„Im April 1848 verkaufte Justizrat Hieronimus Welthuysen aus Rees ein
Grundstück mit Wohnhaus an der Straße nach Wesen an den Ökonom Wilhelm
Disch aus Rees mit der Auflage, bis zum Juni 1849 eine Kornwindmühle
(diese war schon im Bau) darauf zu errichten. Im Februar 1853 verkaufte
Wilhelm Disch das Grundstück mit Wohnhaus und Mühle an seinen Sohn
Robert Disch.
1870 erfolgte der Verkauf der Mühle an Johann August
Hermanns aus Warbeyen. Von nun an blieb die Mühle bis heute im
Familienbesitz. Da über mehrere Generationen nur weibliche Nachkommen
geboren wurden, wechselten durch die Eheschließungen auch die Namen der
Mühle von Hermanns-Mühle zu Rosenbaum-Mühle und schließlich zu
Scholten-Mühle.
Die Scholten-Mühle wurde als Berg- oder
Wall-Holländermühle in Ziegelbauweise mit einer Einfahrt für Fuhrwerke
errichtet. Sie wurde mit Segelgatterflügel ausgestattet; die
Flügelvordrehung erfolgte mittels Steert durch die Hand. Höhe der Mühle
bis Haubenspitze: 17 m. Kreuz-Durchmesser: ca. 22 m.
Erdgeschoß-Durchmesser: 6,50 m.
1963 mußte die Mühle anläßlich des
Todes des letzten Müllers, Johannes Scholten, stillgelegt werden. Die
Selbstvordrehung wurde in Richtung Westen blockiert und die Flügelwelle
über das Kammrad festgelegt.
Nachdem sich 1994 bei einem
orkanartigen Sturm zwei Mühlenflügel gelöst hatten und herabgestürzt
waren, mußte im Zuge einer ersten Sicherungsmaßnahme die Windrose
demontiert werden. Das denkmalgeschützte Gebäude hatte sehr gelitten
und drohte, ständig weiter zu verfallen.
Gemeinsam mit dem
Mühlenbauer Manfred Naatz beschlossen die Eigentümer Alfred Scholten
und Rolf Albring als Vorsitzender des Verkehrs- und
Verschönerungsvereins Rees, eine Bestandsaufnahme für eine mögliche
Restaurierung der Mühle durchzuführen. Ihr Fazit: „Die Mühle ist es
wert, erhalten zu werden. Die Bausubstanz ist renovierungsfähig.“ Damit
wurde der Beschluß gefaßt, die Mühle instandzusetzen und nicht zuletzt
auch der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Die
Renovierungsarbeiten wurden mit finanzieller Hilfe der
Bezirksregierung, des Verkehrs- und Verschönerungsvereins Rees, vieler
freiwilliger Helfer und Geldgeber sowie der Stadt Rees seitdem an der
Mühle durchgeführt. Am Pfingstmontag, dem 4. Juni 2001, setzten sich
nach fast 40jähriger Pause die mächtigen Windmühlenflügel wieder in
Bewegung,“ stellt sich die Scholten-Mühle in Rees selbst vor.
Warum
ich Ihnen das alles erzähle, fragen Sie? Ganz einfach: Ich besitze
selbst eine Mühle. Sie stammt aus dem 19. Jahrhundert; technisch und
baulich ist sie in einem einwandfreien Zustand. Auch der Standort ist
ideal. Die Mühle steht mitten in der Landschaft; Getreidefelder gibt
es, soweit das Auge reicht. Nur das Wäldchen da drüben stört mich.
Unsere Gegend ist sehr windig; das Wäldchen verstärkt den Luftzug oft
genug.
Doch nun ist Schluß mit der Müllerstätigkeit. Sie lohnt sich
nicht mehr. Das Getreide wird heute an große Mühlenbetriebe geliefert
und dort kostengünstig weiterverarbeitet. Heute werde ich das letzte
Mehl ausliefern. Und dann werde ich zu neuen Ufern aufbrechen.
Ich
habe auch schon eine Idee, was ich in Zukunft machen werde. Die Gegend
ist hier, wie schon gesagt, sehr windreich. Das kleine Wäldchen da
drüben verstärkt oft selbst ein laues Lüftchen zu einem ordentlichen
Luftzug. Auch das habe ich ja schon gesagt.
Ich werde meine Mühle
jetzt umfunktionieren. Ich werde nicht mehr Getreide zu Mehl
weiterverarbeiten. Ich werde jetzt zwar nicht Wind säen, dafür aber
ernten und in Energie umwandeln. Meine Kammühle wird also zu einer
Energieproduktionsanlage werden. Unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten
ist dies eine sinnvolle Alternative.
So, ich bin jetzt an das
Stromnetz angeschlossen. Der Einbau der technischen Anlagen ging
problemlos vonstatten. Die Leute arbeiteten sehr professionell. Nur der
örtliche Stromanbieter machte anfangs Probleme.
„Sehr geehrter Herr Graf Schniedelwitz,
leider
können wir Ihrem Wunsch, Ihren selbstproduzierten Strom in unser Netz
einzuspeisen, nicht entsprechen. Die technische Anlage, die Sie
benutzen, ist veraltet und wenig effektiv. Ihr Wirkungsgrad ist zu
gering. Und Windenergie, nein, die wird nicht ökologisch genug
hergestellt. Der Lärm, der an die Umgebung abgegeben wird, übersteigt
das gesetzlich Erlaubte. Außerdem produziert das Drehen der Flügel
wiederum so viel Wind, daß sich ein Sturm potentiell verstärken würde.
Eine Energieproduktionsanlage in Form einer Windmühle ist also unter
meteorologischen und physikalischen Gesichtspunkten gefährlich,“ heißt
es in dem Brief. „Willst du dir das bieten lassen,“ fragte meine Frau.
Nein, ich ließ es mir nicht bieten. Ich suchte mir einen Anbieter für
die Technik, verwandelte meine Wohnung vorübergehend in eine Baustelle
und harre nun der Dinge, die da kommen.
Du, Edelbert, komm doch mal ans Fenster.
Ja, Samantha, was ist denn?
SiehŽ doch, wie windig es ist. Die Bäume biegen sich schon.
Wundert dich das? Die Wettervorhersage sprach doch von Sturmböen und heftigen Winden.
Ja, das mag ja alles sein. Aber siehŽ doch mal, wie schnell sich die Flügel unserer Windmühle drehen.
Oh!
Oh! Ein Ventilator ist langsam im Vergleich dazu. Was ist das für ein
Rumpeln? Fällt die Windmühle jetzt auseinander? Huch, guck mal,
Samantha: Die Bilder vor unseren Fenstern bewegen sich.
Quatsch!
Die Flügel drehen sich so schnell, daß sie wie ein Rotor wirken. Die
Windmühle wirkt wie ein Hubschrauber: Sie hat vom Boden abgehoben und
fliegt gerade durch die Luft.
(Deutscher Nachrichten – Dienst)
Edelbert
ist Landwirt und Bauer. Luft- und Energiebauer, um genau zu sein.
Edelbert wurde bei dem Sturm gestern zu einem Pionier der
Fluggeschichte. Edelbert gelang es als erstem Flugpionier überhaupt,
ein ganzes Gebäude durch die Luft fliegen und auch wieder landen zu
lassen. „Wir waren schon sehr überrascht, als wir plötzlich in den
Wolken schwebten. Ich wußte gar nicht, daß Fliegen so schön sein kann,“
berichtet Samantha, Edelberts Frau.
