitor. “Das, was sie dort sehen, zeigen auch die Monitoren vor Ihnen auf dem Tisch, den Demo-Einsatz der X99.”
Eine Landkarte wurde eingeblendet. “In etwa 50 km Entfernung liegt der Truppenübungsplatz Dünkelskirchen. Dort haben wir die Attrappe einer Raketenabschussrampe aufgestellt. Die X99 hat die Anweisung erhalten, diese Rampe zu vernichten.”
Das Bild wechselte und zeigte die Rampe mit einer Rakete, die schräg gegen den Himmel zeigte, dann sahen sie, wie die X99 in den Wolken verschwand.
“Die X99 steigt auf Höhe von etwa 20 km und analysiert von dort mit Hilfe seines Radars und seiner Infrarotmessgeräte das Terrain unter sich. In Kürze wird sie automatisch den Truppenübungsplatz anfliegen. Um ängstliche Gemüter unter Ihnen zu beruhigen. Wir können jederzeit wieder die Kontrolle der X99 übernehmen.”
Gespannt betrachteten die Anwesenden, wie sich die X99 drehte und der Erde entgegenstürzte. Steinkühler blickte zum Techniker hinüber, der wie angewurzelt vor seinem Monitor sass und mit kreidebleichem Gesicht auf den General starrte.
“Was ist los, Müller?”
“Herr General,” flüsterte Müller erregt. “Irgendetwas stimmt da nicht. Die X99 kommt direkt auf uns zu!”
“Wieso das? Übernehmen Sie die Kontrolle.”
Dem Techniker stand der Schweiss auf der Stirn, fieberhaft bearbeitete er die Tastatur.
“Sie gibt die Kontrolle nicht mehr ab. Flugrichtung unverändert.”
Herrgott! Die Rakete auf dem Dach!
“Mensch Müller! Brechen Sie den Angriff ab!”
Nun sahen sie es alle auf ihren Monitoren, sie kam immer näher. Steil und stolz reckte sich die Rakete dem Himmel entgegen, Monument der menschlichen Sehnsucht, den Raum zu erobern und zu kolonisieren.
“Was ist los?” brüllte jemand. “Das sind doch wir!”
Der Techniker haute sein ‘abort’ in die Tasten.
“Herr General, es klappt nicht, der Angriff lässt sich nicht abbre…..”







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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 06.11.2002. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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