Hans-Peter Zürcher

Müde

 7. September 2008

 

Der heutige Morgen zeigt sich eher von seiner düsteren Seite. Kühl und mit Hochnebel, an dessen lichten Stellen sich immerhin ein wenig Blau erahnen lässt, so präsentiert sich der Himmel über einer müde wirkenden Sonntagslandschaft. Ein Duft von kühler Feuchte und welken Blättern, die lautlos in loser Folge vom dem einen, dann vom einem anderen Baum, zu Boden schweben, liegt in der Luft. Die Bäume und Blumen, die Wiesen und Wälder haben auch diesen Sommer wieder alles gegeben, was sie uns zu bieten hatten. Vom Spriessen der ersten Blätter im Frühling über reichliche Blütenpracht bis hin zum ersten, sachten verfärben ihrer Blätter. Nochmals zeigen sich die Blumen in all ihren herbstlichen Farben und Pracht, nochmals glänzen die reifen Früchte des Spätsommers an den Ästen der Bäume im ersten Tageslicht.

 

Der Hochnebel beginnt sich im ersten Sonnlicht aufzulösen, in einzelne Fetzen zu zersetzen, um sich dann wieder mit anderen gleich gesinnten zu neuen Schwaden zu verweben.  Ein wogendes auf und ab, ein hin und her, gleiche einer Meeresbrandung,  ein Spiel mit Höhenwind und  Thermik. Im Gegensatz zu hier unten auf der Erde keine Spur von Müdigkeit, im Gegenteil, ein munteres Treiben, zu dem sich nun auch das Krähenvolk vom nahen Feld einzulassen scheint. Sie spielen mit lautstarkem Gekreische ihr Spiel mit dem  den Gezeiten am Himmel. 

 

Doch die Sonne scheint noch nicht müde zu sein, sie setzt sich mit voller Kraft durch, löst die Nebelschwaden auf und gibt so den Blick auf die weißen Kaltluftwölkchen frei, die wie kleine Schiffchen übers blaue Meer  dahin ziehen.

 

Die wärmende Sonne verleiht auch der Landschaft neue Düfte. In milden Zauber gehüllt schweben sie als Duftwölkchen daher, vermischen sich mit dem Duft der Morgenfeuchte zu einem ganzen, würzigen etwas, das nach Herbst riecht, nach Müdigkeit. Die nimmermüden Bienenvölker summen und brummen den letzten Blüten entgegn, laben vom süßen Tau, auch letzte Schmetterlinge tun es ihnen gleich. Spielend flattern sie von Blume zu Blume, gefolgt von Libellen, die angelockt von der taufeuchten Wiese gleich kleiner Helikopter über dieselbe schwebt. Keine Spur von Müdigkeit.

 

Und doch, ein welkes Blatt schwebt wieder leise zu Boden und noch eins.   

 

 

© 2008 bei Hans-Peter Zürcher

 

 

Vorheriger TitelNächster Titel
 

Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Hans-Peter Zürcher).
Der Beitrag wurde von Hans-Peter Zürcher auf e-Stories.de eingesendet.
Die Betreiber von e-Stories.de übernehmen keine Haftung für den Beitrag oder vom Autoren verlinkte Inhalte.
Veröffentlicht auf e-Stories.de am 08.09.2008. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

Der Autor:

  Hans-Peter Zürcher als Lieblingsautor markieren

Bücher unserer Autoren:

cover

Sex für Golfer von Klaus-D. Heid



Nutzen Sie die Entspannungspause am 19. Loch, um etwas über die sexuellen Eigenarten von Golfern zu erfahren. Amüsieren Sie sich beim Lesen dieses Buches - und betrachten Sie anschließend Ihre Clubfreundinnen und -freunde aus einer völlig anderen Perspektive. Klaus-D. Heid und Cartoonist Guido Bock zeigen Ihnen, wie Golf zu einem ungeahnt erotischen Ereignis wird.

Möchtest Du Dein eigenes Buch hier vorstellen?
Weitere Infos!

Leserkommentare (1)

Alle Kommentare anzeigen

Deine Meinung:

Deine Meinung ist uns und den Autoren wichtig!
Diese sollte jedoch sachlich sein und nicht die Autoren persönlich beleidigen. Wir behalten uns das Recht vor diese Einträge zu löschen!

Dein Kommentar erscheint öffentlich auf der Homepage - Für private Kommentare sende eine Mail an den Autoren!

Navigation

Vorheriger Titel Nächster Titel

Beschwerde an die Redaktion

Autor: Änderungen kannst Du im Mitgliedsbereich vornehmen!

Mehr aus der Kategorie "Impressionen" (Kurzgeschichten)

Weitere Beiträge von Hans-Peter Zürcher

Hat Dir dieser Beitrag gefallen?
Dann schau Dir doch mal diese Vorschläge an:

Nebel von Hans-Peter Zürcher (Erinnerungen)
Kolossale Kolosse von Norbert Wittke (Impressionen)
Die Pendeltür von Rainer Tiemann (Hoffnung)

Diesen Beitrag empfehlen:

Mit eigenem Mail-Programm empfehlen