Schloß Hueth
„1361
gab Graf Johann von Kleve dem Ritter Rutger van Hekeren die Erlaubnis,
im Huether Bruch eine Burg zu errichten. Vorher wird schon 1346 der
Rittersitz Haus Bruch Hueth urkundlich genannt, der etwa 1 km
nordöstlich des Schlosses Hueth lag und zu diesem gehörte. Er brannte
seinerzeit ab und wurde dem Erdboden gleichgemacht. Rutger van Hekeren
baute die Burg Hueth an den damaligen Rhein-Deich, der noch heute den
Namen „Holländer Deich“ trägt. Bei Deichbrüchen und Überschwemmungen
fanden die Bewohner der Umgegend mit ihrem Vieh in der höher gelegenen
Burg Hueth Zuflucht. 1365 übergab Rutger die Burg dem Erzbischof
Engelbert III von Köln als Lehen und Schutzkastei, weil die
Territorialherrschaft zwischen Köln und Kleve umstritten war. 1378
wurde Rutger van Hekeren vom Graf von Kleve zum Amtmann in der Hetter
ernannt.
Die Hetter liegt in dem fränkischen Gau der Hattuarier
und hat von diesen ihren Namen erhalten. Die Hattuarier oder
Chattuarier haben sich in der Völkerwanderung von Hessen kommend am
unteren Niederrhein angesiedelt. Der klevische Amtsbezirk der Hetter
umfaßte nur einen Teil des alten Hattuarier – Gaus, nämlich das Gebiet
zwischen Rees und Emmerich.
Am 23. September 1394 wurde Adolf von
Wylich vom Grafen Adolf von Kleve zum Amtmann in der Hetter ernannt.
Anscheinend hat der Graf ihn auch mit der Burg Hueth belehnt, denn er
ist der erste Besitzer von Hueth aus der Familie von Wylich. In einer
Erbteilungsurkunde vom 9. Februar 1428 vermacht Adolf von Wylich die
Burg Hueth seinem Sohn Godert, der mit Jutta von Byland verheiratet
war. An diese Heirat erinnert in Hueth noch ein Gedenkstein mit der
Inschrift „Wylich Byland Anno 1410“. In den folgenden Jahrhunderten
sind die Huether Wylichs mit wenigen Unterbrechungen Amtmänner in der
Hetter gewesen. Die Burg Hueth wurde der Amtssitz der Hetter. 1608
erhielt Johann Christopf von Wylich wegen der von seinem Vater
erworbenen Herrschaft Lottum an der Maas den Titel „Freiherr von
Lottum“. Seitdem nannten sich die Huether „Freiherren von Wylich –
Lottum“.
Der bedeutendste Wylich-Lottum war Philipp Karl (1650 -
1719). Er war preußischer Generalfeldmarschall und gilt als Sieger der
Schlachten von Qudenaarde und Malplaquet. Außerdem war er Oberpräsident
der klevisch-märkischen Regierung, Gouverneur von Wesel, Kurator der
Universität Duisburg, und Drost der Ämter Hetter, Rees und Iserlohn. Am
17. Januar 1701, dem Tage der Stiftung, erhielt er den Schwarzen Adler
– Orden und wurde im selben Jahr in den Grafenstand erhoben. 1712
gründete er die evangelisch – reformierte Kirchengemeinde Hueth als
Patronatsgemeinde und richtete in der rechten Vorburg einen Betsaal und
eine Wohnung für den Pfarrer ein. Sein Sohn, der preußische
Generalmajor Christoph Graf von Wylich – Lottum, heiratete am 26. Juli
1714 Hermine Alexandrine Freiin von Wittenhorst – Sonsfest. Die
Hochzeit fand in Hueth in Anwesenheit des preußischen Königs Friedrich
Wilhelm I statt. 1736 erwarb der preußischen Finanz- und Kriegsminister
Friedrich Wilhelm von Borcke die klevische Unterherrschaft Hueth aus
dem Wylich- Lottum`schen Konkurs für 40.110 Reichstaler. Sein Sohn
Adrian Heinrich war preußischer Gesandter und bevollmächtigter Minister
an den skandinavischen Höfen und in Dresden. Er wurde 1790 in den
Grafenstand erhoben. Dessen Sohn, Friedrich Heinrich Graf von Borcke,
studierte in Halle an der Sale. Er war von universalem Wissensdrang und
Mitglied zahlreicher gelehrter Naturkundlicher Gesellschaften. Im
Schloß Hueth richtete er eine Sternwarte und ein Naturalienkabinett
ein. In Emmerich gründete er eine Zeichenschule für Handwerker, die
erste Berufsschule in dieser Gegen. Er war Meister vom Stuhl der
Emmericher Freimaurerloge, der auch der spätere Feldmarschall von
Blücher angehörte. Dieser soll seinen Freund Borcke eines Morgens
geweckt haben, indem er mit seinem Pferd in Truppe zum 1. Stock des
Huether Schlosses hinaufgeritten ist.
In der napoleonischen Zeit
war Friedrich Heinrich zunächst Leiter des Schulwesens im Großherzogtum
Berg, dann Provinzialrat in Dillenburg und schließlich Präfekt des
Rhein – Departments. Als solcher residierte er im Palais Nesselrode in
Düsseldorf, wo er 1811 mit Napoleon zusammentraf. 1812 wurde er in den
französischen Staatsrat berufen und zum Mitglied der Ehrenlegion
ernannt. 1815 trat er in preußische Dienste und wurde Landrat des
Kreises Emmerich. Friedrich Heinrich hatte einen Sohn, der 1872 ohne
Nachkommen starb. Von diesem erbte seine Schwester Bernhardine Gräfin
von Borcke das Schloß Hueth. Sie war in 1. und 2. Ehe jeweils mit einem
Freiherrn von Wittenhorst – Sonsfeld verheiratet, wodurch Hueth nach
ihrem Tode 1886 in den Besitz der Freiherren von Wittenhorst – Sonsfeld
gelangte.
Die Haupt- und die Vorburg von Hueth waren
ursprünglich durch einen Wassergraben getrennt und durch Zugbrücken
gesichert. Die Vorburg bestand aus einer Wehrmauer mit Wehrgängen und
Schießscharten. Die drei Rundtürme an den Ecken der Vorburg und an der
Hauptburg sind erste Anfang des 16. Jahrhunderts angebaut worden. In
der Hälfte des 17. Jahrhunderts haben die Wylichs die wehrhafte
Wasserburg Hueth in ein repräsentatives Schloß umgewandelt. Der Graben
zwischen Haupt- und Vorburg wurde zugeschüttet und die Zugbrücke der
Vorburg durch eine feste Brücke ersetzt. An Stelle des Torgebäudes
wurden 1687 zwei Brückenpfeiler errichtet, die Wehrmauer beiderseits
der Brücke wurden abgerissen und durch eiserne Gitter ersetzt. An den
Seiten de Vorburg wurden auf der Wehrmauer langgestreckte Gebäude
errichtet und mit den Randtürmen verbunden. Auf den Brückenpfeilern und
zwei Podesten auf der anderen Seite des Wassergrabens haben die Borckes
im 18. Jahrhundert vier französische Sandsteinfiguren aufgestellt,
welche die vier Jahreszeiten darstellen. Die Hauptburg ist von den
Borckes im 18. Jahrhundert barock umgestaltet und mit einem gebrochenen
Dach versehen worden.
