Andreas Rüdig

Die Skulptur

"Die Skulptur ` Schattentanz I´ von Alfred Gockel stellt den Rhythmus, den Tanz und die Spannung zweier Menschen dar. Durch die Winkelung des Stahls erlebt im Laufe des Tages jede der beiden Figuren ihre Schatten-Seite, so wie im richtigen Leben. Die beiden Silhouetten reflektieren die für den Künstler charakteristische Formen-Sprache.

Die Sage vom Bärenwall: Im Krieg gegen die Niederlande hatten die Spanier im Jahre 1598 auch die Festung Rees besetzt. Auf den Wällen standen bei Tag und Nacht die spanischen Wachtposten. Nun wollte ein spanischer Hauptmann die Furchlosigkeit seiner Soldaten erproben. In das Fell eines Bären erschien er aufrecht gehend und laut brummend nachts auf dem Festungswall. Bei seinem Anblick warfen die ersten Soldaten ihre Waffen weg und flohen erschrocken. Nur einer zeigte Mut. Er legte an, schoß und der Bär fiel zu Boden. Beim Nachsehen fand man in dem Fell den toten Hauptmann. Die Skulpur `Spanischer Offizier stammt von Dieter von Levetzow.

Der Künstler Manni Hallen gestaltet mit Baustahl und Beton figürliche Skulpturen in verschiedenen Situationen. Bei `Zunge raus´ ist eine eher kindliche Figur dargestellt, die dem Betrachter trotzig die Zunge herausstreckt.

Man denkt, man sei frei, aber das ist ein Wunsch. Durch die Gesellschaft, das Gesetz und auch uns selbst gibt es Regeln, in denen man sich gefangen fühlt. Auch das Elend in der Welt hat ein beklemmendes Gefühl. Die Skulptur `Gevangen´ von Wim Klabbers drückt dieses Gefühl aus.

Eine Pflanze wird vergrößert und umgesetzt in einem Material, das auf den ersten Blick nichts mit zarten Blütenblättern zu tun hat: harter Stahl. Und doch wirkt es natürlich und ungekünstelt. Die Blumenskulptur lädt ein, die Natur mit anderen Augen zu sehen, wie durch ein Vergrößerungsglas. Eine Vergrößerung, deren Schönheit und Detailreichtum das Überwältigende des Gewöhnlichen und Bekannten sichtbar macht. Die Umsetzung in Stahl fixiert die Vergänglichkeit des Vorbilds. Diese Skulptur nimmt keinen Bezug: Die Wirklichkeit wird hier ein Bild der Phantasie. Rob Logister stammt aus Amsterdam. Er schuf die Skulptur ´Delfinium ferro´.

Der Fisch in seiner stählernen Erscheinungsform, in seiner anatomischen Verwandlung und einem Ikarus verwandt vom Himmel in die Erde stürzend, ist für den Künstler ein Zeichen eines persönlichen wie auch kollektiven Bewußtseins- und Wahrnehmungswandels. Vom Himmel stürzen, das Gebein zu Eisen verdichten, in die Erde abtauchen: Drei Attitüden, die dem Fisch nicht zustehen. Das Paradoxe des Fisches ins nicht mehr Sichtbare, zur Bedeutung des Lebendigen. Die Skulptur `Piranha´ stammt von Joachim Röderer.

Der `Froschkönig´ von Dieter von Levetzow liegt mit aufrechtem Blick am Ufer des Froschteiches. Er ist sehr stolz, daß er die goldene Kugel für die Königstochter aus dem Wasser geholt hat. Der Frosch wird mit einer Krone auf dem Kopf dargestellt, da er sich später in einen jungen Prinzen verwandelt und anschließend die Tochter des Königs heiratet.

Die Oberfläche des `Kreisscheibenturms´ von Siegfried Helmstädter läßt auf Grund des Rosts Assoziationen zu Schrott oder Minderwertigem aufkommen. Jedoch reflektiert sich insbesondere abendliches Sonnenlicht auf wunderbare Weise in dem Material. Dem Betrachter und Kunstliebhaber sei die Möglichkeit gegeben, durch Wahl verschiedener Ansichtsstandorte sowie Wahrnehmung von Licht auf der Oberfläche zu Wohlwollen und Akzeptanz des Werkes zu gelangen.

Das Kunstwerk ` Sich Zeit nehmen´  von Jürgen Ebert strahlt bewußt Ruhe, Besinnung und Muße aus. Er schaut nicht auf seine Zeitung, sondern den Spaziergängern auf der Promenade nach und lädt ein, sich neben ihn zu setzen und die Menschen auf der Promenade zu beobachten und so am Leben in Rees teilzunehmen.

Nun zu dem `Zwiegespräch´  von Jürgen Ebert. Zwei junge Mädchen sitzen auf dem Geländer der Rheinpromenade. Sie sind nicht individualistisch, sondern typisiert dargestellt. Dieses Bild verstärkt den Moment der zeitlichen Entrückung: Diese Mädchen sitzen und `quatschen´  so miteinander, wie es vielleicht auch schon ihre Mütter oder gar Großmütter getan haben könnten. Doch auch ein zeitgemäßes Thema wird hier angesprochen: In der heutigen Welt von Handys und Internet ist man zwar immer und überall für alle erreichbar, doch nimmt man sich nicht mehr die Zeit füreinander, das sich ganz aufeinander einlassen, dem anderen genau zuhören.

