Jan van Oosterbeek

Der Weisse

Da war er wieder, der Weisse mit den langen, flatternden Federn am Hinterpf. Wie immer stolzierte er mit einem Hüpfer zwischendurch
über die grossen Felsbrocken, die das Ufer säumten.
Ein Auge richtete er immer auf´s Wasser.Das andere behielt den Menschen
im Blick.
Aber er flog nicht davon wie früher, als Tim noch mit dem Hund unterwegs war und jeden Morgen vorbei kam. Ja, vor dem Hund hatter er
Respekt gehabt. Den Menschen allein schien er nicht zu fürchten.
Ein Einzelgänger dachte Tim. Einer wie ich jetzt. Noch nie war ein zweiter
Weissreiher hier aufgetaucht. Leben die immer allein, fragte sich Tim;
denn ihm kam deutlich zu Bewusstsein, dass er jetzt auch allein war -
nun sogar ohne den Hund.
Ein anderes Bild war plötzlich da vor seinem inneren Auge erschien ein
Poster auf dem eben solch ein Reiher abgbildet war. Und der besah sein Spiegelbild in einer Wasserfläche und sprach - wie eine Sprechblase sagte -
zu seinem Abbild:"Mit dir unterhalte ich mich am liebsten."
Dies Poster hatte Tim einmal an der Küchenwand einer Freundin entdeckt,
und er hatte verwundert zur Kenntnis nehmen müssen, dass der Text ernst gemeint gewesen war. Aber das hatte er erst gemerkt, als diese Freundin
für einige Jahre seine Frau und die Mutter seines Kindes geworden war.
Diese Frau hatte die Vereinzelung zum Progamm erhoben: Allein bin ich am stärksten!
Ob der Weisse auch so empfand? Keine Fresskonkurrenz, kein Störenfried?
Komm wir gehen nach Hause, sagt Tim zu seinem nur noch in seinem in Erinnerung vorhandenen Hund. Und der Weisse sah ihnen nach,
als blicke er durch sie hindurch.

Jan van Oosterbeek - 2/2008

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