1598 konnten die Spanier unter Mendoza die
Wasserburg Hueth nicht einnehmen. Sie haben nur einen Turm und die
Wirtschaftsgebäude zerstört. Einige Kanonenkugeln, mit denen die
Spanier Hueth beschossen haben, sind noch vorhanden. Den Fliegerbombe,
Spreng- und Phosphorgranaten des letzten Krieges waren die dicken Mauen
des Schlosses aber nicht gewachsen. Bei den schweren Kämpfen am 26. und
27. März 1945 wurde Schloß Hueth, das als Festung ausgebaut war und vom
Volkssturm verteidigt werden sollte, von zahlreichen Bomben und
Granaten getroffen und weitgehend zerstört. Die ausgebrannte Ruine der
Hauptburg ist nach dem Kriege abgerissen worden. Nur ein Rundturm blieb
stehen.
Die linke Vorburg wurde als neue Wohnung des heutigen
Besitzers Friedrich Freiherr von Wittenhorst – Sonsfeld instandgesetzt
und ausgebaut, während die stärker zerstörte rechte Vorburg noch eine
Ruine ist,“ stellt sich Schloß Hueth heute vor.
Schlösser und
Burgen sind eine wunderbare Einrichtung. Sie sind große und großartige
Wohnungen. Für Adelige bieten sie oft genug auch die wirtschaftliche
Existenzgrundlage; der Großgrundbesitz, der mit Schlössern und Burgen
in der Regel verbunden ist, garantiert Forst- und Landwirtschaft. Ich
besitze ein eigenes Schloß. Es liegt am Niederrhein, landschaftlich
sehr reizvoll in der Nähe von Gochersdorf. Es ist von einem schützenden
Wassergraben umgeben. Ein paar Krüppelweiden und viele Weideflächen
liegen drumherum.
Warum ich Ihnen das alles erzähle? Ganz
einfach. Ich liebe mein Schloß. Meine Frau und ich richteten uns hier
wohnlich und heimisch ein. Unser Schloß ist nicht sehr groß. Im
vorderen Teil des Schlosses liegt der Ausstellungsbereich. In den vier
Räumen gibt es Gemälde, Ritterrüstungen, historische Möbel und andere
Gegenstände. Dann kommen die Privatgemächer. Eine Küche, ein
Wohnzimmer, ein Arbeitszimmer, ein Kinderzimmer, ein Eßzimmer und ein
Schlafzimmer gehören zu unserer Privatwohnung. So schön unsere Wohnung
auch sein mag, so vermisse ich doch eine Sache. Wir haben hier kein
Schloßgespenst. Es gibt keine knarrenden Dielen und keine plötzlich
zuknallenden Türen. Niemand verschwindet plötzlich hinter unseren
Fenstervorhängen und niemand macht plötzlich das Licht aus. Ich fühle
mich vernachlässigt!
Hast du das gehört, mein Sohn?
Ja, Mama. Warum fragst du?
Die Menschen haben keinen Respekt mehr vor uns. Sie nehmen uns nicht mehr wahr. Wir müssen was dagegen unternehmen.
Aber was?
Laß uns mal überlegen. Vielleicht fällt uns ja was ein.
Oh
Gott, wäre ich doch nicht so vorlaut gewesen! Da habe ich meinem
Nachwuchs vollmundig versprochen, wie wir die Menschen erschrecken
können. Und mir fällt jetzt überhaupt nichts ein. Ich werde jetzt erst
mal zum Sicherungskasten gehen. Vielleicht fallen mir ja ein paar
brauchbare Lichteffekte ein. Was ist das da für ein Knopf? Eine
Sicherung ...? Aua. Nein, der Knopf hat eine andere Funktion. Eine
schlagende Funktion, um genau zu sein. Er hat mir eine gewischt ... Und
was ist damit...? Au ... aua ... au
(Deutscher Nachrichten Dienst)
Ein
ganz besonderes Ereignis gab es gestern beim Grafen Gochersdorf zu
bewundern. Zuerst erstrahlte das Schloß abwechseln in verschiedenen
Farben, weiß, lindgrün, hellrosa. Dann ging die Deckenbeleuchtung
abwechseln in verschiedenen Räumlichkeiten an und aus. Es sah so aus,
als würde jemand mit den Lichtschaltern Klavier spielen. Als die ersten
Böller in den Himmel stiegen, fand der Graf die Ursache für dieses
Spektakel. Das örtliche Schloßgespenst hatte sich im Sicherungskasten
verfangen. Da das Schloßgespenst grünlich fluoreszierte, mußte der Graf
den Notarzt holen. Mit akuter Stromvergiftung liegt es nun im
nahegelegenen Krankenhaus.
Schloß Bellinghoven
„Bellinghoven
entstand als Erdhügelburg, die von einem Wassergraben umschlossen war.
In Aspel gab es ein „Meer“, in Bellinghoven mußte ein Wassergraben
ausgeschachtet werden. Den Erdaushub nutzte man für den Burghügel, auf
dem ein Wehrturm errichtet wurde. Wahrscheinlich war der Hof
Bellinghoven eine Absplitterung des Oberhofes in Mehr, den Liutgard,
die Tochter Kaiser Ottos I., vor 947 dem Xantener Stift geschenkt
hatte. Nach und nach wurden Erdhügelburg und Turm durch feste
Wohngebäude erweitert. Es entstand `Burg BellinghovenŽ, eine
Wehranlage, zum Schutz des umliegenden Landes, das ursprünglich
Xantener Besitz gewesen war.
Erste urkundliche Erwähnung ist wohl
die des Gerardo de Bellenchove im Jahre 1206. Er wird als einer der
`anwesenden ehrenwerten MännerŽ genannt, die dem Dekan und
Gerichtsvorsitzenden Bernhard von Xanten in einem Streit zwischen
Kloster Kamp und den Pfarrgenossen von Hönnepel wegen einer Weide
beistehen. Im Jahre 1325 vollendete ein Diedrich von Bellinghoven den
Bau des Schlosses. In einer Urkunde vom 20. Dezember 1325 übertrug er
dann das von ihm erbaute Haus Bellinghoven dem Grafen von Kleve als
Offenhaus – es stand für ihn offen, wann immer er es benötigte. Der
Herr von Bellinghoven hatte sich damit der Lehnsherrschaft und des
Lehnsschutzes des Klever Grafen versichert und des seine Freiheit als
eigener kleiner Territorialherr aufgegeben. Die Urkunde Diedrichs
befindet sich im Düsseldorfer Staatsarchiv. Das Siegel zeigt drei
Maueranker. Das eigentliche Wappen der Familie, das offenbar aus
späterer Zeit stammt, zeigt drei Schellen, wie sie die Fuhrmannspferde
an ihren Geschirren tragen. Diedrich muß etwa um 1350 gestorben sein.
In
den folgenden Jahren wurde ein `Johannes Ritter von BellingschavenŽ in
mehreren Urkunden genannt. 1341 wurde `Jordan von BellingschavenŽ
erwähnt. Am 10. Juli 1348 verkaufte Johannes von Bellingschaven Land in
Haffenslo im Gericht Rhenen. Am 14. April 1385 bot Johan van
Bellingschaven mit seiner Frau den `Hof zu MehrŽ, der Heinrich von
Galen gehört hatte, dem Grafen Adolf von Kleve zum Erbkauf an.
