Der große Krieger hatte kurzes braunes Haar, leichten Bartwuchs und einen sonst recht muskulösen Körperbau, welcher sich in einer leicht schmutzigen, schwarzgrauen Mischung aus Plattenpanzer und Kettenrüstung versteckte. Über dem Rücken geschnallt war eine Lederscheide, in der ein Schwert steckte, sicher um einiges länger als Ezanaks Bein. Er saß auf einem Hocker an der Theke und hielt sie scharf im Auge. Schon fast die gesamte Zeit über, seit sie in dieser Taverne namens 'Zum Macaten' waren.
Er hatte seinen Blick auf sie
gehaftet, als sie rein kamen und Brinroc lauthals etwas zu trinken
verlangte, und sich seitdem kaum etwas anderem gewidmet, höchstens
noch manchmal dem Weinbecher in seiner Hand.
Ezanak versuchte
ihn zu ignorieren und die anderen beiden schienen eh nur auf ihre
Getränke acht zu geben. Und natürlich auf das Essen, von welchem
besonders Rodym reichlich geordert hatte. Nun, nach Vollendung des
Mahles, widmeten sie sich intensiv einem Misch aus Karten- und
Würfelspiel, bei welchem Ezanak nur lustlos zusah und vor sich hin
grübelte.
Er warf einen kurzen Seitenblick auf den Raum
beobachtenden Krieger und war schon drauf und dran aufzustehen und
ihn zu fragen ob er vielleicht ein Problem hätte, da tauchte aus
einem Hinterzimmer der Taverne plötzlich eine Frau auf, bei deren
Anblick Ezanak fast vergaß weiterzuatmen.
Er sah sie gebannt
an, wie sie Richtung Tresen ging, und musterte sie genau. Mittelgroß,
mit schulterlangem braunen Haar und einem Gesicht bei dem Ezanak fast
zerfloss. Sie trug etwas, das man wohl gleichsam auf einem Ball als
auch mitten in einem Schlachtfeld hätte tragen können; er ward sich
nicht schlüssig, ob er es Wohlstandskleidung oder eine Lederrüstung
nennen sollte, achtete aber dann lieber auf anderes.
Sie ging
direkt an dem Krieger vorbei, warf ihm keinen einzigen Blick zu und
deutete ihm nur per Wink, ihr zu folgen, was er auch tat.
Dieser
Glückspilz, dachte Ezanak neidisch, doch dann trafen sich die Blicke
von ihm und dem Krieger und es lief ihm kalt den Rücken runter. Da
wusste er, dass dieser Mann wohl nicht der Liebhaber sondern vielmehr
der Leibwächter der Schönheit war und ihn wohl als Bedrohung für
seiner Herrin Wohlergehen sah. Als sie beide durch die Tür
verschwanden, dachte er über dieses Ereignis nach, und es fiel ihm
irgendwas Vertrautes an ihr auf, wusste jedoch nicht was.
„Ez, geht's dir nich' gut?“,
fragte Rodym fürsorglich als er Ezanaks gläsernen Blick wahrnahm.
Dieser wandte sich ihm, wie aus
einem Traum aufwachend, zu.
„Bitte?“
„Hier, nimm 'nen
Schluck!“ Rodym schob ihm einen Becher lecischen Weines herüber
und Ezanak nahm eine Mundvoll.
„Danke ...“
„Also warten wir jetzt bis
morgen?“ erkundigte sich auch Brinroc.
„Also erwarten wir
den morgigen Tag.“ Ezanak nickte.
„Un' dann geht's weiter?“
wollte Rodym wissen.
„Das wird sich zeigen, ich
kann es noch nicht sagen.“
„Dann lasst uns das gute Zeug
hier mal vernichten!“ stimmte Brinroc an und hob seinen Krug, denn
ein einfacher Becher wäre ihm zu klein gewesen.
„Jap!“
erwiderte Rodym.
Da lief plötzlich über den Tisch
eine kleine dunkle und scheinbar suizidale Spinne.
„Verdammtes
Ungeziefer!“ mit diesen Worten ließ Brinroc seinen Krug wieder
herabsausen und direkt auf das arme Tier, dass Krug und Spinne beide
ihr Ende fanden und eine klebrige Symbiose eingingen.
„Haste
halt davon!“ kicherte Rodym und Brinroc brüllte lauthals, man
solle ihm einen neuen Krug bringen. Oder zumindest so ähnlich
drückte er sich aus, nur nicht ganz so höflich und mit mehr
Schimpfwörtern sowie einer kurzen Tirade über die Haltbarkeit und
Nützlichkeit der Tonkrüge in diesem nicht so wunderschönen
Etablissement gespickt.
Dann frönte er wieder einer anderen
Leidenschaft von ihm: mit Hilfe des Karten-/Würfelspiels Rodym das
nicht vorhande Geld aus der leeren Tasche zu ziehen und ihm
stattdessen einen Schuldschein nach dem anderen abzuluchsen.
Die Betten später wären ihm
sicher auch nicht recht gewesen, denn in ihren Zimmern erspähte man
tatsächlich weiteres solches Ungeziefer, doch konnte er zum Glück
eines der Schankmädchen dazu überreden, dass sie ihn bei sich
schlafen ließ. So führte Ezanak denn einen Krieg gegen die
Insektenplage, während Brinroc einen der etwas anderen Art genoss.
Am nächsten Morgen wachte Ezanak mit den Ergebnissen der
verlorenen Schlacht auf, mehrere schlimme Wanzenbisse, Rodym schien
dagegen unberührt geblieben zu sein und Brinroc trug größere
Bissspuren, wie Ezanak erstaunt wahrnahm.
„Mit einem Rezanni gekämpft?“ erkundigte er sich.
„Nein, mit 'was wilderem“,
antwortete Brinroc mit einem breiten Grinsen.
„Noch
gefährlicher?“ Rodym schien tatsächlich darüber
nachzusinnen.
Doch Ezanak verdrehte nur die Augen und deutete
seinen Kumpanen, ihm zu folgen.
"Lasst uns gehen."
Und sie machten sich auf den
Weg.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 28.09.2008.
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