Björn Meisel

Die Katastrophe von 1991/92

 Die Katastrophe von 1991/92

                                                    

                                                     Eine Novelle von Björn Meisel

 

Von meinem kleinen Haus aus, kann ich seit Jahren den winzigen Souvenirshop sehen, der nur Profit schlägt, da ich ab und zu dort einkaufe. Denn Touristen gibt es hier nicht viele, ich lebe in einer sehr gefährdeten Region und musste daher mein Haus circa fünfmal neu erbauen oder zumindest ausbessern. Bekanntlich verschluckt die Lava einfach alles, da muss man zusehen, dass man sich selbst noch in Sicherheit bringen kann!

Ich bin ein sizilianischer Bauer, deshalb spreche hier von dem Ätna. Dieser Vulkan soll als einer der Gefährlichsten gelten, aber mir kann er keine Angst mehr einjagen. Ich habe zwei Felder, auf denen ich Getreide anbaue, denn die erkaltete Lava ist sehr fruchtbar. Immerhin ein Vorteil, den mir der Vulkan schenkt.

Eines Tages, ich arbeite gerade in meinem Garten, kommt eine sehr gut aussehende Dame auf mich zugeschlendert. Es scheint so, als wenn sie wüsste, dass sie zu mir wolle. Sie fragt mich nach dem Weg zum Souvenirshop. Diese Frage schien mir beinahe überflüssig und nicht gerechtfertigt, denn man konnte nunmal diesen Shop sogar bei Nebel und Regen von meinem Haus immernoch einwandfrei erkennen. Dennoch lasse ich sofort alles stehen und liegen und bringe die schöne, junge Dame zu dem gewünschten Ort. Sie erzählt mir, dass sie Maria heiße, aus Verona stamme und hier einen schönen, ruhigen und erholsamen Urlaub verbringen wolle. Ich versichere ihr, dass sie hier richtig sei, um solche Ferien zu erleben.

Während wir so plaudern, natürlich nur Smalltalk, erreichen wir den Shop, vor dem sie sich von mir verabschiedet. Als sie das Geschäft betritt, gehe ich in meinen Garten zurück, denn ich habe viel Arbeit vor mir. Die Zeit sitzt mir im Nacken, ich muss unbedingt meine Ernte einbringen, und die Felder dann für den Winter, der hier sehr lang und kalt werden kann, vorbereiten.

Als ich ankomme, höre ich ein anschwellendes Grummeln, gefolgt von einem dumpfen, harten Knall. Erst dachte ich natürlich an ein normales Gewitter und wartete darauf einen Blitz zu sehen, doch dann drehe ich mich um und sehe, dass der Ätna wieder spuckt. Ich weiß nicht, was ich zuerst denken soll, oder wohin ich laufen muss. Soll ich mein Leben und meine Ernte retten? Nein, Maria, ich muss sie retten! Sogleich renne ich, wie von der Tarantel gestochen zum Souvenirshop zurück und muss mit Ensetzen feststellen, dass Maria nicht mehr dort ist.

Indes bewegen sich die Lavaströme unaufhaltsam in meine Richtung. Ich kann kaum noch klar denken, denn ich bin aufgeregt und in voller Hast. Da begegnet mir glücklicherweise die Verkäuferin informiert mich darüber, dass Maria in Richtung Lava laufe. Sofort muss ich an ihr bezauberndes Lächeln denken, und schwöre mir im selben Augenblick, dass ich sie mit meinem Leben beschützen werde!

Doch ich kann sie einfach nicht finden, ich umkreise rennend nochmals den Souvenirshop und entdecke sie dann am Horizont, nicht weit entfernt von den Lavaströmen, die schon ihre Füße zu greifen scheinen.

In voller Verzweiflung schreie ich sie an, sie solle sich dort schnellsmöglich wegbewegen und zu mir laufen! Doch sie wirkt wie versteinert und nicht in Lage auch nur einen Schritt zu tätigen. Der Weg, den ich zurücklegen muss, um endlich bei ihr zu sein, erweist sich als ein schier endloser Pfad mit Hindernissen, die wohl niemals erklommen werden können!