Wegen
Verschuldung verkaufte die Familie Bellinghoven den alten Hof 1481 an
Wilhelm von Bernsau. 1492 ging auch die Burg mit allen anderen Rechten
in die Hand von Bernsaus über und wurde vom Xantener Probst Johann Mont
zur Herrschaft Bellinghoven ernannt. In dem Kaufvertrag von 1481 wird
auch die dazugehörige Windmühle im Kirchspiel Mehr genannt. Die
Verkäufer, Johann von Bellinghoven und seine Frau Agnes, wurden in der
Stiftskirche zu Rees begraben.
1598 eroberten die Spanier Xanten,
Büderich, Dinslaken, Holten und Rees. Konrad von Bernsau hatte in
Bellinghoven eine unerschrockene Mannschaft. Als die Spanier von
Diersfordt her anrückten, setzte sich die Besatzung von Bellinghoven
zur Wehr. Sie vertraute auf die breiten Wassergräben und die dicken
Mauern der Burg. Beim dritten Ansturm auf die Burg gelang es den
Spaniern jedoch, einzudringen; sie raubten und plünderten und töteten
alle Menschen, die sich in der Burg befanden. Ein Teil der Gebäude ging
in Flammen auf. Nach dem Abzug der Spanier hat Konrad die nötigsten
Teile der Burg aus den Ruinen wieder aufgebaut. Es entstand Schloß
Bellinghoven, dessen wesentliche Bauelemente noch heute enthalten sind:
zweistöckiger Dreiflügelbau, im Mittelpunkt herausragend ein schwerer
vierstöckiger Turm mit barock geschwungener Haube. 1607 starb Konrad
von Bernsau. Sein Nachfolger wurde Wyrich von Bernsau. Er war Amtmann
im Amte Bislich-Mehr-Haffen, Mitglied der Klevischen Regierung und
Direktor der Klevischen Ritterschaft. Der Schloßbau wurde durch
Zubauten und kleine Änderungen ergänzt.
Im August 1629 überraschten
holländische Truppen die spanische Besatzung von Wesel und erstürmten
die Stadt. Wyrich von Bernsau hielt als Kalvinist mit den Holländern;
als Mitglied der Landesregierung mußte er ihnen jedoch entgegentreten.
Dies führte zu viel Aufregung auf Bellinghoven. 1649 erhielt er die
Jurisdiktion über das Amt Haffen – Mehr. Er starb im April 1656.
Der
Nachfolger Wyrichs, sein Sohn Wilhelm, hielt sich überwiegend in
Holland, dem Erbe seiner Mutter, auf. 1672 kam es zum Krieg zwischen
Holland und Frankreich und die französischen Garnisonen konnten Wesel
völlig einschließen. Bis nach Rees hatten sie sich den Vormarsch
gesichert; Bislich, Haffen und Meer waren besonders mitgenommen. Die
adeligen Häuser Bellinghoven und Sonsfeld wurden geplündert und die
katholische Kirche in Haldern ging in Flammen auf. Wilhelm von Bernsau,
selbst Anhänger des reformierten Glaubens, ließ viele Jahrzehnte den
reformierten Gottesdienst auf Bellinghoven halten und wollte die
Reformierten dieses Recht gern für die Zukunft erhalten. Als er 1681
starb, hatte seine einzige Tochter Margareta Gertrud Maria jedoch wider
seinen Willen den katholischen Grafen Schellhardt geheiratet, der nun
den Besitz übernahm. Die reformierte Gemeinde wurde ab sofort obdachlos.
Diese
Ehe war kinderlos geblieben, und als Ergebnis der zweiten Ehe von
Margareta blieben nur zwei Töchter zurück. Also kam ein neuer Name nach
Bellinghoven, der Name des Mannes, den sich die älteste Tochter
Henriette Victoria als Ehegatten und zukünftigen Besitzer von
Bellinghoven auswählte: Wilhelm Adrian Marquis von und zu Hoensbruch.
Somit blieb Haus Bellinghoven nur bis zum Jahre 1702, dem Todesjahr von
Margarete, im Eigentum der Familie von Bernsau.
Der letzte
Hoensbruch auf Bellinghoven verkaufte das Schloß am 1. Juli 1788 an
einen reformierten Prediger namens Johann Gottlieb von Manger. Dieser
ging kurze Zeit später für etwa 10 Jahre nach Ceylon, wo er holländisch
reformierte Gemeinden betreute. Als er mit einer holländischen Frau
nach Bellinghoven zurückkehrte, versah er sonntags sein Pfarramt in
Rees weiter und baute Bellinghoven in der Form um, in der es heute noch
steht. Das Rittergut umfaßte seinerzeit 214 Morgen, 297 Ruten, der
Morgen zu 600 Ruten. Manger wurde auch mit der Gerichtsbarkeit von
Haffen und Mehr beauftragt. Unter erneuter französischer Besatzung
wurde er `MaireŽ (Bürgermeister) und hat als solcher viel für die
Bevölkerung getan. Er starb 1823 und wurde neben seiner Gattin an der
katholischen Kirche zu Haffen begraben. Die Kinder deckten das Grab mit
einem Stein, der noch heute an der Außenwand der Kirche zu sehen ist.
Mit
der `VerwaltungsreformŽ Napoleons waren die historischen Zeiten
Bellinghovens vorbei. Wer fortan Bellinghoven und sein Land besaß, war
nur mehr Eigentümer, nicht mehr verteidigungsbereiter Herr einer
Wehrburg, Herr einer Herrlichkeit oder eines Gerichtsbezirks. Die
Eigentümer wechselten auf Grund von Kaufverträgen, bis schließlich nach
Ende des 2. Weltkrieges eine Bergwerksgesellschaft Bellinghoven mit
seinem Grundbesitz übernahm.
Auf dem Land wurden Bauernhöfe
angesiedelt, deren Besitzer ihre Heimathöfe der Industrie hatten opfern
müssen. Schloß Bellinghoven selbst wurde mit ein paar Morgen Land dem
Katholischen Jugendwerk in Duisburg-Hamborn übergeben. Von ihm erfolgte
eine kostenlose Weitergabe des Schlosses an `Die BrückeŽ, ein
eingetragener Verein, der die Hilfe für gefährdete Jugendliche zu
seiner Aufgabe gemacht hat. Das Schloß mit Burgenvergangenheit wurde
hiermit zum Heim für diese jungen Menschen.
Für diese Aufgabe wurde
das alte Burghaus in den Jahren 1974, 1975 und 1976 durch umfangreiche
Renovierungs- und Ausbaumaßnahmen vorbereitet. Die wesentliche
Finanzierung hat der Landschaftsverband Rheinland übernommen. Bei der
Ausschachtung des Hofes fand man Scherben von Tongefäßen, die
wahrscheinlich im Mittelalter geformt wurden. Auch `EssensresteŽ gab
die aufgegrabene Erde frei: Kinnladen von Wildschweinen und Knochen der
Jagdbeute, die vielleicht im Burghof am offenen Feuer gebraten wurde.
Seit
1983 werden hier vom Caritasverband für die Stadt Oberhausen seelisch
Behinderte und von seelischer Behinderung bedrohte junge Erwachsene im
Alter von 17 bis 28 Jahren heilpädagogisch betreut. Drei gemischt
geführte Wohngruppen mit insgesamt 30 Plätzen stehen zur Verfügung,“
stellt sich Schloß Bellinghoven selbst vor.
