Hildegard Krause

Die Abmachung

 

Sie hatte ein mulmiges Gefühl, als sie aus dem Haus ging. Draußen war es nebelig, nur der Vollmond drang durch die dichten Schwaden und warf ein helles Licht auf sie. Ihr langes schwarzes Haar wehte im Wind, sie fror in ihrem kurzen schwarzen Lack-Kleid.  Sie wandelte durch die dunkle Halloween-Nacht, in der nur ab und zu das Heulen eines Wolfes die Stille durchbrach. Ihr Weg führte über den nahe gelegenen Friedhof. Sie hatte ein wenig Angst vor dem, was sie heute Nacht erwartete, andererseits freute sie sich darauf, mal etwas Neues zu erleben. Wie würde es wohl werden? War es richtig gewesen, sich auf Schwarze Magie einzulassen? Schließlich hatte ihre Meisterin sie immer wieder davor gewarnt. Heute musste sie ihren Teil der Abmachung einlösen, nachdem ER ihr geholfen hat, eine lästige Rivalin im Kampf um ihren Liebsten loszuwerden.

 

Sie ging mal schneller, mal langsamer an den Gräbern vorbei. Auf diesem Friedhof traf sie sich immer mit ihren Freunden. Andere Leute verdächtigten sie, die Gräber zu schänden. Abfällig wurden sie von den Friedhofsbesuchern angegafft. Doch sie wollten sich dort nur unterhalten, die Atmosphäre genießen. Darum trafen sie sich oft nachts hier. Denn dann war hier keine Menschenseele. Sie hatten ihre Ruhe. Aber heute war sie ganz allein hier. Wenn sie mit ihrer Clique zusammen war, fühlte sie sich geborgen, hatte keine Angst. Warum hatte sie jetzt ein so beklemmendes Gefühl?

 

Zwei grün leuchtende Augen ließen sie für einen Moment erschrecken. Es waren die Augen der Nachbarskatze, die wohl auch gerne hier war. Warum musste das Vieh so rabenschwarz sein, dass man in der Dunkelheit nur die Augen sehen konnte? Schon gut, verständlich, dass die auch auf Schwarz steht, dachte sie bei sich. Ihr Herz pochte wie wild. Wären ihre Freunde doch jetzt nur bei ihr. Doch sie musste da nun alleine durch. Denn es war Teil der Abmachung, dass niemand etwas davon erfahren durfte, was in dieser Nacht geschehen würde.

 

Hinter dem Friedhof befand sich ein Waldstück. Dort wurde sie hinbestellt. Das Gebüsch war so dicht, dass niemand es durchdringen konnte. Spielende Kinder haben das schon oft versucht, aber sie schafften es nicht. Doch sie konnte ohne Probleme hindurch gehen. Hinter ihr schloss sich das Dickicht wieder. Es leuchtete feuerrot. So, als würde sie inmitten glühender Lava stehen. Sie suchte nach einem Fluchtweg, für alle Fälle, aber es gab keinen. Sie stellte schwarze Kerzen auf und zündete sie an. Sie tanzte, bis sie in eine Art Trance fiel. Ihr Herz pochte vor Aufregung und Spannung. Dann rief sie „Astaroth, großer Dämon, ich rufe Dich! Ich bin hier, um mein Versprechen einzulösen und Dir zu danken.“ Nichts geschah, und so rief sie ihn noch zwei Mal. Der Wind frischte auf, eine Feuersäule erschien, aus ihr trat der Dämon hervor. Zu ihrer Überraschung in Menschengestalt und äußerst attraktiv. Seine großen dunklen Augen zogen sie magisch an. Sein schwarzes Haar gefiel ihr auf Anhieb, sie war heiß auf seinen gut gebauten Körper. „Schön, dass Du gekommen bist“, sprach er und ging auf sie zu. Er sah sie prüfend an, strich ihr sanft übers Haar. „Du gefällst mir!“ Dann zog er sie langsam aus, was sie gerne geschehen ließ. Gespannt auf das, was sie gleich erleben würde, gab sie sich ihm hin. Nie hätte sie gedacht, dass sie sich von einem Dämon würde verführen lassen, doch das war nun einmal Teil ihrer Abmachung. So ein Feuerwerk der Lust hatte sie noch nie erlebt. Nachdem sie in den höchsten Sphären der Leidenschaft geschwebt war, verabschiedete er sich mit den Worten: „Wenn ich Dir wieder einen Gefallen tun kann, ruf mich.“ Dann verschwand er in einer Feuersäule, das Dickicht öffnete sich, und sie ging nach Hause, noch beeindruckt von dem Erlebten. Doch sie wusste, dass sie ihn wohl nicht mehr anrufen würde. Zu groß war die Gefahr, süchtig danach zu werden. Süchtig nach Schwarzer Magie und nach IHM.

 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 31.10.2008. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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