Matthias Troxler

Als der Tod kam

Der Nebel hing tief über dem Talboden,
es fühlte sich an,
als sei

man in einem Dampfkochtopf gefangen. Im obersten Zimmer des grossen Bauernhofs
brannte kein
Licht und auch keine Kerze, denn
dafür war kein Geld mehr vorhanden. Dies machte die Szene noch gespenstischer,
als die drei Männer, die im dunklen Zimmer um das Bett herumstanden schemenhaft
ihre Meinungen austauschten. Das Röcheln und Stöhnen des Bauers wurde leiser,
der massige Körper lag nur noch matt und schweissgebadet im Bett.
Der Doktor begann: „Es geht zu Ende mit ihm, ich kann nichts
mehr für ihn tun. Die ärztliche Kunst ist auch nicht unbegrenzt. Jetzt ist es
ihre Arbeit Hochwürden, ihn ins gelobte Land zu begleiten.“
Nicht das er vorher etwas für den bemitleidenswerten Bauern
tun konnte oder das er an das Geschwafel vom ‚ewigen Leben’ glaubte. Nein, sein
Mammon war das Geld, die teuren Medikamente hatte er selbstverständlich gerne
verschrieben und gleich das Geld einkassiert, obwohl im die ganze Zeit rätselhaft
war, was dem Bauern eigentlich fehlte.
In Gedanken sorgte sich der Doktor weniger um die offenen,
wohl niemals von der jungen Bäuerin zu zahlenden, restlichen Rechnungen, als
vielmehr um seinen Ruf. Ihm war schliesslich noch nie ein Patient weggestorben.
Er musste sich was einfallen lassen, wollte er weiterhin hier im Tal so gut Kasse
machen, wie bis anhin.
Der Bürgermeister schaute zum Fenster hinaus: „Kein guter
Tag zum Sterben, aber ich bezeuge, dass Alles mit rechten Dingen zuging. Alles
andere unterliegt nicht mehr der irdischen Gewalt.“
Er wandte sich zu Tür, gefolgt vom Doktor. Während sie die
Treppe hinuntergingen, meinte der Arzt: “Bürgermeister, ich will natürlich
niemanden beschuldigen, aber es ist mir absolut schleierhaft, wie ein so gesunder
Mensch, wie Bauer Schuhmacher, so schnell und unerwartet sterben konnte.“
„Doktor, sie wollen doch nicht etwa andeuten, dass er
vergiftet wurde?“
Der Bürgermeister musste sich zwingen ein Jubeln in seiner
Stimme zu unterdrücken. Diese neuen Erkenntnisse würden seinen Plänen sehr
entgegenkommen. In seinen Tagtraum hielt er bereits die knackigen Brüste der
jungen Witwe in seinen Händen und sie musste sich ihm fügen, als ihn der Arzt
aus diesem schönen Traum holte.
„Nein selbstverständlich nicht, nur falls sie es anordnen,
ermittle ich mittels einer Obduktion sehr schnell die genaue Todesursache.“
„Ich werde es mir überlegen, Doktor.“ brummte der gewichtige
Mann, den der Arzt als Bürgermeister angesprochen hatte.
Sie nickten der jungen, etwas ausgezehrten, Bäuerin zu,
welche in einer dunklen Ecke der Stube tum
b
b vor sich hin starrte.
„Marianne, es ist Zeit deinen ehelichen Pflichten
nachzukommen und deinem Gatten in seiner schwersten Stunde beizustehen. Es geht
zu Ende mit ihm.“
Zufrieden verliessen die beiden Männer den Hof, nickten
einander zu und gingen ihrer Wege. Beide wussten genau was nun zu tun war.  

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 06.09.2008. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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