(Brief eines kirchlichen Spions)
Liebe Brüder im Glauben,
wie
ihr wißt, starteten wir vor einigen Wochen das Projekt „Backfischofen“.
Ich soll für unsere Gemeinschaft einen passenden Ort dafür finden. Und
denkt euch: Ich habe diesen Ort gefunden. Es ist ein kleines Schloß am
Niederrhein. Kalkdorf heißt das kleine Dorf, das ganz in der Nähe
liegt. Passenderweise gehört es unserer Glaubensrichtung an, so daß es
nicht auffällt, wenn sich unser Orden dort einnistet.
Und das Schloß
entspricht ganz unseren Bedürfnissen. Es beherbergt kein Museum in
seinen Mauern; viel Landwirtschaft (Weideland, Kühe, Pferde, ein paar
Erdbeer- und Spargelfelder) und ein kleines Café gibt es hier statt
dessen. Für viel Abwechslung und körperliche Ertüchtigung unserer
Mitbrüder wird also gesorgt sein.
Die Zimmer entsprechen dem
modernen Standard, zumindest was die Einrichtung anbelangt. Es gibt in
den Zimmern bequeme Betten, einen Sessel, einen Tisch mit zwei Stühlen
und einen Schrank für die Bekleidung. Der Boden ist mit Teppichen
ausgelegt. Toiletten, Duschen und Badezimmer gibt es in den Fluren.
Fernseher, Computer und Kochgelegenheiten gibt es in den Zimmern keine.
Dafür gibt es Gemeinschaftsverpflegung und Aufenthaltsräume mit Radio
und Plattenspielern. Die Plattensammlung soll die größte ihrer Art weit
und breit sein.
Auch ein oder zwei Unterrichtsräume gibt es hier –
so richtig schön mit Tafeln, Kreise, Überkopfprojektoren, also alles,
was in der guten alten Schule auch gab. Freut euch, liebe Brüder im
Geiste – bei unserem Backfischofenprojekt wird es uns an nichts fehlen.
Euer Mitbruder
Anselm
(Telefonat, eine Woche später)
T: Gero? Hier ist Theobald. Hast du auch den Brief von unserem Mitbruder Anselm erhalten?
G. Ja, natürlich. Er hat ja wirklich erfreuliche Nachrichten für uns. Wir können Schloß Kalkdorf kaufen. Wie teuer wird es sein?
T: Schlappe 100.000 Mark.
G: Haben wir das Geld?
T:
Aber natürlich. Die Zentrale in bella Roma beteiligt sich zur Hälfte.
Dreißig Prozent sind durch Fundraising zusammengekommen. Den Rest
nehmen wir aus der Portokasse.
G (leicht verwirrt): Fundraising? Was verbirgt sich denn dahinter?
T: Na ja, Nummernkonten auf den Bahamas, Erbschaften, Mieteinnahmen, Spenden, Schutzgeld für Gottesdienste...
G (verärgert): Wie bitte: Schutzgeld für Gottesdienste?
T
(verlegen): Nein, also es war Eintritt, nein Austritt, oder? Jedenfalls
zweckentfremdete Kollekten für Kulturveranstaltungen in Kirchen.
G:
Hör auf, Theobald, ich will von deinen krummen Geschäften nichts
wissen. Ich verstehe schon: Wir können uns das Schloß leisten.
T: Ja, auf jeden Fall. Ich werde die Kaufverträge morgen unterschreiben.
(Kalkdorfer Lokalnachrichten)
Unser
geschichtsträchtiger Kalkdorfer Schloß hat einen neuen Besitzer. Das
wurde gestern bekannt. Käufer ist der „Orden vom reinen Geist“. Dies
ist ein interkonfessioneller Laienorden, der sich die Heidenmission in
Nordafrika und Asien zur Aufgabe gemacht hat. Bei uns in Kalkdorf will
er ein internes Bildungszentrum eröffnen. Im Schloß sollen die
zukünftigen Missionare auf ihre zukünftige Arbeit vorbereitet werden.
Da Landwirtschaft und Café nicht aufgegeben werden, sind die
Arbeitsplätze vor Ort auch nicht gefährdet.
(Theobald, in Gedanken)
Hihihi,
diese Deppen vom Lande konnte ich ganz leicht über`s Ohr hauen. Das
Schloß ist auf jeden Fall mehr als das Doppelte wert. Und ein
Bildungszentrum? Ja, das bieten wir hier auch. Wir müssen doch
sicherstellen, daß unsere Brüder im Glauben standhaft im Glauben
bleiben. Wie heißt es so schön in der Bibel? Seid fruchtbar und
vermehret euch. Wir müssen unsere Mitbrüder darin unterrichten, wie man
sich unauffällig fortpflanzen kann, ohne daß man seinen Job bei
bestimmten Arbeitgebern verliert...
(Kalkdorfer Lokalnachrichten)
„Wir
freuen uns auf Sie.“ Mit diesen Worten eröffnete Bürgermeister Peter
Schmitz die neue Niederlassung des „Ordens vom reinen Geist“ gestern.
Wie berichtet, soll bei uns in Kalkdorf eine ordensinterne
Bildungsstätte entstehen. „Wir freuen uns, hier sein zu dürfen.
Kalkdorf bietet die passende Atmosphäre – prüde, gutbürgerlich.
Herzensbildungsbegierig, gut betucht und konservativ-altmodisch. Wir
werden uns hier richtig austoben können.“ Mit diesen Worten
durchschnitt Bruder Friedemann Gottlieb das symbolische Band, das die
Besucher bis dahin draußenlies.
Nennenswerte Umbauten sind in dem
Schloß nicht zu erkennen. „Das Haus befindet sich in einem guten
Zustand. Die Bausubstanz ist in Ordnung, die Raumaufteilung auch. Wir
brauchten nur die Schulungsmaterialien anzuschaffen...“
(eine Woche später)
Oswald: Hallo Jungens. Wie geht`s? Wie steht`s?
Amadeus: Erstens: Es heißt: Wie steht er? Und zweitens: Bitte keine doppeldeutigen Zweideutigkeiten!
Gunthard: Ach, du immer mit deiner Fleischesabgewandtheit. Was steht heute auf dem Programm?
Oswald: Liebeskunde. (ein schrilles ring – ring ertönt) Ah ja, da kommt unser Lehrer.
Lehrer: Genau. Setzen Sie sich, meine Herren, willkommen zum Liebeskundeunterricht. Ich habe Ihnen auch etwas mitgebracht.
Gunthard: So, was denn?
Amadeus: Ui, ein Poster. Mal sehen, was es zeigt... Hilfe, ich bin blind (fuchtelt wild mit den Händen herum)
Gunthard: Ach, du. Nur weil da ein nacktes Weibchen zu sehen ist? Bei mir wächst da was nach innen...
Oswald: Und bei mir nach außen...
(später am Tag, nach dem Unterricht)
Gunthard: Du, Leberecht, steht in der Bibel wirklich der Spruch, daß wir fruchtbar sein und uns die Erde untertan machen sollen?
Leberecht: Klar.
Gunthard: Wo?
Leberecht: Weiß nicht.
Gunthard: Können wir das auch?
Leberecht: Was?
Gunthard: Fruchtbar sein?
Leberecht: Klar.
Gunthard: So? Wo denn?
Leberecht: In der Samenbank.
Gunthard: Nichts wie hin.
