Jan van Oosterbeek

Einhundertzweiundfünfzig Schritte

Sehr weit ist es nicht. Aber die Zeit drängt.
Der Weg ist frei. Jetzt muss er ihn gehen.
Und er geht ihn.
Ruhig macht er die fünfzig Schritte bis zum ersten Tor.
Es lässt sich öffnen. Mühelos.
Alles scheint zu klappen.
Es liegen nur noch einhundertundzwei Schritte vor ihm.
Das Ziel im Auge, drängt es ihn, schneller zu gehen.
Aber eine innere Unruhe bewegt ihn umso mehr, je rascher er geht.
So wird das nichts merkt er.
Er fasst andere Objekte ins Auge, um sich abzulenken.
Noch fünfzig Schritte, und er merkt: das mit der Ablenkung
funktioniert nicht.
Er wird wieder langsamer. Doch das nutzt jetzt offenbar nichts mehr.
Er geht vorsichtig weiter.
Die Tür , auf die er zustrebt, ist geschlossen.
Auch das noch.
Das kostet Zeit.
Er weiss, mit einer Art Scheckkarte ist die Tür zu öffnen,
wenn es keine Störung gibt.
Während er die Karte aus der Tasche fummelt,
hat er hundertvierzig Schritte geschafft und steht vor der Tür.
Es würgt ihn. Der Atem stockt.
Die Tür lässt sich öffnen.
Noch fünf Schritte, er weiss , es kommt noch eine Tür.
Durch.
Tür zu.
Es zwingt ihn nieder, und er kann kaum noch an sich halten,
solange wie er braucht, sich frei zu machen.
Die Erlösung kommt schlagartig. Er stöhnt auf, reinigt sich
und zieht an der Kette, worauf die Spülung rülpst und sprudelt.
Gewonnen, im letzten Augenblick.
Wenn das immer so klappen würde, denkt er.
Doch nach diesem Sieg gegen die Zeit, sieht er den Dingen wieder
zuversichtlich entgegen.


© Jan van Oosterbeek 2007

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 10.09.2008. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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