Mein Auto musste zur Hauptuntersuchung. Früher hieß es, ich fahre zum TÜV. Vor diesem Termin fühle ich mich jedes Mal, wie manche Leute vor dem Besuch beim Zahnarzt. Sind meine Fahrzeuge doch meist älteren Baujahrs.
In Köln war es mir gelungen, den TÜV-Mitarbeiter zu verärgern. Die Natur hat mich mit relativ kurzen Beinen ausgestattet. Ich hatte vergessen den Sitz zurückzustellen. Der TÜV-Mitarbeiter musste sich beim Einsteigen hinter das Lenkrad quetschen. Er stieß mit dem Knie gegen einen nachträglich angebrachten Tourenzähler. Sicherlich schmerzhaft. Seine Rache war fürchterlich. Unter anderem hat er die Bremsbeläge als abgenutzt beanstandet. Die waren bei der vorangegangen Inspektion erneuert worden. Aufgebracht fuhr ich auf dem Rückweg in die Werkstatt. Der Chef ließ den Wagen sofort auf die Bühne fahren und überzeugt mich, dass die berechneten Arbeiten auch ausgeführt waren. Reine Willkür, war sein Kommentar.
Seit dem fuhr ich nach Bergheim. Dort kannte ich mich im Laufe der Jahre aus. Geduldig wartete jeder in der Spur, bis sein Fahrzeug an der Reihe war. Als unangenehm empfand ich immer wieder, wenn ich mit dem Auto auf der Grube stand und von unten Anweisungen kamen. Banges Warten, bis endlich verkündet wurde, alles in Ordnung, sie können fahren.
Der TÜV bekam Konkurrenz. DEKRA machte auch Hauptuntersuchungen. Dekra war in Frechen, also fuhr ich zur DEKRA. Irgendwann zählte der Mitarbeiter die Autos: „Bis hier schaffe ich es noch, dann habe ich Feierabend,“ meinte er, „der Rest kann fahren.“ Ihm machte es nichts aus, dass die Fahrer vielleicht schon eine Stunde gewartet hatten.
Die Zeiten haben sich geändert. In diesen Jahr bekam ich Post: „Schöne Grüße vom TÜV – sehen wir uns bald?“ In freundlichen Worten wurde ich daran erinnert, dass die Hauptuntersuchung fällig war. Woher haben sie die Adresse, überlegte ich. Dann fiel mir ein, meine Tochter hatte die letzte TÜV-Untersuchung dort machen lassen.
Dieser TÜV lag ganz in der Nähe, dort fuhr ich hin. Irritiert suchte ich die Spur zum Einordnen, fand nur einen Hinweis „Kasse“. Kasse ist immer richtig, dachte ich und parkte das Auto. Im Kassenraum wurde ich freundlich empfangen. Mit einem Blick auf mein Kennzeichen meinte der Mitarbeiter „ASU ist auch fällig“. Eine Menge Euros wechselten den Besitzer. „Bitte nehmen Sie Platz“, wurde ich aufgefordert, „um alles andere kümmern wir uns.“ Erst jetzt bemerkte ich die Sitzgruppe. Selbst die Espresso-Maschine fehlte nicht. Ich setzte mich. Nach 40 Jahren Fahrpraxis und unzähligen TÜV-Terminen (mit dem Auto meines Vaters, meines Mannes und meinem) sah ich zum ersten Mal im Leben völlig entspannt zu wie mein Auto geprüft wurde. Ein tolles Gefühl.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 09.10.2008.
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