(ein Zimmer weiter)
Amadeus:
Schnarch röchel hust (weibliche Stimme im Traum) Oh, du mein armer,
lieber, kleiner Amadeus. Was hast du heute schlimmes erleben müssen?
Hast du wieder ein nacktes Weibchen zu sehen bekommen? Du armer Junge.
Ich wollte dich doch davor beschützen. Warum bist du nur weggelaufen?
Wolltest du nicht immer bei Mama bleiben? Bei Mama ist es für kleine
Jungen wie dich noch immer am besten. Und wehe, wehe, deine
Kinderproduktionsanlage meldet sich noch einmal ... Du weißt, dann
kommt das böse Schneiderlein und mach „Schnipp!“
(im nächsten Zimmer)
Oswald:
Was habe ich heute gelernt? Frauen sind doch kein Teufelswerk? Sie
lenken uns doch nicht von der Liebe zu Gott ab? Was also soll ich tun?
Freudenhaus? Schwesternwohnheim? Heuschoberparty? Oh, Herr, warum ist
meine Hose jetzt schon naß und feucht?
„Haus Aspel ist ein
Beispiel für Burgengeschichte. Aus der Erdhügelburg wurde eine
Steinburg, aus der Steinburg ein Schloß, aus dem Schloß ein Kloster und
mit dem Kloster kam eine Schule.
Pfalzgraf Richizo, Neffe des
Erzbischofs Wichfried von Köln, war der erste nachweisbare Burgherr auf
Aspel. 950 erbte er den niederrheinischen Besitz seines Vaters
Gottfried und baute sich in Aspel seine Burg. Eine Landzunge im Aspeler
Meer wurde durch einen breiten Graben vom Land getrennt. Richizo besaß
nun eine `Insel im MeerŽ, einen sicheren Platz zum Wohnen. Um sich
verstärkt vor Feinden schützen zu können, ließ er die Insel erhöhen.
Mit römischem Ruinenschutt aus Xanten ließ er einen 9 Meter hohen Hügel
aufwerfen. Der `GipfelŽ dieses Kunstberges war eine flache Plattform
mit einem Durchmesser von 30 Metern. Von ihr hatte Richizo einen weiten
Blick über das flache Uferland. Und um seinen Blick noch zu weiten,
baute der Graf Turm und Haus auf dem Hügel. Dabei interessierten ihn
die schönen Aussichten wenige. Wichtiger war zu sehen, wer sich der
Burg näherte, Freund und Feind rechtzeitig zu erkennen.
Nach
Richizos Tod 973 wohnte und herrschte sein Sohn Godizo in Aspel. Er
führte um Aspel und von Aspel aus wiederholt Kampfgefechte mit seinen
Truppen. Zwischen rivalisierenden Bischöfen und Grafen konnte er Burg
und Land Aspel behaupten. Um das Jahr 1011 starb Godizo. Seine Töchter
Irmgard und Irmtrud wurden Erbinnen. Nach Irmgards Tod schenkte Irmtrud
Burg und Land Aspel dem Erzbischof von Köln, der nun geistlich als
Bischof und rechtlich als Lehnsherr in Aspel etwas zu sagen hatte. Er
behielt seine Lehnsherren-Rechte mit einigen
Verpfändungs-Unterbrechungen bis zum Jahr 1392. Dann übernahmen die
Klever Grafen endgültig die Rolle des Lehnsherrn und ließen sich die
Burg Aspel nicht mehr nehmen, bis die Preußen kamen.
Philipp von
Heinsberg, Erzbischof von Köln, nahm 1190 in Aspel eine
`AltbausanierungŽ vor. Immerhin war die Burg damals schon 200 Jahre
alt, und der Erzbischof war ein ordnungsliebender und baulustiger Mann.
Er ließ die Hofgebäude errichten und die Burg selbst von Grund auf
erneuern. Das geschah in dem selben Jahr 1190, als ein früherer hoher
Gast der Burg Aspel in Kleinasien bei einer gottgefälligen
Auslandsreise einen tödlichen Unfall erlitt: Kaiser Friedrich I., der
mit dem roten Bart, starb beim Baden im Fluß Saleph – wahrscheinlich an
einem Herzschlag. Er war schon ein älterer Herr von 65 Jahren, der
offensichtlich die Strapazen des dritten Kreuzzuges und den
Klimawechsel unterschätzt hatte. So kam er nicht mehr dazu, das von
Saladin eroberte Jerusalem zurückzugewinnen.
Der zweite Burgbau in
Aspel wurde nur 48 Jahre alt. Graf Dietrich von Kleve überfiel Aspel im
Jahre 1237 / 1238, wobei der Graf von Holland ihn mit Schiffen
unterstützte. Der klevische Angriff war nach den damals geltenden
Spielregeln für Kleinkriege nicht korrekt, denn er geschah ohne
Fehdeansage. Daß er erfolgreich war, lag nicht an der mangelnden
Wehrhaftigkeit der Burg oder an der Schlagkraft der Angreifer. Verrat
war im Spiel, und der Verräter war der Kastellan der Burg Aspel. „Per
traditionem castellani elusdem castri – durch Verrat des
Schloßkastellans,“ wurde Aspel eingenommen und zerstört.
Der
Erzbischof blieb jedoch am Ende der Stärkere. Er besetzte Aspel und
vertrieb den Klever Grafen. Die Versöhnung zwischen den Streithähnen
aus Köln und Kleve vermittelte Graf Otto II von Geldern. Der Klever
Graf mußte sich verpflichten, den Burgneubau zu bezahlen. Ein Dritter
aber freute sich. Er hieß Lupert von Swasbule, war 1243 Bauleiter und
Bauunternehmer für den dritten Neubau in Aspel und finanzierte ihn aus
eigener Tasche mit 500 Mark. Dafür gab ihm Erzbischof Konrad die
Zollrechte von Neuss solange, bis er seine Auslagen vom Grafen von
Kleve zurückerhalten hatte. Außerdem erhielt Lupert von Swansbule zu
Lehen `den Turm bei Volmestein und die Insel bei ReesŽ.
Bei den
Kölner Erzbischöfen scheint Bargeld oft knapp gewesen zu sein. Der
Neubau der Burg auf Pump und die mehrfach Verpfändung des `Landes
AspelŽ beweisen es. Ob und wann der Herr von Swansbule seine Baukosten
für Aspel zurückbekommen hat, ist nicht bekannt. Als lachender Dritter
wird Swansbule bei diesem Dreiecksgeschäft Köln-Kleve-Swansbule schon
nicht zu kurz gekommen sein.
Von der dritten Burg in Aspel existiert
ein Bild, ein Fresko in der Agneskapelle des Kölner Domes. Es wird etwa
300 Jahre nach der Schenkung Aspels an Köln entstanden sein. Der
unbekannte Maler war also kein Zeitgenosse der Schwestern Irmgard und
Irmtrud von Aspel. Aber schon zu seiner Zeit hatte die Legende drei
Frauen zu Heiligen gemacht: Irmgard von Aspel, ihre Schwester Irmtrud
und Irmgard von Süchteln, von denen jede für sich eine Persönlichkeit
war. Mit den `guten WerkenŽ dreier Frauen wurde eine zur Heiligen
gekrönt. Daß die Legende dabei die `falscheŽ erwischte, eben jene
Irmgard von Aspel, hat der Burg Aspel Ruhm gebracht. Das Fresko im
Kölner Dom zeigt, wie die heilige Irmgard die Burg dem Kölner
Erzbischof übergibt. Daß in Wirklichkeit Irmtrud die Stifterin war,
darauf wurde schon hingewiesen.