Trotz allem will ich nicht aufgeben und versuche mein Versprechen zu halten.

Schließlich erreiche ich sie, kann sie noch kurz erblicken, mich an ihrer unbeschreiblichen Schönheit erfreuen, sie kurz lieben, bis der furchterregende Hass in Form des Lavastromes sie verschluckt! Ich versuche jetzt nur noch, mich aus den Fängen der Lava zu befreien. Denn ich will nicht alles verlieren, obwohl es mir durchaus zustehen würde diese Katastrophe mit meinem Leben zu bezahlen.

Was bleibt am Schluss, ich habe mein Versprechen nicht eingehalten, ich habe meine Ernte verloren, so dass ich im nächsten Jahr hungern muss. Doch die Welt dreht sich nun mal fortan weiter und der nächste Tag mag vielleicht schon wieder eine neue Herausforderung bereithalten.

Spät am Abend, als sich das Chaos endlich legte, und alle Menschen, die von der Katastrophe betroffen waren, versuchen ihre Häuser aufzubauen, oder immerhin noch das zu retten, was sie noch retten können, treffe ich meine Freunde und erzähle ihnen die tragische Geschichte von der wunderschönen Maria und mir. Dem armen Bauern, dem letztendlich nichts geblieben ist, weder mein Haus noch die hübsche Maria.

Jahre später, ich wohne noch immer hier, denn ich kenne es nicht anders, wird der Souvenirshop abermals neu errichtet. Ich hoffe, dass er lange erhalten bleibt.

Ich habe mich so sehr an ihn gewöhnt!

 

Dies ist eigentlich eine Arbeit aus der 9. Klasse, also schon ziemlich alt, aber ich habe mich jetzt nochmals dran gesetzt um sie zu überarbeiten...
Ich werde an dieser Novelle sicherlich noch weiterhin arbeiten, vielleicht ist sie irgendwann mal fertig! :)

Ich würde mich über viele Kommentare freuen (auch Kritiken) ;)
lg, Björn
Björn Meisel, Anmerkung zur Geschichte

Vorheriger TitelNächster Titel
 

Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Björn Meisel).
Der Beitrag wurde von Björn Meisel auf e-Stories.de eingesendet.
Die Betreiber von e-Stories.de übernehmen keine Haftung für den Beitrag oder vom Autoren verlinkte Inhalte.
Veröffentlicht auf e-Stories.de am 16.10.2008. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

Der Autor:

  Björn Meisel als Lieblingsautor markieren

Bücher unserer Autoren:

cover

Nacht der Gefühle – Tag voll Leben von Karin Keutel



Gefühlvolle Gedichte und spannende Geschichten, Gedankenspiele aus dem Leben, der Natur, Liebe, Leidenschaft und Vergänglichkeit, facettenreich eingefangen.

Ein Lesevergnügen, das Herz und Seele berührt in Text und Bildern.

Möchtest Du Dein eigenes Buch hier vorstellen?
Weitere Infos!

Leserkommentare (0)


Deine Meinung:

Deine Meinung ist uns und den Autoren wichtig!
Diese sollte jedoch sachlich sein und nicht die Autoren persönlich beleidigen. Wir behalten uns das Recht vor diese Einträge zu löschen!

Dein Kommentar erscheint öffentlich auf der Homepage - Für private Kommentare sende eine Mail an den Autoren!

Navigation

Vorheriger Titel Nächster Titel

Beschwerde an die Redaktion

Autor: Änderungen kannst Du im Mitgliedsbereich vornehmen!

Mehr aus der Kategorie "Einfach so zum Lesen und Nachdenken" (Kurzgeschichten)

Weitere Beiträge von Björn Meisel

Hat Dir dieser Beitrag gefallen?
Dann schau Dir doch mal diese Vorschläge an:

Die Wichtigkeit des Kommas von Norbert Wittke (Einfach so zum Lesen und Nachdenken)
Manitoba - dritter Teil - Thompson von Karl-Heinz Fricke (Autobiografisches)

Diesen Beitrag empfehlen:

Mit eigenem Mail-Programm empfehlen