Andreas Rüdig

Der Zungenkuß

Ein Zungenkuß ist ein Kuß, bei dem man die Zunge des Partners mit der eigenen Zunge berührt. Ein Zungenkuß soll die körperliche Intimität und die so ausgelösten angenehmen Empfindungen vergrößern. Viele Paar beginnten ihr Vorspiel mit dem Zungenkuß. Da der menschliche Speichel als wenig infektiös gilt, gilt eine Übertragung von HIV als ausgeschlossen. Hinsichtlich Hepatitis B und Herpes ist jedoch Vorsicht geboten.

 

Carola heißt meine Freundin. Ich liebe sie sehr. Für mich ist sie die hübscheste Frau der Welt. Wenn sie lacht, strahlen ihre Augen. Und die sind haselnußbraun. Ihre Haare sind blond. Ihr Mund ist - ja, wie eigentlich? Daß ihre Lippen sinnlich sind, ist mir schon oft aufgefallen. Ansonsten weiß ich nicht viel über Carolas Mund.

Carola ist nämlich sehr scheu. Ihr in der Öffentlichkeit einen Kuß zu entlocken ist einfach unmöglich. "Laß mich. Ich mag das nicht," sagt sie und schupste mich weg, als ich versuchte, sie zu küssen. Als wir bei mir zuhause Hausaufgaben machten, fragte ich sie nach dem Grund dafür. "Nikolaus, du bist mein erster Freund. Ich habe keine Ahnung davon, wie man küßt," antwortete sie mir.

Seitdem gebe ich Carola Unterricht. In der vergangenen Woche übten wir den Kuß auf die Lippen. Carola schien es zu genießen. Da sie gute Fortschritte gemacht hat, werden wir jetzt im Unterricht voranschreiten.

 

Hallo Carola.

 

Hallo Nikolaus.

 

Carola, du weißt, daß heute wieder Küßunterricht angesagt ist. Das Küssen auf die Lippen und ins Gesicht beherrscht du ja jetzt sehr gut. Daher wollen wir ab heute den Zungenkuß üben. Ich hoffe, du ekels dich nicht davor, oder?

 

Nein, bei dir nicht. Laß uns beginnen.

 

Dieser Kuß ist wirklich herrlich. Langsam dringt meine Zunge in Carolas Mund ein. Unsere Zungen spielen miteinander. Dann gleitet meine Zunge zu den Zähnen über. Was ist das? Zwischen den Zähnen sowie zwischen Zähnen und Gesichtsmuskulatur sind ja jede Menge Essensreste. Erbsen spüre ich da, Nüsse, Popcorn und ein kleines Bonbon. Langsam befördere ich das Essen in meinen Mund und schlucke es herunter. Enttäuschend wenig ist es. Satt wird man davon nicht. "Sag mal, Nikolaus, was machst du denn da," fragt mich Carola in diesem Augenblick. "Warum futterst du mein Pausenbrot für den Nachmittag? Hast du Hunger? Hast du kein Mittagessen bekommen? Warum hast du denn nichts gesagt? Dann häte ich dir was von meiner Schokolade abgegeben."

 

Reichlich angewiedert schrecke ich hoch. Sollte ich es etwa sein, dem der Zungenkuß unangenehm ist? 



 

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