Legenden und Heilige darf man nicht
mit den Maßstäben der Realität messen. Die heilige Irmgard wurde nicht
nur aus einem christlichen Frauen-Triumvirat geboren. Sie steht auch in
Sagen-Verwandtschaft zur germanischen Göttin Iduna, der Hüterin der
goldenen Äpfel, die den Göttern ewige Jugend verlieh. Auch der heiligen
Irmgard werden besondere Äpfel zugeschrieben, die Irmgardenäpfel, die
sie in Aspel züchtete.
Die dritte Burg im Aspeler Meer war der
letzte mittelalterliche Neubau. Nach dem Pfandrecht von 1392 fühlten
sich die Klever sicher im Besitze des Landes Aspel. Zwischen Emmerich
und Dinslaken gab es keine Kölner Enklave mehr im rechtsrheinischen
Klever Land. Die Wehrburg Aspel war uninteressant geworden. Herzog
Adolf von Kleve hätte sie trotzdem nach den Bestimmungen des
Pfandvertrages instandhalten müssen. Aber er ließe sie verfallen und
1444 die Befestigungsanlagen abbrechen. Aus einem Ratsprotokoll der
Stadt Rees von 1470 wissen wir, daß Herzog Johann von Kleve der Stadt
200 `UnkelsteineŽ von der verfallenen Burg für ihren Mauerbau zur
Verfügung stellte.
Wenn nach 1470 von der bewohnten Burg Aspel die
Rede ist, so ist die Vorburg gemeint. Aspel war zu einer `PrivatburgŽ
geworden. Ihre Residenz- und Wehrzeit war vorbei. Zwischen 1470 und
1570 werden als Bewohner die Herren von Töven, Lychendorf, Hasselt,
Dugelen und Schriek genannt..
Dann ging es in Aspel preußisch zu.
Die Brandenburger machten die Herren auf Aspel zu Gerichtsherren einer
Herrlichkeit. Und schließlich blieb von der Macht in Aspel nur die
Architektur einer Schloßpracht übrig. Die Burginsel im Aspeler Meer
wurde von der Natur überwuchert und die Vorburg auf dem `FestlandŽ
mauserte sich zum Schloß. Überliefert sind uns Baumaßnahmen aus den
Jahren 1652 und 1653, zu denen der Zieglermeister Heinrich neun
`ofendenŽ voll `PfannenŽ, Estriche und `Stein EssgenŽ lieferte. Das
neue Schloß Aspel auf den Grundmauern der alten Vorburg sollte nicht
lange bestehen. 1682 wurde es im Spanischen Erbfolgekrieg in Brand
geschlossen.
Aspels Vorburg ist nach dem Brand wiederaufgebaut
worden. Das mittelalterliche Zentrum der Vorburg war ein Rundturm
gewesen, der zwei Flügelbauten verband. Seine mächtigen Grundmauern
wurden das Fundament für einen Viereckturm mit gewölbter Durchfahrt.
Die zwei Turmstockwerke überdachten eine Zwiebelhaube mit Glockenstuhl.
Stuckdecken und kupferne Türschlösser erinnern noch heute an die
barocke Renovierung der zum Schloß gewordenen Vorburg. Jedoch scheint
es Aspel nach dem Brand von 1682 nur zu einer bescheidenen Schloßpracht
gebracht zu haben. Der Kunsthistoriker Paul Clemen schreibt in seinem
1892 erschienenen Buch „Die Kunstdenkmäler des Kreises Rees“: `Die
beiden nach 1682 errichteten, im stumpfen Winkel an den Thorturm
stoßenden zweistöckigen Gebäude entbehren aller architektonischen
Bedeutung.`
Ihr bescheidenes Schloßgesicht veränderte die alte
Vorburg über zwei Jahrhunderte nicht wesentlich. Nur die Besitzer
wechselten. Etwa hundert Jahre gehörte es der Familie von
Wittenhorst-Sonsfeld. Sie sind alte Niederrheiner, schon im 12.
Jahrhundert urkundlich genannt. Sie waren klevische Amtmänner,
preußische Jurisdiktionsherren und französische Unterpräfekten in
Aspel. Und um die `InternationalitätŽ in Aspel zu erweitern, erwarb zu
Beginn des 19. Jahrhunderts eine holländische Familie das Schloß. Sie
hieß von (oder van den) Broeck.
Nicht nur Schlösser haben
internationale Akzente, auch die Liebe kennt keine Grenzen. Sie sorgte
dafür, daß Aspel wieder preußisch wurde und einen Abglanz königlichen
Regierens bekam. Die Liebe kam von und zu Johanna von Broeck auf Aspel.
Ihr Auserwählter hieß Friedrich Heinrich von Bernuth. 1808 heirateten
beide und Aspel hatte wieder einen preußischen Schloßherrn.
Mit
Herrn von Bernuth bekam aber auch der neue preußische Kreis Rees 1818
seinen ersten richtigen königlichen Landrat. Seine Vorgänger Graf von
Borcke auf Hueth und der Regierungsreferendarius Westermann waren nur
`KommissareŽ gewesen. Herr von Bernuth blieb 41 Jahre Landrat , von
1818 bis 1859. Keiner seiner Nachfolger hat ihn in der landrätlichen
Lebensdauer übertroffen. Friedrich von Bernuth starb 1859, 16 Jahre
nach dem Tode seiner Frau Johanna. Beide wurden in Haldern begraben.
Ihre Gedenksteine blieben erhalten.
Friedrich Heinrich von Bernuth
verkaufte Land und Schloß Aspel, verließ seine Amtswohnung in Rees und
zog sich schon 1845 mit seinem Landratsamt nach Wesel. Schloß Aspel
behielt jene Atmosphäre von Weltläufigkeit, die schon im frühen
Mittelalter mit dem Besuch von Kaisern und Päpsten, von Herzögen und
Kirchenfürsten begonnen hatte. Zu jener Zeit kamen die ersten
Klosterschwestern aus dem Orden `Töchter vom heiligen Kreuz` aus
Lüttich / Belgien nach Deutschland. Am 4. Oktober 1850 kaufte der Orden
Schloß Aspel. Die erste Niederlassung in Deutschland übernahmen 13
Ordensfrauen am 10. März 1851. Kloster, Noviziat und Oberlyzeum mit
einjährigre Frauenschule wurden Ordensaufgaben in Aspel. Sie
veränderten Umfang und Architektur der alten Vorburg.
Ein
unfreiwilliger Verzicht auf Aspel war dem Orden als Folge des
preußischen `KulturkampfesŽ aufgezwungen worden. 1875 wurden alle
Ordensfrauen ausgewiesen. Im gleichen Jahr mußten Provinzialhaus,
Seminar und Schule in Aspel ihre Tätigkeit aufgeben. 1881 wurden Schloß
und Park für 55.000 Mark an Heinrich Holland in Goin verkauft. Im Jahre
1887 führten Verhandlungen des Ordens erfolgreich zum Rückkauf des
Schlosses und am 21. März 1888 kamen die ersten sechs Schwestern wieder
nach Aspel.
Ein `KulturkampfŽ des 20. Jahrhunderts vertrieb den
Orden ein zweites Mal aus Aspel. Am13. Juli 1941 mußten die
Ordensschwestern Kloster und Schule `mit kleinem HandgepäckŽ verlassen.