Die Ziege mit dem Jungen erinnert an die bis  zum ersten Weltkrieg weit verbreitete Ziegenhaltung in Rees. Ein gewisser Spott hierüber liegt in dem überlieferten Ausruf: `In Rääs, dor kikke de Tsekke dör de Glääs´ (Hochdeutsch: In Rees schauen die Ziegen durch die Fensterscheiben). Die Skulptur `Ziege stammt von Dieter von Levetzow.

Die Figur des kindlichen `Lautenspielers´ ist in einer Hauswandnische in der Hohlen Rheinstraße eingelassen. Es hat den Anschein, also ober der Junge sich ganz seiner Musik hingibt und nichts anderes mehr wahrnimmt," stellt die Stadt Rees einige Skulpturen vor, die im öffentlichen Raum stehen.

Hier stehe ich nun und kann nicht anders. War es Luther, der so sagte? Ich glaube schon. Mir geht es aber genauso. Mitten im Niederrhein stehe ich in einer Fußgängerzone. Tag und Nacht, bei Hitze und Kälte, Nässe und Trockenheit, bei Massenandrang und völliger Leere - immer bin ich da. Muß aber auch so sein. Schließlich bin ich eine Skulptur aus Bronze. Ich stelle einen Bauern dar, der seine Gänse füttert. Gänse, Spargel, Erdbeeren - der Niederrhein ist landwirtschaftlich geprägt. Da gilt es, uns Landwirte öffentlich zu ehren.

 

Doch oh wehe! Der Standort ist völlig falsch gewählt. Ich ärgere mich sehr über ihn. Dabei hätten die Damen und Herren von der Stadt das doch voraussehen müssen. Wir Bauern sind ein stures, prüdes und konservatives Völkchen. Liebesbezeugungen in der Öffentlichkeit sind da verpönt. Was ich damit meine, fragen Sie? Ganz einfach. Sehen Sie die Skulptur da drüben? Es zeigt ein Männchen und ein Weibchen. Sie halten Händchen. Ihre Gesichter sind einander zugewandt. Sie küssen sich. Und das mitten auf der Straße. Ich werde etwas dagegen unternehmen müssen.

 

(Niederrheinische General - Nachrichten)

Der Notruf ging um 22.30 bei der Polizei ein. "Da läuft ein Bauer in der Fußgängerzone herum und verrückt ein Liebespärchen," meldete eine lallende Stimme. "Der Kerl ist selbst verrückt," dachte der Polizist zuerst. Doch dann schickte er einen Einsatzwagen in die Fußgängerzone. "Wir konnten anfangs selbst nicht glauben, was wir da sahen," erinner sich einer der beteiligten Polizeibeamten. "Da lief doch tatsächlich einer dieser Bronzefiguren durch die Straße und verschob zwei andere Bronzefiguren. Als wir fragten, was los sei, antwortete uns die Figur nciht. Sie schien uns nicht hören zu wollen. Oder könnenn...?" 

 

Vorheriger TitelNächster Titel
 

Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Andreas Rüdig).
Der Beitrag wurde von Andreas Rüdig auf e-Stories.de eingesendet.
Die Betreiber von e-Stories.de übernehmen keine Haftung für den Beitrag oder vom Autoren verlinkte Inhalte.
Veröffentlicht auf e-Stories.de am 17.09.2008. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

Der Autor:

  Andreas Rüdig als Lieblingsautor markieren

Bücher unserer Autoren:

cover

Fabelhaft Tierisch: Gedichte und Zeichnungen von Gerhild Decker



Auch in diesem Buch erkennt man die ausgezeichnete Beobachtungsgabe der Autorin und Tierfreundin. In erfrischend heiterer Sprache lässt sie Tiere zu Wort kommen, stattet sie mit menschlichen Eigenschaften, Gedanken und Empfindungen aus und hält Menschen auf humorvolle, unterhaltsame Weise oftmals einen moralischen Spiegel vor. Dabei erkennt man, dass der Ursprung manch einer Weisheit durchaus bei den Tieren zu finden ist. Die Botschaften dieser Fabelgedichte sind durch Federzeichnungen geschmückt und sprechen Jung und Alt gleichermaßen an.

Möchtest Du Dein eigenes Buch hier vorstellen?
Weitere Infos!

Leserkommentare (0)


Deine Meinung:

Deine Meinung ist uns und den Autoren wichtig!
Diese sollte jedoch sachlich sein und nicht die Autoren persönlich beleidigen. Wir behalten uns das Recht vor diese Einträge zu löschen!

Dein Kommentar erscheint öffentlich auf der Homepage - Für private Kommentare sende eine Mail an den Autoren!

Navigation

Vorheriger Titel Nächster Titel

Beschwerde an die Redaktion

Autor: Änderungen kannst Du im Mitgliedsbereich vornehmen!

Mehr aus der Kategorie "Alltag" (Kurzgeschichten)

Weitere Beiträge von Andreas Rüdig

Hat Dir dieser Beitrag gefallen?
Dann schau Dir doch mal diese Vorschläge an:

Duisburger Innenstadt von Andreas Rüdig (Reiseberichte)
Odyssee am Quartalsanfang von Karin Ernst (Alltag)
Der arrogante Hund von Norbert Wittke (Tiergeschichten)

Diesen Beitrag empfehlen:

Mit eigenem Mail-Programm empfehlen