`Schule und Kloster wurden von der Gestapo aufgehoben und von der NSDAP
belegtŽ. Bis 1945 diente Haus Aspel als Kriegslazarett. Am Ende des 2.
Weltkrieges wurde Haus Aspel teilweise zerstört. Zerschossen brannte
Haus Aspel, als die Alliierten den Rhein überquerten. Kirche,
Pensionsflügel, Turm und das erste Stockwerk wurden Ruinen. In das noch
bewohnbare Klostergebäude zog das Reeser Krankenhaus. Die Pflege
übernahmen die `Töchter vom heiligen KreuzŽ.
Die Töchter vom
heiligen Kreuz sind eine internationale religiöse Gemeinschaft von
Frauen, die in Belgien Mitte des letzten Jahrhunderts von Maria
Theresia Hase ins Leben gerufen wurde. Die Ordensgründerin hat auf die
Probleme ihrer Zeit durch tätige Nächstenliebe geantwortet. Sie folgte
Christus, seinem Leben und Handeln nach, in der Erkenntnis, daß Gott
durch die Kraft des Kreuzes zur Auferstehung, zum Heil und zu neuem
Leben führt.
Heute sind die Töchter vom heiligen Kreuz in neun
Ländern vertreten und zählen weltweit etwa 900 Schwestern. Während die
Anzahl in Europa stetig abnimmt, steigt sie in den asiatischen Ländern
weiter an. Neben den vielfältigen Aufgaben im sozialen Bereich sollen
ihre Häuser immer auch Orte der Stille, des Gebetes und der Begegnung
sein,“ stellt sich das Haus selbst vor.
Für Käsekuchen braucht
man Quark, wenn man ihn backen möchte. Richtig? Na ja, fast. Das wahre
Käsekuchenrezept möchte ich hier vorstellen.
Man nehme 25 g
Hefe, 1 l Milch, 1 Nudelrolle, 375 g Gouda, 250 Leerdamer, 125 g
Holländer, 123 g Mehl, 2 Eier, 378 g Zucker, 1 Päcken Backpulver, 1
Messerspitze Vanillepulver und 76,5 g Butter, ersatzweise 73,75 g
Margarine und 1 Becher Joghurt.
Hefe. Milch, Backpulver, Eier
und Zucker vermengen und zusammen mit der Butter bzw. Margarine zu
einem Teig kneten. Dann Backpulver und Vanillepulver hinzufügen und
weiterkneten. Den Teig ausrollen und auf ein rundes Backblech legen.
Dann
den Käse raspeln. Die Käseraspeln müssen bei 96 ° C geschmolzen werden,
bis sie zähflüssig sind. Den zähflüssigen Käse vermengen. Den Joghurt
hinzufügen. Alles verrühren und den Teig damit auffüllen. Bei 181 ° C
exakt 17 Minuten backen.
Woher ich dieses Rezept kenne, fragen Sie? „Wirtschaftsspionage,“ sage ich da nur.
Holland
ist unser westliches Nachbarland. Schon seit Menschengedenken sind
Holland und der Niederrhein Freunde. Wir beziehen Tulpen und Käse von
dort und exportieren Prinzen und Prinzessinnen (ja, ja, die Niederland
sind klammheimlich eine Provinz des Niederrheins und werden von hier
aus regiert; zum Glück merken es die Holländer nur nicht).
Wieso
Käsekuchen mit Quark hergestellt wird, ist mir schon immer ein Rätsel
gewesen. Doch ich möchte ihn nun mit wirklichem Käse backen. Die
holländischen Bäcker um Rat zu fragen, war für mich nur naheliegend.
„Nein, keine Ahnung,“ bekam ich aber überall zu hören. Nur eine
Bäckerei in Venlo verweigerte die Antwort. „Wir verraten doch nicht
unser bestes Betriebsgeheimnis,“ bedeutete mir der Betriebsinhaber.
Von da an hatte ich ein Problem. Wie sollte ich nur an das Rezept kommen?
Ob
mir wohl mein Schlößchen am Niederrhein helfen kann...? Ja, vermutlich
schon. Es liegt nahe an der Grenze, nur wenige Kilometer von Venlo, ist
gut ausgebaut und daher angenehm bewohnbar.
„Veronika!?“ – „Ja,
Papa?“ – „Hier hast du 20 Gulden. Nimm das Geld, fahre damit nach
Venlo, geh in die Bäckerei van Mulde und kaufe 2 Käsekuchen.“ – „Ja,
Papa, mache ich.“
2 Stunden später war Veronika wieder da. Ich
ließ sie beide Kuchen essen. Das einzige Ergebnis: Veronika mußte sich
übergeben. Die Zutaten konnte sie aber nicht herausschmecken.
„Karl
– Eduard, was machst du mit mir?“ Meine Frau reagierte zunächst sehr
empört, als ich sie bat, bei van Mulde in der Backstube zu stehen. Doch
Irmtrud ist einfach verwöhnt. Sie bildet sich ein, der Beruf der
Hausfrau würde sie komplett ausfüllen. Die Hände schmutzig machen?
Nein, das würde für sie nie in Frage kommen; dafür ist ihr Mann viel zu
reich. Und jetzt das, diese empörende, unverschämte Aufforderung. „Hier
hast du deine Schürze und jetzt mach dich auf den Weg,“ sagte ich nur,
drückte ihr die Schürze in die Hand und bugsierte sie dann sanft aus
dem Haus.
In der Backstube steht meine Frau nicht. Dafür ist sie
viel zu ungeschickt. Mit einer Rüschenschürze ausstaffiert steht meine
Frau dafür im Verkaufsraum und bedient die Gäste. Seitdem sie merkt,
wie süß der Geschmack des Geldes ist, will sie mehr davon. Ich sehe sie
kaum noch .. und das Rezept erfuhr ich auch nicht durch sie...
Ich
habe mich letztendlich in einen Bäckereilieferwagen gesetzt. Auf der
hinteren Ladefläche hatte ich eine Abhöranlage installiert, mit
Tonband, Richtmikrofon und Kopfhörer. In Venlo angekommen, stellt ich
den Wagen in Position, ganz in der Nähe der Bäckerei und begann mit
meiner Abhöraktion. Da es mitten in der Nacht war, hörte ich anfangs
nur Liebesgeflüster. Als der Morgen graute, ging das Ehepaar van Mulde
endlich in die Backstube. Ich mußte bei den Rezepten aufpassen, um
nicht auch die Zutaten für Sachertorten, Kirschstreusel und
Marzipanhörnchen aufzuschreiben. „Ey, gib mal das Mehl.“ – „Wo ist der
Zucker?“ – „Paß doch auf, du Trottel. Das waren meine Zehen.“ So ging
es die ganze Zeit. Nach drei Stunden hatte ich aber alles beisammen,
was ich wissen wollte. Wieder zuhause, brauchte ich dann nur noch die
Misch- und Mengenverhältnisse austarieren.
So, liebe Leser,
jetzt wissen Sie, warum der Käsekuchen Käsekuchen heißt. Ich würde
schon gerne wissen, wie der neue Käsekuchen schmeckt. Vielleicht kann
ihn ja jemand zubereiten?
Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Andreas Rüdig).
Der Beitrag wurde von Andreas Rüdig auf e-Stories.de eingesendet.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 04.10.2008.
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